Die Sprache auf der Donau

So etwas: Man spricht auf dem Fluss anders als auf See und Meer. Kanal 10, auf ihm wickeln die Steuerleute ihre Gespräche ab, wenn sie sich begegnen. Hallo Bodenseesegler! Da gibts kein Steuer- und Backbord, sondern rechts und links, oder rote und grüne Seite, je nach dem, welche Bojenseite gemeint ist. Gewöhnlich fahren die Schiffe rechts, wie die Autos auf der Strasse. Wenn aber ein langer Schubverband talwärts fährt und er begegnet einem Bergfahrer, dann wechseln sie gelegentlich die Seiten, weil der lange Bergfahrer mit dem Heck stark „ausschlägt“. Der Talfahrer (der hat Vorfahrt) sagt dann zB: „Amalie, Kilometer 1778, Rechte Seite“. Der Bergfahrer bestätigt ebenso: „Mozart, Rechte Seite, Danke“ Sie fahren also so vorbei, wie man sich in England auf der Strasse  begegnet. Begegnen sich die Schiffe normal, dann heißt es „Linke Seite“. Wir haben an der EOS einen Zettel, da sind die Seiten mit roter und grüner Tonne vermerkt und dass rot rechts ist, Unglaublich, wie schnell man sich in der Eile verheddert und das kann dann kritisch werden, fährt man eine der vielen Tonnen von der falschen Seite an. Die Schiffer reden immer von „Abladetiefe“, das ist deren Tiefgang. Zwischen Straubing und Deggendorf konnten sie nur mit 1,5m Abladetiefe wegen des niederen Wasserstandes fahren. EOS mit 1,5m Tiefgang war da auch hart an der Grenze. EOS ist zwar ein kleiner Zwerg, muss sich aber gelegentlich auch in den Funkverkehr einschalten. Immer vor einer Schleuse. Da meldet man sich per Funk an und erfährt, ob man im Oberwasser (die höhere Seite des Fahrwassers) bis zum Aufrufen anlegt oder gleich oder nach einem Berufsschiff einfahren kann.

Eine ganz besondere Sache ist die mit den Pegeln. Wird die Wassertiefe knapp, dann muss man sie für den betreffenden Flussabschnitt wissen. Wenn man die Berechnung begriffen hat, dann ist es ganz einfach. Aber man muss sie eben erst begreifen.

Der wichtige Zettel am Schiff

 

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Die Pegel, hier als Anzeige, gibts aber auch per Telefon oder im Internet

Wien, die schöne Stadt- und weiter nach Bratislava

Die Regen-Sturm- Front ist durch und den Wien– Tag begleitet angenehm kühles Sonne- Wolken-Wetter. Kein dichtes Studium der heimeligen Stadt, mehr ein Durchschlendern, um Eindrücke aufzunehmen. Der Naschmarkt bietet alles an Gemüse, Obst, Tee, Naschwerk und Gewürzen, was man sich denken kann. Natürlich der mächtige Stefansdom, der Prater und eine Bedürfnisanstalt aus der K&K- Zeit, schön in Holz, Wasserhähne in goldener Kreuzform, alles reichlich verziert. Abends in einer Wirtschaft am Ufer der alten Donau. Absolute Moderne und die Reste des gemütlichen Donau-Ufers mit Wochenendhütten und Segelschiffen. Die himmelsstrebende Silhouette der Vienna International City dahinter und die moderne U-BahnBrücke daneben. Alt und Neu berühren sich und akzeptieren sich. Alles bequemst mit dem preiswerten Tagesticket auf öffentlichen Rädern erreichbar.

Anderntags weiter bei Sonnenwetter. Die Schleuse Freudenau durchfahren wir in Begleitung eines mächtigen Schubverbandes. Rücksichtsvoll mit schwachem Schraubenwasser verlässt er die Kammer ohne unser Schiffchen in Bedrängnis durch Wasserwirbel zu bringen.

Kurz vor Hainburg legt die Strömung mächtig zu. Mit 16 km/h passiert EOS die Bojen. Strom unterstützt mit 7 km/h. Als wir in den kleinen Hafen gegen den Strom einfahren, fordern wir unseren Volvo mächtig, um gegenan zu kommen.

