GERDI’s Rückblick am 9.August 11
Wir bleiben nach der langen Nachtfahrt noch einen Tag vor Anker in der weiten Bucht „Porto Giuneo“, deren türkis-blaues hell leuchtendes Wasser einfach unbeschreiblich ist. Schon 2009 staunten wir über den Farbton in grün und blau, wo sieht sonst nur ein Swimmingpool aus. Allerdings schaukelten die hier ankernden Schiffe enorm… wenig Schlaf in unsrer schönen Schiffschaukel…
Am 4. August genießen wir einen flotten herrlichen Segeltag, von 9 – 16 Uhr…gereffte Genua, 4-5 bft, wunderbar 🙂 !
Dann taucht sie auf, die Schöne:
CAGLIARI, die stolze Stadt am Hügel, mit Festung, Kirchtürmen und der Kuppel der Basilika.
große Wellenbrecher schützen die Stadthäfen, die Hafeneinfahrt ist 400 m breit!
Die „Marina del Sol“ kennen wir schon, schlicht, Mooringleinen, derbe Holzbalken als Steg, ein Einkaufswagen für die Mülltüten,nur 28 ?? pro Tag, im Zeltling 1 WC und 2 Mini-Duschen, die Bar unter Zeltplanen, der „Opa“ mit weißem Vollbart, der Tisch voller Bücher(leider nur 3 deutsche, wir bringen nun 12 neue). Es liegen hier mal einige „kleinere“ Yachten wie die EOS!!
Man weist uns einen Liegeplatz an, mein Italienisch wird verstanden:-).Blick auf die Stadt und die andren Marinas, die Kreuzfahrtriesen. Alle 3 Minuten röhrt ein Touristen-Flieger hin oder weg. Die Wasserball-Polo-spieler in ihren Kanus, die seelenruhigen Angler mit ihren geduldigen Frauen, daneben das Mofa.
…
Nachts lauschen wir der hervorragenden Musik aus der nahen Arena: Das Musical „Der Glöckner von Notre Dame“- stimmgewaltig, dramatisch. (3x sind wir Zuhörer ohne Billet!) Es ist fast wie bei den Bregenzer Seebühne…
Auf geht’s mit Rucksäcken zum SUPERMARKET ROMANA, ein „Hatsch“ von ca. 2 km in praller Sonne. Hier gibt es alles! Fein sortiert, liebevoll drapiert. Aprikosen, Birnen, Nektarinen, Melone, Salat aller Sorten, frische Basilikumblätter 🙂 und Tomaten und Mozzarella, Eissalat, Broccoli, Aubergine viola, Salbei und Rosmarin für das frische Huhn! Milch, zu unsrer gr. Freude sogar den geliebten GRIECHISCHEN Joghurt, denn in Italien gibt es fast gar keinen Joghurt naturale, alles nur süß und mit Frucht.
In Bedienung holen wir uns dann leckere Mortadella und Salami :“sottile, sottile“, ganz dünn aufgeschnitten. Man amüsiert sich, daß eine deutsche Signora den Fachausdruck kennt.“Brava, brava!“ freuen sich die Damen.
Amüsiert lese ich auf einer lacchsrosa Tube französischer „Pâté“ mit Kaviar-Creme diesen Satz: „Voulez-vous pâté avec moi?“ Witzige Werbe-Idee in Erinnerung an den Siegersong der 2 kleinen Russinen bei einem Songcontest „“Voulez vous coucher avec moi?“
Auch die einzige „Lavanderia“ für unsere Wäsche finden wir endlich in einer winzigen Gasse bei einer Kirche. Ein Glücksgriff, gut, daß ich genug Italienisch kann, um durch Befragen einiger Leute dieses Versteck zu finden. Mit Bettzeug und 5-6 Frottées, Shorts und Shirts und Spültüchern ist die 60°-Wäsche nach 3-4 Wochen doch nötig!
Wie Esele schleppen wir unsre Schätze heim und laufen erneut los: wir brauchen eine neue Fockschot! Sie kostet mit 3 ?? pro Meter nur halb so viel wie in Palermo, bei 30 m doch ein Vorteil.
Am Abend wandern wir in die (ferne) Stadt und hoch zum Castell. Immer bergan. Bis zur hohen „Burgmauer“ und rüber zum Schloß oder wie man das riesige Bauwerk nennt: Wuchtige Mauern, große Treppen, eine riesige Piazza mit hohen Palmen und zum Rasten einladenden Bänken, Fare niente am endlich kühleren Abend, auf glänzendem Marmor spielen Kinder Fangen und Ball…Wer die innerstädtische „Bergtour“ 🙂 körperlich oder altersbedingt nicht mehr schafft, kann den Lift nehmen!! So können auch in die Jahre gekommene Bürger/innen ihren vom Wind durchlüfteten wunderschönen Lieblingsplatz mit Blick über Stadt und Meer noch lange genießen am Abend über Cagliari…
Fein gekleidete Damen und Herren mit Stola und Jacke stolzieren zum Konzert, Mozart wird gegeben, auch in einer Kirche ertönt nach dem Chor Beifall. Junge Liebespaare turteln auf der umlaufenden Marmor-Sitzbank an der Ballustrade. Im warmen gelben Lichtschein der großen Kandelaber ein wirklich romantischer Abend…
Ich fotografiere erstmals im „Dunkeln“ mit meiner Canon IXUS 8015 – und bin erstaunt, daß es Fotos gibt!
