Etwas wehmütig ist die Fahrt vom schönen Ankerplatz neben dem Hafen von Bozburun mit dem Schiff… Noch einmal lassen wir diese buchten- und bergreiche Gegend an uns vorbeiziehen …
Eigentlich wollten wir EOS in Kas(sprich „kasch“) in die Werft geben, aber die Fachkunde, gelungene Decksarbeit , die Freundlichkeit der Handwerker und Bootsbauer und natürlich auch der Preis haben uns bewogen, hier zu überwintern.
Abenteuerlich war das „an Land ziehen“ schon und es ging auch nicht ohne Kratzer am Rumpf ab. Aber schließlich war EOS aus dem Wasser und der Mast gelegt. Gerdi hatte für Dienstag einen Flug gebucht und der Werftbesitzer fuhr uns am Montag im alten Mercedes auf der berg- und buchtenreichen Küstenstraße nach Marmaris. Eine wirklich schöne Gegend mit Berg, Fels, grünen Pinienwäldern und Wasser. Schaut von oben noch schöner aus als vom Meer aus. Zum Motel am Flugplatz gehts dann mit Dolmusch (Kleinbus) weiter. Eine kurze Nacht an Land schlafen, sogar ein beleuchteter Pool lädt zum Schwimmen ein, kalt! Gerdis Flug um 8 und ich im Dolmus zurück und Bootszubehör in Marmaris einkaufen. Bus zur Werft. Und am Nachmittag schon bin ich alleine an Bord in der Halle. Ungewohnte Ruhe, kein Gespräch. Es hämmert und kratzt an Deck. EOS im Operationssaal. Mehmet entfernt die alte Haut mit grobem Werkzeug. Nicht angenehm, das zu sehen. Holzbruch an Deck, Schrauben ragen heraus. Würdelos. Man muss schon an die Zukunft denken, wenn das neue, helle Teak-Deck aufgezogen wird und sich die die gewonnene Schönheit erahnen lässt.
Die Umgebung füllt sich mit großen lackglänzenden Holz-Gulets. Viele davon sehen auf den ersten Blick edel und gepflegt aus, aus der Nähe aber zeigt sich Rott und Rost am Unterwasserschiff oder Brandspuren an Gräting oder Cockpit. Nebenan in einer riesigen Halle entsteht derzeit das größte hölzerne Segelschiff der Welt, 158m lang, für einen Eigner aus der Ukraine. Zwei weitere große Segler entstehen ebenfalls für Eigner der russischen Föderation. Ein Bootsbauer dieser Werft zeigt mir diese Schönheiten. Erstklassige Holzarbeiten, allerbeste Materialien, die Werft sauber wie eine Automobilfabrik. 12 Mio hat allein die Halle gekostet. Der Bootsbauer nimmt sich viel Zeit und erklärt mir die Qualitäten der Edelhölzer. Mit Nail, der sich um EOS kümmert, vereinbaren wir, dass er die Hölzer in dieser Werft und nicht in Istanbul kauft. Der Bootsbau dieser exklusiven Segelyachten hier hat nur einen Haken: Die politischen Wirren verhindern die Bezahlung und so ruht die Arbeit zum Teil. Diesen Luxus in Vollendung bezahlen die bettelarmen Leute. Da ballt sich die Faust von selbst.
So kehre ich zum fröhlichen Hämmern und Splittern auf die gemütliche und bezahlte EOS zurück. Auch die Handwerksarbeit wird von uns bezahlt: 50% in bar beim Beginn der Arbeit, der Rest nach Fertigstellung. Deutsche Sitte.