Von La Caletta nach Cagliari

Media_httpfarm4static_eqfgq

Windstärke 5 gegenan
Der Wind war meist gegenan, aber kräftig, 4-6 Windstärken. Angefangen hat es mit gutem halbem Wind und es war eine Lust zu segeln. Aber am Kap waren im Fernglas schon weiße Schaumkronen zu sehen. Wir nahmen die Segel herunter, der Wind erstarb und kam nach Minuten aus anderer Richtung. Nur mit kleiner Fok kämpfte sich die EOS tapfer gegenan. Am Abend waren wir als Lohn in einer azurblauen Bucht! Ein herrlicher Sonnenuntergang wurde vom Rauschen des Windes begleitet. Die Freude war jedoch gedämpft: Gerdi fiel im letzten Hafen Porto Corallo eine Hafentreppe hinunter und hatte böse Schürfwunden und einen wehen Daumen. Anderntags lagen wir ganz friedlich. Beim ersten Tageslicht lichteten wir den Anker und umrundeten Cap Carbonara und: Wieder der Wind von vorne. Erst noch schwach, dann mit Stärke 5. Diese Strecke legten wir mit Groß und Motorunterstützung zurück. Mittags legten wir in Cagliari, Sardiniens größte Stadt, an. Viele Langzeitsegler liegen hier. Die Segler helfen sich gegenseitig beim Anlegen. Gerade wenn der Wind aus seitlicher Richtung weht, ist es wertvoll, wenn eine Person die Leinen an Land übernimmt und die Muringleine übergibt. So wird ein Abtreiben des Bootes vermieden.Der Nachmittag war mit der Fahrt zum Krankenhaus ausgefüllt. Gerdis Wunde ist gereinigt und der Daumen steckt in einer Schiene, schaut komisch aus.Cagliari ist eine lebhafte bunte Stadt mit südlichem Flair. Die ragazze (Mädels) sind gestylt, geschminkt, schlank und tragen teure Handtaschen. Dazu rauchen sie und haben immer mindestens ein Telefonino am Ohr. Tiefschwarze, schöne Afrikaner in weiten Kaftans mit Ethnodruck stolzieren durch die Gasen. Im Internetcafé Sprachengewirr. Wir aßen 6-gängig typisch sardisch. Viel vegetarisches, roh und gegrillt. 25€ p.P mit Wein, 2 Dolce, Likör und caffé. Köstliche Düfte!Wir werden noch einen Tag bleiben, den Motor warten und einkaufen. Wenn der Wind passt, dann starten wir nach Sizilien. Das wird ein oder zwei Tage dauern.Die Temperatur hier: 29°C.Die Bilder:

