26. Blog. Von Paros nach Santorin

24. September 2010 in Santorin geschrieben

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Insel PAROS: Junges Blut an Bord

GERDI

Vom kleinen touristisch noch ruhigen Serifos bringt eine Fährewährend des roten Sonnenuntergangs unsere 2 lieben Gäste mit nach Paros: Sohn Martin (27) und Luci. Mit schmalem Rucksack, Flipflops und strahlendem Lächeln laufen sie mir in die Arme. Seit 6 Monaten haben wir uns nicht mehr gesehen.

An Bord gibt es teuflisch scharfes Ratatouille mit Reis. Ich verwünsche die winzig-kleinen 5 Peperonischoten, die ich im Wok als Gewürz zufügte. Die leuchtend rosarote Wassermelone ist willkommen als neutralisierendes Dessert.

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Am Montag segeln wir nach sehr gemütlichem Bordfrühstück mit Leichtwind und mäßiger „Schaukelei“ von 10 bis 5 Uhr zur Insel Ios. Martin und Luci gehen an den nahen Sandstrand. Abends in der Taverne urplötzlich:  alles stockfinster, der Hafen dunkel, das Dorf, auch die hochgelegene Chora, die Hügelstadt am Berg oben, alle Straßenlampen sind aus, nur vereinzelt Autoscheinwerfer, die sich wie Strahlen in die nachtschwarze Dunkelheit bohren. Im Hafen schummrige Lichter auf den Segelyachten. Nur das Kind der Schweden am Nachbartisch guckt weiter „Pipi Langstrumpf“ auf Papas Laptop, batteriebetrieben. 

Die Gäste in der Taverne warten geduldig auf Licht. Keiner motzt. Stromausfall auf der ganzen Insel, wohl 20 Minuten lang. Leider sah auch der Koch nicht, dass der von Luci so ersehnte erste Octopus am Rost angekohlt war. Wir hätten bei dem in Essig und Öl marinierten „Octopus-Salat“ bleiben sollen. 

„TÖPFCHEN STEH!!“

Ich will für Luci und Martin Zucchini-Küchlein backen, mische 6 Eier, Milch, Mehl, Pfefferminze, Zucker. Als ich aber den Schöpflöffel eintauche und das Öl schon in der Pfanne brutzelt, höre ich, dass Gerhard mit einem Gulet-Kapitän debattiert. Der hat seine 2 schweren Anker über unsere Heckanker-Kette geworfen, über Kreuz! Der Berufskäptn‘ gibt nicht nach, seine amerikanischen Gäste wollen nun auf weißem Damast tafeln, Dinner! Gerhard bittet, dass er früh um 8 „Anker-auf gehen“ soll, weil wir die EOS im kleinen Hafen an eine Mooring legen wollen. Es droht 2 Tage Starkwind und wir wollen einen Landausflug machen.

Die frisch gehobelte Zucchini im Teig zieht „Wasser“, macht den Ausbackteig zur Brühe, immer suppiger schwappt es in der Schüssel. Ich füge Löffel um Löffel Mehl dazu, rühre mit dem Schneebesen. Küchlein ade! Das gibt höchstens noch Pfannkuchen.

1 Stunde lang backe ich tapfer 40 dünne knusprige Pfannkuchen, teile sie in je 4 Teile, damit sie aussehn wie „Zucchini-Küchle“. Gerettet!

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OHRWURM
TULPEN AUS AMSTERDAM

1,2,3 –1,2,3-Tulpen aus Amsterdam! So klingt der berühmte Walzer aus dem Bordradio. Ob wir jemals die vielen erlernten „Figuren“ aus unserem Tanzkurs „wiederbeleben“ können? Ferne Erinnerungen an Schrittkombinationen. Noch den ganzen Tag „verfolgt“ mich die Melodie wie ein Ohrwurm. auch noch als wir am fast menschenleeren Strand von MANGANARI im feinen Sand liegen. Martin drückt mit den froschgrünen Schwimmflossen Riesen-Entenfüße in den Strand. Und neben Lucis kleinen Füßen blüht eine weiße Strandlilie, 25 cm hoch : „Tulpen aus – IOS!“

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WER FÜRCHTET SICH VORM SCHWARZEN MANN? NIEMAND! „Wenn er aber kommt? Dann laufen wir davon“!  

