Lob für Blog und Törn

Liebe Gerdi,

mit großem Respekt habe ich die Aufzeichungen über euren letzten
Segeltörn gelesen. Sehr anschaulich und kurzweilig beschrieben kann man
in euren Berichten die einzelnen und  z. T. nicht ungefährlichen
Stationen eurer Reise miterleben. Du und dein Gerhard ihr seid
unzweifelhaft das perfekte Paar für solche Unternehmungen, und der
hundertprozentige Zusammenhalt ist Voraussetzung für die
Herausforderungen auf See. Chapeau!!

Rosi v.d. VHS- Fitnessgymnastik

Eos und Hexe als Paar auf 1 LKW…!

 

Copy. Kranen und laden (8)Copy. Kranen und laden (9)

Erstaunt sahen wir um 14.30 Uhr unseren Tieflader aus Kiel einfahren: er hatte bereits eine kleinere Segelyacht am Hänger… Ein aufregendes Schauspiel für alle, die Fachleute zu beobachten, wie sie das alles schafften: den Tieflader unten auseinander ziehen auf maximale Transportlänge, die EOS so an die Schlaufen zu hängen, dass ihr Bug höher als ihr Heck am Kran hing und schräg auf den Tieflader platziert wurde, über 2 Stunden lange Feinarbeit der 3 Männer. Dann ragte der Bug der Hexe leicht hinein in die Lücke über der aufgeklappten Badeleiter am Heck unsrer EOS. Kompliment… Um 17.30 war alles geschafft… Ein langes Gespann, „Traject exceptionell“…

 

Alles gut! Die SY Hexe wird in Berlin abgeladen, die EOS soll am Mittwoch um 9 Uhr im Hinteren Hafen von Friedrichshafen in den Bodensee gekrant werden.

Copy. Kranen und laden (14)Copy. Kranen und laden (15)

Daheim haben liebe Nachbarn und Freunde die Wohnung gelüftet, die Blumen erwarteten mich freudig, der Kaktus hatte 3x geblüht und gebar 44 junge kleine Kugelkaktuskinder.

Gerhard hilft im strömenden Regen, unser treues Schiff zurück in den Heimathafen und in den See zu hieven. Daheim ungewohnte Sachen wie Lichtschalter, fließendes Wasser, Waschbecken, Spüle, Spülclo, Warmwasser, Elektroherd, Staubsauger, Briefkasten, Tages-ZEITUNG, Festnetztelefon, Radio, TV,  ein Bett mit mehr als 8 cm Matratze nach 5 Monaten Koje. Ein Neuanfang im Haus…-es schaukelt nicht mehr… alles horizontal…;-)

Die Reise aus meiner Sicht – Gerhard –

EOS liegt im Hafen von Neuhof bei Stralsund, schon halb abgetakelt. Der Wind weht wieder einmal kräftig. Übermorgen sollen Schiff und Mast auf den Lkw verladen werden und dann nach Friedrichshafen reisen.

Gerdi und ich durften eine schöne, lange Reise erleben. Jeder von uns hat seinen Teil der Arbeiten erledigt. Wir waren ein gutes Team, das sich auf mehreren Reisen bewährt hat. Den ersten Monat haben mich Freunde begleitet. Da haben wir gemeinsam der Kälte und dem starken Gegenwind getrotzt. Das war wirklich nicht angenehm. Ich bin trotz Kälte und unpassender Winde für die gemeinsame frohe Zeit dankbar.

Was blieb denn in meinem Geist hängen, das mich besonders bewegt hat?

Da waren die langen Tage, verbunden mit außerordentlich farbenprächtigen Sonnenuntergängen im „hohen“ Norden. Es gab keine nächtlichen Fahrten, weil die Sonne oft um Mitternacht ganz langsam in spitzem Winkel unter den Horizont sank und 3 Stunden später schon wieder in gleichem Rot zu sehen war. Und dieses weiche, milde Licht, etwa wie bei uns an klaren Winterabenden! Auf der Rückfahrt in südlichere Breiten habe ich das lange Zeit vermisst.

