18. Stürmische Segelfahrt nach Bozburun-die Maus ist weg!

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26.Juni… (bis 28.Juni 2015)
Gerdis Blog, in Bozburun, beim Kap „Graunase“
Kumlu Bükü, 25.+26.Juni…durschstehend starker Wind, schlechter Ankergrund, nur die Schiffe draußen, die auf 20m Wassertiefe ankern können, blieben in der Bucht. Also verholten wir an die Mooring der Taverne „Laryma Beach“und „müssen“ dafür auch 2x dort zum Essen gehen. Nachts kommt noch ein monstergroßes Motorboot, haushoch, rückt an den kleinen Holzsteg, Anker vorne, hinten zwei 4cm dicke Festmacher-Taue quer zu einem Felsen am Ufer, über den Steg, Blinkleuchte dran- die weißgekleidete Crew mit Mannschaft geht fein speisen…
Wir bleiben bescheiden, essen 1 Vorspeisenteller, gemischt, Gemüsetopf und Lammcasserole, einen Chai. Als wir gemütlich an Bord im Cockpit sitzen, hopst mir plötzlich mit scharfen Krallen die Schiffsratte, plumps, auf den Schoß und über beide Hände, ich springe auf: Die Maus!!! Aber wir sehen sie nicht mehr, muß wohl die Flucht ergriffen haben und über die Landleinen an den Steg geflohen sein. Gut so, dann folgt sie uns nicht nach Bozburun!
Freitag, den 26.Juni: unser 40. Tag seit dem Flug
Um 6 Uhr aufstehen, gleich um 7 heftiger Seegang.
Volles Ölzeug, Südwester auf den Kopf…, Lifebelt, Schwimmweste, von Hand steuern… -die EOS taucht mit ihrem Bug heftig schlagend in die hohe Dünung, Wind voll von vorn, die Wellen gegenan… 2-3 Meter hoch spritzt es zu beiden Seiten, prescht über die Sprayhood, bis ins Cockpit. Weiß legt sich die Gischt auf die kabbelige See… Gh notiert Windstärke 6…Sportliches Steuern und Dagegenhalten an der Pinne, heute kann ich mir die Gymnastik mit dem Thera-Band für meinen Mitte März gebrochenen Oberarm sparen…. Als ich mal ins Vorschiff klettere, ist vorn viel naß…  Das Meer dringt ein, es rinnt über die Schwalbennest-Ablage, Strickjacke, Ersatzbettbezug, Rucksack, Schlafhemd, Brillenetui- das war bisher trocken geblieben… Der Kleiderschrank ist besser… Gerhard vermutet, daß noch immer jene 1. Relingstütze an Steuerbord nicht richtig dicht ist…. Das Fach vorm Ankerkasten faßt Wasser… Trotz der Entdeckung genießen wir das Segeln, unser Schiff schlägt sich tapfer, um 8.35 Uhr können wir die Genua gerefft zu einer Sturmfock setzen. Per GPS kontrolliert der Skipper unsere Route. Wir hoffen, nach der Rundung des zweiten Kaps besser segeln zu können – und um 9.45 können wir das Vorsegel ausreffen… Vor uns die Werft, bei der die EOS ihr neues Holzdeck bekam. Blaues Meer, scheinheilig die Wellen, Wind flaut auf 2-3. Typisch für die schöne Bucht von Bozburun. Es ist 9.30 und die ersten Charteryachten segeln gemütlich in der Morgensonne los… na, da draußen werden sie staunen und sich was über den Bikini anziehen müssen. 7 Seemeilen sind wir in 4 Stunden gesegelt, als der Anker in „unsrer Bucht“ fällt- neben den schönen Gulets, hinterm Hafen. Der warme Wind wird alles trocknen, der Rest kommt zur Laundry im Dorf.
Gemeinsam dichten wir die verdächtige lecke Relingstütze überm Teakdeck mit Sikaflex ab… eigentlich wär das die Sorgfaltspflicht der türkischen Werft gewesen….
Via Telefon vereinbaren wir einen Termin mit dem Motor-Mann für die Endkontrolle des Volvo- nach 14 Tg Fahrt- für morgen früh.
Am Abend bringt uns unser kleines Schlauchboot an Land. Wir kehren auf ein Glas Saft im „Buena Vista“ ein, hören gute Musik unter schönen Schwarzweißfotos, tauschen unsere gelesenen Bücher gegen 10 neue aus, die Auswahl an deutschsprachigem ist viel kleiner als in Englisch. Beim Migros kaufe ich Pilic -10 kleine Hühnerkeulen für einen Hühnereintopf, Gh findet diesen Paprika-Rinderschinken, den Angora-Wein, den einzigen, den mein Magen verträgt, Butter, Brot und Käse, Kekse, Nüsse, Nescafé…