Das alte Kinder-Fange-Spiel wird wiederbelebt: Wir „laufen vor dem Wind davon“! Der Wetterbericht meldet Windstärke 6, Böen 7. Dann machen wir eben einen Landausflug!  Wir verlegen die EOS früh in den Hafen von IOS, machen sie an einer dicken Mooringleine fest, mieten uns ein kleines rent-a-car-Auto für 30 € und starten zur Inselrundfahrt zu viert. Mag der Win
d wüten, wir genießen von oben prachtvolle Ausblicke über Felsenketten und blaues, gischtweiß gesprenkeltes Meer ringsum. Ein Pfad mit unzähligen „Steinmännle“ führt uns zu „Homers Grab“! Im 5,Jh.v.Chr. schrieb Herodot, dass hier das Haupt des edlen Dichters ruht.

Die Insel ist ein Stein-Meer. Wild, fast wüstenhaft und vegetationslos, kein Busch, kein Baum, nur an der Straße künstlich angepflanzte, mit Drahtgitter geschützte Jungbäume, Zypressen. Bizarre Felsformen, wie Ungeheuer, wie Skelette, wie meterhohe Tierschädel in den Himmel ragend, von Erosion und starken Winden verformt, wie zerfetzt. Mittendrin ein schneeweißes Kloster, im Klostergarten Blumen und Bäume, Oleander, Rosen, Bougainvillea! Kleine Zellen, die Türen mit Vorhängeschloß versperrt, Fliegengitter vor offenen Fensterchen, durch die man die golden strahlende Monstranz im Kirchlein glänzen sieht. Feuerstellen, Waschbecken, Steintische und –bänke im Garten, die bei Festen wohl für 150 orthodoxe Gläubige Platz und Mahl bieten. Eine Zisterne daneben. Erika-farben leuchtet blühendes Heidekraut am Wegrand, zahllose Imkerkästen für die Bienen.

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In einer Strandtaverne mit wundervollem Ausblick auf die türkisblaue Bucht genießen wir Joghurt mit Honig von der Insel, im Ofen gebackenen Schafskäse im Tontöpfchen…Wir baden im kristallklaren Meer…UUUUrlaub!

Im Bergdorf mit weißgekalkten engen Gässchen kaufen wir ein riesiges 2,5-kg-Huhn, dazu Lauch, Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln, Tomaten, Knoblauch …Im Schnellkochtopf zaubere ich mit Rosmarin, Zimt und Nelke ein köstliches Eintopfgericht. Festlich serviere ich auch unsere Vorspeisen beim „Abschiedsessen“ an Bord:

  • Dolmades = mit Reis gefüllte Weinblätter
  • Feta mit Kalamata-Oliven
  • Ezme=türkisch: Zwiebeln in Zitrone+Petersilie+Chili

Mit Retsina-Wein, Pistazien und Kürbiskernen neigt sich der letzte Abend. Am Morgen gehen unsre zwei lieben Gäste von Bord der EOS und reisen mit der Fähre weiter zur nächsten kleinen Kykladeninsel: Folegandros. Schön war’s mit den beiden. Wir aber setzen den Kurs ab zur Inselgruppe von SANTORIN, wo der Vulkan neue Inseln schuf. Aber vorher ankern wir noch eine Nacht in der „Badebucht“ vor Manganari, Insel IOS, wo wir den Abend genießen. Mit riesigem silberhellem Vollmond und drei Yachten, die mit uns im Meer schaukeln.