Am Rückweg durch die Arkaden mit feinen Läden, vielen Bars, einer Eisdiele, in der wohl 100 Kunden geduldig in Schlange anstehen, ihren Bon kaufen, wieder 10 Minuten anstehen, – und dann das beste Eis der Welt bekomm
en: „Gelato artigianale“ , handwerkliche eigene Eis-Herstellung verheißt das Schild. Manche kaufen den Liter in der Styroporkiste à 16 ??, andere sitzen auf den Holzbänken im Freien und schlecken genüßlich ihr Lieblingseis im „Corno“ (Waffel-Hörnchen) oder „Coppa“ (Becher+Löffele)…Ein Schauspiel. Alle Altersklassen und Gehaltsgruppen friedlich vereint im Genuß! Bella Italia!
Freitag, 5.8.: Wir wandern um 9 früh in die Stadt, finden das Internet-Café Underground(wie 2009) in der Via Napoli, senden den blog von der Überfahrt.
Im Kühlschrank sind Tramezzini vorbereitet, diese typisch italienischen in Dreiecke geschnittenen 15×15 cm großen hellen Weißbrotbrotscheiben, die mit gekochtem Ei und Krabben oder Schinken und Majo oder Lachs und Rukkola gefüllt werden.Ein Kommen und Gehen der Internet-Nutzer, Pärchen im Urlaub, die nach Hause schreiben, auch afrikanische tiefschwarze junge Männer mit weißblitzenden Zähnen wie Perlen und einem bezaubernden Lächeln in den schwarzen Augen, hinter denen die ganze Fluchtgeschichte verborgen schlummert…oder „brennt“….
( 2. Teil!) gerdi
NOSTALGIE – EIN LADEN, DER SCHÖNES UND ALTES BEWAHREN HILFT
NOSTALGIE – IN LÄDEN; DIE SCHÖNES UND ALTES BEWAHREN HELFEN
Wir finden einen Elektroladen mit „antiker“ wunderschöner Einrichtung, mit 4m hohen Holz-Vitrinen mit Glasfronten, einer wohl 100 Jahre alten Trittleiter zum Hochklettern, einem der ersten großen Radios mit „magischem Auge“ und einem Platttenspieler hinter Hochglanzholzfronten.
Die Auswahl originaler alter Steckdosen und Schalter ist umwerfend, es gibt nostalgische Kabel und Leitungen, die verspielten Lampen mit Glasschirmen entzücken wohl nur Italiener…
Nebenan, in vicino, ist die Taverna „LA PIRATA“, davor ein ganz niedriger Oldtimer, ein Unicum von Auto! Es gehört dem Chef der Kneipe, er legt Elvis Presley’s alte schmalzige elegische Schnulzen auf, zum Schmelzen…Und Beatles…Nach dem Espresso tanzen wir ein paar Takte Langsamen Walzer an der Theke….:-)
Zurück am Schiff koche ich um 4 trotz der gr. Hitze, 40°…Scirocco! 4-6 bft.
HUHN ORIENTAL:
1 Zwiebel + 6 Knoblauchzehen
2 große ganze Hühnerschlegel, 6 Std. in Gewürzen mariniert.
2 Zwiebeln, rote, mit 3 ganzen Nelken gespickt
1 rote Paprika in Streifen à 1 cm
1 Zimtstange
3 Stengel frischer Salbei
2 Stengel Rosmarinnadeln
1 Lorbeerblatt
Currypaste hot, 1-2 Tl
5 Pfefferkörner
1 Tl Chili-Kerne
1 Tl Sumac
2 Würfel Hühnerboillion
2 Kartoffeln in Würfeln
1 kl. Glas Wein
In heißem Öl die Hühnerschenkel anbräunen, raus nehmen
Zwiebelwürfel und grobe Knoblauchscheibchen in Olivenöl und Zucker karamelisieren.Falls das Fett zu braun wurde, im frischen Öl! Kräuter und Gewürze kurz dazu.
Mit 1 Tasse Wasser und Wein ablöschen, das Huhn zufügen, die gespickte Zwiebel, die Currypaste+ Hühnerbrühe dazu.
Drucktopf auf Druck bringen, 20 min auf kl. Flamme garkochen, sofort öffnen.
Es schmeckte himmlisch, auch noch am nächsten Tag…!!!
Am Samstag holen wir die frisch gewaschene Wäsche, heiße 39°..
Rosa leuchtend fliegen immer mal wieder Geschwader von FLAMINGOS in Formation am Himmel. Sie haben ihr Revier in der Lagune und dem großen See.