Bordroutine : 25 Infos für Nichtsegler zum Leben an Bord

BORDROUTINE – 25 Infos für Nichtsegler zum Leben an Bord

  1. Aufwachen gegen 6 oder 7, Bad im Meer, Süßwasserdusche mit 1-2 l aus der Solardusche, dem schwarzen Gummisack – an Deck.
  2. Nationalflagge am Heck aufstecken. Gastflagge des besuchten Landes bleibt in Stb-Saling
  3. erster Grundanstrich, d.h.Sonnencreme UVF 25-50, je nach Sonne, Ankleiden
  4. Frühstück,meist im Salon,auf Ledersofas, umgeben von Fotos v. d. 3 Kindern+Bodensee macht meist Gerhard.Grüntee,1T.Filterkaffee+Milch,Müsli,Joghurt,Marmelade,Wu+Käse. Spülen u. sofort alles auf seinen seefesten Platz zurück:Porzellanteller,Tontassen,Kannen
  5. Evtl.Weltnachrichten auf Deutsche Welle
  6. Kontrolle:alles verstaut?Nix liegt auf Tisch, Sofa,Herd?Nur Seekarte + LogbuchAnker auf oder Leinen los, Logbucheintrag,Tagebuchschreiben, Lesen.Wenn die EOS sehr schräg segelt, verrutscht kaum was. Auf d.Bett Decken mit Seil zu Päckchen geschnürt, in Weidenkorb(angeseilt) sind 4 Stoffbeutel f.Bikinis, Slips, Bermuda, alles findet sich in 1 Handgriff – auch im Dunkeln.Im Kosmetik- u. Verbandsfach vis-à-vis vom WC ist alles in kl.Kästchen verstaut, auch Pinzette, Bartschere,Heilsalbe, Sonnenschutzcrems.
  7. Auch die Frottées, das Nähzeug, das Zahnputzzeug, die Sonnenbrille, die Sandalen-
  8. alles am festgelegten Platz
  9. Die Tischdecke auf dem stabilen Salontisch (Eigenbau, beidseitig klappbar 100x90cm, ist mit kl.Schraubzwingen seefest fixiert, die Bücher im Regal mit Gummiseil gegen Rausfallen bei Schräglage gesichert
  10. Auch der Rudergänger und Segelwechsler ist gesichert: ein auf Deck umlaufendes Stahlseil gibt uns die Möglichkeit, uns mit dem Karabiner vom Lifebeltseil einzuklinken.Damit keiner beim Schlafen aus der Koje rollt, habe ich aus Stoff sog. Lee-Segel genäht die senkrecht an der Matratze mit Seil u.Karabiner aufgespannt werden. Der Skipper kann seine ausgehängte Rückenlehne an der vorderen Kojenkante einstecken.
  11. Die Petroleumleuchte mit Glasschirm (!) hielt am Pfosten zur Küche – Pantry hin bisher jedem Wind stand.
  12. Beim Kochen in Schräglage kann man die Kochtöpfe mit Klammern am kardanisch aufhängbaren Petroleumkocher festklemmen.
  13. Die Teppiche sind in einzelnen brettgroßen Teilen auf die Bodenbretter geklebt, drunter ist der Vorratskeller über dem Kiel f.Mineralwasser, Bier,Wein, Bergstiefel….
  14. T-Shirts fanden in 3 säuberlichen Stapeln im „Badschränkchen“ in der 2.Etage Platz
  15. Schwimmwesten, Lifebelts, Ölzeug, Gummistiefel sind unter einem Sitz gestaut
  16. Proviant ist exakt geplant gestaut: unter dem Tisch in 2 Körben Brot, gr.Obst wie Melone. Äpfel, Aprikosen, Zitronen sichtbar hinter der Spüle zur Haltb.k.kontrolle. In pass.Dosen im Kühlschrank(45x35cm) Salat,Tomaten,Käse,Wurst,Butter,Eier, 1 l Wasser,1 Bier, Fisch, Fleisch, Joghurt,Milch,Margarine+Butter, Prosciutto…
  17. Unter dem Navigationstisch hängt ein Weidenkorb mit Kartoffeln,Zwiebeln, Weißkraut, sperrige Nahrungsmittel. Über dem Herd, tagsüber abgedeckt, baumeln Schere, Preffermühle, Topflappen, Knoblauch, Brillenputztuch, Feueranzünder