Die Höllenmaschine

Schon Maxxx, unser Begleiter und Koch vergangenes Jahr auf der Flussstrecke von Basel ans Mittelmeer, weigerte sich standhaft, unseren Petroleumkocher in Betrieb zu nehmen. Dieses Gerät sei ein Werk des Teufels und würde die EOS in Brand setzen. Tatsächlich lassen sich dem Kocher nur bei ganz bestimmtem Verhalten gleichmäßige Flammen entlocken. Man setzt den Kocher mit einer Pumpe unter Druck, füllt Spiritus in das Vorheizgefäß, entzündet es – und nach einer Minute wird der Hahn aufgedreht, druckstark heizt dann die Flamme; soll. Tatsächlich beginnt der Kocher nach dem Aufdrehen zu rülpsen, gelbe, rußende Flammen schießen zur Decke, ein wirkungsvolles Schauspiel, besonders bei Dunkelheit. Mahagonimöbel und die weiße Schiffs-Decke färben sich grau. Immer wieder muß geputzt werden. Jetzt sofort abdrehen, das beendet den Effekt. Langsam aufdrehen und das Spiel wiederholen, bis sich der Kocher ausgerülpst hat. Da braucht man gute Nerven und darf die Ruhe nicht verlieren.

So_brennt_die_flamme_schlecht

So soll der Brenner nicht zünden

So_soll_der_optimus_brennen

Nun kann der Betrieb an Köchin oder Koch übergeben werden. Nahezu alle Ersatzteile habe ich getauscht, immer wieder Brenner und Zündapparat gereinigt, den Brennstoff ausgewechselt,  den Tank gereinigt (Dabei brach die Flaschenbürste und blieb im Tank drinnen). Martin hat sogar neue Steinwolle zum Vorheizen mitgebracht!. Gestern war wieder Reinigungstag für Gerdi (Decke und Kajütwand mit Neutralseife wischen) und für mich (Kocher). Jetzt arbeitet die Maschine auch nicht besser. Ich bin mit meiner „Weisheit“ am Ende. Die Wartungsfirma in Hamburg antwortet mir leider nicht auf meine Mails. Es gibt auch niemanden, der mich beraten könnte. Diese Art von Heizgerät ist am Mittelmeer gänzlich unbekannt. Auch die Beschaffung des gereinigten Petroleums ist in der Türkei und in Griechenland, wo es „Kerosin“ heißt, eine zeitraubende Angelegenheit. Nur wenige Tankstellen führen es. Petroleum zum Kochen und Beleuchten ist eben hier nicht mehr aktuell.

Trotz allem: Noch nie blieb die Küche wegen des Kochers kalt. Wie bin ich froh, dass sich nur der Kocher so anstellt und nicht der Motor! Mein grüner Tee am Morgen beruhigt meine Nerven wunderbar….

Gerhard

Hier die Bilder:

Hier die Reisestrecke unserer EOS bis Santorin.

EOS im Mittelmeer 2010 auf einer größeren Karte anzeigen

Ramadan und das Fest Bayram

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RAMADAN und das Fest BAYRAM

Gerdi’s Eindrücke am 10./11. Sept.2010 in Cesme/Türkei

Ramadan in der Türkei. Der letzte Tag vom langen Fastenmonat, der in diesem Jahr auf den Jahrestag des Attentats 9/11 auf die Twin-Towers in New York fällt.

Zum Tag des Fastenbrechens wird überall ein großes Fest gefeiert: Bayram! Eine junge Verkäuferin im Buchladen der Marina erklärt mir, es sei- wie bei uns Weihnachten- ein hoher Feiertag. Alle haben 3 Tage frei! Die Großfamilien treffen sich, man führt die Oma zum Essen aus, die Enkel alle dabei, man sieht die Brüder und Schwestern, Cousins und Nichten, Onkel und Tanten. Schon um 18 Uhr sind sämtliche Tische in allen Restaurants „reserviert“, die Namen der Besteller Ali, Hussein, Jussuf sind säuberlich auf Täfelchen notiert, es gibt keinen freien Stuhl, fein eingedeckt mit je 3 Gläsern und Besteckarten, auf weißen Tischtüchern, oft Stoffservietten festlich gefaltet. Die Kinder tragen neue Kleidung, Mädchen entzückende oft weiße Kleidchen oder glitzernde T-Shirts, paillettenbestickte Turnschuhe. Keiner der Herren geht heute im T-Shirt! Im Lokal essen viele Fisch vom Grill, die für die Damen flink vom Ober tranchiert wird (Kopf und Schwanzflosse aber dazuserviert!). Eine ovale Porzellan-Platte mit gemischtem grünem Blattsalat wird für alle in der Tischmitte platziert und alle essen aus der gleichen „Schüssel“. Wein. Wasser.Auch Champagner im Eiskühler. Familiengespräche. Zum Nachtisch jommt in Form einer Krone für alle eine Schale mit roter Wassermelone und gelber Honigmelone, im Wechsel attraktiv geschlichtet.Dann ein Cai/ heißer schwarzer Tee. Und eine Zigarette.

