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Noch 500 km bis zum Delta… (Rückblick am 15. Aug. )GERDI
Fragt mich wer nach Höhepunkten, so wird die Antwort bescheiden…: Wir haben einen Silberreiher in 3m neben uns stlzen sehn beim Ankern neben einer im Hochwasser fast versunkenen Sandinsel. An einer roten Untiefentonne sonnte sich ein großer Pelikan… Ein Highlight im dauergleichen Flußab-Fahren zwischen grünen Laubufern und so seltenen roten Walmdach-Häuser-Dörfern in Bulgarien drüben.. Der Fluß ist die Grenze.
Wir bekamen 6 frisch geangelte Flußfische geschenkt. In Giurgiu durften wir bei den Hafenarbeitern deren köstliches Trinkwasser holen, im Kanister. Ohne Chlor, also Kaffee und Tee wie daheimJ. Bei 41°C besuchten wir die quirlige Hauptstadt Rumäniens – unbeschadeit … Wir sind unfallfrei 2000 km die Donau runter geschippert und außer dem abendlich traditionellen Schnakenüberfall gab’s keine gesundheitliche Beeinträchtigung. Wir haben nie Durchfall, obwohl unser Wasser ja oft 6 Tage lang im Kanister und dem 40l-Beutel unter der Cockpitbank dümpelt, bei 35° in der Kajüte, aber mit Micropur-Tabletten (Silberjod) 1 auf 5 l.
Daheim brate ich Bodensee-Felchen in der Pfanne. Saibling und Lachsforelle essen wir bei unsren EOS-Ausflügen vom Grill. Hier ist der Fisch, dessen Namen wir nicht kennen, mit 5mm-breiten Tigerstreifen überm Rücken oder auch gleichmäßigen Silberschuppen wie bei uns Barsche, etwas fad im Geschmack, hat nach dem Zitronebad aber ganz weißes festes Fleisch. Da ich 6 auf 1x bekam, kochte ich eine Fischsuppe, was ich daheim selten mache: Gut, wenn man Wurzelgemüse in Tupperware-Dosen an Bord hat, eigentlich für Eintopf. Karotte, Sellerieknolle und –Grün, Zwiebeln mit 3 Nelken drin, 2 Petersilienwurzeln, 1 Tl Korianderkörner, Senfkörner, 3 Lorbeerblätter, ½ Zitrone, 1/8 Rosé-Wein, Salz, Olivenöl, Dill, Petersilie, 3 Wacholderbeeren, Pfefferkörner, Chili, 1 Ochsenherztomate, 2 Paprikaschoten, etw.Zucker, 3 Würfel Hühnerbrühe. Aufkochen, die 2 Fische in 4 cm-Stücke schneiden. Im Schnellkochtopf in 10 Min. fertig. Lecker.
Die restlichen 4 Fische, teils 30 cm lang, wanderten in das kleine Gefrierfach unsres nur teilweise noch dienenden Kühlschranks, der Elektronikregler ist kaputt, der Thermostat fiel aus(er liefe also wohl auf Stufe 5 ohne Pause durch, was die Batterie stark belastet. So bringt er ca. 18°C und im TK-Fach(-18°C) bleibt der Fisch ein paar Stunden eisgefroren) Wir stellen nun den Kühlschrank, wenn wir an Bord sind, 6-7 Std. an und dann wieder aus. Die Butter und die Milch „überleben“ also. Gemüse wandert unter die Bodenbretter über den Schiffskiel…
Die 4 großen Fische hat Gh. geschuppt, ich marinierte sie in Zitrone, füllte sie mit Dill, Fischgewürz, Knoblauchscheible, Pfeffer und 1 Tl Butter, wickelte sie in geölte Alufolie und Gh.. grillte sie am Heck der EOS.
Seit Giurgiu, gegenüber der bulgar. Stadt Rousse (eine Brücke führt hinüber) ist lebhafter Schiffsverkehr, ca. 160 m lange Schubverbände fahren rauf und runter. Sind sie unter ukrainischer Flagge, winken und hupen sie fröhlich. Sie wissen nicht, daß wir eigentlich Odessa und die Krim, Anya und Bogdan besuchen wollten bei Beginn der Reiseplanung. Kommen Zöllner längsseits und kontrollieren die Papiere und Pässe, spiele ich den Rumänen die Europahymne auf der Mundharmonika vor und sie freuen sich, wenn wir „Welcome in EU and good luck!“ wünschen.
