Die Tagesstrecken werden immer kürzer

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und hier die Bilder: Klick

Ja, warum? Die Reise auf der Donau nähert sich dem Ende. Noch 228 km. Für Montag haben wir das Stellen des Mastes in Galati vereinbart. Heute ist Mittwoch. Wir könnten auch morgen schon in Galati sein aber irgendwie zögern wir das Ende auf dem Süßwasser hinaus. Die letzte Brücke haben wir gestern unterfahren, jetzt ankern wir am spitzen Ende der Insel Varsatura. Der Platz ist günstig, wir sehen den Donauarm Manusoaia ein Stück weit hinauf und die Donau rauf und runter, 10 km von Kurve zu Kurve. Eos liegt in der Mitte. Die übermächtige Hitze scheint gebrochen.  Draußen wird ein großer Baumstamm mit einem Ruderboot transportiert. Der Ruderer scheint kräftig. Er hebt ihn alleine an Land. Fischer setzten ihre Netze am Ufer oder werfen sie im Fluss aus. Zum Abendessen gibt’s Kartoffelsalat und gegrillte Kotelets. Blutrot senkt sich die Sonne. Wir gehen ein Risiko ein und verzichten aufs Schnakennetz. Fehler! Auf einmal sind sie da, massenhaft.  Und auch unter dem Netz. Kein Abendgenuss. Gerdi flüchtet ins Vorschiff und ich entwickle mich zum Massentöter.

Anderntags liegt Nebel über dem Strom. Nur die Ruderschläge der Fischer und die Außenborder der „schnelleren“ Fischen durchbrechen die Stille. Eine wunderbare Tageszeit. Der kräftige Holztransporteur hebt einen Fisch hoch. Ich winke ihn zu mir und er verkauft mir einen. Ich weiß nicht, wie er heißt, wie er schmecken wird, aber man kann ihn gut grillen, wenn ich ihn recht verstehe. Eine Schachtel Marlborough und 7 Lei (ca. 1,6€).

Sonnenaufgang bei km 228 (2) Statt ein Sprinter ein Boot zum Holztransport Unser Fisch, war aber im Geschmack nicht der Hit

Ganz unten erkenne ich einen Schubverband. Gerdi schreibt am Blog. Ich öffne den C+P Kompass. Günter hat ihn so schön repariert, aber leider ist er undicht. Diese Feinarbeit dauert, ist aber angenehm in der Kühle. Der Schubverband ist immer noch klein zu sehen.  Dann putze ich noch EOS an der Wasserlinie. Als ich längst wieder trocken bin arbeitet sich der Verband an uns vorbei. Ein angenehmes Geräusch, tock- tock- tock. Leicht und doch kraftvoll. Ein Verband unter deutscher Flagge aber mit rumänischem Standort, Basel und Lenzerheide sind überstrichen. Das verstehe ich nicht ganz. Nur im Marschtempo bewegt sich die Einheit gegen den Strom. Die Steuerleute müssen mit Geduld gesegnet sein. Aber auch dieses langsame Fahrzeug erreicht das Ziel. Er schafft ja doch 100 km am Tag, wenn er durchfährt, dann ist er in einem Monat in Regensburg.

Wir genießen diesen wunderbaren Platz. Am Nachmittag kommt nochmal ein Fischer und gibt uns Sardinen. Gerdi spielt auf der Mundharmonika und der Fischer lässt sie sich reichen und spielt einen flotten rumänischen Tanz.

BEGEGNUNGEN mit Menschen andrer Sprache

BEGEGNUNGEN mit Menschen andrer Sprache(km200 – vor BRAILA:20.-25.August, GERDI

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Auf unseren bisherigen Segelreisen im Mittelmeer, ca. 12 seit 1981, hatten wir nie so viele Begegnungen mit einheimischen Menschen in den vielen durchfahrenen Ländern- es ist ein großes Erlebnis für uns, die so verschiedenen Mentalitäten aus persönlicher Begegnung zu er-leben, ganz besonders nett nun in Rumänien auf der doch längeren Donaustrecke. Selbst wenn wir kein Rumänisch sprechen, können wir uns wunderbar verständigen, mit Winken kommen sie her, mit Gestik laden wir sie ein, mit Zeichensprache ordert man einen Fisch, mit Skizzen auf einem Stück Papier verdeutlichen wir was wir brauchen oder dringend suchen(z.B. in einem Laden, einer Werft) oder beantworten“ die „Fragen“ der Leute: Wo kommt ihr her? Ah, Germania. Schiff euer eigenes? Ohoh, sicher sehr teuer. Euer Wasser hier am Wasserhahn gut? „Da! DA! potabile, si, buna!“ Ich grüße immer passend zur Tageszeit, das schafft sofort Kontakt und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht: Buna zijua! Buna diminata, nuopte buna, Salut heißt Hallo und noroc Prost. Immer fragen die Leute: Hast du Kinder? Sehen sie, daß ich 2 Söhne habe, kommt ein Kompliment! Oh, drei Kinder??!! Buna, buna!

In einem Supermarket erfuhr ich , daß die Frau nur 100 € im Monat verdient, es war ein französischer Carrefour….Ein Taxifahrer war Koch und Bäcker (auch Pizza), als er das Gehalt gekürzt bekam, hat er den Job quittiert und nun fährt er Taxi, aber seinen eignen Wagen! Stolz ist er.

In einem Flußarm der Donau Nähe BRAILA kamen Forstarbeiter längsseits, angelockt durch meine Musik mit der Flöte am Abend vorher, die sie bis an Land gehört hatten. Nun grüßte ich mit dem Spiel meiner Mundharmonika. Begeistert bat er, darauf spielen zu dürfen. Ein rumänischer Tanz! Er hatte dieselbe HOHNER ECHO daheim, nun zeigte ich ihm meine neue chromatische DIAMOND. Er war hingerissen. Er bat mich, ihm so eine aus Deutschland als Päckchen mit der Post zu senden. Er schrieb die Adresse auf, mit zauberhaft schöner Schrift, Kalligraph war er als Matrose auf See. Studiert habe er 4 Semester, dann habe der Vater das Geld gestoppt- und er wurde kein Ingenieur, sondern ein Forstarbeiter, für 900 ha ist er zuständig. Sein Herz pochte, er wollte unbedingt diese Harmonika. Und er spielt: I come from Alabama with my banjo on my knee…Oh Susanna!“ Und da legte ich sie ihm in die Hand und schenkte sie ihm.” Ja, sie ist dein!” Er schlug die Hände vors Gesicht und konnte sein Glück nicht fassen…. Ohne Sprache…wie soll man da danken?? Eine Umarmung, ein sanfter Bruderkuß. Balkan halt, er würde uns sofort wochenlang Urlaub machen lassen in seinem Haus, klar. Wir müssen weiter!