Sonnenuntergang auf See (Copy)

Als Ersatz zeigten sich dann wieder die hellen Planeten und Sterne. Mal von den letzten Wochen in den Boddengewässern abgesehen hatten wir gutes Wetter mit ganz ganz wenig Regenstunden.

Als Bodenseesegler musste ich mich erst an den starken Wind gewöhnen. 4-5 Bft sind da ganz normal und in den geschützten Schärengewässern auch kein Problem. Wir benutzten den deutschen Wetterdienst und Windfinder. Die Voraussagen waren wirklich gut und wenn Starkwind vorausgesagt wurde, konnten wir uns immer irgendwo verkriechen.

An den Küsten der baltischen Staaten sichteten wir so gut wie nie andere Schiffe. Viele Kilometer Sandküste und Wald, ab und zu ein Radarmast und jeweils eine Tagreise entfernt eine Flussmündung mit Hafen. Wäre uns die Windrichtung günstiger gewesen, hätten wir angenehmere Segeltage erlebt. So mussten wir den starken Wind meist auskreuzen und ausmotoren.

Dankbar sind wir den Seeämtern für die Kennzeichnung der Gewässer. Schären und Boddengewässern sind mit Untiefen nur so gespickt. Tausende von Tonnen führen hervorragend daran vorbei. An die Kardinalbetonnung mit den gelb/schwarzen Seezeichen mussten wir uns erst gewöhnen. Das war anfangs ziemlich aufregend. Ich bewundere die Segler der Vor-GPS-Zeit. In diesem Untiefengewirr  sein Ziel zu erreichen, geht nur mit genauester Karten- und Steuerarbeit. Wir waren mit Minimalelektronik unterwegs.

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Zwei unabhängige kleine Smartphones mit Navionics- Navigationsprogrammen waren für den fast metergenauen Standort zuständig. Den Kugelkompass haben wir in Finnland ganz schnell sichtgünstig montiert. Man muss immer die Windrose parat haben, sonst nützt die ganze Kardinalsbetonnung nichts. Der geringe Schiffsverkehr ist kein Problem. Nur auf der nächtlichen Regen-Anfahrt nach Sassnitz beim Windpark mit den vielen Lichtern gabs Unsicherheit wegen zwei undefinierbaren Schiffen. Würde ich hier immer segeln, hätte ich ein automatisches Indentifikations-System (AIS) und einen Plotter.

Die schönsten Plätze? Schären sind wunderbar, egal wo man ist. Malskärsören war ein verwunschener Ankerplatz. Eine kleine Insel mit sicherer Bucht weit außerhalb des Festlandes zwischen Finnland und Schweden. Der Wind hat gepfiffen, aber wir lagen ganz sicher am Anker.

Einsamkeit ist auch schön. In den „Hoger Kusten“ in Schwedens Schären gab’s wieder tiefes Fahrwasser und „hohe“ Berge (für schwedische Küstenverhältnisse) bis 350 m Höhe. Eine wunderbare, bewaldete Gegend mit netten kleinen Häfen. Hanko (Hänku) und Uusikaipunki sind schöne kleine heimelige Städte. In Hanko fanden wir alles, was wir schon lange suchten fürs Boot (sogar einen Glasschirm f.d. Petroleumlampe im Salon) und Uusikaipunki bot uns einen der wenigen Fischläden. Warum gibt‘s in Finnland und Schweden so wenig frischen Fisch zu kaufen? Das ist mir immer noch ein Rätsel. Gäffle war ein paar Aufentaltstage wert, des tollen naturnahen Parks, der schönen Altstadt und des Restaurants im 11. Stockwerks wegen.

Die Schweden ankern selten frei. Sie werfen lieber den Heckanker und fahren ganz langsam eine Schäre an, einer springt vom Bug an Land und befestigt das Schiff an Bäumen. So passen viele Boote in eine Bucht. Nach zwei Fehlversuchen haben wir’s auch gerne gemacht. Schweden und Finnen haben statt der Pfähle lieber Bojen in den Häfen. Das ist toll. Man hakt sich mit dem Bojenhaken in der Boje ein und fährt mit dem Bug vor zum Kai. Das ist viel flexibler als Pfähle in den Häfen.