In der deutschen Presse lesen wir ja oft von den vielen wilden Hunden. Wir sehen es hier bestätigt, im Hafenbezirk leben unzählige Mischlinge, die Weibchen haben Junge, dicke Zitzen und man sieht auch die Welpen aller Farben, zutraulich und niedlich. Die Hafenarbeiter geben wohl vom eignen Suppentopf die Knochen ab, die Hunde schlafen im Schatten ohne verjagt zu werden. Auf der Straße aber Revierkämpfe, die Tiere gehen über die Fahrbahn, bleiben- auch nachts!!- unvermittelt in der Mitte stehen und die Autofahrer bremsen, hupen, man weiß nie, auf welche Seite der Hund sich wenden wird. Nachts sind Radfahrer ohne Licht unterwegs, Helm trägt keiner. Im Taxi gibt es vorne Gurte (die nur der Gast anschnallt) aber am Rücksitz sind die Schlösser „weg“ hinter der Rückenlehne, nie benützt. Im Omnibus (Girgiu-Bukarest) sind zwar am Sitzpolster Gurtschlösser, die Gurte fehlen. Aber es gab Klima-Anlage, die 20° im vollbesetzten Bus fühlen sich aber wie 30 an…
Sehr geduldig und ihrem Schicksal ergeben sitzen die Rumänen Körper an Körper, beladen mit Einkaufstragetaschen, oft Kinder am Schoß, schweißnass aber brav, nur die Babies quengeln, auch in den Lokalen, es ist einfach zu heiß. Sehr freundlich und an Gesprächen interessiert alle Erwachsenen, stolz auf kleine Englisch-Kenntnisse, kauderwelschend im Vodafone-Shop, beim Bäcker(sie schüttelte gleich bei 4 Sorten Keksen den Kopf „nu, nu!“ und empfahl wohl ihre Lieblingssorte), will ich nicht den 20cm-großen Kohlkopf, räumt sie 1m-hohen Sack aus und sucht einen kleineren… Und immer ein leuchtendes Gesicht bei der Frage: „You like ROMANIA????“ Und wir bejahen begeistert.
Motoren wir an rumänischen Sanduferstränden vorbei, stehen hinter den bunten Sonnenschirmen meist ziemlich neue dicke Autos. Waren es in Serbien noch verrostete uralte Yugo, Fiat 500, Ford und Opel der 60er Jahre, kann man sich im Rumänien dieser Tage ein Auto leisten. In Bukarest auf den 3 spurigen Boulevards und den Autoschlangen hinter den Ampeln fast nur „neue“ Autotypen wie bei uns, im Regierungsviertel dicke Mercedes, deren Fahrer jeden Vogelschiß ansprayen und die Stäubchen wegpolieren. Die Ober in der Hauptstadt in Schwarz-weiß, die Speisekarte international, die Innen-Salons eiskalt auf 18° gekühlt, die Toiletten mit Clobrille und erstmals einer verriegelbaren Tür eine Oase der Entspannung, mit Seifenspender, Musik, sauberem !! Kachelboden. Hinter der Kirche (beim OmnibusStopp)am Friedhof dagegen war’s echt ganz orientalisch: ein Loch im Boden, sirrendes Fliegenheer, Gestank… Erinnerung an Omas Bretterhäusle mit dem Plumpsclo und dem runden Deckel, aber da gab’s noch Zeitungspapier an der Schnur aufgefädelt… hier natürlich nicht.
A propos orthodoxe Kirchen: Sie glänzen in Gold und Silber, die Ikonen zu Hunderten wohlgepflegt, Lüster mit Muranoglas, enorme Kuppeln voller Gemälde, Engel ohne Zahl, auch schon in der Eingangshalle, den Bögen zwischen den Rundsäulen. Ein Ort der Stille voller Prunk und Himmelssehnsucht, der Pope Andreas mit langem Pferdeschwanz in schwarzer bodenlanger Kutte, aber mit modernem neuestem Modell VW-Limousine wie ein Mercedes…
Bukarest! Eine 2 Mio-Hauptstadt, der Triumpfbogen wie in Paris wird gerade renoviert, die vorgehängten Tücher zeigen seine Eleganz. Es gibt einen Place-de-Gaulle-Platz, große Museen in renovierten historischen schmuckreichen Gebäuden, man weist uns (auf Englisch nur) im Doppeldeck-Bus auf die sehr alten Viertel der Türken, Griechen, Juden hin, einst prächtige Häuser, aber in ganz engen Gassen, nun dem Zerfall preisgegeben. Ciaocescu wollte diese prachtvolle Vergangenheit wohl auslöschen. Vor dem riesigen Präsidentenpalast Busse und Heere von Touristen, die hineinwollen. Ich will nicht. Ich stelle mich in die Sprühkaskaden der Rasensprenger, um die Hitze zu ertragen.
Im Bus alle Sitze belegt. Nach 1 Std Bus und Taxizurück im Hafen… (da mußte uns nachts der Nachtwächter auf Zuruf und Klopfen das mit rostigem Draht zugebundene Tor am Hafen öffnen), wieder über alle Schiffe klettern und dann trau ich mich in die „…“-Brühe ins Hafenbecken steigen, Schweiß abwaschen, Nescafé und 1 Glas Wasser, dann fahren wir los, weg zu einem Ankerplatz 11 km hinter der Insel Albina, früh um 8 weiter…die Marina zum Maststellen gibt’s nicht mehr, nach fast 80 km Anker ab auf fast 8m WT am Hochwasserufer der Donau. Viele Schiffe nachts, Sternenhimmel über uns, wir schlafen im Cockpit im Wind unterm Schnakennetz… Noch 400 km bis zum Delta!
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