In Braila hat Gerhard Fieber, 38,8°, steigend. So geh ich zum 1. Mal allein an Land, Müll weg, Einkaufen! Aufregend. Wir sind weit weg von der City. Ich steuere auf 3 hübsche Mädels zu auf einer Bank am Hafen, vor dem Auto mit offnen Türen und Disco-Musik.Prima Englisch, College abgeschlossen, sie wird Dental Keramik als Job lernen. Da es zu umständlich ist, mir den ca. 3 km-Weg zu erklären, bietet ANNA mir spontan ihr Auto an! Alle 4 steigen wir ein und los geht’s!!  Am Carrefour nimmt sie meinen Korb und bedeutet mir: I will join you and help you shopping. Come!

Ich finde Nescafé, Gasanzünder, Joghurt, die erste ¼ Melone(sie fährt mich ja zurück, bisher war uns das zu schwer bei den langen Fußmärschen. Sie räumt an der Kasse alles in den Korb, ich zahle 60 Lei, sie will keinen einzigen 10Lei-Schein, „No, no,no gift… never. It’s my adventure to help you, sure!“

ANNA, my little angel. Lilli und Elena sind begeistert, als ich sie an Bord bitte am Ponton, um einmal im Leben auf einem Segelboot gewesen zu sein. Herzliche Umarmung, großer Dank.

Gh. hat um 17 Uhr über 39° Fieber, in der Capetania ruft man ihm ein Taxi. Nach 3 Stunden ruft er an, jetzt sei er dran. Bluttest, Lunge geröntgt. Nach 4 Std. Entwarnung, keine gefährliche Entzündung, ein Virus vielleicht… Er bekommt (exakt wie Okt.2011 in Sardinien!!!) Ibuprofen, Parazetamol, Vitamin C  verordnet. Ich mache ihm Wadenwickel mit Eis-Gel-Kissen und im Kühlfach gekühlten Waschlappen. Das Fieber sinkt auf 38,8°… Gott sei Dank.

Inzw. hatte ich mit einem Hühnerschenkel eine Hühnersuppe gekocht. Die ißt mein Schatz nun, zur 1. Medizin, und kann schlafen…Früh ist er fast „gesund“ mit 38.0°, ab zur Farmacia…

Um 14.30 brechen wir auf zu unserem letzten Trip mit horizontalem Mast, um 16 Uhr finden wir bei GALATI nach etlichem Fragen in einem alten Hafenbecken die Navrom-Werft, die sich den Platz mit der holländischen DAMEN-WERFT teilt.

Rostig der kleine Ponton, zerquetschte Altreifen, eine Ruine wohl ehem. Getreidespeicher dahinter. Keine Strömung, ich kann richtig lang schwimmen!!! Herrlich. Für meinen Rekonvaleszenten brate ich 16 Frikadellen, schon türkisch mit Sumac gewürzt, dazu Krautsalat.

 Wir sehen erstmals große hohe See-Schiffe, mächtige Kräne. Am Montagmorgen (25.8.-in 4 Monaten ist Weihnachten!) heftiges Hämmern, Klopfen, Kräne fahren, es klingelt, ruft und man sieht Schweißarbeiten. Ich steuere die EOS an den himmelhohen Kran an den Kai. Und dann beginnt wieder dieses herrliche Kauderwelsch mit den Arbeitern, mancher kann Englisch, die es nicht können, fragen aber viel mehr. Einer kommt an Bord, so selig, so ein Schiffsinneres mit den wunderbaren Mahagony-Teilen zu sehen. „Thank you for your hospitality, I am glad“ Um 9 ist der Mast gehievt und an Land, ich löse unzählige sehr feste Zurrknoten von der Mastbefestigung, alle Schoten schieße ich ordentlich auf, Gerhard montiert RadarReflektor und Windex, tauscht eine Leuchte aus, bereitet alles vor zum Maststellen. Jungfräulich zitronengelb die breiten Gurte für Mast und Kranhaken. Jetzt hoffen wir, daß alles alles klappt und wir bald mit einem Segelschiff statt einem Lastwagen weiter fahren können. Wir wollen Galati ansehen.

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Lipowaner und Sinti – Gerdi

Nach „Kilometer 300“ beginnt die Steppe!

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Gleich hinter Cernavoda ändert sich das Landschaftsbild, die DOMBRUDSCHA beginnt! Die Ufer der DONAU  säumen steile gelbe und rosafarbene Sandfelsen, die mit zartem Grün bewachsen sind. Weite Flächen nur Gras. In den kleinen Gehöften stapeln die Bauern das dann braune gebündelte Gras übereinander zu einer Art Giebelhaus, oben immer schmäler werdend wie ein Hausdach! Der Fluß aber gebärdete sich wild, mittags starker Wind von vorn, halbmeterhohe Wellen rollen an, weiß bekrönt von Gischtschaum, echt Arbeit an der Pinne, damit ich das Schiff auf Kurs halten kann, denn die Untiefentonnen zu beiden Seiten gewähren nur eine enge Fahrrinne! Unter uns mögen viele Sandinseln verborgen sein, vom Hochwasser überspült. Am linken Ufer graugrüne Erlen, die ca. 30 cm dicken Stämme tief im Hochwasser stehend. Am rechten Ufer aber senkrechte Sandwände, rostbraune Steppe und frei laufende wunderschöne Pferde, schwarz-glänzende Rappen, rotbraune Stuten mit Fohlen, weißschimmernde Schimmel! TOPALU böte uns einen Anlegeponton, aber die Wellen sind viel zu hoch, der gelegte Mast wäre schwer gefährdet. Wir wenden uns einem Seitenarm links zu und hoffen, am nächsten Morgen weniger „Seegang“ zu haben, um in einem der Lipowanerdörfer an Land zu rudern, um die weithin goldglänzenden Kirchen zu besuchen!

Nachts angenehme fast „deutsche“ 23°, nach den 40°-Nächten friert‘s mich so, daß ich die 2. Decke hervorsuche! Nach dem erfrischenden Bad (an der Badeleiter ohne Schwimmzug!) im Fluß genießen wir zum 1. Mal in diesem Donauurlaub das Frühstück im Cockpit! Um 10 queren wir den Fluß und ankern bei km 362 vor dem flachen Grasufer des 1. Lipowaner-Dorfes, Gerhard pumpt das kleine Schlauchboot Microeos auf, wir paddeln ans nasse Grasufer und die 100 schnatternden Gänse treten den Rückzug an…

Ein braunes Zigeunerpferd steht angebunden an einen Kahn im Fluß, stampft vergnügt, badet, wälzt sich im Wasser. Die Zigeunerpferde haben ein rotes Band in den Schwanz geknüpft, der klapprige Holzwagen ist beim Müllberg, wo auch die braunen barfüßigen Kinder „schutteln“ und Plastikflaschen in Säcke sammeln.

Hinter kleinen Gemüsegärten voller Tomatenstauden, Kohlköpfe, Bohnenstangen und Zwiebeln erstrahlt blendend hell und golden die orthodoxe Kirche. Die 2 Glocken (von Hand angeschlagen) läuten ein Zwei-Ton-Gebet, wohl 10 Minuten lang.