Wir hatten nie stark belegte Häfen oder Buchten. Das gibt’s anscheinend nur in der Hochsaison, und da waren wir oben im Norden, wo eh nur wenige segeln.

Und Probleme? Einmal musste ich ein Abwasserrohr der Toilette entkalken. In Lörrudden, einem winzigen Fischerhafen, gerieten wir bei der Anfahrt in ein Riffgewirr. Ein freundlicher Fischer sah die drohende Gefahr, kam uns mit seinem kleinen Boot entgegen und geleitete uns zwischen den Felsen  in den Hafen. In der Karte ist zwar ein Leuchtfeuer vermerkt, aber der Hinweis auf 2 Richtbaken fehlt.

Ein Segel riss aus Altersgründen, aber die freundliche Segelmacherin hat es sofort repariert. Unser guter Bügelanker ging schon in Estland auf steinigem Grund verloren. Am vorletzten Segeltag liefen wir hinter Zingst beim Verlassen der schmalen Baggerrinne auf weichen Grund. Eine schnelle Wende führte uns nach Sekunden wieder zurück.

Was hat sich besonders bewährt? EOS überhaupt. Sie hat sich wie immer in allen Dingen bewährt. Leider hat die schöne Lackierung der Kajütaufbauten aus Mahagoni gelitten. Die muss im Winter erneuert werden. Der Motor forderte nur einmal technische Hilfe, als zwei kleine Flügel der Kühlwasserpumpe brachen. Ersatz war aber in 20 Minuten eingebaut. Der Volvo Dreizylinder( Bj 2016) lief einwandfrei und wir mussten nie nach aufgegabelten Seilen oder Fischernetzen tauchen.  Und wir beide haben uns, glaube ich, in diesen unbekannten und nicht einfachen Gewässern und auf dem engen Schiffsraum auch bewährt. Manche Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse waren immer bald vergessen.

Schiff und Mannschaft reisen jetzt wieder zurück an den Bodensee. Natürlich werden wir die weiten, schönen Gewässer vermissen. Aber schließlich ist der Bodensee unsere Heimat und auf den See mit den nahen Bergen freuen wir uns.

Reise bis Sassnitz
Unsere Reise in den Norden der Ostsee
Reiseweg-wieder-in-Deutschland
Unsere Reise in den Boddengewässern

Sonne am letzten Tag… 6.+7. Okt

 

Für unsere gute alte EOS ist es Routine… der letzte Abend, ein Sonnenuntergang, der Skipper löst die Wanten und Stage, nimmt die Hülsen ab. montiert den schweren Großbaum ab und legt ihn an Deck, Bootshaken, Niederholer,  Großsegel-Schiene vom Mast, Nationalflagge, Sprayhood, … Kahl und amputiert wartet sie geduldig auf das Mastlegen am Montag…

Ich koche nochmal fein im Wok, 2 Rindersteaks in 2mm-Scheibchen mariniert in pikanter Teriyakisauce. Schnibbeln… Zwiebel, Lauch, Paprika, Möhre, Aubergine, Zucchini, Ingwer, Knoblauch… Reis dazu und knackfrische Biogurke…IMG_6489 (Copy)Ratatouille

Wie immer male ich am letzten Tag dann doch noch ein Aquarell 😉 – die EOS mit Heckanker und 2 Landleinen an den Felsen der Schäre in Schweden…IMG_6491 (Copy)Aquarell zum AbschiedIMG_6492 (Copy)Aquarell an d.Schäre

Am Montagmorgen wird um 8 der Mast gelegt, Gerhard bindet alle losen Drahtseile, Fallen, Stage, Wanten transportsicher fest. Wir warten auf den LKW… um 15 Uhr wird gekrant, dann startet EOS‘ lange Reise auf Rädern und auf Straßen… in den Süden. Wir zwei fahren mit dem Taxi nach Stralsund in ein kleines Hotel nahe beim Bahnhof. Morgen um 9 geht unser ICE nach Berlin-München-Lindau-Bus, eine Sparpreiskarte 1. Kl. für 47 € als Bahncardkunde. Mehr als 700 km, bis spät nachts daheim.