Der Imam ruft laut zum Gebet. Das tut er von jeglicher Moschee aus aus Lautsprechern über dem „Balkon“ am Minarett fünf mal am Tag, auch in der Nacht so bis um 10. Damit die Muslime wissen, ab wann sie wieder essen dürfen, wird eine Kanone abgeschossen, sehr zum Erschrecken, allein der Widerhall im Gebirge. Der Gesang an sich, der vom Muezzin über eine Stadt schallt, ist aber ein aufrüttelnder Ruf. Fragt sich nur wer noch betet , die sehen alle total „diesseitig“ aus: kein Kopftuch, kein langer Mantel, keine langen Ärmel, und sehr selbstbewußte Mädels, Frauen und Mütter, flotte sexy décolletierte Teenager. Hier merkt man allein am Imamruf , der laut  erschallt, daß dies ein muslimisches Land ist. Bei uns daheim sieht das Stadtbild allein durch die vielen Kopftücher aus, als wäre man „in einem andern Land“. Hier absolut gar nicht.

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Am Abend gehn wir durch die Stadt: Cesme, unsere letzte Stadt in der Türkei! Man hat künstliche Bäume in der Bazargasse aufgestellt, in deren Zweigen Tausende von LED-Lichtlein wie Blüten farbig erstrahlen, erst rot, pink, blau, grün, gelb, orange. Ein Schauspiel. An den Laternen auch leuchtende Blumen und Kringel. Aber kein Bierzelt, kein Betrunkener, keine Jugendlichen mit Cola, Bierdosen oder gar Schnapsflaschen. Friedlich, fröhlich, und immer „viele“ die zusammen flanieren.

Da die Muslime ja im Ramadan zwischen Sonnenaufgang und -untergang fasten müssen, also nach dem Frühstück vor Sonnenaufgang bis abends ca. 20 Uhr weder trinken noch was essen dürfen (Unvorstellbar bei der Hitze der vergang. Wochen! Nur Kinder, Schwangere, Kranke, Alte sind Ausnahmen) sind die Lokale leer tagsüber, erst am Abend kommen sie mit der ganzen Familie und dann wird von acht bis halbzehn so richtig wild gekocht an Grills und Kochtöpfen, auch die ganzen Beikostsachen sind vorbereitet, scharf gewürzter Reis, Auberginensalat, Octopus in Essig, Pommes, Tomaten-geschält!, gefüllte Paprika, Schüsseln voller geschnittner Zwiebeln, vorbereitete Köfte, kleine Fleischbällchen (wie Frikadellen aber mit Schrot drin und nicht so scharf angebraten, oft auf einer Art Messerklinge gegrillt), Gemüseeintopf, Lammgeschnetzelt als „Kebab“ (Was übersetzt übrigens Hammel heißt), Hühnerbrust in Stücken für den Grill-Spieß oder eine Art heiße Platte, also Pfanne ohne Rand.