Nilüfer-Café Unser Ritual-fresh orange+Sorgen vergessen in Bozburun

Unser Ritual: Besuch bei Nilüfer, der Wirtin am Ende der Promenade: „Wie immer“ bestellen wir frisch gepressten Apfelsinensaft… genießen den kalten Vitamintrank unter Jasmin und Sonnenschirm…-neben dem Schalenbrunnen mit den Seerosen.

Mein Hühner-Paprika-Essen wird köstlich, mit Rotwein, Kräutern der Provence, Zwiebeln, Peperoni, Zitrone. Das reicht auch noch für morgen. Als Nachtisch gibt es im Kühlschrank gekühlte Herzkirschen!

Ramadan-Beginn, fasten, nix trinken,beten, nach SU essen
27.Juni. Bozburun. RAMADAN-Beginn!
Im Internetsender „BR Heimat“ erklärten uns Kinder einer 4.Klasse in Landshut am Morgen, dass der Ramadan begann! Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang darf nichts getrunken und gegessen werden, nichts Böses getan, denn die Paradiestore stehen 1 Monat lang offen für die, die beten und sich an die Regel halten. (Unser Motormann Tunc hatte einen Hitzschlag und mußte nach Marmaris in die Klinik… Aber er kam tags drauf mittags und checkte den Volvo.)
Tunc, der Motorfachmann in Bozburun
Ganz still war es am Morgen, graue Wolken über uns, es regnete sogar ein wenig! Wär das Schiff dicht, wär es jetzt 100% Wonne-Törn. Gh bringt die Sprayhood-Druckknöpfe am Holzrand am Kajütdach an, mittags gibt’s den Rest Hühnerpott, danach Joghurt mit Orangenmarmelade.

Hier mal ein Tipp für Campingköche: Pfefferminze-Pfannkuchen!
2 Eier, 1 Tasse Mehl, 1 T. Milch, Salz, Zucker….-geschmeidig schlagen m.d.Schneebesen. 1 Bund frische Pfefferminze ohne Stiele grob schneiden und unterheben. In Sonnenblumenöl beidseitig backen.5 Stück. Schmecken gut auch kalt zum Kaffee
Am Abend bringen wir die Post zum Briefkasten, holen unsre Wäsche ab, tanken alle kanister voll Frischwasser, kaufen beim Dorfmetzger Scheiben der Lammkeule, mit Haut dran, Rokkosalat.
Nur etwas Gyros-Kräuter, Knoblauch, Olivenöl tupfe ich auf die kleinen Teile- Gerhard grillt sie am Heck, aber erst nach Sonnenuntergang, als der Imam von der Cami, der Moschee sang. Der Duft soll nicht die Muslime stören. Nachts ab 2 bis halbfünf aggressive Böen und starker Wind. Der Anker knarrt, die Schiffe wirbeln im Kreis- und mein Käptn liegt schlafend hoch oben vorm Mast an Deck und seine Decke flattert waagrecht im Wind. Der englische Nachbar verlegt sein Schiff, Gh vertraut unsrem Anker.
Sonntag, 28.Juni, Sonniger Morgen, ich schwimme und dusche am Heck, während Gh mit der Micro Eos frisches Brot holen geht (und den Müll wegbringt, denn das ist die Routinearbeit eines Langzeitseglers: Brot+Wasser, Müll+Wäsche, einkaufen+kochen, Reparaturen, Streckenplanung, Logbuchführen. Mittags dichtet Gh die Wasserablaufschlauch-Öffnung am Deck ab, die mir das Meerwasser auf die Handtasche tröpfeln läßt, ein Erbstück vom Vorbesitzer. Feilen, Sägen, Glätten, Schrauben, Rohrklemmen an den Gummischlauch- eine kleine Werkstatt und der Ingenieur, vorher hat er seinen 6 cm „fetten“ Ken Follett „Winter der Welt“, 1050 Seiten fertig gelesen…

Wer sehen müchte, wo wir uns mit EOS bewegt haben der klicke hier: Klick

16. Segelfreuden und Schiffsorgen

Gerdis Blog 19.-25.Juni

Viel hat sich verändert seit unserer schönen Bergwanderung am Morgen- hoch zum Felsennest der *****Klasse. Gh. baute eine kleine elektrische Pumpe an den Duschkanister, die 2 Starterbatterien meldeten beim Ankerwinschen immer „Schwäche“- also Ziel GÖCEK.
Samstag, 20. Juni:

