BANDOL, Côte d'Azur. Montag/Dienstag, 29.+30.Aug.16-7.Tag
(leider sind die ganzen Zeilen nicht komplett lesbar)
Bevor Gerhard diese ganze Motor-Aktion in einem fachmännischen Bericht beschreibt,
kommt heute der laienhafte von der Bordfrau Gerdi:
Wir liegen immer noch in Bandol, einem 7000-Einw.-Ort an der Küste, Sandstrand,
Boutiquen, Restaurants, Marktstände mit Olivenöl, Käse, Schinken, Obst.An der
Promenade nur noch 2/3 der Souvenir- und Schmuckstände, fast keine Touristen
mehr, die Saison geht zu Ende, etliche Lokale und Modeläden bleiben schon ganz zu.
Gestern hievte ein Kran unseren neuen Volvo durch den engen Niedergang, vorher
schob ein kl. Kahn unser motorloses Schiff vom Heck her die lange Gasse der
Schiffe vor bis in die Nähe der Hafeneinfahrt, dort eine Haarnadelkurve
und bei inzw. 5 Windstärken Einschwenken in das schmale Kranbecken, an dem sonst
ein Travellerkran die Boote herausliftet.
Dann rollte ein kleine Autokran (niedr. LKW mit dem Kranarm u. Haken waagrecht vorn dran) heran.
Die Mecatroniker hängten am Werkstattauto an Schlaufen den 170 kg-Motor an den Kran.
Der rollte Richtung Schiff und dann schwenkte er vorsichtig das Monstrum über unsere Bordwand und
Reling, mm-genau über den Schiffseingang und nach Kommando der
Mechaniker senkte er das Teil dann ab Richtung Kiel, wo er über einer
Art Wanne auf 2 Schienen an 8mm-Schrauben angeschraubt wird. Je 2 dicke
Muttern an den 4 Füßen. Der 2. Mechaniker mußte mit scheußlichem Geräusch neue
Löcher bohren, was einem im Herzen weh tut, wenn das unterhalb der Wasserlinie
passiert...
Unser Salon sah aus wie ein Warenlager, denn alles, was in der breiten
tiefen Hundekoje, das ist das 5. Bett, unter der linken
Cockpit-Sitzbank, gelagert war, mußte raus, um an die Elektrik und
Schalthebel zu kommen: Die schwere Kunststoff-Plane fürs gesamte Schiff
im Hafen von FN und im Winterlager, das Sturmsegel, die Fock, die
Hafenhandbücher der ganzen Reise (Donau, Schwarzmeer, Türkei, Ägäis,
Peloponnes, Jonische Inseln, Albanien,Apulien, Kalabrien, Sizilien,
Sardinien, Korsika... Unglaublich, welches Volumen man da reinpackt,
wobei wir seit Messina die Rettungsinsel von innen verlegten und
an Deck festgezurrt haben neben dem Mast...
Eine Schiffsnachbarin, ma voisine, (man lebt ja eng wie auf einem Campingplatz, hört
sich schnarchen, lachen, kochen, pokern, schimpfen...;-)) schenkte mir
aus ihrem Garten Tomaten, 1/2 Zucchini, eine große Ochsenherztomate.
Sofort brühte ich Couscous auf und fing an, 2 Zitronen aus zu pressen,
Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, rote Paprika und das Gemüse klein zu
schnippeln, nach 15 Minuten war eine große Schüssel Taboulé fertig-
orientalisch gewürzt mit Zimt, Nelken, Kardamom, Sumak, Chili und
Olivenöl. Zuletzt noch Oliven drüber und Pfeffer- ein Traum. Die
Bootsnachbarin war begeistert. Man kann aber ausschließlich französisch
kommunizieren, denn hier gibt es NUR Franzosen, auch die Boote haben nur
Franzosen, keine Italiener, keine Deutschen, wenn man Glück hat, spricht
mal ein Mann etwas Englisch, aus der Zeit als Berufstätiger, sind eh
alles Rentner!! Falls Sabine mal wen an einen schönen Sandstrand in
Bandol schicken will (7000 Einw., eher dörflich als städtisch) dann muß
einer in der Familie etwas Französich sprechen. Aber für Kinder ist
natürlich das Karussell, Jg. 1900, ein einmaliger Spass. Diese
Beschaulichkeit, dieses langsame Im-Kreis-Fahren, diese schönen Tiere
und Figuren (auch eine Montgolfière ist dabei, dieser erste fliegende
Ballon mit Passagieren).
Wir fühlen uns wohl,gestern war wieder mal Starkwind mit gischtweißem Meer draußen,
was die Surfer und Jollensegler erfreute: sie flitzten über die hohen Wellen.
Am Abend war ein Gewitter mit Blitzen rund um die Bucht (!)
und Donner, die 2 Wörter orage und éclairs hörte ich nie im Leben.
Nun hoffen wir, daß Giullaume alle Schläuche, Kabel, Tanks und Highriser
installieren kann in der Enge dieses Motorraums, er schlängelt sich katzengleich
in der Koje und über dem neuen Motor und arbeitet wie ein Chirurg!