73. Segelpause… wir kehren wieder heim

Von Gerhard:

Wir genießen noch 3 Tage auf der EOS an Land. Sie steht ja in der ersten Reihe mit wunderbarem Blick auf das Meer und den neuen Hafen mit den großen Passagierschiffen. Und dann spannt sich die grüne Plane über das Schiff. Früh um 8 wartet ein Taxi, …Unser Flugzeug dreht eine Kurve und gestattet einen letzten Blick auf EOS tief unten. Sie ist die kleinste, die einzige mit einer grünen Plane, vorne direkt am Ufer, in der Mitte:-)

Mitte unten. In dem Bogen, dort wo die vielen Schiffe an Land stehen, steht die EOS
Mitte unten. In dem Bogen, dort wo die vielen Schiffe an Land stehen, steht die „grüne“ EOS

Nun sehen wir die albanische Küste unter uns bis Wolken den Erdblick verhindern. Erst über den Alpen sehen wir dort den ersten Schnee und dann senkt sich das Flugzeug auf den Flughafen München-Erding herab…

Noch ein paar Zahlen:
–  142 Tage waren wir zwischen Bozburun und Korfu unterwegs
–   57 Tage hat uns Eos von einem Ort zum anderen getragen
1054 Seemeilen, das sind 1959 Kilometer haben wir mit EOS zurückgelegt
–   438 Seemeilen, das sind 811 Kilometer hat EOS unter Segel zurückgelegt
–   283 Liter Diesel flossen durch den 29PS Volvo- Motor. Er schluckt 0,38 Liter/Seemeile, bei 4 Kilometer/Stunde sind das 1,5 Liter/Stunde

Wir sind nur freundlichen, hilfsbereiten Leuten begegnet.

Die Türkische Südküste und die Ionischen Inseln mit ihren vielen Buchten haben es uns und unserem kleinen Schiff besonders angetan. In der Ägäis mussten wir gegen betändigen Starkwind 6-8 aus Nord während der Haupt- Meltimi- Zeit anfahren. Dafür ist unser Schiff mit nur 10m Länge doch ein wenig klein. Der starke Wind wurde durch Temperaturen bis über 40°C begleitet. Das dämpft die Aktivitäten. Wir haben uns darum ein Auto gemietet und eine Woche in den wunderbaren Höhen des Peloponnes verbracht. Wir erkundeten auf 400 km die bergige, grüne Halbinsel, wanderten zu den Felsenklöstern und urigen Bergdörfern, genossen die traditionelle griechische Küche, schliefen in einem Hotelbett bei nur 25°. Erholsam.

Schade, dass das neue türkische Teakdeck nicht dicht ist und wir nacharbeiten mussten und manches im Schiffsinneren mit Plastiktüten schützen mussten. Das war echt ärgerlich. Beeindruckt haben uns unsere 8mm-Ankerkette und der 24-kg-Anker (eine Nummer größer als die Norm empfielt). Beides hat uns immer sicher gehalten, sogar bei einem nächtlichen Starkwind mit Böen bis Bft9 (offiziell gemessen am nahen Flughafen Korfu).

Der Motor hat nach einer Reparatur noch vor dem Start in Bozburun immer hervorrragend gearbeitet. Überrascht hat die Klarlackierung des Mahagoni-Kajütdachs und des Cockpits mit van Höveling Lacköl mit UV- Schutz. Auch nach 2 Jahren unter der agressiven Mittelmeersonne sieht die Lackierung gut aus. Leider muusten wir am Schluss (erstmals in 40 Jahren Törn-Segelns) einige Kakerlaken entdecken. Sie kamen wohl im Fluß Acheron an Bord!! Wir haben sie tagelang akribisch mit Spray bekämpft und das Schiff gründlichst in allen Ecken gereinigt. Alle Lebensmittel sind in Kunststoffbehältern. Wir hoffen auf einen Erfolg.