Hainburg wird geprägt von einer ehemaligen Klosteranlage und 100m höher der Hainburg- Ruine. Ein schattiger Aufstieg dort hinan und ein weiter Blick in die weite Ebene, die wir durchfahren werden. Bratislava ist gut zu sehen. In einem Heurigen- Lokal mit bestem kalten Kümmelbraten und köstlichen Achtele zu günstigen Preisen beschließen wir den herrlichen Tag.

20 km weiter: Bratislava und der Hafen, der weit außerhalb liegt. Nicht nobel und topmodern wie manche vorher, sondern eher zusammengebastelt, schwimmende Hüttchen, dazwischen einfache Stege, aber zum Wohlfühlen. Die Köchin fährt uns in die Stadt und holt uns auch wieder ab. Wieder so ein Blitzeindringen und wieder nur ein Kurz-Besuch, um einen Eindruck zu erhaschen.

PS: 2 Tage weiter mit einem Halt im Altwasserarm von Medvedov. Ganz vorsichtig tasten wir uns hinein in diesen von der Donau getrennten Altwasserarm und ankern inmitten der Natur. Das Wetter macht einen Knick nach unten, es wird kühl, es regnet und der Wind bläst stark.

Dann weiter, eine Kurve nach der anderen, alle gut gekennzeichnet durch rote und grüne Tonnen im Fahrwasser. Die Karte weist viele Untiefen auf. Die sind aber für tief beladene Frachtschiffe wermerkt. Uns bleiben da immer noch 1 bis 2 m Wasser unter dem Kiel. Bis Komarno kommt uns nur ein Würzburger Frachter entgegen. Wir fahren dort in den Hafenarm ein. Ehemalige Werften auf der rechten Seite, jetzt dem Verfall und dem Rost anheimgegeben. Wir legen bei immer noch starkem Wind an einem Steg von Miros Marina an. Miro kommt von der Arbeit kurz her und gibt uns den Chip, damit wir auch wieder „raus“ können.

Hier mehrere Bilder

 

 

 

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Naschmarkt in Wien
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Rot/Grün-Boje kennzeichnet die Fahrrinne im nur mittig genug tiefen Fahrwasser

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Vom Land in die Großstadt

Anhaltend schönes Wetter.  Nach Schlögen windet sich die Donau in Schlingen und durchschneidet  die Hügel, um dann wieder träge, begleitet von Dämmen,  durch flaches Land der nächsten Schleuse zu zu streben. Einige Stunden mit Motor fahren, dann wieder an der nächsten Schleuse anmelden, manchmal etwas warten. Werden wir aufgerufen, Leinen los und ab in die Kammer. Mit einer Schlinge am Poller belegen, einer von uns am Bug, einer am Heck zum Abhalten. Das obere Tor schließt sich, dann fährt EOS langsam in die Tiefe. Ca. 15 Minuten dauert ein Vorgang, dann öffnet sich das vordere Tor, die großen Berufsschiffe fahren aus und wir auch -mit Respekt-Abstand wegen dem Schraubenwirbel  der „Großen“. Noch ein Dank an den Schleusenwärter per Funk. Geschafft.

Dann durchbricht der Strom den Strudengau. Früher eine gefährliche Strecke, jetzt durch eine Schleuse gezähmt. Wir ankern nach Sarmigstein. Dann Grillen am Heck. Bei Dunkelheit leuchtet uns ein Schubschiff  mit 2 großen Schuten an und fährt ein Ankermanöver knapp hinter uns. Mit Getöse fällt der riesige Anker und wird bei Morgendämmerung wieder eingeholt.  Nun durchfahren wir wieder eine weite Ebene. Ganz wenige Schiffe begegnen uns: das hat den Vorteil, dass wir ab jetzt alleine geschleust werden.

Letztes Gebirge: Die Wachau. Weinberge begleiten uns nun und immer wieder passieren wir die bekannten Dörfer. Jetzt begegnen uns auch viele Kreuzfahrtschiffe. Sie wollen ja alle ihren Gästen die schöne Wachau zeigen. Normalerweise zeigen sich diese Fahrgastschiffe tagsüber selten. Da ist Sightseeing an Land angesagt. Gefahren wird nachts. Im Hafen Krems am Ausgang der Wachau ist Schluss für heute. Wir durchstreifen Krems und das benachbarte Stein und genießen in einer Heurigen-Wirtschaft den Blick auf die Stadt und den herrlichen Marillenwein in Verbindung mit einem Winzerteller.