Ghindaresti, das Lipowanerdorf!

Wir laufen den Trampelpfad zwischen Mais und Gärtlein mit Obstbäumen, Wein und Kartoffeln hoch zum Dorf. Neben der prächtigen großen Kirche steht eine kleine einfache Kirche der russisch-orthodoxen Lipowaner-Gemeinde, der russisch sprechenden streng gläubigen einst vertriebenen Siedler. Im Donaubuch lasen wir bereits, daß sie im 18.Jh. vom damaligen Zar aus ihrer Heimat verjagt wurden und nach der Flucht sich hier und bis zum Delta ansiedelten. Sofort sehen wir es an den blauen Augen, den blonden Haaren, Alte mit langen Bärten, die Frauen mit typisch „russischen“ schwarzen Kopftüchern mit leuchtend-roten Rosen drauf! Die Häuser nur niedrig, meist 1-3 Zimmer, rotes Walmdach, Vorgärten mit üppigem Blumenschmuck, sauber angemalte Zäune, liebevoll gepflegte Türen und Fenster-ganz anders als in der „Großstadt“ Cernavoda!!!

Als wir die Stufen zur kleinen Kirche hochsteigen, begrüßt uns ein junger Mann, von einem Unfall gehbehindert, nun als Ferien-Kirchdiener und Vorbeter f.d.Kinder hier. Er erlaubt uns einzutreten, aber  wir dürfen nur nur bis zum Allerheiligsten/der Ikonen-Altarraum f.d.Popen/, Fotos verboten. Das höchste Kleinod der russischen Gläubigen ist eine meterhohe Ikonentafel, sicher Jahrhunderte alt, bei der Flucht mitgenommen aus ihrer Heimatkirche, hier verehrt, geziert mit zarten weißen Spitzen. Der Mann erklärt uns auf Englisch die Gebetsketten, die an Haken an der Wand hängen, darunter bunte handgearbeitete bestickte Kniekissen. Es ist wohl im Ritus eine Art Dauergebet im Knien wie bei uns der Rosenkranz, nur keine Perlen, sondern kleine Stäbchen oder flache Lederriemchen, an einer Kordel. Ja, 20 Minuten dauert so ein Gebet schon, die Mutter stünde daneben und halte die Kinder an, es wirklich ernsthaft fertig zu beten, Stirn am Boden…Der Kirchhelfer war nach einem Autounfall querschnittgelähmt, nun humpelt er an einem Dreibein, ich singe für ihn zu unsrem gemeinsamen Gott, er verbeugt sich, ist unendlich dankbar, glaubt, es helfe ihm, wieder zu gehen… Als wir vor der Kirche ein gemeinsames Foto machen dürfen, kommen 2 kleine Buben, mit bunter Gebetskordel um die Taille, sich 3x bekreuzigend unter der Kirchgarten-Pforte, in der ich in der Verzierung einen Violinschlüssel vermute. Alle im Dorf seien Lipowaner, sprechen auch alle russisch! Die Kinder adrett und sauber, ja, man ist stolz auf die eigene Schule! Wir wollen ein wenig mehr erfahren, setzen uns vor den kleinen Laden zu den Männern mit ihrem Bier, kaufen auch 2 Flaschen, Glas gibt’s keines dazu. Einer spricht italienisch, er hat in Turin gearbeitet. Die andren älteren Männer sprechen nur russisch. Da fällt mir ein, daß sie meine russischen Volklieder kennen könnten. Ich stimme das Schlaflied „Schlaf mein Söhnlein,schlaf ein Schläfchen, Bajuschki baju! an – sie summen verträumt mit, sehr erstaunt, daß die deutsche Madam es kennt!!! Dann singe ich (J sehr temperamentvoll!) „Kaljinka, Kalinka, Kaljinka moja, sado jagoda Malinka, Malineka moja, Eida ljuli, ljuli…“ man singt mit, klatscht sich auf die Schenkel. Mein 3. Lied kennen sie auch, sie singen den russischen Text: „Als zum Wald Petruschka ging….“ So geht Verständigung ohne Russisch-Kenntnisse!

Bei der Post steht eine Schlange Frauen und Männer an. Ob es hier Rentenauszahlung gibt? Die schattigen Lauben vor den Eingängen der Häuser hängen voller dunkelblauer süßer Trauben! Gemächlich schlendern wir den Sandpfad zwischen den Holzstaketen aus Ästen hinab zum Fluß, wo unsere EOS am Anker hängt wie ein treuer Diener.  Keiner hat die Paddel „geklaut“-wir rudern zurück. Kaum an Bord, kommt ein geteerter  kohleschwarzer Kahn (wie verbranntes Holz, nun wasserdicht )  gegen den Strom angerudert, 5 hübsche 17 Jährige an Bord. Gerhard darf ihren Nachen rudern!  Ein bittender Blick, dann ziehn sie sich freudestrahlend an der Bordwand hoch, Klimmzüge wie Sportler und – schwuppdiwupp- hechten sie vorn vom Bug. Behände klettern sie über die Badeleiter, und dann folgt Salto auf Salto, das größte Vergnügen. Nur 1-2 können Englisch, aber sie stellen sich wohlerzogen vor: Valentin, Aleksander, Julian, Mihail,Stefan, Markus… und wieder one,two,three ein Doppelsprung . Sie lachen als ich sage sie sehen am Foto aus „like frogs“! Gesunde, schöne Jungs mit BLAUEN AUGEN und schlanken durchtrainierten Körpern, auch ohne Turnhalle…Höflich bedanken sie sich für den Spass des „Sprungbretts“, welch reizender Besuch! Unvergeßlich.

Nach Norden auf der Donau

Um 13.45 Uhr Anker auf und im eng von Untiefen-Tonnen begrenzten Fahrwasser weiter „gen Norden“. Auf der Europakarte fahre ich mit dem Finger eine waagrechte Linie entlang und nenne die Namen der auf unsrer Höhe liegenden Städte: Erstaunlich nördlich!

 Bordeaux, Lyon, Genf, Turin, Mailand, Padua, Venezia, Pula  (Istrien), Rjieka, Novi Sad, Braila,  Halbinsel KRIM, Sevastopol, Sotschi,Rußland….

Gerhard hat inzwischen via SMS und Telefonat und EMAIL Kontakt nach Galati zu einer uns empfohlenen Schiffswerft, die uns den Mast stellen wird. Dann haben wir endlich mehr Fußfreiheit und beim Anlegen nicht mehr den überstehenden Spieß an Bug und Heck! Noch 100 km dahin.