  18. In 3 Mahagonischubladen, rausfallsicher, 25×40, hat Gerhard alles schlingerfest griffbereit einsortiert in Schalen: 2 Schraubendreher, 1 Zange, kl.Werkzeugkasten, Meterstab, Tesafilm, Aufladegeräte f.Handy etc.- alles griffbereit. Das Navigations-Besteck sowie Stift,Spitzer,Zirkel , LED-Strahler ist neben d.Kartentisch an der Bord-Wand fixiert. Wunderschön auf Mahagoni, typische Hallberg-Rassy-Art. Öffnet man den 90×60-Deckel, liegen da säuberlichst in mit Holzleisten fixierten Flächen Handy, Geldbeutel,Adressbuch, Notebook, Logbuch=Tagebuch f.Navigationseinträge+Erlebtes
  19. 18. Die Schiffspapiere sind in gr. Ordnern in einem gr. Geschlossnen Fach über der stb-Koje, auch Pässe, Bootsführerscheine, Impfpass, Garantiescheine, Rechng.neuerworb. Teile. 6 dicke Seehandbücher sind im ehem. Barschrank! Bei 6 Schnapsgläschen,rüttelsicher….Das Versteck fürs Notgeld verrate ich natürlich nicht !!!
  20. Unser kleiner Schrank hinterm Bord-Clo (mit Tank) ist 60 cm „breit“ und kleiderbügeltief unten drin Badeschuhe,Schuhputzzeug,2 l Haka-Schmierseife f.Spülen+Waschen, Regenschirme – oben hängen auf Bügeln Hosen, Hemden, Blusen, 2 Kleidchen (zum Tanzen!), Faserpelzjacke+-Hose, Wolltroyer, winddichte Finkenwerder Fischerhemden, Anoraks
  21. Ist es sehr heiß, spannen wir vors Bug-Luk für Durchzug einen 1,50x1m Windfangsack. Am Heck spendet ein von mir aus einem EOS-Segel v. 1974 selbstgenähtes Bimini, ein klappbares Sonnenschutzdach auf, auch beim Segeln. Hinter dem Großbaum. Super! Wir sind immer bekleidet, „ohne“ nur nach der Uhr, 30 – 60 Minuten. Am Kopf einen Sonnenschutzhut UVF 40- Marke Stetson
  22. Auch wir 2 Seebären sind auf diesem 6. gemeinsamen Törn(der 1. rund Korsika zum Kennenlernen im August 1980) immer wieder erstaunt, wie automatisiert alles an Bord funktioniert, die „Seemannschaft“ sowieso und auch, dass bei einem Schräglage-Schüttel-28 StdTörn Tag/Nacht nichts „herumfliegt“ oder zu Bruch geht. Ordnung+Disziplin ist ein ungeschriebenes Prinzip, die einzige Chance für reibungsloses Segeln ohne Suchen+Ärger
  23. 6Gläser+6 vom Töpfer Luedecke in Meckenbeuren handgetöpferte Tassen ruhen 1 cm tief „versenkt“ in rund ausgesägten Löchern, je 8 kl.+gr.Porzellanteller, 4 Suppenteller, 6 Glasschüssele,6 Suppentassen sind in Holztrennwänden aus Mahagoni eingekeilt,Maßarb.!
  24. Töpfe, Dampfdrucktopf (für schnelles Garen, auslaufsicher), 2 Salatschüsseln, Meßbecher Vorratsdosen, 2 Pfannen, 1 kleiner Wok, 1 Henkeltopf f.Teewasser sind unter dem Herd, Deckel platzsparend waagrecht in einem Fangnetz gesichert. In einem 60x60x20 cm-Fach fügen sich Kaffeedose, grüner Tee, Salz, Zucker, Nescafé, Mehl, Müsli, Molkepulver auf ihrem Stammplatz ein neben Schneidbrettchen, Filtertüten, 2 Thermoskannen(2-wandig Stahl) f.Tee u.Kaffee, Brotkorb, Würzsoßen, Nachfüllgewürz
  25. Oben drauf ist ein 6-Flaschenkorb eingeklemmt mit Olivenöl,Obstessig,Bratöl, Mentasirup/Pfefferminz, Tamariskensirup.
  26. In 3 25x40x10 Schubladen ist Besteck f. 8 Personen einsortiert, darunter Spezielles wie Dosen/Flaschenöffner, Knobl.presse,Schneebesen,Suppenkelle, Sparschäler,Kochlöffel. Die 3.Schublade birgt 35Gewürzdosen, Kräutersalz, Origano ,Estragon, Rosmarin, Zimtzucker, Gyrosgewürz, Fischwürze, Thaicurry, Kressesamen (keimt in 2-3Tg. in tönernem Sieb-einsatz 3 cm hoch, vitaminreich,frisch)