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Ohne Aufregung nach Schlögen

 

Der Motor arbeitet gemächlich mit 1200 upm. Die Wassertiefe bewegt sich im beruhigenden Bereich zwischen 3 und 10 Metern. Nach Passau bestimmt der Inn mit seiner frischen grünen Farbe das Flusswasser. Tief hat sich die Donau hier eingegraben, umgeben von Wald. Kleine Orte mit den markanten Kirchturmhauben beleben die Gegend. In Schlögen, nach 46 Flusskilometern ist Schluss. Wir tanken und belegen im Hafen.

100 Meter über dem Ort bietet sich ein schöner Blick auf die Flussschleife. Um 180 Grad wendet sich die Donau hier in einer eleganten Kurve wieder zurück um sich dann doch noch in die ursprüngliche Richtung zu wenden. Ein Kreuzfahrer nach dem anderen nimmt die Kurven. Hier oben steht man über dem Geschehen. Ein Motorknattern, ein Hundebellen dort unten wirken angenehm in dieser Ruhe wenn die Sonne untergeht. Und dann in flottem Lauf herunter. Deutschland gegen Ghana. Die Hafengäste fiebern mit.

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Hier mehr grüner Inn als braune Donau
In Gesellschaft großer Schiffe (1024x768)
In Gesellschaft großer Schiffe
Die Flussschlinge in Schlögen (1024x787)
Ein eleganter Flussbogen
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Eine Fahrt in den schööönen Abend. Auch von hoch oben gesehen ein Erlebnis

Gruß vom Bodensee:

Am Sonntag-Morgen paßten alle  Lieder im Gottesdienst zum Törn:

Ev.GB 565 (das sangen wir mit den 3 Kindern vor der griech. Insel  Lefkas 1990 der uns abschleppenden niederländ. SY zu, als „Marions“ Motor streikte)

Herr, wir bitten, komm und segne uns,

lege auf uns deinen Frieden,

segnend halte Hände über uns,

rühr uns an mit deiner Kraft.

Daneben steht der Irische Segen (S.1039):

Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen,

Wind dir den Rücken stärken,

Sonnenschein deinem Gesicht viel Glanz u.Wärme geben.

Bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen,

halte Gott schützend dich in seiner hohlen Hand…

Gute Flußreise euch dreien.   Gerdi

(http://gerdi-geschichten-daily.com/ schreibe ich nur noch BIS zu meiner Zugfahrt nach Budapest!)

Stadt Passau

Passau: War da letztes Jahr Hochwasser?

Ja, ein Hinweiszettel am Rathaus weist auf „Hochwasser- Beihilfe für Betriebe“ im Rathaus hin. Und an eine Marke am gleichen Haus. Nur noch eine Flut im 16. Jahrhundert stieg 30 cm höher. Nahezu alle Fassaden sind frisch getüncht (vielleicht in modernerem Ton?), alle Läden in den betroffenen (überfluteten) Geschossen haben geöffnet. Eine große Leistung, in dieser kurzen Zeit zu normalem Leben zurückzukehren.

EOS liegt etwas außerhalb, in Heining. Mit dem Bus sind wir schnell im Zentrum. In Passau starten die Kreuzfahrten Donau abwärts und man kann vom hohen Kai in die Kabinen sehen. Die „Mozart“: Betten frisch bezogen, auf jedem der Tische eine Flasche Sekt, die Reisegäste können kommen. Wir steigen zur Veste Oberhaus hoch und sehen auf Donau und Inn. Dazwischen zwängt sich die Stadt. Alles überragt der Dom. Die Wasser von Donau und Inn trennen sich scharf und fließen getrennt abwärts als hätten sie Streit: Das braune Wasser der Donau und das frische Grün des Inns. Der mächtige , schnelle Inn drängt das tiefe Fahrwasser zu einer schmalen Rinne auf die linke Seite zusammen. Dürfte aber morgen kein Problem für uns sein. Schön hier oben, bei einer Tasse Kaffee auf die mächtigen, von hier oben doch arg kleinen Gebäude zu sehen.