Bodensee- wir kommen! Unsere EOS darf noch ein paar Wochen in den See… und dann in die Werft zur neuen Lackierung der so sonderbar rauen, glanzlosen, „erblondeten“ braunen Mahagoni-Flächen am Kajütaufbau…

Blick zurück im Glück

Gerdis dankbarer Rückblick auf fünf Monate auf See im hohen Norden

Rück-Blick… -nach unserem 13. Segel-Törn, seit wir uns kennen…:  1980 Korsika, 1983 bis ’90 fünf mal je 3 Monate die Adria runter und rauf mit den 2 und 3 kleinen Kindern, nach Erikas Abitur nun je 6 Monate Törn: 2009-10-11 Rhône, Nizza, östl. Mittelmeer bis Marmarameer und retour, 2014-15-16 ab Regensburg die Donau abwärts in 80 Tg., Schw. Meer, Türkei, Ägäis, Albanien, …Sizilien… Marseille, Rhône Mulhouse…. 2019 Stralsund, Baltikum, Finnland, Schwedens Schären, Rügen.  Das sind zusammen 5 ganze Jahre Leben auf See….

Im Hafen von Zingst (Copy)

 

Es regnet (Copy)

 

Neuhof, Hafen, bei Stralsund, 5. Okt.2019

EOS liegt vertäut am Ponton im Seglerhafen Neuhof, 5 sm vor Stralsund. Es windet lebhaft, es dröhnt in den Böen. Eos zerrt an ihren 4 Festmacherleinen. Ob sie noch nicht genug hat vom Meer und dem Starkwindsegeln, Gischt und Ankernächten? Eos verdient ein dickes Lob, immer war sie zuverlässig, tapfer in allen Wetterlagen, auch der Volvomotor arbeitete vorbildlich, nur ein kleiner Riss im Vorsegel war zu flicken. Welch ein Glück.

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Mein Blick ruht auf meinem Mann. Dankbar. Ich bin stolz auf ihn. Mit fast 72 hat er zum 13. Mal eine wunderbare Törn-Planung hingelegt, mit Seekarten, dicken Hafenhandbüchern, Seestrecken-Beschreibungen, hat das Wetter beobachtet, mit Navionics am Smartphone die schwierigen Pfade durch die Untiefen Finnlands und Schwedens und die deutschen Boddengewässer erkundet und als Richt-Strahl vorprogrammiert, den Motor gewartet, die Elektrik repariert…

Mir blieb, mich vertrauensvoll auf Käpt’n und Boot zu verlassen, exakt zu steuern, gewissenhaft die Segel im Wind zu beobachten und 1000e von Pricken, Boje und Seezeichen zu sehen und zu achten. Lange Gespräche, auch mal lange stille Abende über einem Buch und der ZEIT. Am Morgen richtete Gerhard immer das Frühstück (mit einer Tasse Filterkaffee(!) für mich und 1 Liter Grüntee). Abends war es meine Aufgabe, für uns ein leckeres selbst gekochtes Essen zu zaubern; bei jedem Wetter gab es frisches Gemüse, Salat und Gerichte aus Wok, Pfanne und Schnellkochtopf. Das gemeinsame Einkaufen in Dörfern und Städten war immer ein Erlebnis, zu Fuß km-weit mit den Rucksäcken.

 

 

An schönen Morgen oder stillen Anker-Abenden erklang meine Flöte- zum Erstaunen der Zuhörer an Land, Fischer, Urlauber in den rot-weißen Holzhäuschen. Verzaubert saßen wir in den hellen langen Nächten in Finnland und Schweden im Cockpit und es wurde nie dunkel, kein Stern zeigte sich am lichtblauen Himmel.

