Gerhard:
Internetwetter 05. August: Mistral im Löwengolf vor Südfrankreichs Küste. Windstärke 8.
Das Tief zieht ostwärts und wird auch der Westseite von Sardinien Starkwind senden. Wir bleiben im Südosten Sardiniens unter Landschutz. 3 Tage später finden wir Schutz in der Bucht Malfatana.
Der Hügel über unserer Ankerbucht teilt die Windrichtung. Mal kommt er von Norden, mal von Westen. Alle Schiffe geigen hin und her. Sandgrund, ein Tauchgang und das „Einfahren“ mit Motor bestätigt: Der Anker wird halten, auch bei starken Böen. Die kommen auch, der Mistral hat uns mit voller Stärke erreicht. Unser norwegischer Nachbar ankert ungünstiger, sein schönes, altes Schiff driftet. Ich mache ihn auf das Missgeschick aufmerksam. Mit viel Mühen und 2 Ankern findet auch er nach mehreren Versuchen Halt.
Wetterbericht 07. August abends: Windstärke 7 in unserem Bereich, übermorgen abnehmend.
Wir warten hier in der Bucht auf weniger Wind. Bei diesem Wind gegen an fahren belastet Schiff und Mannschaft. Wir haben Zeit. Warten kann schön sein. Eine hübsche Gegend, ringsum Hügel, ein Sandstrand, lustiger Strandbetrieb, mit angenehmer Musik untermalt, es ist Ferienzeit. Abends steige ich auf einen der Hügel, der Übersicht wegen. Fehlanzeige: Alles Macchia, meine Beine werden arg zerkratzt. Oben keine besondere Sicht wegen hoher Büsche, die Kamera streikt. Da freue ich mich auf Gerdis Abendessen: Auberginengemüse und Reis.
Abends lässt der Wind stark nach und sendet Böen aus allen Richtungen. Die Boote nähern sich unangenehm und um 2 Uhr nachts stößt Norwegers Boot an EOS. RRummsss! Sternenklar, Sternschnuppen (man darf sich was wünschen, muß aber schweigen). Eigentlich eine herrliche Nacht. Wir vereinbaren, dass der junge Norweger noch 20 Meter Ankerkette mehr gibt, damit er hinter EOS kommt. Das klappt und der Rest der Nacht bleibt friedlich. Morgens schöner Wind. Ich traue dem Frieden nicht, die nächtlichen Böen lassen mich an den vorhergesagten schwächeren Winden zweifeln. Nochmal einen Tag und eine Nacht in der stark belegten Bucht warten?
Um halb 7 wecke ich Gerdi und wir verlassen den Ankerplatz. Noch schläft der Mistral. 270°, nur ein Katzensprung zur Zafferano Bucht, eine Seemeile nördlich vom südlichsten Punkt Sardiniens. Auf halbem Weg zeigt der Mistral, was er kann, genau von vorne. Wir aber kommen bald in den Schutz der Bucht. Wunderbares türkisblaues Wasser und bester sandiger Ankergrund erwarten uns. Die Gegend erinnert an Griechenland, felsige, teils kahle Berge, kein Haus zu sehen, kein Badebetrieb (klar, die Gegend ist Schießgebiet für die italienische Marine, aber im August für allgemeinen Betrieb freigegeben. Der Wind faucht im Rigg.
SMS Wetterbericht 10. August, vormittags: Wind abnehmend, Stärke 3, morgen 2. Amtlicher italienischer Wetterbericht zur gleichen Zeit: Stärke 8, morgen auch Stärke 8. Wem sollen wir glauben? Egal, die Gegend ist so schön, Wasser und Essen haben wir noch. Gerne warten wir einen weiteren Tag.