Am frühen Nachmittag (Dienstag, 19. August) dürfen wir am Ponton der Hafenmeisterei  HIRSOVA anlegen!  Welch seltener sicherer Anlegeplatz im Fluß! Wir gehen in die 10.000Ew.-Stadt, viele große EUROPA-Schilder bezeugen eine Förderung der regionalen Entwicklung, Parks mit Springbrunnen und Bänken, aber die Plattenbauten ähnlich wie in Cernavoda. Nein, es gibt kein Internet, sagt uns der Gastwirt. Also einen der herumstehenden jungen Burschen fragen. Er führt uns zu einem kleinen Sportwetten-Office. Da hängen auch die vielen Bus-Fahrpläne aus, nach Belgien, Malmö, nach Zürich, Turin, Belgrad. Flinke Finger am Tablet, dann funktioniert die Internetverbindung und wir können den Blog und unsere Fotos von Cernavoda senden. Ihr unsere Leser könnt euch nicht vorstellen, wie mühsam diese Senderei sich immer gestaltet, oft stehn wir in seltsamen Spelunken und Kneipen  2-3 Stunden lang und versuchen unser Bestes. Oft fliegt man aus dem Internet, muß neu anfangen, das Passwort erfragen, Manche Bedienung lief zum Nachbarlokal und holte deren Internet-Passwort, weiter probieren. Ihr habt keine Ahnung, wie Blogs manchmal „entstehen“!!!

Pferd im Strassenverkehr (1200x1600)

Am Rückweg zum Schiff begegnen uns große Gruppen Sinti,  viele Frauen, oft sehr junge Mütter, mit vielen Kindern. Sie betteln nicht! Wir hören später, daß die Männer mehrere Frauen haben und daher immer viele Mamas und Kinder jeden Alters mitlaufen. Die Kirche ist schon fast im Dunkeln, als wir hoch oben stehen und in die Abendsonne schauen, umwerfend das orangene Spiegelbild in der Donau, der Blick weit weit über’s flache Land, -zig Windflügler am Horizont. Als ich mich zum Nebenportal der Kirche umwende, glänzen die goldenen Apostelbilder über dem Portal im warmen Abendlicht, ganz sicher exakt so nach Westen vom Architekten geplant, ein fast mystisches Bild, der Tympanon im göttlichen Goldschein… Dahinter direkt am Bergeshang die sehr einfachen Zigeunerhäuschen, Plumpsclo im Bretterverschlag, Elektroherd im Freien, oft auf 1 Seite ganz fensterlos. Viele fröhliche Kinder, barfuß, oft Kleidchen die Mädle.

Sehr erstaunt ist man in der Stadt, wenn man vor den 2 gewaltigen mehrgeschossigen Palästen der Roma steht, üppig verziert mit feinsten Ornamenten. Da spürt man doch die Herkunft aus dem Erdteil im fernsten Osten, Indien, Pakistan,…mit dem ornamentreichen indischen Baustil. Die reichen Besitzer seien nun in Deutschland, mit 4 Mercedes… In den Gassen noch einmal solch ein verziertes Häuschen, mit unbeschreiblichen Dachformen wie in einem indischen Palast, hier oft 3-fache Türmchen, mit glänzenden Zinkplatten silbergrau gedeckt, völlig fremdartig in ihrer architektonischen Bauart.

Sehr nett und versiert englisch-sprechend der Hafenbeamte, einst Offizier zur See, Hamburg, Kiel, Rostock…Das Problem mit den Sinti 1000 etwa, sie ziehen in Sippen her und weg, zahlen nie Steuern, die Kinder gehen nicht zur Schule, auch Geburten daheim da sie keine Krankenversicherung haben. Sie halten Pferde im Garten, die auch auf den Straßen laufen, Schweine im Haus, kochen im Garten, all das sei nicht üblich in einer rumänischen Stadt! Er sei kein Rassist, aber als Stadtrat findet er („Only my opinion!I‘m not a racist…“), daß Bürger nicht nur Rechte haben, sondern auch DIE GLEICHEN PFLICHTEN – und die erfüllen die Sinti nicht, sie fordern nur ihre Gleichberechtigung. Der Bürgermeister braucht ihre Wählerstimmen, und so erlaubt er immer mehr, …auch Deutschland würde den Roma sehr viel zusichern, deshalb verlassen die Roma in Scharen Rumänien und machen sich auf den Weg nach Deutschland. Ich erwähne, daß bei uns doch keine unbewohnten Vororte frei wären für so viele Menschen und keine  unbewirtschafteten freien Ufer an unsren deutschen Flüssen. Er meint, die wären hervorragend vernetzt und bekämen schnell raus, wo sie „bleiben“ können… Daß bei uns viele Bettler hocken und die Städte voll von musizierenden „Rumänen“ seien, wußte er nicht. Ich verspreche, ein Botschafter zu sein daheim, denn wir haben nur sehr freundliche, kultivierte, strebsame und äußerst höfliche und hilfsbereite „Rumänen“ kennengelernt auf der langen Flußfahrt auf der Donau.

Er bedankt sich sehr herzlich. Zurück an der EOS, spiele ich in die Abenddämmerung Lieder auf der Flöte. Das lockt Zuhörer an: Es besuchen uns an Bord unterm Moskitonetz 7 Jugendliche, Roxana, Aura, Stefan, Adrian,… sie sind flink am Smartphone, schießen Fotos, bieten ihre Facebook-Adresse an. Wieder so hübsche Gesichter, jedes Mal eine Überraschung. Alle wären sofort integrierbar in GERMANY, man würde keinem ansehen, daß er weit aus dem Osten Europas kommt. Sie erzählen von der Schule, daß sie nun lange 3 Monate (!) vacanza haben. Sie schätzen Deutschland, das Schulsystem, daß alle Englisch lernen bei uns, daß Korruption nicht ungestraft bleibt dort, sie wollen fleißig lernen, um ebenbürtige EU-Bürger zu werden. Herzliche Verabschiedung! Sie werden unsren Blog verfolgen, die FOTOS und später die Segelparadiese in der Türkei kennenlernen.

Am Morgen besuchen wir die Gold-Kuppel-Kirche am Hügel. Ein gigantisches Bauwerk. Eine Frau läßt uns hinein, stellt alle 3 großen Lüster an(schrecklich die kaltblauen Sparlampen zu dem warmen Gold der Ausmalung und Ikonenwand!!!) Unter der himmel-hohen Kuppel singe ich „Magnifikat“, Jubilate deo, Laudate omnes gentes. Sie ist dankbar. Dann wagen wir uns trotz der Warnung vor den wilden Hunden (bissig!) in die Zigeunergassen. Hier wird ein Perserteppich mit Seifenschaum gebürstet, dort hängen 20 indische lange Röcke, in einem Steintrog wird ein geschlachtetes Schwein entborstet, ein Pferd teilt sich eine halbe Melone mit dem Jungen. Ein einfach gemauerter Brotbackofen unterm Quittenbaum, eine Frau streut Kürbiskerne immer wieder in die Luft und läßt sie auf einer Plane am Gartenboden in der Sonne dörren. Lache ich ein kleines barfüßiges Mädle an, kommt die Mama mit einem 2. Und 3. Kind ans rostige Blechtor. Freundlich, herzerfrischend die Unterhaltung mit Mimik, Gestikulieren und ein paar Wörtern in Italienisch, Französisch, so erfährt sie, dass auch ich 2 Söhne und 1 Tochter habe, sieht das Foto vom Segelschiff und die Landkarte von Europa, ja, Germania, Dunarea, Sulina-Constanta. Kein Hund beißt, kein Kind flüchtet. Gerhard darf an ihrem Wasserhahn am Zaun trinken, potabile, si.