Nachtfahrt ab Reposaari,23.+24.6 (1)Nachtfahrt ab Reposaari,23.+24.6 (3)Nachtfahrt ab Reposaari,23.+24.6 (12)

Beeindruckend war die lange Nachtfahrt von Finnland Riposari nach Vaasa und von Vaasa hinüber nach Schweden (Ümea): um 23 Uhr sank die Sonne als roter Feuerball auf den Horizont, um dort zu rasten. Nur 3 Stunden später erhob sich die Sonne auf dem flachen Bogen und ging im Hellen leicht östlich wieder auf… in einem rosa-türkisblauen Farbenmeer.

Wie aufregend war der Moment, als Gerhard nach 3 Monaten wieder die Venus, den ersten Stern über unsrem schwedischen Felsankerplatz über den Baumwipfeln entdeckte.

Waren unsere zwei ersten Versuche, das Boot direkt an einem Felsen festzubinden noch erfolglos, gelang uns das bald mit Heckanker und Landleinen und wir freuten uns über mehrere wundervolle Felsbuchten, wo die EOS mit Seilen um runde Schären-Felsen und Birkenstämme angebunden direkt am Ufer lag und wir durch den Wald wandern konnten..

Die 25 Stunden lange Überfahrt vom schwedischen Karlskrona bis Sassnitz mit Nachtfahrt in kabbeliger See, unaufhörlicher Schaukelei und Regen und schlafloser Freiwache bleibt unvergesslich. Geschafft. Zu zweit, im Team…

Fragt mich wer, wo es am schönsten war, fällt mir die Wahl schwer. Tallin? Die 1000 grünen Waldschären in Finnland? Die klaren hellen Nächte und die rosa Schärenfelsen in Schweden? Die freundlichen Menschen im hohen Norden? Greifswald! Die Backsteingotik an Häusern und Kirchen? Matjes am Kutter? Stralsunds Kirchen? Das Ozeaneum? Die unvergleichlichen Sonnenuntergänge in der Glewitzer Wiek?

Sonnenuntergang (Copy)IMG_6232 (Copy) 

Orgel in St. Nikolai (Copy)St. Marienkirche Strals (2) (Copy)

Erbaulich waren für mich die Festgottesdienste in großartigen evangelischen Kirchen: im Dom zu Helsinki mit 2 Chören und Orchester, ein Taufgottesdienst in Stockholm, ein Taufgottesdienst in der Unistadt Kalmar, ein Orgelkonzert in Greifswald, der Erntedankgottesdienst in St. Nikolai in Stralsund, ein Motetten-Chor-Konzert in Stralsunds Marienkirche.

So bleibt ein tiefes Glücksgefühl nach diesem Törn auf See. Ein inniger Dank gilt Gott, der uns auch mit über 70 noch einmal ein halbes Jahr Leben auf dem Meer geschenkt hat, bewahrt, reich beschenkt und gesegnet.

Vor Vaasa. Nachtfahrtende um 14 Uhr, 25.6.,Udfärdhamn - Kopie

Schwanensee,Gischtmeer, Ankern+ Zingst

Letzte Segeltage: Der Wind treibt uns nach Zingst… ins Vogelparadies 1.-3.Okt.

Am liebsten würde ich ja hierbleiben…im kleinen netten Hafen von – Dänholm, unter den hohen Kastanienbäumen, mit dem Rabengeschrei ab 18 Uhr, mit den Buben, die nachts in 1 Stunde 10 kleine Barsche angelten…Aber am 1. Oktober wollen wir noch einmal weiter und bis Zingst segeln!