Damit sei das rein Praktische an Bord genug beschrieben. So mancher kann sich gar nicht vorstellen, wie bei dem extremen Schaukeln und der Schräglage Küche, Navigation, Schlafen, funktioniert. Wohnmobilfahrer können sich es am ehesten vorstellen, aber das Schiff ist halt immer in Bewegung! Ich hoffe, es anschaulich genug geschildert zu haben.Gerhard wird noch ein paar Fotos dazu machen. Uns ist inzwischen alles zur BORDROUTINE geworden….und die Bilder dazu:

Media_httpfarm4static_teipd

Von Bonifacio nach La Caletta auf Sardinien

Sardiniens Ostküste, La Caletta, Freitag, 19. Juni 2009-06-19Eos liegt sicher an einer Mooring im Hafen von La Caletta. Der Wind pfeift wieder einmal mit Stärke 5 direkt aus unserer ursprünglichen Zielrichtung. So haben wir unser heutiges Reiseziel geändert und sind hierher gesegelt. Der Wetterbericht hat 6 Knoten, Bft. 2 aus Nordost vorhergesagt, eingetreten sind Bft 5 – 6 aus Südost.

Media_httpfarm4static_aaigm

Der Leuchtturm von Bonifacio
Wir kommen nicht schnell voran, zum einen wegen der südlichen starken Winde, aber in erster Linie wegen der schönen Gegend. Zwischen Korsikas Südende und der Nordostseite von Sardinien liegen so schöne Inseln und Buchten, die uns zu kurzen Tagesetappen veranlasst haben. Porto Puddo z.B.: Eine große Bucht mit einer Insel mitten drinnen. Man liegt nach allen Seiten geschützt. Ein kleiner Fluss mündet hier. Ich bin ihn mit Maroni, unserem Klapp- Beiboot hinaufgerudert und bin in vollkommene Natur eingedrungen. Wasserschlangen haben sich unter mir durchgeschlängelt und über mir standen Libellen. Die nachmittägliche Hitze lastete überall, sogar die Vögel haben ihr Gezwitscher eingestellt. Erst ab 18 Uhr werden die Temperaturen wieder angenehmer für uns Nordländer. Bei Sonnenuntergang war das Fleisch auf unserem Grill am Heck fertig und wir genossen die abendliche Kühle, einen kühlen Rosé und das köstlich zarte Fleisch.Schon die nächste Bucht Tre Monti war wieder besonders: Drei „Berge“ aus rund abgeschliffenen riesigen Granitbrocken wachen über der Bucht und haben ihr den Namen gegeben: Drei Berge. Der höchste ist zwar nur 65 Meter hoch aber eine Besteigung hat es in sich. Schon das Vordringen zum Bergfuß war durch die dichte und dornenreiche Maccia nahezu unmöglich. Der Stein selbst war wunderbar rutschhemmend und in der Steilheit gerade noch gangbar aber ohne Griffe. Den Gipfel bildete ein eiförmiger Zyklopenstein und es gelang mir nicht, ihn zu erklimmen. Mancher 4-Tausender bei uns ist einfacher zu besteigen als diese Erhebung. Aber die Sicht war gut! Abends gabs dann eine allerköstliche Fleischsuppe von Gerdi. Ja, eine Köchin als Segelpartnerin ist Gold wert. Dazu einen kühlen Weißwein aus der Gegend.