Ein Veterinär (in Deutschland auf Engl. Studiert!) schickt uns vage zum ehem. Castell, aber es ist total zerfallen und alles voller PET-Flaschen und Picknicktüten. „We citizens of Harsova are very stupid. We didn’t anything to  save our history.. We’ve a little museum, but doesn’t matter, have a look at the golden church, ok. This big ruin-building was the only important big high-school of the region, now damaged, home of the rats…”

Kontakte zu andren Europäern? Nein, nur die AMADEUS kommt alle 2 Wochen, legt nur an, alle Touristen steigen in Busse und gucken kleine andre Dörfer an. Hirsova nicht….Ist billig für die Reeder…Aha.

Als wir zurück an Bord sind, hievt Gh. unseren kleinen Beibootmotor, den wir auf Warnung vor nächtlichen Dieben (die kommen mit der langen Stahlschere!) im Salon hatten wieder an Deck und an das Heck-Gestänge.

Im Logbuch notiere ich: gefahrene Kilometer: 2260. Noch 3 Meter über dem Meeresspiegel des Schwarzen Meers.

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In einer anderen Welt

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Wir verlassen den Hafen von Cernavoda nachdem uns die Werftmeister noch zu 2 Fachmärkten in die Stadt gefahren haben. Dem vergangenen Wolkenbruch hat EOS nicht standhalten können und ich musste Dichtmasse beschaffen. Es war mir nicht möglich eine Gegenleistung auch für den Liegeplatz zu geben. „Wenn wir Ihnen helfen konnten, dann ist das genug“. Wir sind immer wieder über die Hilfsbereitschaft überrascht.

Dann fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Linksseitig begleitet uns der Urwald, flach, rechts sanfte Hügel und dann wieder senkrechte sandfarbene Felswände. Trockenes Grasland, steppenartig. Pferde, Schweine und Kühe weiden am Ufer, mal ein Auto und immer wieder Pferdewagen.

Viele Pferdefuhrwerke

Ab und zu ein Dorf oben am Hügel. Eines heißt Dunarea. Ob es der Dunarea ihren Namen gegeben hat? Ich stehe an der Pinne und nehme die Ruhe der Gegend auf, obwohl das gleichmäßige Pochen des Motors ja alles übertönt. Eigentlich hätte der Strom noch 60 km zum Schwarzen Meer, aber die Hügel, an die er sich drängt zwingen ihn zu einem Umweg von 170 km nach Norden. Er hat auch seine enorme Breite wieder verloren, nicht mehr als 1 km misst er von Ufer zu Ufer. Die kleinen Boote haben Bug und Heck hochgezogen.

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Der Wind wirft hier erhebliche Wellen auf. Und die Boote haben keinen Motor, sondern werden mi schweren Riemen gerudert! Dennoch findet ein reger Verkehr von Ufer zu Ufer statt. Bei km 263 biegen wir in einen Seitenarm ein um zu ankern. Fröhliches Reden und Lachen umfängt uns und immer das Gebell der vielen Hunde. Dann wieder der lockere Galopp eines Pferdefuhrwerks am nahen Ufer. Wir fragen einen Ruderer nach Fischen, können uns aber wohl nicht verständigen. Ersatzweise kocht Gerdi eine herrliche Grießnockerlsuppe.

Die Mücken sind ohne Chance, das Netz über dem Cockpit hält sie ab. So verfolgen wir wie’s Nacht wird. Die fröhlichen Geräusche der Leute verstummen, dann ein kurzes Froschkonzert, ein Tiergeräusch, das wir nicht zuordnen können und wie immer die nimmermüden Hunde. Gerdi spielt noch auf der Mundharmonika und vielleicht öffnen wir noch eine Flasche Wein.

Wir schlafen gut in der kühlen Nacht. Am Morgen liegt Nebel über dem Strom. Das Tuck Tuck Tuck eines unsichtbaren Schiffes verklingt ganz langsam. Ein vollkommen vergessenes Geräusch wird lauter: Das Rattern von Wagenrädern und der Galopp eines Pferdes. Gleich darauf ist beides wieder verklungen. Zwischen den Büschen hinter der Insel blinzelt die rote Sonne durch. Immer noch fliegen die Mücken gegen unser Netz an.

Cernavoda – Eindrücke von GERDI

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Vor Anker in einem der vielen Nebenarme (um eine schmale Flußinsel der Donau herum)…40km nördlich von Cernavoda, wo wir nah am Atomkraftwerk lagen und ich dauernd „Cernobyl“ statt Cernavoda(Schwarzes Wasser ) „dachte“, eine unheimliche Stadt, nachts sahen die ca. 10 aneinandergebauten Plattenhochhäuser aus wie ein Hundertwassergemälde, weil die Fenster beleuchtet waren, aber tags doch marode, geflickt und zusammengeschustert mit Mörtel, Alufolie und Abfallholz, die Fenster oft kaputt und mit Klebeband geklebt. Viele viele Strampelhösle an den Leinen vor den Fenstern, Denn Kinder „kriegt man immer“- um Adenauer zu zitieren…

Cernavoda

An den Müllplätzen tummeln sich Katzen aller Farben und Lebensalter, akrobatisch heben sie zum Sprung an und mit bangem Blick prüfen sie, ob sie oben in den tiefen Schlund des Stinkemülls runter sollen, aus Hunger, aber wie wieder hoch und raus? Man hat immer 4 Müllcontainer, wohl eigentlich für Plastikflaschen, Metalldosen, Papier und Restmüll (ménagerie)…aber man trennt fast nicht…Ähnlich ist es im Taxi: man hat Gurte, vorn und  hinten, aber keiner außer uns legt einen an.

In Cernavoda war Stadtfest, wohl 3 Tage ab Mariä Himmelfahrt… und dann goß es einen halben Tag wie aus Kübeln, Wasserfälle sprudelten über die maroden Straßen, auf den  Kanaldeckeln stand das Wasser, bald waren Plätze, Höfe und der ganze Park 50 cm unter Wasser, nur noch die Bühne mit der toll aufgebauten Diskoband schaute raus. Abbruch der Veranstaltung…. Die Straßen hatten am Sonntag Mulden und Abbruchstellen mit ausgespülten Gräben, 50 cm breit, 30 cm tief, nur noch Geröll. Der Taxifahrer lapidar: That’s Romania!!! Am Morgen Fortsetzung des Fests: Kühlschränke wieder raus, Grillfleisch in Wannen hergeschafft, Sonnenschirme aufgeklappt,  dann wischten alle geduldig die 100 Bierbänke, bauten ihre Grillroste wieder auf und ein Junge schippte mit einer Schneeschaufel (!!) das Pfützenwasser vorm Trampolin in einen Putzeimer u. Papa kippte ihn auf die nahe Straße. Der Sonntag war gerettet, nachts um 10 gab’s sogar 10 Minuten Feuerwerk.