Am Abend besuchen uns die neuen Schwiegerleute und wir verbringen eine fröhliche Zeit. Die späte Sonne taucht Fluss und Land in warmes Licht. Letzte Talfahrer gehen mit langsamen Bewegungen vor uns längseits. Bei Schiffen geschieht alles in Zeitlupe. Tausende von Tonnen wollen bedächtig bewegt werden.

Morgen werden wir uns bei der Schleuse Kachlet zur Schleusung anmelden und wir hoffen auf eine ruhige Reise Donau abwärts.

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So schön liegen wir oberhalb Passau 

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Am Ufer des Inn. Er führt der Donau viel mehr Wasser zu als die Donau selbst einbringt und ermöglicht uns (hoffentlich) eine Fahrt ohne Tiefensorgen

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Immer eindrücklich, von oben aufs Land zu schauen

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Der Pegel stresst : ein Tag mit Binnenfrachter MARTINA

 

Das mit dem Pegel ist bei Niedrigwasser so eine Sache: EOS braucht 1,5m Wassertiefe. Die Berufsschiffahrt fährt derzeit mit einer „Abladetiefe“ (so nennt sich deren Tiefgang)  von 1,5m. Sie dürfen also nur „teil-beladen“ von Deggendorf nach Straubing und umgekehrt fahren.

Da stellt sich die Frage: Sollen wir fahren oder auf Regen und höheren Wasserstand warten? Das könnte Wochen dauern. Von Regensburg nach Straubing ist das gar kein Problem, aber danach ist die Donau nicht reguliert und hat ihren natürlichen Wasserstand, aber mit höherer Geschwindigkeit.  Die garantierte Wassertiefe, auf die die Donau ausgebaggert ist, beträgt 2 Meter. Die ist derzeit unterschritten. Angefunkte, bergauf fahrende Kapitäne meinen : „Es geht mit eurem 1,5m Tiefgang“….

Straubings Stadthafen können wir nicht anlaufen, zu flach. Unser Nachtquartier in der Nähe, der Industriehafen lädt mit 8m hohen Spundwänden, dem Krach und den technischen Gebilden auch nicht gerade zu längerem Verweilen ein. Also starten wir in aller Früh, fragen einen Talfahrer nach seiner Abladetiefe und folgen diesem Binnenfrachter MARTINA  in dessen Kielwasser. Eine Kurve nach der anderen, das Echolot zeigt zwischen 1,0 und 0,0 Meter an. Jedesmal, wenn der Strom seine Richtung wechselt, tendiert die Tiefe beängstigend nach unten und endet immer wieder bei 0,00 m. Bei Deggendorf führt der Inn Wasser zu, dann verbessert sich die Wassertiefe ein wenig und die Strömung steigt. Zeitweise fahren wir mit 16 km/h– am See nur max.10 kmh. Immer wenn die Stromkarte eine Flachstelle markiert, verringert die MARTINA die Geschwindigkeit und wir auch. Aufreibende, nervige 30km.

Jetzt aber, im Hafen des Passauer Sportclubs in Sichtweite der Schleuse Kachlet, werden wir sehr freundlich aufgenommen. Das bei weitem schwierigste Stück der Donau -und das bei Niedrigwasser -haben wir hinter uns. Nach Passau erhält der Strom mehr als die doppelte Wassermenge und dann, so sagen die Flusskapitäne, gibt es keine Probleme mehr mit dem Tiefgang.

Heute gefahren: 69km,  seit Start insgesamt 200km.

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Hat schon mal eine SMCF Fahne auf der Donau gewehtSchön hier!Durchden rechten, kleinen Bogen schob sich EOSMARTINA

 

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Tapfer im Fluß: Eos, Volvo-Motor, 3-Männercrew

Von Gerdi, noch daheim:

Dankbar las ich  am Bodensee, dass so manche riskante Untiefe und Stromschnelle gemeistert wurde. Ich dachte an euch, als ich beim Walking war…die Hollerküchle am Fronleichnam-Feiertag hätten euch geschmeckt. Rechts der Blütenteppich an der Kirche.

Vergeßt das Danken nicht- auch ohne Kirche.

Hier ein evangelisches passendes Lied für die Flußreise:

„Meine Hoffnung und meine Freude,
 meine Stärke, mein Licht,
Christus meine Zuversicht,
auf dich vertrau ich
und fürcht‘ mich nicht!