Media_httpfarm4static_lexng

Unser Ankerplatz auf der Insel Tavolara, über 500m hoch
Nun wendete sich der Kurs nach Südost, vorbei an Porto Cervo, der Bucht, den auch Megajachten gerne ansteuern, man trifft sich dort, dann Olbia, der große Fährhafen, das Tor nach Sardinien. Und dann die Insel Tavolara! Sie ist die absolut höchste Erhebung in dieser Ufergegend, 560 Meter. An ihrem südwestlichen Ausläufer hat sich eine dünenartige sichelförmige Landzunge gebildet, deren Bogen zum Ankern einlädt. Hohe Inseln führen oft ihr windiges Eigenleben, Winde werden verstärkt oder ändern ihre Richtung. Am Nachmittag kam der Wind aus Nordost, wir waren in vollem Schutz, abends frischte der Wind auf Süd auf und der Landschutz war nicht mehr. Die Flucht ergreifen? Ein Ankertest mit Motorkraft ließ den Anker schleifen, wir holten den Anker ein und wählten einen anderen uferferneren Platz aus. Dort griff der Anker bestens. Eine Stunde später war dann alles wieder friedlich. Beim Ankern muss man sich immer einen Fluchtweg ausdenken, falls sich die Windsituation verschlechtert.Bevor wir jetzt hier ins Hafenbüro zum Internetanschluss gehen, erwähne ich noch unsere Solarzelle

Dienstag, 16.Juni: auf nach Sardinien!!!

Um 8 Uhr Ablegen. Raus aus der Enge der Felsenkluft. Frühstück auf See im Licht des Morgens, „Sonne 7“, Sommerzeit 8. Gerhard hat den Böll fertig gelesen und wirft ihn über Bord, ein Zeremoniell mit Fotodokumentation. Als Ausgleich in Sachen Umweltschutz produziert unsere Solarzelle am Heck eifrig Strom. 2 Reffs in Groß und Genua, aber wir sind um 12 Uhr in Sardiniens Urlaubsparadies: Bucht Pto Puddo neben Isola Cavalli. Endlose fast leere Sandstrände. Fare niente. Uuuuurlaub. Ich dekoriere auf grünen Salatblättern in Zitrone eingelegte Sardinen mit Oliven, Melonenschnitze als Nachtisch und Menta, Pfefferminzsirup + Wasser aus dem Mini-Kühlschrank.Gerhard rudert mit der „Maroni“, unserem 2,40 m kleinen Mahagoniboot (Banana-Klappboot Eigenbau) Richtung Sandstrand zu einem Flüsschen landeinwärts, Natur pur, Schilf, Wasserschlangen, Libellen, vollkommene Stille außer Vogelgezwitscher.

Montag, 15.Juni, nach Bonifatio

Um 8.30 Anker auf, 3-4 bft aus SSO, nur unter Fock auf Sicht in „mer violent“ Richtung Hafen Bonifatio. Luft sehr feucht und salzig. Gegen 12 die ca. 80 m hohen senkrechten Felsen und wie ein Adlerhorst hoch droben die „Haute ville“, die Altstadt und die Bastille mit ihren mächtigen Festungsmauern. Wir steuern in den tiefeingeschnittenen Fjord und finden einen Liegeplatz direkt vorm Boulevard mit den Bars und Boutiquen. Mit Mooring u. Leinen zwingen wir die EOS auf den Platz und der Wind reißt an ihr. Es pfeift in den Wanten. Musik in den Tavernen. 25°, schwül. Von 17 – 21 Uhr erklimmen wir die steilen „escaliers“ hinauf und wandern in den engen Gassen, gucken wie schlanke schöne Afrikaner Teig für die Crèpes fast zärtlich auf die heiße Scheibe streichen oder Pulpo grillen und Muschelsud zaubern. Überhängend so manche Restaurant-Terrasse. Sagenhafte Ausblicke von den „Rondes“, den Stadtmauern. Abendessen sehr romantisch im Cockpit, Salami, Schinken, Krautsalat, Estragon, Oliven, Camembert, Tomaten – im flackernden Schein unsrer Petroleumlampe mit dem apricotfarbenen Glasschirm.