 

 

Dänholm-I.Bock 1.Okt (Copy)

Dänholm-I.Bock vor Zingst 1.Okt (4) (Copy)

Dunst, Regen, wenig Sicht, kaum ein Segler an der Klappbrücke Stralsund. Den Wind haben wir gegenan, EOS wühlt sich durch die gischt-beschäumte See im Bodden bei der Insel Bock. Ganz flach ist es neben unsrem Schiff, der ausgebaggerte „Kanal“ ist grad mal 3 m tief und mit Bojen begrenzt. Neben uns gleich viele weiße Schwäne, die Hälse im Wasser bis zum Grund zum Futtersuchen. Die Boddengewässer zwischen dem endlosen Schilf ist ein Schwanensee, o,5m tief, Schwanenhalstiefe 😉 Naturschutzgebiet, Vogelschutzregion. Zieht über uns eine Keilformation und es schnattert laut, sind es Gänse am Weg nach Süden. Die Ausflugsschiffe Barth-Zingst laden ein zur Beobachtung der Kraniche, täglich 6x.

Zingst 2.Okt (6) (Copy)

 

 

Ich steuere an der Pinne durch dieses Paradies, es ist eisigkalt, die Wollsocken helfen in den Gummistiefeln nicht gegen die beißende Kälte im Wind. Nach 3 Stunden Anker ab… die Strömung läßt unsre EOS quer zur Windrichtung „stehen“ und schwojen, das irritiert uns Ostsee-Neulinge. Meine Eisfüße bekommen gleich eine heiße Wärmflasche, von innen wärmt der 1. Grog der Seereise. Dann back ich leckere dünne Pfannkuchen zu Heidelbeer-Marmelade und dampfendem Kaffee. Lesen. NDR-Klassik-Musik hören.

Zander!ganz frisch v.Fischer (Copy)

Am Abend brate ich den frischen Zander, wohl 600 g, in Butter. Dazu knusprige Mecklenburger Bratkartoffeln. Soooo delikat!

Zingst 2.Okt (1) (Copy)Enge Fahrrinne,1.Okt (3) (Copy)

Am Morgen des 2. Okt. gehn wir um 10 Uhr Anker auf. Kalter Wind aus NW, 4 bft, in Böen mehr. Heute steuert Gerhard, im offeneren Seeraum düst und spritzt es, EOS voll gegenan. Der Mast vibriert, der Motor hat viel zu tun…. Kabbelige See, ich bewundere die Fischer, die aufrecht in ihren kleinen Booten stehen und angeln.

Zingst, Liegeplatz Hafen.2.Okt (1) (Copy)

Nach 4 Stunden erreichen wir Zingst, den Kur-Bad-Ort – die dicken alten Dalben haben die DDR noch erlebt. Wir legen an der langen Reihe der Pfosten am Holzbrettersteg hinterm Deichdamm an. Der Ort sehr westlich, alles neu für die Touristen, schöne Häuser, auch Plattenbauten fröhlich farbig,  viele Modeläden, schicke Gehwege mit neuem Pflaster, zahlreiche Schmuck- und Souvenirläden, Cafés, Pizzeria, Fischlokale, Eisdielen, Ferienwohnungen, neue Parkplätze, auch am Edeka nur für 1 Std. Parken erlaubt, dann 10 € und mehr.

 

Wir pilgern zur langen Mole am Sandstrand, vorn ist eine silberne haubenartige Tauch-Gondel. Ein Naturschauspiel sind die lang anrollenden Brecher der Brandung… nur wenige Kinder schaufeln Sand für eine Burg… Wir klettern auf den Aussichtsturm am Hafen und können weit über das Schilfmeer mit den Vogelfamilien blicken.

Zingst, Liegeplatz Hafen.2.Okt (2) (Copy)Zingst, Liegeplatz Hafen.2.Okt (3) (Copy)Zingst, Liegeplatz Hafen.2.Okt (4) (Copy)Zingst, Liegeplatz Hafen.2.Okt (5) (Copy)

  • Am Schiff färben sich die Wolkenberge plötzlich orange-rosa…

Am Dienstag, 3. Okt. ist Tag der deutschen Einheit, viele Passagiere sind mit Ferngläsern auf den Ausflugsbooten und Raddampfern. Um 10 Uhr starten wir mit Wind unter dunklen Regenwolken. Die Isomatte (aus einem Sessellift) wärmt meine Füße von unten im Cockpit, diesmal in Goretex-Winterstiefeln. Heute sind doch etliche forsche Segler mit uns auf der schmalen Segelstraße unterwegs, fast wie bei einer Regatta. Herrliches Segeln, teils Wind von achtern und mit Fock und Groß als „Schmetterling“… da muß man ganz exakt nach Windrichtung steuern, auch in der schmalen Fahrrinne… Es ist eisig kalt, alle Segler sind doppelt so dick wie sonst, vermummelt mit Daune, Wollpullover, Ölzeug, Pudelmützen, Handschuhen.

