Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage Windstärke 5 und mehr aus Nordost voraus. Das sind richtige 5 Bft und keine „Clubhaus-Windstärken“. Dazu die kurzen Wellen der flachen Ostsee, die mag die kleine EOS nicht. Wir bleiben im Hafen und besuchen mit dem Bus Riga, die Hauptstadt Lettlands. Abfahrt um 03.50, Ankunft 08 Uhr, Preis 8Euro.
Ein großer Busbahnhof, Busse nach überall im Land und weiter nach Europa. Kommt man in eine unbekannte große Stadt und möchte das Zentrum sehen, peilt man am besten den größten Kirchturm an und geht dann in das Infozentrum. Aber zuerst genießen wir noch ein kleines Frühstück. Riga hat offensichtlich keine argen Kriegsschäden erlitten. Die Straßen grob gepflastert und schmal und mit Autoverkehr. Laut Plan mit sehenswerten Gebäuden. Man sieht sie, liest und vergisst. Was bleibt in Erinnerung? Natürlich die Busfahrt in den Morgen, durch weite Wälder, Felder mit jungem Getreide und kleinen Häusern oft aus Holz, viele verlassen und am Verfallen. Warum haben die Leute Ihre Heimat verlassen? Wir lesen von Zwangsumsiedelungen nach dem ersten Weltkrieg. In Riga dann der Markt, es sei einer der größten Europas. Sechs große Hallen und dazwischen überall Marktstände. Es gibt alles, aber kein Grünzeug und Sellerie, das wir für die Gemüsesuppe brauchen. Dafür Heidelbeeren und Erdbeeren in Mengen. Alle wohl aus südlicheren Ländern. Bemerkenswert ist auch die Bibliothek am anderen Ufer der Daugava. In kühnen grauen Schwüngen zieht sie sich gen Himmel. Das schönste war aber das Orgelkonzert im Dom mittags um 12 Uhr. Ein überaus mächtiges und filigranes Instrument mit 4 Manualen und vielen Registern. Die Organistin wird mit Bildübertragung auf eine Leinwand übertragen. Eilig hüpfen ihre Finger über die Tasten. Viele Besucher genießen wie wir dieses Klangerlebnis.
Besuchergruppen überall. Lustig die Leute aus Asien. Ihre Handies und Selfie-Stangen richten sich gegen sich und alles was irgendwie Verzierungen aufweist.
Abends geht’s die gleiche Strecke wieder heim. Noch einmal machen wir Bus- Sightseeing durchs halbe Land. Alles huscht zwar vorbei, aber man erhält einen groben Eindruck vom Land.
Anderntags zeigen sich auf dem Meer keine Schaumkämme. Also Weiterfahrt. Als wir uns klar machen brist es auf. Ziel Ventspils können wir nicht anliegen. Groß gerefft, Genua stark gerefft und hart am Wind. Gelegentlich nehmen wir noch den Motor zur Hilfe. Je weiter wir vom Land weg kommen, desto höher werden die kurzen Wellen. Wir machen einen Schlag aufs Land zu um die hohen Wellen zu vermeiden. Es zieht sich, obwohl EOS mit 5-6 Knoten die Wellen anfährt. Nach 7 Stunden funke ich Ventspils Traffic an und wir können einlaufen. Den Sportbooten hat man die letzte, versteckte Ecke an Mooringbojen zugeteilt.
Jetzt gibt’s die Gemüsesuppe statt mit Wurzelgemüse und Grünzeug heute mit Brokkoli. Der Hafenmeister ist sehr freundlich und hilfsbereit. 40 Sm zeigt das GPS für den heutigen Tag an, ca. 75 km in bewegter See und max. Tempo.