Bis auf das Teakdeck ist EOS in gutem Zustand. Ich habe die Bordwände mit Hull Cleaner und milder Polierpaste gereinigt, gewachst, an Motor und Getriebe das Öl gewechselt, die Filter getauscht und den Impeller der Wasserpumpe auch. Die auf die Bodenbretter aufgeklebten Teppichbeläge haben wir mit Haka-Schmierseife gebürstet und gespült sauber hinterlassen. So „rein“ war die EOS noch nie. EOS ist jetzt mit einer Plane vollkommen abdedeckt und hat den bislang schönsten Winter-Platz in einem Shipyard am Rande von Korfu., mit Blick übers Meer bis nach Sarande-Albanien.

Wir als Paar haben nun einen Schatz an Erinnerungen, kostbar, bunt und reich an Erlebnissen…

Die letzten Bilder…Klick  auf die Bilder und schau sie an...mit Untertiteln :-)wenn der Cursor auf dem Foto ist, kann man sie lesen.

Segelpause. Im Mai 2016 geht’s weiter via Albanien, Italien, Sizilien, Sardinien, Korsika, Marseille, Rhône+Kanäle… zum Bodensee.

Der Kiosk hat alles was man so braucht

72. Ein langer Segeltörn- Gedanken am Ende…

Am 18. Mai 2015 begann unser Abenteuer, Flug nach Dalaman, Türkei. Die EOS in Bozburun hatte ein neues Teakdeck bekommen in der türkischen Werft. Aber leider ist es nicht wasserdicht :-(- aber es sieht gut aus.

Wir starteten Richtung Südosten, der wunderschöne Gökova-Golf, ein Paradies mit grün bewaldeten herrlichen Buchten, türkisblauem Meer… Zauberhaft . Die Insel Kos gegenüber Bodrum ließen wir aus, die vielen Igluzelte der Flüchtlinge kennen wir nur aus dem Internet…  Wir sahen die scchadhaften Schlauchboote in Kalymnos die abstoßenden Betonhallen für die Afrikaner, die oft 20 km zu Fuß laufenden Trupps von Asylsuchenden auf den Inselstraßen….. Und die überfüllten Gärten vor den Meldeämtern der Polizei… und die vielen kleinen Kinder…

Die Seefahrt über die Ägäis kostete von Anfang an viel Kraft für unser kleines 10m-Schiff und die kleine 2-Personen-Mannschaft… Soo viel Wind, oft aggressiv und stürmisch, mit heftigem Seegang, hatten wir auf unsren ca. 10 Törns noch nie… es war ein Kampf, gegenan zu segeln… Und fast immer pustete uns der Meltemi aus Norden auf die Nase.

Serifos 'Ankerblick'
Serifos. Windstärke 6-8… kein reines Vergnügen

Paros, letzter Abend

Naxos, Paros, Serifos- zwangsweise mußten wir so manche Nacht vor Anker zittern, und auch in den kleinen Häfen war es überfüllt, und hektisch und wild auch an 6 Leinen… Sturm statt beschauliche romantische Ankernächte, Spaziergänge zu den weißen Häuslein und Eseln und Ziegen… Unsere Pläne wurden oft zunichte, der Meteo bestimmte Ziel und Verweildauer. Wir mußten bereits damit rechnen, von Serifos nicht weiter nach Norden und durch den Kanal v. Korinth zu kommen, also rund Peloponnes (außen rum)  segeln zu müssen. Doch dann faßten wir uns ein Herz und schafften es tatsächlich, nach Poros hochzusegeln!!! Dann der Kanal von Korinth, für uns das 3. Mal… Mit der „Marion“, der Sunrise(Überführung Rhodos-Brindisi) und der EOS(sogar mit Erika an Bord:-). Nafpaktos, die große Brücke von Patras…

Oft verließ mich in diesem Törn fast der Mut… doch gegenseitig machten wir uns stark.