Seegang 2 Seegang 1

Von 9.45 bis 10 noch Wonnesegeln, Lage, dann viel Seegang, Reffen, unruhiges Schlagen, nach 8 Stunden vor 18 Uhr Leinen fest in Scopea Marina Göcek. 43 sm, davon 36 gesegelt. Die neuen Bosch-Batterien werden geliefert. Einkaufen, große Supermärkte! Neu für uns: ab 22 Uhr darf kein Alkohol mehr verkauft werden! Viele Briten sind da, 9 Russen kommen an – geschniegelt, 3 Kinder, 12 gr. Reisetaschen und Koffer…, riesige Katamarane erwarten sie- auf einem unterrichtet früh die Mama ihre beiden Töchter mit Schulbüchern und Gesprächen, die kleinere macht Hausaufgaben. 4.Dusche in 5 Wochen-welch ein Luxus. In Deutschland hat es nur 9-12°, hier 27.
Sonntag, 21.Juni: Göcek.
Sommersonnenwende!
Tanken. Versehentlich füllt Gh den Rest Diesel aus dem (falschen) Kanister in den Beiboot-Benzinmotor… Ohne jede Englisch-Kenntnisse des Tankwarts hilft jetzt nur eine Zeichnung: Mix Diesel-Benzin im Motor. Motor an land. Leermachen in Wasserflasche. AHA! Da kommt er mit Flasche und Trichter… Glück gehabt. Heute motoren wir nur rüber zur steilen Pinienwald-Küste, greifen mit dem Bootshaken eine Boje und machen zwischen 2 edlen Gulets Schluß für heute. Gh schwimmt 2 Landleinen raus und befestigt sie an den Betonpflöcken. Beim Näherkommen erkenne ich, daß das glänzende Prachtstück neben uns kein „Affele“ ist sondern eine AFFOLA…
Unter dem 6m-Markisendach viel lesen… Abends gibt’s meine Spaghetti arrabiata – al olio et aglio und die erste (!) Wassermelone! Unter dem traumhaften Sternenhimmel spiele ich auf der Mundharmonika Rumba, Tango, Abendlieder… bis der 3. Stern des Scorpion (unter dem hellen Antares) aus den Baumwipfeln kriecht.
Montag, 22. Juni: Seegang, Reff-Segeln
Früh sehen wir zum 1. Mal ein blumen-bemaltes Fäkalien-Abpumpboot zu den Gulets fahren! Nur 4 Stunden war Normalsegeln, dann folgten 4 Stunden Seegang, Reffs, Wogen über Bug.

Seegang 3
Die EOS kämpft sich durch. Doch dabei kommt viel Seewasser auch ins Schiff hinein, am Bug dringt es unter dem „Himmel“ in die Schwalbennester, läuft auf meine Matratze, der Schrank an Steuerbord hat nasse Kleidung an den ordentlichen Bügeln- wie früher noch beim 40 Jahre alten Teakdeck… Im Geschirrfach lief Salzwasser in eine Tasse, wie praktisch. Weniger angenehm: auch an Backbord sind die T-Shirts nass… Im Bugschrank sind die Rucksäcke „getauft“..
Mülbeutelkleidung

Seegangsopfer Schrank

Ich räume die Shirtstapel unter Gerhards Matratze, bündele die Kleidung im Schrank mit einem Bändsel und ziehe sie an einen Haken-weg von der nassen Bordwand, spanne einen 50l-Müllsack auf meine Bettmatratze…
Das Schiff aber segelt vorbildlich, unsere gute EOS…
Nach 8 Stunden erreichen wir gegen 17 Uhr die Waldbucht Koycegniz Limani. 35 sm. Ich backe 6 Pfannkuchen mit frischen Pfefferminze-Blättern. Danach gibt’s Pilav (türk.Risotto mit Safran und Chili)- nach 1 Glas Wein früh zu Bett. 5 bft angesagt, also früh starten!