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Es ist sehr interessant, da mal zuzusehen. Viele Extra-Ober (niemals weibliche) sind engagiert. Sie sprechen kein Wort Englisch. Aber Essen zu bestellen geht mit Hand und Fuß dann doch. Alle Gäste / Muslime haben zur selben Zeit Riesenhunger, und die kriegen auch alle satt. Danach wird wieder „nauf und no“ wie der Franke sagt, auf der Straße flaniert und gezeigt, was man hat: Freundin, Babies. Auch den Bruder im Rollstuhl oder die Oma mit der Gehhilfe, das hier kein Rollator ist, sondern ein ähnliches Gestell ohne Räder, das der Gehbehinderte schrittweise nach vorne heben / stellen muß.

Die Ferien in der Türkei dauern angeblich 4 Monate. Die Schulpflicht ist seit noch nicht allzu langer Zeit auf 8 Jahre erhöht worden. Aber es gehen nicht alle zur Schule! Die Tatsache, daß die türk. Mädchen nur zu 70% zur Schule gehen, und Frau Erdowan durch Programme versucht, mehr Eltern zu bewegen, auch Mädchen künftig in größerer Zahl zur Schule zu senden, ist löblich. Auch gibt es ein Programm „Schneeglöckchen“ (KARDELEN), wo Mädchen einfacher Herkunft Stipendien bekommen und an guten Universitäten in Istanbul studieren können. Deren Mütter aber besuchten nicht oder max. 5 Jahre eine Schule. Hoffen wir, dass das Programm gut angenommen wird und bildungsmäßig und in Sachen Gleichstellung „Kreise zieht“.

ADIEU, TÜRKEI! teshekyr ederim – danke für die große Gastfreundschaft

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Wir sind den letzten Abend in CESME, und nehmen nach 8 Wochen Abschied von der Türkei. Vielleicht komm ich nie mehr hierher. Das ist ein komisches Gefühl. Wir haben nach Wochen der Sparsamkeit mit in Flaschen hergeschlepptem Trink- u. Duschwasser (oft von Brunnen oder von kl. Tavernen, die auch nur vom Tankschiff ihr Wasser kriegen!) hier mal den Schlauch draußen und spritzen EOS und Schlauchboot üppig ab. Ringsum gehen die elektrischen Strah
ler an und beleuchten ganz dezent das kleine Marina-Dorf mit den vielen Baustilen und Häuschen, Brücklein, Innenhöfen. Ich mache ganz begeistert noch einige Fotos von der eingefügten orientalischen Pracht, das schmiedeeiserne Portal, die Keramikschüsseln als Waschbecken in dem himmelblauen Dusche-Bau, die bemalten Wände, eine Töpferin, die große Zier-Übertöpfe von Hand bemalt, die luxuriösen Auslagen in den Boutiquen. Wir werden ein farbiges Bild im Herzen bewahren und viele sehr freundliche türkische Menschen!

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Eine Überraschung

Wir können tatsächlich unseren Sohn Martin und Luci treffen, die zu 3 Wochen Inselhopping nach Athen fliegen! Wenn wir nun mit der EOS nach Südwesten segeln, mit dem Nord-Meltemi von hinten oder der Seite, ist das gut machbar. Und auf einer Insel in den Kykladen werden wir sie an Bord nehmen und mitsegeln lassen.Gerhard hat ausklariert, letzte türkische Lira ausgegeben, eine deutsche Zeitung ergattert. Nun geht es wieder nach Griechenland: Insel CHIOS.

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Gerdis Fotos als Bilder-Show:

Die Überfahrt von Chios zur Insel Tinos

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Wir liegen in der begonnenen, aber nicht fertiggestellten Marina von Chios in Nachbarschaft von ausgemusterten Fähren und hinter unseren Segelfreunden Sabine und Hans. Der Wetterbericht sagte 3-4, in Böen 4-5 Bft Nord voraus, also noch gut beherrschbares Wetter für EOS und uns. Das Barometer hat einen Sprung nach oben hinter sich. Bis Andros sind es 70 Seemeilen und wir rechnen mit einer Fahrzeit die Nacht durch bis in den frühen Morgen.