Ein Irischer Segen hängt im Vorschiff… er passte oft genau zu unsrer Situation, die Mut, Zuversicht, Geduld und Aufeinander-Verlassen-Können fordert. Ohne dieses Zusammenspiel ist ein solcher den Naturgewalten ausgesetzter Segeltörn nicht möglich. Und ohne Gottvertrauen auch nicht. Und manch ein Satz paßt auch auf meinen lieben Mann. Lest mal :

Der Herr sei bei dir, damit du zuversichtlich sein kannst…Der Herr sei neben dir, um dich vor Gefahren zu schützen und dir in schweren Zeiten bei zu stehen. Der Herr sei hinter dir, um dir den Rücken zu stärken, wenn die Kraft dich verlässt und Schatten den Himmel verdunkeln. Der Herr sei über dir, um dich zu ermutigen, wenn Angst und Sorgen dein Herz bedrücken. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst und keine Hoffnung mehr hast….

Fast jeder Satz war mal dran…. Und heute nach 2000 km Seefahrt und fast 150 Tagen ist mein Herz so dankbar, daß alles gut ausgegangen ist, ohne Unfall, ohne Schaden am Schiff, ohne Krankheit, ohne schwindenden Mut beim Segeln in allen Wettern…

aaah. mal wir 2 im Bild (1024x683)
Wir 2 an Bord der EOS
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Kanal von Korinth
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Stürmische Tage u. Nächte auf Serifos
In 6 Std. gegenan bis Levita (1024x768)
Viel Seewasser drang ins Schiff hinein..

Wir haben fleißig Tagebuch geschrieben. So kann man in 70 Artikeln auf unserem Blog mit erleben, was uns an Abenteuern und beschaulichen Eindrücken geschenkt worden ist.

Nun steht unsere schöne EOS an Land, innen und außen gründlich gereinigt, geputzt und poliert. Wir blicken zurück auf intensive Tage der Gemeinschaft als Ehepaar, keinen Tag will ich missen, nur manche Windstärke, die fast zu viel war… Oft dachten wir mit Freude an die 80 Tage auf 2000 km Donau vor einem Jahr… So schön.

Einmal fürchteten wir tatsächlich um unser Schiff, als uns hinter der Mündung des sagenumwobenen Flusses Acheron ein auflandiger Sturm vor Anker stundenlang beutelte mit einer Stärke, die wir beide in 40 Jahren Hochsee-Segeln noch nie erlebt hatten…

Einen Tag vorher aber erlebten wir auch das größte Glück: wir wurden Großeltern, der erste Enkel wurde geboren! Gott sei Dank.

Mit neuer Hoffnung planen wir den 3. Teil des 3-jährigen Segeltörns: Korfu-Albanien-Apulien-Kalabrien-Sizilien-Sardinien-Korsika-Nizza-Marseille- durch die Rhône und die Kanäle Frankreichs nach Mulhouse, und dann wieder an den Bodensee. Gott gebe uns Gesundheit, Glück und Kraft, auch das zu meistern.

Mit den letzten Fotos von Korfu und dem Teppich-Schrubben am Shipyard grüße ich euch Leser herzlich. Es hat viel Freude gemacht, die „Aufsätze“ zu formulieren und euch mit unseren Fotos teilhaben zu lassen. Aber nun freuen wir uns auf Deutschland, den Bodensee, den Herbst und den Winter, und den Kleinen in Augsburg…

Parkposition
Hier überwintert die EOS auf Korfu, inzw. eng geparkt, es werden über 100 Boote!
Aus dem Wasser (1024x683)
Mit einer Winde zieht das 4cm-Stahlseil den Slipwagen aus dem Meer, mit Lefteris‘ (albanischer) Hilfe

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Haka-Schmierseife f.d. Bodenbrett-Teppiche
Haka-Schmierseife f.d. Bodenbrett-Teppiche
Enge Gassen wie in Venedig
Enge Gassen wie in Venedig
Lieber an der hauswand als im Boot: Korfus Ameise
Lieber an der Hauswand als im Boot: Korfus Ameise
Calamari + Zucchini-Aubergine
Calamari + Zucchini-Aubergine

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Unser Abschiedsessen war lecker
Unser Abschiedsessen in der Fischtaverne war lecker

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https://www.flickr.com/photos/gerhards/21787431869/

Foto vom Flugzeug aus:

Die Eos im Shipyard, auf dem Landvorsprung, die kleine mit der dunkelgrünen Plane drauf