An Bord der EOS war auch nicht alles wie sonst: Erstmals zeigte unser liebes Schiff Alterserscheinungen. Nein..keine Falten, aber Inkontinenz! Das 40 Jahre treu dienende Teakdeck hielt nicht mehr überall die Verbindung zum GFK der Schale, das herabprasselnde Regenwasser im Hagelunwetter suchte sich einen Weg „unten durch“ und im Nu war auf dem Bug-Bett ein gr. Fleck, wie ihn nicht mal unsere 3 Kinder je machten. Dann ging alles ganz schnell, es lief an einer Stelle munter wie aus einem kl. Schlauch, Schüssel drunter, Gerhard kämpfte wacker mit Lappen und Schwamm gegen das eindringende holzbraune Wasser.

Am Vorschiff zeigt sich entlang der Bugkante des Aufbaus, daß da die allererste, 80 cm lange Sicaflex-Fuge nicht mehr dicht ist, es regnet in Strömen, tritt man auf diese 1 Planke, sprudelt es leicht in Blasen. Aha. Stelle entdeckt. unteriridisch dann rein und durch die Lämpchen fließt es wie ein kl. Bach.

Auch in der Küche lief es hinter dem Topffach an der inneren Bordwand entlang und ich merkte es, als ich beim Kochen auf einem schwamm-nassen Teppich stand… Bei uns an der Marienschlucht hatte es auch schon lange Stunden Regen, aber die „Marion“ war nur „draußen“ nass und nicht innen! Bei näherem Untersuchen zeigte sich gesplittertes GFK, schon mal in den Ecken notdürftig vom Vorbesitzer nachgeklebt…Auch im Schrank lief Wasser rein und „ergoß“ sich über die paar Kleider auf den Bügeln. Bei Meerwasser wär alles voller Salzränder… Gh. klebte aufgeschnittene, großflächige Mülltüten unter das „Dach“, auch da scheint das Deck undicht zu werden.

Nun macht uns Sorge, daß bald Salzwasser beim Segeln in den Meereswellen reinkommt. Gerhard hat nun kleine Mahagoni-Holzkeile formgerecht „geschnitzt“ und mit Sicaflex in diese maroden Ecken geklebt… Müßte dicht sein. Wären wir schon in der Werft ( in Fischbach) auf diese marode Stelle unterm Bug-Luk aufmerksam geworden oder auf das doch nicht mehr gute Teakdeck, hätten wir so bequem alles neu machen lassen… nun aber? Törn unterbrechen? Eine türkische Werft finden, die Gulets baut? Wir überlegen…

Nicht vergessen möchte ich, daß alle alle Rumänen unbeschreiblich freundlich sind, hilfsbereit, ja sie fahren einen mit dem eignen Auto dahin, wo Hilfe möglich sein könnte…aber sie nehmen niemals einen Geldschein oder Zigaretten als Dank , sie lehnen Bier und Slivovitz ab („im Dienst“, freuen sich riesig, wenn sie ihr bissele Deutsch anwenden können („Ich gearbeitet in Deutschland!!“) und sprechen ein gewandtes Englisch. Ein junger Forstingenieur hat sogar in Dtld. studiert (in engl.Sprache) und seinen Ing. gemacht. Fließendes Englisch. Sie wollen immer helfen, und sie behandeln uns wie Bruder und Schwester! Ist wohl wirklich eine Sache der Gene bei den südöstlichen Völkern. Die können gar nicht anders.

Heute sind wir ein sehr originelles Donaustück gefahren, 40 km stromab – nun umgibt uns die Dombrudscha, eine Steppenlandschaft mit Sandufern senkrecht fast aus der Donau ragend, hellgelb und fremdartig, das andre Ufer grün von Erlen und Weiden, alle Stämme stehen metertief im Hochwasser. Im Steppenland viele Pferde, Rappen,. Schimmel, oft braune Fuchsstuten. Ohne Zaun weiden sie an den Ufern, besuchen die Rinderherden, die brusttief im Fluss baden. Einmal war eine dicke Sau mit rosa Ohren beim Baden am Ufer, dahinter giebeldach-artig geschichtete braune Heublöcke.. Eine neue Farm hatte nun bereits wie bei uns jene zu riesigen Rollenwalzen aufgerollten Grasballen, gestapelt unter einem Blechdach.

Wir hatten heute 5-6 Windstärken, fuhren mit Motor gegen meterhohe aggressive Wellen an, dazu hatten wir Fischerhemd und Pulli an, denn nach Tagen mit 40° war die Temperatur sturzartig auf nur 20° gefallen!!! Weiße Gischtkämme zierten die Wellen, das Steuern war echte Arbeit und ich fühlte mich fast wie am Meer. Gerhard telefonierte mit einer Werft in GALATI, die unsren Mast stellen soll. Geht nicht, aber man vermittelt uns eine 2.Werft am Ort. Scheint doch sehr selten zu sein, daß ein Segler kommt!

Heute möchte ich mal was Nettes zitieren:

Auf einer Tafel „HEIDI“-Schokolade (wie die feine Lindt-Orangen-Schokolade dark 85% Kakao aussehend) eines rumänischen Herstellers stand folgender Vers:

HEIDI Dark Orange is about seeing the colours

    where others only see shades of grey“

 

Über die Dombrudscha-Landschaft steht im Donau-Flußführer:

Die Dombrudscha erstreckt sich bis zum Schwarzen Meer und behindert die Donau auf ihrem Weg nach Osten.

Ihre grasbewachsenen Sandhügel kann der müde gewordene Fluß nicht durchbrechen. Er fließt deshalb weiter nach NORDEN (!!),

um schließlich gen Osten ins Meer zu münden. (Das ist für uns in Sulina)

Wären wir an Land, kämen wir nun durch in der öden mit feinem Gras bewachsenen Steppe an kleine Lipowanerdörfer mit ihren weißen Kirchen und den silber-glänzenden Kuppeln . Die Lipowaner wurden im 18 Jh. vom Zar aus Russland vertrieben, strenggläubige Orthodoxe, mit blonden Haaren, blauen Augen, dicken Zöpfen  und langen Bärten. Sie leben in ärmlichen Hütten,  sind aber gute Fischer, auch im Delta.