Pfefferminzpfannkuchen

Pfefferminzpfannkuchen

10. Tag: Dienstag,23.Juni :Waldbucht bis Kumlu Büku , 20 sm Seegang, 6 bft

Um 5 Uhr früh Anker auf, 5 bft gemeldet. Ab 6 Uhr rauscht die EOS mit gerefften Segeln weiter. Nach 10 erreichen wir die Adlernestbucht Kumlu Büku- und bald kommen die irren Badegäste-Schiffle….- alle mit Musik…Ich dörre die nassen Kleider…
Am Abend gibt’s braune Linsen.
11.Tag: Mittwoch 24.Juni: Kumlu Bükü bis Bozok Bükü

Segeln satt von 11 bis 14.30 Uhr., Wind 5-6 voll gegenan, ab 9 Uhr mit Reffs,wilder Seegang. Teils hilft der Motor, nur 2 kn Fahrt… Nach 6 Stunden biegen wir unter der griechischen Festung in die gischtweiß gesprenkelte tiefe Bucht Kumlu Bükü, Anker ab in Ufernähe…6m Wassertiefe. Die Böen greifen aggressiv an, das Schiff tanzt wild im Kreis. Plötzlich sehe ich neben mir die große Yacht, die weit hinter uns auf 20m ankerte… Unser lieber Anker hielt nicht!!! Er slippte lautlos und der Wind trieb uns meerwärts. Schnell mit Motor Anker auf, neuer Versuch. Wilder Kreiseltanz- ich hab kein Vertrauen in den Ankergrund- so verlegen wir an den Tavernen-Holzsteg des Freiluftlokals Loryma und binden unser Schiff an die Mooringleine.
Also „müssen“ wir essengehen. Wir machen eine kleine Wanderung Richtung Gebirge, im Winter fließt hier ein Fluß. 20 Riesensäcke mit duftenden gesammelten Kräutern lagern unter einem Olivenbaum, auf Eseln werden sie vom Bergweg hergetragen. Ein flacher Fischerkahn bringt sie nach Ciftlik und Bosporun… Auch die fein herausgeputzten 8 Crews der britischen Neilson-Schiffe und der 3 Katamarane kommen in den mit weißen Gardinen, Kissen, weißen Sofas und Teppichen dekorierten Sitzbereich. Hier läuft was, viel Wein. Wir wählen einen frischen Fisch aus, esssen 8erlei Vorspeisen(Salate)…

Taverne Kumlu Bükü1 Taverne Kumlu Büku 2
Wind 6+ angesagt, sollen wir bleiben??
12.Tag: Donnerstag, 25.Juni:

Eine MAUS!!!
Gerhard wandert am frühen Morgen auf den Berg. Als ich Tee koche und nach dem Brotkörbchen greife im Fach neben dem Herd, liegen dort lauter zernagte Weidenrohrstückle. Dahinter weiße Plastikbrösel… der Schraub-Deckel der Müslidose ist 6 cm lang am Rand aufgenagt!!!
Maus im Schiff- ich werd‘ noch verrückt!!
Die naßgewordnen Klamotten hänge ich an den frischen Wind. Gerhard lädt mich auf einen Chai an Land ein. Wir bekommen bestätigt: 6-7 bft- um Mitternacht nachlassend. Also bleiben wir noch diesen Tag am Steg… Die Maus auch?!? Es röhrt und gischtet, es heult der Meltemi aus Nordwest mit 6 oder 7 Windstärken. I-AAA macht der dunkelbraune Esel an Land… die Festmacherschoten quietschen, die Eos zerrt an der Mooring… die Fallen klappern.

15. Rauschende Segelfahrt- in 8 Stunden vom „Adlernest“ Kumlu Bükü bis Göcek

Strand und Schlucht
Adlernest! Über der Schlucht die Hotelanlage-Häuslein
Das Grandiose Hoteldorf
…das grandios gelegene *****Hoteldorf

Vorab alle Bilder unserer „Hotelwanderung“: Klick

Mit einem wndervollen Blick zurück in die Schlucht mit dem Romantik-Hotel Dionysos, dessen kleine Häuschen an der senkrechten Flanke kleben wie ein Adlernest (davon gibt es hier  sogar eins,  Bären auch) starten wir am Morgen in einen herrlichen Segeltag.Bald reffen wir Groß und Genua und rauschen durch immer bewegtere Wogen. 2 Delphine begleiten uns ein Stück,.. Nur vereinzelt wagen sich andere Segler raus, „mare molto mosso“ hieß das immer im italienischen Meteo.

