Lipari hat uns 4 Tage. West-Nordwestwind 5/6 Bft. Wir könnten schon weiterfahren, aber Wind gegenan und keine geschützten Ankerplätze mehr auf den westlichen Inseln (außer einem sündteuren Hafen auf der Insel Salina)?Lieber nicht… Oder ist es die Menge an Zeit, die eine gewisse Trägheit hervorruft? Also verholen wir uns an eine stabile Boje, deren 5 cm-Tau unter der Wasseroberfläche trieb…. 2000 Upm gegenan und eine Tauchbesichtigung überzeugen vom guten Zustand. Lesen, abends in die lebendige Stadt gehen,typisch sizilianisch essen, das köstliche Eis! An Bord mal deftige Fleischküchle, mal Steaks vom Heckgrill mit viel Kartoffelsalat füllen die Tage aus. Einmal kommt auf Gerdi’s Flötenlieder am Abend eine „Antwort“ von 2 Block-Flöten von einem Balkon am Hang gegenüber…:-)
Heftige Böen vom Berg können uns nichts anhaben, aber ein Kissen geht beim Lüften über Bord und wird salzwassergefüllt wieder an Bord gezogen. Neben uns ankern Wasserschiffe. Die vielen Gäste überfordern bei Weitem die Wasserkapazität der Inseln. Die Tankschiffe kommen tief im Wasser liegend an, pumpen mit Getöse über Nacht ihre Wasserfracht in unsichtbare Zisternen und am Morgen ragt das Schiff 2 Meter höher aus dem Wasser, bevor es für den nächsten Transporter Platz macht. Auf keiner der Äolischen Inseln plätschert ein Bach.
Für 26. Juni sagen alle Wetterberichte ein Nachlassen des Windes voraus. Wir brechen nach Salina auf und segeln, obwohl der Wind nicht weiß, aus welcher Richtung er blasen soll. Die Berge stören ihn. Da, ein Knall: Der neue Großbaum springt vom Mastbeschlag. Eine Schraube hat sich gelöst und der gasdruckgefederte Niederholer drückt ihn mit Macht nach oben. Mit 3 Seilen und viel Kraft kann ich ihn wieder in Ausgangsposition bringen und sichern. Bei viel Wind – und meistens geschieht Unangenehmes gerade dann – wäre das ein echtes Problem geworden!
Wir setzen erneut Segel und nähern uns Salina, der grünen Insel mit einer Kuppe aus Kiefernwald. Dazwischen Weingärten auf steilen Hängen. Unser Ankerplatz hat eine passable Wassertiefe von 5 Metern, ist aber mit kräftigem Seegras bewachsen. Es wogt im Takt hin und her und der Anker liegt darauf, kann sich nicht eingraben. Da hilft nur eine lange Kette und kein starker Wind nachts.
So genießen wir den Abend. In der Ferne hustet der Stromboli, blutrot färbt sich der Horizont. Auf den Yachten ringsum leuchten die Ankerlichter. Gestört wird der Abend nur von den Schnellfähren. Sie fahren die Inseln alle halbe Stunden mit Hochgeschwindigkeit an, bremsen kurz vor dem Hafen und nach ein paar Minuten fahren sie, eine braunschwarze Rußwolke ausstoßend, weiter, „lustig“ schaukelnde Yachten zurücklassend.
Gerdi kocht auf am Herd festgezurrten Kochtöpfen Ratatouille. Schmeckt gut, Die Nacht bleibt friedlich. Anderntags segeln wir die Insel nach Westen entlang. Sie erinnert an das Lied „Eine Insel mit 2 Bergen…“ Rechts der Berg mit der bewaldeten Kuppe, links ein ganz ebenmäßiger, steiler grüner Kegel. Dazwischen malerisch das Dorf in einer Senke.
Alle Inseln haben ihren besonderen Reiz. Sie sind steil und schroff, aber durch die grünen Hügel und die schmucken Dörfer doch wieder lieblich. Viele steile und aufgelassene Terassenfelder deuten auf frühere intensivere, äußerst mühsame landwirtschaftliche Nutzung hin. Die hat heute das Gastgewerbe ersetzt. Die Fähren spucken genügend Gäste aus, zumindest in der Sommerzeit.
Filikuda, unser nächstes Ziel erreichen wir wieder unter Segeln! Schöner, gleichmäßiger Nordostwind treibt EOS voran, gesteuert vom Selbststeuer-Automaten. Nur unter Vorsegel. Das Groß bleibt unten, wir müssen nicht schnell sein. Auch in Filikuda ein steiler, ehemaliger Vulkankegel, auch dort Weinfelder und alte Terrassen. Der Ankerplatz fordert uns. In Ermangelung eines Besseren fällt der Anker in 12 m Wassertiefe zwischen Felsen. Wir ankern in einem Gewirr von mächtigen Felsen, was ein Tauchgang in diesem glasklaren Wasser zeigt. Wenn sich der Anker oder die lange Kette in dieser Tiefe zwischen den Blöcken verkeilt, dann wäre ich mit meinem Latein am Ende. Es duftet nach Tomatensoße mit Zucchini, Wein, Kapern, Zitrone, Spaghetti.
Eine Sternenpracht am dunklen Nacht-Himmel, Neumond, die weißliche Milchstraße, Sternschnuppen horizontal über den Himmel….Am Horizont das ferne Lichtermeer von Sizilien. Abendlieder auf der Mundharmonika…
Ich schlafe draußen und darf mir bei jeder Sternschnuppe etwas wünschen. 5 Uhr anderntags: Es dämmert, erstes Morgenrot…der Anker lässt sich ohne Probleme bergen, Gott sei Dank. Kompasskurs 230° nach Termini Imarese. Geschätzte Zeitdauer 12 Stunden.
*Foto Gerhard. Morgenröte Filikuda beim Aufbruch
6 Uhr: Die Sonne steigt neben dem Strombolikegel aus dem Meer. Die Äolischen Inseln liegen hinter uns. Auf nach Sizilien!