Am Abend wandern wir erneut von 19 – 24 Uhr, wohl 10 km, Altstadt, Festung, …
Eine Straße, menschenleer, hinter dem Torre Elefantis, sieht aus wie eine Kulisse aus einer italienischen Oper, irre im Schein der Laternen…
Nacht-Straße oben am Turm Elefantis
Mezzanotte: Wir genießen 1 Teller HUHN als Mitternachtsmahl an Bord.
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WONNE-SEGELN
Sonntag, 7.8.: Ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch. Wind, blaues Meer, moderate Wellen. Genua gerefft, Großsegel, voll gegenan…An stb die Küste Sardiniens, Berge, grün und oben siena-braun. Wir kreuzen den ganzen Tag auf, 20 Seemeilen auf der Kreuz, herrlich. Mittags gibt’s bei Schräglage frisches Obst, dann nähern wir uns den „torre“, den markanten dicken Türmen und ankern in der Bucht bei Capo Pula beider antiken Stadt Nora aus der Römerzeit,. Ein Badeparadies. Touristisch. Alles Italiener. Viele Kinder, die viel lachen und oft singen. Urlaubshochsaison. Bei den Yachten nun auch Korsen und Franzosen.
AUF ZUM SÜD-KAP (Gerdi)
Am Montag. 8.8. eine SMS vom Jojo vom Kajak-Urlaub auf den Alandinseln vor Finnland, zw. Turku und Stockholm, zuviel Wind zum Paddeln…Erika meldet, daß sie die erhoffte 3-Wochen-Trekking-Tour via Gletscher und Jotunheimen/Norwegen nun nicht führen „darf“, sondern eine Tour mit „viel Museen“ leiten „muß“ in Schweden…
Nach einem Landbummel, halbgefrorener Limettenlimo (+glücklicherweise gab’s auch Ciabattabrot in der Taverne) machen wir uns um 11 auf zum wilden Capo Spartivento. Sofort aufbrisender kräftiger Wind, 5-6 bft, traumhaftes Aufkreuzen unter gereffter Genua und vollem Groß…Hart am Wind, mal 150°, mal 260 ° Kompaßkurs, viel Ruderdruck. Sportliche Krängung, Wasser über, das ganze Deck salznass…
Ich steuere von Hand an der Pinne und es ist ein Traum….Am Kap aber dann doch heftiger, aggressiver Seegang, kabbelige spitze Brecher.
Der Bug bäumt sich steil auf, saust ins Wellental. Ach, es ist wie in Griechenland 2010…Flotte Fahrt gegenan. Mit 6 – 6,5 kn, das ist Eos‘ maximale Geschwindigkeit. Starke Krängung, herrliches Segeln!!! Mistral vom Feinsten, voller Temperament, aber segelbar.
„Kiter“ mit einem irren Tempo rasen mit ihrem Brett vor unsrem Bug quer rüber, wenden, zirkusreif, ein Sieg der Physik, ein Wahnsinns-Sport! Nach 4 Stunden bei Windstärke 6 entlasten wir unser doch schon fast 40 J. altes tapfer kämpfendes Schiff, nehmen die Segel im Starkwind herunter ( ein Lob dem neuen Baum-Reff!) und bitten den Motor um Hilfe. Mit 2000 Umdrehungen gegen den Wind quält sich der Rumpf durch die Kap-Wellen, weiß nur noch die hohe Gischt am Bug, ein uns überholender Motoryachtler zeigt uns mit dem Victory-Zeichen seine gr0ße Anerkennung. Über 2 Stunden in Salzgischt und wilder Bewegung steuern wir in die Ankerbucht …es sind schon viele da.
17 Uhr: die Badebucht „Porto Malfatano“, hinter der kl.Insel TUAREDDA: malerisch! 2 Felsenkliffs ragen aus dem umtosten Meer, dahinter fast „still“! Wir ankern, 23 Seemeilen waren es heute.
2 Norweger sind neben uns, Vater im Alu-Traum-Schiff( wohnen drauf in Neapel mit Adoptivtochter), Sohn in Daddy’s nostalgischer völlig renovierter 30 J. „alten“ GfK-Yacht, die aussieht wie die Eos, nur ohne Mahagony oben.
Ich fotografiere mal das türkisgrüne Meer, senkrcht neben der Bordwand- und es sieht aus wie unsere Seekarte von hier. Irre. 🙂
Nach dem Nachtmahl spiele ein kleines Nachtkonzert auf der Blockflöte, International. Applaus…! 🙂
Ganz ruhig die Nacht.Für morgen sind 7-8 Windstärken gemeldet…Mistral….
Am Dienstag-Morgen um 9 erhascht er uns. Die wilden Böen zerren an allen Ankern der Yachten, unsrer hält, manch andrer nicht. Ein Teufelstanz in den Böen….Die Schiffe jagen um ihre Anker wie wilde Tiere. Wir bleiben lieber noch 1 Tag. Das nächste Kap zum offnen Westen ist da nicht grad so verlockend zum Umschiffen….