11 Uhr: Leinen los und Kurs zur Südspitze der Insel. Das geht fein mit 2 Reffs und Rückenwind. Um 14 Uhr nähern wir uns der Südspitze, Kap Mastikho. Der Wind schwächelt und wir nehmen den Motor zur Hilfe. Gerdi richtet Brote und Tomaten, dazu „Effes Dark“, würziges türkisches dunkles Bier. Wir ändern den Kurs auf die Nordseite der Insel Andros, Kompasskurs 260°.  Leider hält sich der Wind in Stärke und Richtung nicht an die Vorhersagen, wir können den Kurs nicht halten.  Bis 14 Uhr legt der Wind noch zu und macht auch 2 Reffs im Vorsegel nötig, dennoch fährt EOS mit 5 Knoten. Ich rechne mit einem Abflauen am Abend. Doch das erfüllt sich nicht. Längst haben wir Ölzeug und Schwimmwesten angelegt und bei der Fahrt gegen Wind besuchen immer wieder Wellen unser Cockpit. Es ist ungemütlich.

19 Uhr. Wind gleiche Richtung, gleiche Stärke. EOS und die Besatzung werden durch das Kreuzen stark gefordert und beschließen ein anderes, südlicheres Ziel, die Insel Tinos. Jetzt mit Wind leicht von hinten wird die Fahrt weniger feucht, aber schaukeliger, Wir nehmen auch noch das Vorsegel ganz weg. Der Steuerautomat arbeitet gewaltig, gelegentlich kann er aber den Kurs nicht halten und macht durch Piepsen aufmerksam. Die Sonne geht im wolkenlosen Himmel hinter einer schäumenden See unter. Nur langsam verschwindet das Himmelsrot und wird durch ein klares Firmament abgelöst. Ich lege mich schlafen. EOS schaukelt und knarrt, ein bewegendes Konzert. Gerdi steuert und richtet den Blick alle paar Minuten nach vorne. Weit und breit kein Schiff. Gegen 22 Uhr kommt das Leuchtfeuer von Andros- Ostseite in Sicht: Ein Blitz alle 10 Sekunden. Unser GPS leitet uns in Richtung 218° zur Bucht Panormou.

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22 Uhr: Ich übernehme die Wache und Gerdi legt sich schlafen. Sie hat ihre Sache gut gemacht. Der Wind lässt etwas nach und ich kann die Selbststeueranlage wieder in Betrieb nehmen. Ein kleines „Monstewellchen“ steigt plötzlich ins Cockpit ein und füllt es zu 1/3. Wenn der Wind nachlässt, sich die Wellen aber noch nicht beruhigt haben kommt das vor.

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01 Uhr. Wir sind schneller als angenommen. Das Leuchtfeuer am Ziel kommt in Sicht: 2 Blinke in 14 Sekunden. Den Zielpunkt  und eine kritische Klippe habe ich vorher ins GPS übertragen. 02 Uhr.  Ich wecke Gerdi und wir nehmen die Segel herunter. Der Zielpunkt wird punktgenau angefahren, doch der Kurs in die Bucht bereitet Schwierigkeiten. Es fehlen in der dunklen Nacht Anhaltspunkte. Wir umfahren das unsichtbare Riff und steuern auf eine beleuchtete Pier zu. Anlegen können wir dort nicht, das Wasser ist viel zu bewegt. In 6m Tiefe fällt der Anker und bricht auch bei starker Rückwärtsfahrt nicht aus. So legen wir Ölzeug und Schwimmweste ab, machen eine kleine Brotzeit und beenden unseren Segeltag.

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Die Reiseroute in Google Maps:

CHIOS – EINE RUNDFAHRT AUF DER ZAUBERHAFTEN GRIECHISCHEN INSEL

CHIOS – Rundfahrt auf einer zauberhaften Insel

Gerdi’s Betrachtung , am 14.9.10, inzw. Auf Insel Tinos auf der andren Seite der Ägäis

