CHIOS – Rundfahrt auf einer zauberhaften Insel
Gerdi’s Betrachtung , am 14.9.10, inzw. Auf Insel Tinos auf der andren Seite der Ägäis
Wolken zogen auf über der ganzen Insel Chios, die gegenüber von Cesme/Türkei liegt. Darunter die gelbliche Sichel des Halbmondes, wie ein knuspriges Croissant. Die Crew vom andren Rassy-Schiff, Hans und Sylvia aus München, laden uns zum Sundowner auf ihre Lady S ein. Regen wird angekündigt, Südwind. Nix für unsere Querung der Ägäis Richtung Andros, Tinos, Mykonos. Wir machen den Vorschlag, uns zu viert ein Auto zu mieten und einen Tag lang diese schöne grüne waldreiche Insel zu erkunden. Sylvia hat einen Reiseführer und ist begeistert, sie will die Mastix-Plantagen besuchen, die mittelalterlichen trutzigen Dörfer und Burgen sehen, die als Schutz gegen die Piraten auf senkrechten Felsen erbaut wurden, und das Dorf Pyrgi, dessen Hausfronten mit grafischen Graffiti-Fassaden einmalig sind auf der Welt.
ZU DEN MASTIX-BÄUMEN
Früh um 9 geht’s los, gleich gibt es mal einen heftigen Regenguss, selten in diesem Urlaub! Hans ist der Chauffeur, Gerhard der Kartenleser, Sylvia die Fremdenführerin, super.
PYRGI
Wir fahren nach Süden zu dem Dorf Pyrgi: „KSISTA“ heißt diese Technik der Wandbemalung: Die Häuserfronten sind in grau und weiß lückenlos bedeckt mit grafischen Ornamenten, Dreiecken, Rhomben, Rechtecken, Kreisen, wie Mandalas. Von mehreren aufgebrachten Farbschichten wird die oberste mit Spachteln wieder abgetragen und gibt die untere frei, eine ein-malige Technik der Fassaden-Ornamentik. Wir würden wohl „Scratch-Technik“ sagen, also Kratzmuster. Auch die Unterseiten der zahlreichen Balkons und Gewölbe sind so verziert. Das Dorf ist gebaut wie eine Wehrburg, sehr enge Gässchen, Häuser ganz nah beieinander, in der Mitte ein wunderschöner Platz vor der Kirche der Hl. Apostel, vom 12. Jh. Ausladende Laubbaumkronen laden ein zum Verweilen, und so lassen wir uns den Frappée schmecken.
MASTIX
Die Mastixbäume sind kleine maximal 1,60 m hohe Bäume, mit den Pistazienbäumen verwandt, mit kugelrunden Baumkronen. An den weißen runden Flecken rund um den Stamm unterm Laubdach, aus „argil“, pudrigem Calciumcarbonat, erkennen wir die Mastix-Plantagen. Dunkelgrüne Baumkronen auf nur 50 cm hohen Stämmen, Blätter fast wie Bux. Erst im 5.Lebensjahr kann der Baum Harz-Tränen liefern. Die kostbaren zu Boden fallenden Tropfen werden von Juli bis Anfang Oktober geerntet. Frauen ritzen 5-10 kleine Schnitte in jeden Ast oder Stamm, alle 4-5 Tage. Das Harz, Rezina, fließt nur langsam in kleinen Tränen aus dem Ritz und fällt auf den sauberen Boden. Nach dem Einsammeln der sehr klebrigen Tropfen werden sie ins Dorf gebracht. Die Säuberung und Verarbeitung in den Familien dauert den ganzen Winter. Die Verwendung ist vielseitig: In der Pharmazie gegen Magenkrebs, in der Zahnmedizin für Zahnpasta, Desinfizierung und Füllungen, In der Kosmetik für ästhetische OP’s und für Cremes und Öle, in der Parfümherstellung, als Duftstoff in der Küche für Süßspeisen. Die Süßigkeit „gum ELMA“ist bekannt als Loukoumia oder türkisch „Lokum“, ein süßer mit dem Harz aromatisierter Geleewürfel, der in Puderzucker gewälzt wurde. Er wird überall als „Turkish delight“ in Geschenkpackungen angeboten. Man stellt Schnaps ähnlich dem Raki in Destillerien her. Als Klebstoff klebt er Glas und Porzellan. Die Maskenbildner können damit Schnurrbärte ankleben, in der Malerei dient Mastix als Schlußfirnis bei Ölgemälden. 60% der Produkte von den jährlich nur 75 Tonnen geht ins ferne Ausland Europa, Mittl.Osten, Amerika, Afrika, Australien, Asien. Weiteres auf Wikipedia.