 

Und dann breitet sich nach einem halben Sonnenstrahl noch einmal die Silhouette von Stralsund vorm Bug aus. Es hat NICHT geregnet.

Zingst-Stralsund 3.10 (1) (Copy)

Zingst-Stralsund 3.10 (4) (Copy)Zingst-Stralsund 3.10 (12) (Copy)Zingst-Stralsund 3.10 (11) (Copy)Wir sind zu schnell gesegelt:-) denn grad schließt sich die 15-Uhr-Brücke.

Zum Warten an den Dalben(Klappbrücke) (Copy)

Am Dalben angebunden warten wir gar nicht ungern noch 2 Stunden mit heißem Grog, Nescafé und einem Croissant. Um 17.30 gleitet die EOS ein letztes Mal in ihrem und unsrem Leben durch die für uns geöffnete Klapp-Brücke und fast von selber fährt sie uns wieder nach Dänholm in den kleinen fluß-ähnlichen Hafen.

Rosenkohl deftig (Copy) Ich koche den Rosenkohl und dazu gibt’s geschmälzte Kartoffeln mit Speck. Gut geht’s uns. Am letzten Morgen warmer Sonnenschein, ich flöte im T-Shirt an Deck Morgenlieder. Dann geht die EOS auf ihre letzte Ostseefahrt… zum Hafen Neuhof mit dem Kran für den Lastwagen….. zur Heimfahrt an den Bodensee.

Nach Zingst, unserem westlichsten Reisepunkt

Wir haben eine ruhige Nacht am Anker. Die Sterne funkeln, die Milchstraße teilt wieder das Firmament und im Osten weisen rote und grüne Blinklichter den Schiffern ihren Weg auf diesem durch viele Untiefen gefährdeten Weg. Unser heutiges Ziel ist die Insel Zingst. Es wird wohl unser westlichster Punkt dieser Reise werden. Windfinder sagt 4-5 Bft aus West, also entgegen unserer Richtung an. Und er hat Recht. Auch in diesem sehr flachen aber freien Seegebiet bilden sich kurze Wellen und Gischt fliegt über Deck. Sie hemmen aber EOS kaum. Viel unangenehmer ist die Kälte in Verbindung mit dem Wind. Warme Jacke, Mütze und Schal sind angebracht. Nur die Füße stecken in kalten Turnschuhen. Die Hände wärmen sich in den Taschen der Jacke. Die Pinne klemme ich zwischen Arm und Jacke. So lässt sich auch gut steuern.

Rote und grüne Bojen und das GPS weisen den 14 Seemeilen kurzen, kurvenreichen Weg zwischen den Untiefen. Angler flitzen in ihren schnellen Bötchen über die Wellen, bleiben immer wieder stehen und werfen ihre Angeln aus. In Zingst machen wir EOS zwischen mächtig dicken Pfählen fest und durchstreifen den Ferienort. Noch sehr viele Urlaubsgäste schlendern gemächlich durch das wohlgeordnete Dorf. Auf der einen Seite das ruhige Boddengewässer und gegenüber die Ostsee mit herbstlichem Strandleben, feinster Sand, Strandkörbe und Kinderdrachen inklusive. Ausflugsboote laden ein zu Fahrten zu den Kranichen. Gänse fliegen im Keil nach Süden. Wir genießen eine Fischsemmel, Kaffee mit Windbeutel und Pflaumen-Kuchen und den Einkauf beim Rewe. Zingst ist unser westlichster Reisepunkt. Morgen können wir hoffentlich mit gutem Wind zurück segeln.