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Wolken zogen auf über der ganzen Insel Chios, die gegenüber von Cesme/Türkei liegt. Darunter die gelbliche Sichel des Halbmondes, wie ein knuspriges Croissant. Die Crew vom andren Rassy-Schiff, Hans und Sylvia aus München, laden uns zum Sundowner auf ihre Lady S ein. Regen wird angekündigt, Südwind. Nix für unsere Querung der Ägäis Richtung Andros, Tinos, Mykonos. Wir machen den Vorschlag, uns zu viert ein Auto zu mieten und einen Tag lang diese schöne grüne waldreiche Insel zu erkunden. Sylvia hat einen Reiseführer und ist begeistert, sie will die Mastix-Plantagen besuchen, die mittelalterlichen trutzigen Dörfer und Burgen sehen, die als Schutz gegen die Piraten auf senkrechten Felsen erbaut wurden, und das Dorf Pyrgi, dessen Hausfronten mit grafischen Graffiti-Fassaden einmalig sind auf der Welt.

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 ZU DEN MASTIX-BÄUMEN

Früh um 9 geht’s los, gleich gibt es mal einen heftigen Regenguss, selten in diesem Urlaub! Hans ist der Chauffeur, Gerhard der Kartenleser, Sylvia die Fremdenführerin, super.

PYRGI

Wir fahren nach Süden zu dem Dorf Pyrgi: „KSISTA“ heißt diese Technik der Wandbemalung: Die Häuserfronten sind in grau und weiß lückenlos bedeckt mit grafischen Ornamenten, Dreiecken, Rhomben, Rechtecken, Kreisen, wie Mandalas. Von mehreren aufgebrachten Farbschichten wird die oberste mit Spachteln wieder abgetragen und gibt die untere frei, eine ein-malige Technik der Fassaden-Ornamentik. Wir würden wohl „Scratch-Technik“ sagen, also Kratzmuster. Auch die Unterseiten der zahlreichen Balkons und Gewölbe sind so verziert. Das Dorf ist gebaut wie eine Wehrburg, sehr enge Gässchen, Häuser ganz nah beieinander, in der Mitte ein wunderschöner Platz vor der Kirche der Hl. Apostel, vom 12. Jh. Ausladende Laubbaumkronen laden ein zum Verweilen, und so lassen wir uns den Frappée schmecken.

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MASTIX 

Die Mastixbäume sind kleine maximal 1,60 m hohe Bäume, mit den Pistazienbäumen verwandt, mit kugelrunden Baumkronen. An den weißen runden Flecken rund um den Stamm unterm Laubdach, aus „argil“, pudrigem Calciumcarbonat, erkennen wir die Mastix-Plantagen. Dunkelgrüne Baumkronen auf nur 50 cm hohen Stämmen, Blätter fast wie Bux. Erst im 5.Lebensjahr kann der Baum Harz-Tränen liefern. Die kostbaren zu Boden fallenden Tropfen werden von Juli bis Anfang Oktober geerntet. Frauen ritzen 5-10 kleine Schnitte in jeden Ast oder Stamm, alle 4-5 Tage. Das Harz, Rezina, fließt nur langsam in kleinen Tränen  aus dem Ritz und fällt auf den sauberen Boden. Nach dem Einsammeln der sehr klebrigen Tropfen werden sie ins Dorf gebracht. Die Säuberung und Verarbeitung in den Familien dauert den ganzen Winter. Die Verwendung ist vielseitig: In der Pharmazie gegen Magenkrebs, in der Zahnmedizin für Zahnpasta, Desinfizierung und Füllungen, In der Kosmetik für ästhetische OP’s und für Cremes und Öle, in der Parfümherstellung, als Duftstoff in der Küche für Süßspeisen. Die Süßigkeit „gum ELMA“ist bekannt  als Loukoumia oder türkisch „Lokum“, ein süßer mit dem Harz aromatisierter Geleewürfel, der in Puderzucker gewälzt wurde. Er wird überall als „Turkish delight“ in Geschenkpackungen angeboten. Man stellt Schnaps ähnlich dem Raki in Destillerien her. Als Klebstoff klebt er Glas und Porzellan. Die Maskenbildner können damit Schnurrbärte ankleben, in der Malerei dient Mastix als Schlußfirnis bei Ölgemälden. 60% der Produkte von den jährlich nur 75 Tonnen geht ins ferne Ausland Europa, Mittl.Osten, Amerika, Afrika, Australien, Asien. Weiteres auf Wikipedia.