Wir ankern gerade nahe dem Dorf TOPALU. Leider sind die Wellen zu hoch und der Wind zu heftig, um an dem im Fluß sooo seltenen Anlegerponton festzumachen, zu gefährlich mit dem am Bug lang überragenden Mast! So ankern wir in einem Flußarm, wenige Wellen nur, um 2 machte ich eine gr. Schüssel frischen knackigen Weißkohlsalat mit Estragon und roter Zwiebel, wir leben ähnlich wie die Flußleute: Kohl und Weißbrot. Aber ein Ruderer in einem teerschwarzen Kahn verstand uns: „Du willst Fisch? OK. Warten. du schlafen hier? Gut gut!“ Auch er hat mal in Dtld. gearbeitet.

Wie immer: freundlich und zu jeder Hilfe bereit.

Noch 260 km bis zum Meer…

(Die Fotos sind ganz am Anfang 🙂

Strombauten mit EU- Hilfe

Alle Bilder

Wir hatten ja ganz oben zwischen Straubing und Deggendorf große Probleme mit dem Tiefgang. Dort darf die Donau den naturgegebenen Weg wählen und ist zeitweise flach. Ähnlich hier zwischen km 500 und km 300. Ganz besonders  nach Stromkilometer 345. Hier zweigt ein riesiger Flussarm ab, der Bala- Arm, der nach 75 km wieder in die Donau mündet. Den nehmen die Schiffe bei wenig Wasser, wenn sie zu den Seehäfen nach Braila und Galati wollen. Unglücklicherweise nimmt die Donau einen Umweg nach Norden, bis sie bei Sulina ins Meer mündet. Cheaucescu hat darum einen Kanal geschaffen, der den nördlichen Umweg abschneidet und Binnenschiffen erlaubt bis nach Constanta ans Meer zu fahren. Dort werden die Waren von Seeschiffen vom Mittelmeer kommend auf Binnenschiffe umgeladen. Das spart 240 Flusskilometer. Jetzt müssen die Seeschiffe nicht mehr 150 km bis Galati oder Braila die Donau hochfahren, außerdem können größere, für die Donau nicht geeignete Seeschiffe im Seehafen Constanca umgeladen werden.

Aber: Der Tiefen- Engpass durch auf der Donau unter der Abzweigung zum Bala- Arm bleibt. August 2009 hätte es dort nur 30 cm Wasser gegeben, so informiert die Flusskarte! Darum fallen uns die vielen großen Baggerschiffe und Sandschuten auf.

Baggerarbeiten (2000x1500)

Und auch die Tafeln mit den blauen Euro- Sternen. Jetzt wird, wie auch im Oberlauf der Donau auch, ein Flussarm abgeschnitten und die Zufahrt zum Bala Arm verengt. Dadurch soll mehr Wasser dem Hauptarm der Donau zugeführt werden und so die Wassertiefe erhöht werden und damit die Abladetiefe über das ganze Jahr erhöht werden. Bei den riesigen Maßen der Donau hier im Unterlauf kostet das viel Geld und das wird auch mit unserer Finanzhilfe ermöglicht.

Gerade dieser Stromabschnitt mit seiner seeartigen Ausdehnung hat seinen besonderen Reiz. Wir haben ihn bei vollkommener Windstille erlebt. Ein Pelikan, viele Möwen, gelegentlich Silberhreier und anb und zu mal eine Boje.

 Auch Vögel gehen auf Reise (2) (2000x1500)

Bojen fangen das Treibholz (2000x1500)

Giurgiu bis Bukarest – von Gerdi

Zur Flusskarte gehts hier

Noch 500 km bis zum Delta… (Rückblick am 15. Aug. )GERDI

Fragt mich wer nach Höhepunkten, so wird die Antwort bescheiden…: Wir haben einen Silberreiher in 3m neben uns stlzen sehn beim Ankern neben einer im Hochwasser fast versunkenen Sandinsel. An einer roten Untiefentonne sonnte sich ein großer Pelikan… Ein Highlight im dauergleichen Flußab-Fahren zwischen grünen Laubufern und so seltenen roten Walmdach-Häuser-Dörfern in Bulgarien drüben.. Der Fluß ist die Grenze.

Wir bekamen 6 frisch geangelte Flußfische geschenkt. In Giurgiu durften wir bei den Hafenarbeitern deren köstliches Trinkwasser holen, im Kanister. Ohne Chlor, also Kaffee und Tee wie daheimJ. Bei 41°C besuchten wir die quirlige Hauptstadt Rumäniens – unbeschadeit … Wir sind unfallfrei 2000 km die Donau runter geschippert und außer dem abendlich traditionellen Schnakenüberfall gab’s keine gesundheitliche Beeinträchtigung. Wir haben nie Durchfall, obwohl unser Wasser ja oft 6 Tage lang im Kanister und dem 40l-Beutel unter der Cockpitbank dümpelt, bei 35° in der Kajüte, aber mit Micropur-Tabletten (Silberjod) 1 auf 5 l.

Daheim brate ich Bodensee-Felchen in der Pfanne. Saibling und Lachsforelle essen wir bei unsren EOS-Ausflügen vom Grill. Hier ist der Fisch, dessen Namen wir nicht kennen, mit 5mm-breiten Tigerstreifen überm Rücken oder auch gleichmäßigen Silberschuppen wie bei uns Barsche, etwas fad im Geschmack, hat nach dem Zitronebad aber ganz weißes festes Fleisch. Da ich 6 auf 1x bekam, kochte ich eine Fischsuppe, was ich daheim selten mache: Gut, wenn man Wurzelgemüse in Tupperware-Dosen an Bord hat, eigentlich für Eintopf. Karotte, Sellerieknolle und –Grün, Zwiebeln mit 3 Nelken drin, 2 Petersilienwurzeln, 1 Tl Korianderkörner, Senfkörner, 3 Lorbeerblätter, ½ Zitrone, 1/8 Rosé-Wein, Salz, Olivenöl, Dill, Petersilie, 3 Wacholderbeeren, Pfefferkörner,  Chili, 1 Ochsenherztomate, 2 Paprikaschoten, etw.Zucker, 3 Würfel Hühnerbrühe. Aufkochen, die 2 Fische in 4 cm-Stücke schneiden. Im Schnellkochtopf in 10 Min. fertig. Lecker.

Die restlichen 4 Fische, teils 30 cm lang, wanderten in das kleine Gefrierfach unsres nur teilweise noch dienenden Kühlschranks, der Elektronikregler ist kaputt, der Thermostat fiel aus(er liefe also wohl auf Stufe 5 ohne Pause durch, was die Batterie stark belastet. So bringt er ca. 18°C und im TK-Fach(-18°C) bleibt der Fisch ein paar Stunden eisgefroren) Wir stellen nun den Kühlschrank, wenn wir an Bord sind, 6-7 Std. an und dann wieder aus. Die Butter und die Milch „überleben“ also. Gemüse wandert unter die Bodenbretter über den Schiffskiel…

Die 4 großen Fische hat Gh. geschuppt, ich marinierte sie in Zitrone, füllte sie mit Dill, Fischgewürz, Knoblauchscheible, Pfeffer und 1 Tl Butter, wickelte sie in geölte Alufolie und Gh.. grillte sie am Heck der EOS.