Von der Insel Elba zur Traumbucht vor Südspitze Korsikas in 28 Stunden

Samstag, 13. Juni. Vor Anker vor Städtchen Marciana Marina, Insel Elba NordseiteFrüh um 5.10 lichtet der Skipper den Anker. Südkurs! Wind 1-2 Südwestwest, Traumwetter. Lichtgeglitzer auf dem blauen Meer. Sonne, sanfte Schräglage, wir segeln ins Nichts… Lesen am Bug, Gerhard den fetten Böllband, der Sohn Martin beim Waveboarden – zu Fuß die Küste Portugals entlang, ohne Zelt – begleitete, ich einen 2008 erschienenen historischen Roman über Indien, „Der Himmel über Darjeeling“.Um 17 Uhr nur 55 Seemeilen gesegelt, das ist halbes Walkingtempo daheim im Wald 🙂 Wir haben endlos Zeit!!Abends gibt es Spaghetti mit Pesto Gemüse und frisch gehobeltem Grana. Gestärkt beginnen wir so die Nachtfahrt, mäßiger raumer Wind. Um 22:30 geht Gerhard nach sauberer Kartenarbeit in die Koje. Der Nachthimmel offenbart ein unbeschreibliches Sternenmeer, Eos‘ Mastspitze wedelt zwischen dem großen Wagen und einem mir neuen Sternbild, wie Krebs oder Skorpion Aber die Sternbilder der Heimat im Norden wandern immer mehr Richtung Heck aus, denn unser Kurs heißt Süden…Um Mitternacht wecke ich den Käptn: Ein grandioses Schauspiel am Horizont! Blutrot steigt der Halbmond wie ein Croissant aus dem tiefschwarzen Meer und zaubert eine orange-rote Lichtstraße bis zur EOS aufs bewegte Wasseer. Nur ich seh ihn, mir begegneten nur 2 Segelyachten. Dann im Einerlei der Nachtfahrt ein Fanal: der Blink des Leuchtturms vor Porto Vecchio!Um 2 Uhr Wachablösung. Kaum ist Gerhard am Ruder, frischt der Wind auf. Groß und Genua, ohne Reff. Um 5 Uhr unser Etmal: 100 Seemeilen! Noch vor 7 Uhr sind die Felsen der Inselgruppe des Naturreservats Iles de Lavezzi in Sicht und wir steuern eine kleine Bucht an. Sagenhaft türkisblau strahlt und leuchtet das Meer hier, weißer Grund, zahllose große Fische, orangene transparente Quallen.Hinter uns liegen 28 Std. Seefahrt seit Elba, 106 Meilen. 9 Uhr: Anker ab + Leine an Land.Ein Idyll, traumhaft schön diese Farben von Blau über Türkis bis smaragdgrün. Wie Bilder von den Malediven. An Land riesige rundgeschliffene Granitblöcke, oft atemberaubend übereinander geschlichtet wie Riesenspielzeug! Möven. Naturschützer mit Rechen und großen Säcken an Land, aufräumen. Ich flöte die Marseillaise und alle singen mit, mit Text. Als Danke singen sie überschwänglich „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!!!“ Oktoberfest? Oder Bayernbesucher? Als ich die Europahymne anstimme, Freude schöner Götterfunken, erschallt sie zweisprachig. Wunderbar, nach der Europawahl…Draußen frischt der Wind auf, gischtweiß die Wellenkämme. Alle auf unsre Ankerbucht zu. Kein zweiter Segler steuert die Bucht an. Cala di Greco gehört uns allein! Erst früh kommen wieder die Passagierschiffe und spucken die Touristenladungen aus, viele Italiener, viele sonnenrote Badehungrige an den kleinen weißen Sandstränden, nur auf kleinen Pfaden darf man hier wandern. Am Morgen erkunden wir nach herrlichem Bad im Meer die paradiesische Insel, von Bucht zu Bucht, Segelmasten geistern hinter den Felsen, immer wieder eine neue tief türkisblaue Traumbucht. SMS von Tochter Erika im Allgäu: „Hier seit Tagen Lern-Wetter vorm Examen, es regnet und es ist kalt. Genießt den Süden“