MESTA

Weiter geht es nach Westen: Mesta. Erstaunlich gut erhalten und ungestört von „Neubauten“, Hotels oder Läden, ist diese vollständig aus Naturstein gemauerte kleine mittelalterliche Stadt, erbaut nach einem Muster, das einmalig in ganz Griechenland ist. Ganz eng stehen die Häuser beieinander, mit Bögen, die über den maximal 2 m schmalen gepflasterten Wegen mit der gemuldeten Rinne in der Mitte. Nur ein Eingang geht in die Mitte des Dorfes, denn es sollte die Piraten abhalten! Ein Labyrinth aus engen Gassen, nur fünf schwere schmiedeeiserne Tore mit Balken aus Walnußbaum gewähren Einlaß, diese Tore wehrhaft und mächtig. Man geht wie in lang vergangenen Zeiten durch dieses düstere Häusermeer, liebevoll mit Blumenpötten dekoriert, teilweise mit Angeboten edler Ferienappartements mit Felssteingewölbe. Die Häuser Kuben, keine Ziegeldächer…Versteckt wie in Kellern ganz reizende kleine Läden mit Kunstgewerbe, einem Webstuhl, handgefertigter Schmuck, Töpferwaren. Dezent. An den Hauswänden und Balkons leuchten rote oft 60 cm lange „Trauben“ aus aufgefädelten kleinen roten Tomaten, mit Draht zusammengebunden, das gibt wohl die Delikatesse der in Olivenöl eingelegten Tomatenvorspeise, die man aus Italien kennt. Wir stärken uns in einer  kleinen Taverne unter Bäumen am Rand der Stadtmauer mit köstlichen Souflaki und frischem griechischem Salat mit Feta!

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ANAVATOS

Ein fast unheimlicher Ort: wie eine Geisterstadt ragt das verlassene Burg-Dorf auf einem riesigen, natürlichen, fast senkrecht überm Tal aufragenden Felsblock in den Himmel. Nur von einem Punkt aus erreicht man das Dorf, weil es natürlichen Schutz vor den einfallenden Piraten bot, die von der Westküste eindrangen. Das Dorf wurde verwüstet, leere Gemäuer, eingestürzte D
ecken, rutschendes Gestein, verfallende Mauern und Wege. Oben eine Klosterkirche …man begann mit Renovierungen. Der Grundriß ist noch gut erkennbar, eine einmalige Dorfanlage.Eine Künslerin wohnt da, eine Taverne am Parkplatz. Umgeben wird Anavatos von uriger Natur, Felsen, Wald.

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NEA MONI

Vor der Dämmerung erreichen wir noch Nea Moni, ein Klosterdorf, dessen acht runde Kuppeln das Dach zieren und innen einmalige Gold-Mosaiken bergen, die die Heiligen und die Apostel zeigen und eine eindrucksvolle Darstellung der Taufe Jesu.  Furchtbar das Massaker an 3000 Griechen durch die Türken, 1822. Vergeblich suchten sie Zuflucht in der Kirche.

Durch dichte Pinienwälder führt die Straße über Berge und durch Schluchten, gibt unbeschreibliche Ausblicke frei auf blaue Meeresbuchten. Wir sind dankbar, dass wir die Schönheit dieser bezaubernden Insel erkunden konnten. Der nächste Tag schüttelt uns 16 Stunden heftig durch mit 5-6 bft und 75 Seemeilen voll gegenan in mächtigen tosenden Wellen. Wir kommen um 3 in der finsteren Nacht auf Insel Tinos an und ankern, erschöpft.

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Unsere_ankerbucht_im_ersten_morgenlicht

Unsere Ankerbucht im ersten Morgenlicht

Unsere_ankerbucht_hielt_uns_3_tage_wegen_starkwind_fest

Hier hielt uns Starkwind 3 Tage fest

Und hier die Bildershow