Seit Giurgiu, gegenüber der bulgar. Stadt Rousse (eine Brücke führt hinüber) ist lebhafter Schiffsverkehr, ca. 160 m lange Schubverbände fahren rauf und runter. Sind sie unter ukrainischer Flagge, winken und hupen sie fröhlich. Sie wissen nicht, daß wir eigentlich Odessa und die Krim, Anya und Bogdan besuchen wollten bei Beginn der Reiseplanung. Kommen Zöllner längsseits und kontrollieren die Papiere und Pässe, spiele ich den Rumänen die Europahymne auf der Mundharmonika vor und sie freuen sich, wenn  wir „Welcome in EU and good luck!“ wünschen.

In der deutschen Presse lesen wir ja oft von den vielen wilden Hunden. Wir sehen es hier bestätigt, im Hafenbezirk leben unzählige Mischlinge, die Weibchen haben Junge, dicke Zitzen und man sieht auch die Welpen aller Farben, zutraulich und niedlich. Die Hafenarbeiter geben wohl vom eignen Suppentopf die Knochen ab, die Hunde schlafen im Schatten ohne verjagt zu werden. Auf der Straße aber Revierkämpfe, die Tiere gehen über die Fahrbahn, bleiben- auch nachts!!- unvermittelt in der Mitte stehen und die Autofahrer bremsen, hupen, man weiß nie, auf welche Seite der Hund sich wenden wird. Nachts sind Radfahrer ohne Licht unterwegs, Helm trägt keiner. Im Taxi gibt es vorne Gurte (die nur der Gast anschnallt) aber am Rücksitz sind die Schlösser „weg“ hinter der Rückenlehne, nie benützt. Im Omnibus (Girgiu-Bukarest) sind zwar am Sitzpolster Gurtschlösser, die Gurte fehlen. Aber es gab Klima-Anlage, die 20° im vollbesetzten Bus fühlen sich aber wie 30 an…

Sehr geduldig und ihrem Schicksal ergeben sitzen die Rumänen Körper an Körper, beladen mit Einkaufstragetaschen, oft Kinder am Schoß, schweißnass aber brav, nur die Babies quengeln, auch in den Lokalen, es ist einfach zu heiß. Sehr freundlich und an Gesprächen interessiert alle Erwachsenen, stolz auf kleine Englisch-Kenntnisse, kauderwelschend im Vodafone-Shop, beim Bäcker(sie schüttelte gleich bei 4 Sorten Keksen den Kopf „nu, nu!“ und empfahl wohl ihre Lieblingssorte), will ich nicht den 20cm-großen Kohlkopf, räumt sie   1m-hohen Sack aus und sucht einen kleineren… Und immer ein leuchtendes Gesicht bei der Frage: „You like ROMANIA????“ Und wir bejahen begeistert.

Motoren wir an rumänischen Sanduferstränden vorbei, stehen hinter den bunten Sonnenschirmen meist ziemlich neue dicke Autos. Waren es in Serbien noch verrostete uralte Yugo, Fiat 500, Ford und Opel der 60er Jahre, kann man sich im Rumänien dieser Tage ein Auto leisten. In Bukarest auf den 3 spurigen Boulevards und den Autoschlangen hinter den Ampeln fast nur „neue“ Autotypen wie bei uns, im Regierungsviertel dicke Mercedes, deren Fahrer jeden Vogelschiß ansprayen und die Stäubchen wegpolieren. Die Ober in der Hauptstadt in Schwarz-weiß, die Speisekarte international, die Innen-Salons eiskalt auf 18° gekühlt, die Toiletten mit Clobrille und erstmals einer verriegelbaren Tür eine Oase der Entspannung, mit Seifenspender, Musik, sauberem !!  Kachelboden. Hinter der Kirche (beim OmnibusStopp)am Friedhof dagegen war’s echt ganz orientalisch: ein Loch im Boden, sirrendes Fliegenheer, Gestank… Erinnerung an Omas Bretterhäusle mit dem Plumpsclo und dem runden Deckel, aber da gab’s noch Zeitungspapier an der Schnur aufgefädelt… hier natürlich nicht.

Kirchentor 1 (1200x1600)

A propos orthodoxe Kirchen: Sie glänzen in Gold und Silber, die Ikonen zu Hunderten wohlgepflegt, Lüster mit Muranoglas, enorme Kuppeln voller Gemälde, Engel ohne Zahl, auch schon in der Eingangshalle, den Bögen zwischen den Rundsäulen. Ein Ort der Stille voller Prunk und Himmelssehnsucht, der Pope Andreas  mit langem Pferdeschwanz in schwarzer bodenlanger Kutte, aber mit modernem neuestem Modell VW-Limousine wie ein Mercedes…

verborgene Architektur (1580x933)

Bukarest! Eine 2 Mio-Hauptstadt, der Triumpfbogen wie in Paris wird gerade renoviert, die vorgehängten Tücher zeigen seine Eleganz. Es gibt einen Place-de-Gaulle-Platz, große Museen in renovierten historischen schmuckreichen Gebäuden, man weist uns (auf Englisch nur) im Doppeldeck-Bus auf die sehr alten Viertel der Türken, Griechen, Juden hin, einst prächtige Häuser, aber in ganz engen Gassen, nun dem Zerfall preisgegeben. Ciaocescu wollte diese prachtvolle Vergangenheit wohl auslöschen. Vor dem riesigen Präsidentenpalast Busse und Heere von Touristen, die hineinwollen. Ich will nicht. Ich stelle mich in die Sprühkaskaden der Rasensprenger, um die Hitze zu ertragen.

Das Parlament von Bukarest (2000x1500)Über den Palast des Volkes kann ich nur staunen. Ein Gebäude, das in seinen Dimensionen alles Vernünftige sprengt. - Kopie

Im Bus alle Sitze belegt. Nach 1 Std Bus und Taxizurück im Hafen… (da mußte uns nachts der Nachtwächter auf Zuruf und Klopfen das mit rostigem Draht zugebundene Tor am Hafen öffnen), wieder über alle Schiffe klettern und  dann trau ich mich in die „…“-Brühe ins Hafenbecken steigen, Schweiß abwaschen, Nescafé und 1 Glas Wasser, dann fahren wir los, weg zu einem Ankerplatz 11 km hinter der Insel Albina, früh um 8 weiter…die Marina zum Maststellen gibt’s nicht mehr, nach fast 80 km Anker ab auf fast 8m WT am Hochwasserufer der Donau. Viele Schiffe nachts, Sternenhimmel über uns, wir schlafen im Cockpit im Wind unterm Schnakennetz… Noch 400 km bis zum Delta!

Hier die Bilder: Klick