Wir ankern
Eine Regenfront nähert sich als wir von der Türkei zu der kleinen Insel Agathonisi, 20 km südlich von Samos fahren, die erste seit 3 Monaten. Die Wolken entladen sich gerade dann, als wir im Hafen der Insel ankern. Im Nu sind wir völlig durchnäßt und genießen das kühle Wasser auf der Haut. Monatelang haben wir ja keine Wolke gesehen. Unseren ersten Ankerplatz müssen wir Hals über Kopf verlassen, als die Fähre von Patmos kommt und an unserem Platz Anker werfen muß. Der Kapitän macht uns mit Horn und Gestik aufmerksam. Es dauert ein Weilchen bis wir weg sind, unser Anker wird von Hand bedient.
Der Olivenbaum im Abendlicht
Wir spazieren die Straße hoch zur Chora, das ist die Oberstadt. Von hier aus streift der Blick hinüber zur türkischen Küste. Ganz oben wachen griechische Soldaten. Der „Feind“ ist ja nur ein paar Kilometer auf der anderen Seite. Ein junger Soldat verwehrt uns den Zutritt ganz freundlich. Ist ja klar, militärisches Gebiet. Gerdi träumt, glaube ich nachts von dem hübschen Kerlchen. Kurz bevor die Sonne untergeht erscheint das Land in warmem Abendlicht, so wie wir sie in Deutschland nur an Winterabenden kennen.
Ein Charakterkopf.
Viele Ziegen leben auf der Insel und Sabine, die Wirtin serviert „Ziege in Zitronensoße“. Auf meiner Wanderung über die Insel finde ich überall verbissene Bäume und Sträucher. Wohl reichen den Ziegen die Zweige nicht aus, sie werden mit Mais gefüttert und die Wirtin klagt über die hohen Kosten dieser Zusatzfütterung. Sie bezahlt über 1000€ pro Jahr dafür
Keine 90 Personen leben ständig auf der Insel. Sie Schule hat eine Grundschulklasse mit Kindern und eine Gymnasiumsklasse für das 1. und 2. Gymnasiumsjahr. Als wir in der Taverne sitzen kommen gerade 2 Lehrerinnen an. Nächste Woche beginnt in Griechenland wieder die Schule. Insgesamt leben auf der Insel etwa so viele Schüler wie Lehrer. Um die Abwanderung aufzuhalten, genießen die Bewohner kleiner Inseln erhebliche steuerliche Vorteile. Während in den Sommermonaten Pensionsgäste und Segler für Abwechslung sorgen, sind die Bewohner im Winter unter sich. Das Leben hier ist billig. Man kann sein Geld ja nur in ein paar Tavernen und in 2 kleinen „Supermarkets“ ausgeben oder gelegentlich einen Fisch vom Fischer kaufen. Wer mit dem wenigen auskommt, der findet hier seinen Frieden.
Die Insel hat kein Brunnen- oder Quellwasser. Das Wasser aus den vielen Zisternen dient nur noch dem Vieh. Wasser aus dem Hahn kommt vom Tankschiff, das in den Sommermonaten alle 10 Tage anlandet und die Fracht in einen Behälter auf dem Berg pumpt.
Kapellen
Wie überall in Griechenland, finden wir immer wieder Kirchlein. Auch hier stehen 12 Kapellen, also für 7 Personen eine Kapelle. Wenn das keine Glaubensstärke ist! Die Kapellen, die ich sehe, sind gepflegt, frisch gestrichen und blitzsauber. Wie mir unser Bootsnachbar, der Pope (im Bild das Motorboot zwischen EOS und dem Katamaran) erzählt, werden die Kapellen von Familien gespendet und auch von ihnen unterhalten.
2 Tage bleiben wir auf Agathonisi. Gerdis Bein schmerzt, so streife ich am 2. Tag alleine über die Insel. Die einfachen Teerstraßen enden nach einem Kilometer. Sie führen nach Megalochora und Microchora oder enden im Nichts. Zu den Feldern in den Talsenken oder zu den kleinen Ziegenställen führen unbefestigte Straßen. Weiter auf die Hügel geht’s dann über Stock und Stein. Von dort oben genieße ich einen umfassenden Blick übers Meer zur türkischen Küste, in Richtung Norden nach Samos, westlich liegt Patmos mit der weißen Chora oben am Berg und im Süden erkenne ich Lipsi, das langgezogene Inselchen. Am 3. Tag setzen wir Segel und kreuzen gegen den Wind hoch nach Samos.
Und hier Die Bildershow: