Auf traditionelle Weise an Land
Drei Werften haben sich hier an einer Bucht südöstlich von Boznurun angesiedelt. Zwei ähnliche und eine vorzügliche in der großen Halle nebenan. Bei den zwei ersten brummt die Arbeit, die dritte musste Mitarbeiter nach Hause schicken (Siehe Blog …..). Im Sommer zeigen sich nur ein paar Schiffe hier, aber im Herbst, wenn die Gulet- Saison ihrem Ende zugeht, dann füllt sich der Platz. Wie mir Nail versichert, ist dann kein Platz mehr frei. Dann stehen sie nebeneinander auf Holzklötzen, in der Senkrechten durch schräg verkeilte hölzerne Pfähle gehalten. Das sieht zwar unsicher aus, scheint aber durch die bauchige Rumpfform doch sicher zu sein. Schon das an Land bringen, dieser weit über 100 Tonnen schweren Schiffe ist abenteuerlich und traditionell. Je nach Schiffsgröße stößt ein Schaufellader den Slipwagen ins Wasser, ein Taucher positioniert es und spannt die Wangen und dann geht’s gaaaanz langsam, entweder mit dem Schaufellader wie bei uns kleinem, oder mit fester Winde bei schweren Gulets an Land. Anmerkung: Während der Schaufellader ohne Fahrer den Wagen im Schleichgang zu Wasser schiebt zieht er sich seinen Taucheranzug an. An Land und in „Parkposition“ hebt ei hydraulischer Drücke das Schiff an, es wird unterpallt und abgestützt. Der Wagen fährt aus. Fertig.
Hier geht’s ans Grobe
Sportboote, so wie unsere EOS sind wenige hier. Hier überwintern fast nur große Gulets. Frisch auf dem Trockenen zeigen sich bei den meisten kleine Rinnsale, die dem Kielbereich entspringen. Eine gewisse Undichtigkeit scheint üblich zu sein. Nicht jedes Schiff schläft hier still den Winter über. Nach technischer Begutachtung geht’s dann oft ans Grobe. Bei 5 cm starken Planken richtet die Stichsäge nichts au s. kommt Da kommt Mehmet mit dem Roller an, die Kettensäge zwischen den Beinen, reißt sie an und trennt schadhafte Planken mit einem Stemmeisen heraus. So öffnet sich ein Blick in den inneren Rott. Aber auf einmal ist das Schiff wieder zu, die Planke eingenagelt und wartet aufs Schleifen, kalfatern und anstreichen. Doch nicht alles geht so einfach… Einem Schiff fehlt fast das gesamte Heck.
Auch Chaos schafft Schönes
Hätten uns die beiden Bootsbauer, die an EOS arbeiten und deren Musterdeck und auch der Preis nicht überzeugt, wir hätten den Platz sofort verlassen. Ungewöhnlich primitive Verhältnisse in jeder Beziehung. Was nicht unmittelbar gebraucht wird bleibt liegen und wird von Staub bedeckt oder rostet oder fällt in sich zusammen. Das Erstaunliche: Inmitten dieser Umgebung arbeiten fröhliche, hilfsbereite Leute und ich versteh mich (außer der Sprache)mit ihnen bestens. Und ebenso erstaunlich: Hier entstehen schöne, elegante große Holzschiffe! Gerdi und ich, wir wünschen uns, dass EOS dicht und in alter Schönheit diesen Platz verlässt und dann nichts wie weg.