MESTA
Weiter geht es nach Westen: Mesta. Erstaunlich gut erhalten und ungestört von „Neubauten“, Hotels oder Läden, ist diese vollständig aus Naturstein gemauerte kleine mittelalterliche Stadt, erbaut nach einem Muster, das einmalig in ganz Griechenland ist. Ganz eng stehen die Häuser beieinander, mit Bögen, die über den maximal 2 m schmalen gepflasterten Wegen mit der gemuldeten Rinne in der Mitte. Nur ein Eingang geht in die Mitte des Dorfes, denn es sollte die Piraten abhalten! Ein Labyrinth aus engen Gassen, nur fünf schwere schmiedeeiserne Tore mit Balken aus Walnußbaum gewähren Einlaß, diese Tore wehrhaft und mächtig. Man geht wie in lang vergangenen Zeiten durch dieses düstere Häusermeer, liebevoll mit Blumenpötten dekoriert, teilweise mit Angeboten edler Ferienappartements mit Felssteingewölbe. Die Häuser Kuben, keine Ziegeldächer…Versteckt wie in Kellern ganz reizende kleine Läden mit Kunstgewerbe, einem Webstuhl, handgefertigter Schmuck, Töpferwaren. Dezent. An den Hauswänden und Balkons leuchten rote oft 60 cm lange „Trauben“ aus aufgefädelten kleinen roten Tomaten, mit Draht zusammengebunden, das gibt wohl die Delikatesse der in Olivenöl eingelegten Tomatenvorspeise, die man aus Italien kennt. Wir stärken uns in einer kleinen Taverne unter Bäumen am Rand der Stadtmauer mit köstlichen Souflaki und frischem griechischem Salat mit Feta!
ANAVATOS
Ein fast unheimlicher Ort: wie eine Geisterstadt ragt das verlassene Burg-Dorf auf einem riesigen, natürlichen, fast senkrecht überm Tal aufragenden Felsblock in den Himmel. Nur von einem Punkt aus erreicht man das Dorf, weil es natürlichen Schutz vor den einfallenden Piraten bot, die von der Westküste eindrangen. Das Dorf wurde verwüstet, leere Gemäuer, eingestürzte D
ecken, rutschendes Gestein, verfallende Mauern und Wege. Oben eine Klosterkirche …man begann mit Renovierungen. Der Grundriß ist noch gut erkennbar, eine einmalige Dorfanlage.Eine Künslerin wohnt da, eine Taverne am Parkplatz. Umgeben wird Anavatos von uriger Natur, Felsen, Wald.
NEA MONI
Vor der Dämmerung erreichen wir noch Nea Moni, ein Klosterdorf, dessen acht runde Kuppeln das Dach zieren und innen einmalige Gold-Mosaiken bergen, die die Heiligen und die Apostel zeigen und eine eindrucksvolle Darstellung der Taufe Jesu. Furchtbar das Massaker an 3000 Griechen durch die Türken, 1822. Vergeblich suchten sie Zuflucht in der Kirche.
Durch dichte Pinienwälder führt die Straße über Berge und durch Schluchten, gibt unbeschreibliche Ausblicke frei auf blaue Meeresbuchten. Wir sind dankbar, dass wir die Schönheit dieser bezaubernden Insel erkunden konnten. Der nächste Tag schüttelt uns 16 Stunden heftig durch mit 5-6 bft und 75 Seemeilen voll gegenan in mächtigen tosenden Wellen. Wir kommen um 3 in der finsteren Nacht auf Insel Tinos an und ankern, erschöpft.
Unsere Ankerbucht im ersten Morgenlicht
Hier hielt uns Starkwind 3 Tage fest
Und hier die Bildershow