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Dal, indisch gewürzt als Abendessen

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Segelwonnen 8 Std. bis Göcek
das neue Iroko-Deck
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…noch ohne Reffs

Segeln-noch ohne Reffs

Blauer Himmel über uns, aber die zerklüftete zauberhafte Küste ist gekrönt von riesigen weißen Cumuluswolken! Gegen 11 bemerkt Gerhard, daß die Batterien nachlassen. Wir müssen in Göcek  neue Starterbatterien ordern. Eine gelungene Neuerung ist die neue kleine elektrische Wasserpumpe im Heck, die nun aus dem Wasserkanister via Schlauchbrause Duschwasser zum Cockpit führt, ein Meisterstück des Bordhandwerkers/Elektrikkünstlers.:-)

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Wir genießen diesen Segeltag bei „erfrieschenden“ nur 27°-in Deutschland hat es 8-12° und Regen. Der gute Wind hält an und schon um 14.30 biegen wir in den Golf von Gökova ein, rund ums Kap Kurdoglu. Die Marine ist voll von sehr großen Schiffen, starker Seegang läßt Mooring und Festmacherleinen quietschen, denn die Schlauchbootfahrer drehen voll auf, wenn sie hin- und herfahren… Neben uns kommen 10 (!) Männer aus München an-ihr könnt euch den Katamaran vorstellen? So breit wie die EOS lang ist… nachts kommen noch die neuen Crews an, aus Moskau, Bayern- die Flieger sahen wir vom Hafen aus. Die 2 Batterien baut Gerhard fachgerecht ein, dann gibt es Spaghetti mit Parmesan, der hier 7€ kostet. Eine Dusche an Land, ein Nachtspaziergang mit der oft grellgrünen Beleuchtung im Park und an der Promenade.Viele Touristen. Urlaubsathmosphäre.

14 Überraschende Wanderung.

Unser Motor verliert nun kein Kühlwasser mehr. Den Kühlwasserschlauch gabs in der LKW-Werkstatt. Die Netsel Marina in Marmaris erinnert an einen Backofen zu hohen Preisen (44€/Nacht). Sie bietet dafür alles, was der verwöhnte 45 Fuß- Yachti so braucht. Also flüchten wir mit gerefften Segeln. Während draußen ein laues Lüftchen weht, fegen hier Böen von den Bergen. Nochmal ankern wir in Kumlu Bükü. Das wilde Tal fasziniert und viel Platz haben wir auch. Wir wollen anderntags eine Wanderung zu dem Dorf über der senkrechten Schluchtwand machen. Vor 7 Uhr brechen wir nach einer Tasse Neskaffee auf, um der Tageshitze zuvor zu kommen. Die Straße windet sich gemächlich hoch. Morgendliche Stille. Das Dorf entpuppt sich als Hotel! Einzelne kleine Häuschen verteilen sich großzügig und doch einfühlsam über den steilen Hügel. An der Bar mit überwältigendem Tiefblick treffen wir die ersten Mitarbeiterinnen und genießen frischen Mandarinensaft. Unter uns die senkrechten Schluchtenwände, 200 m tief. Im vornehmen Dionysos- Hotel Das Resort für den wohlhabenden Kletterer, der seine Routen selbst suchen (und auch benamen) kann. Ob sich schon solche Leute hierher verirrt haben? Die freundliche Mitarbeiterin muss jetzt um 8 Uhr ihre Rezeption öffnen und gehen. Ich möchte noch schnell zahlen. Aber das Mädchen winkt ab: Ein Geschenk des Hauses. Genuss mit Schluchten- Blick Das GPS zeigt einen Pfad ins Tal. Den peilen wir an und er führt uns angenehm schattig fast alpenähnlich zur Straße und direkt vor den auffälligen Hügel, auf dem in historischen Zeiten der Ort Amos stand. Stabile Mauerreste, ein Theater ganz ober und nochmal ein beeindruckender Tiefblick auf unsere Ankerbucht und in der Ferne die Stadt Marmaris.  Das Theater Obwohl Gulets, AusflugDer winzige Punkt in der Mitte ist die EOSsschiffe und Yachten in die Bucht einfallen, bleiben wir. Gerdi sorgt sich um die Küche und ich baue eine elektrische Brause an. Mentha, Kaffee, eine Melone machen den Nachmittag angenehm. Die Ausflugsboote brechen wieder auf und die Bucht gehört den paar Seglern. Es ist genügend Platz für alle da.

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13. Kompass-Hut und Stachelschwein

Çiftlik – Marmaris/Stadtlärm -Ankerbucht an den  Felsen- wieder Marmaris
Gerdi am 17.Juni

Ciftlik am Abend,14.6.15 - Kopie
Wieder mal in Ciftlik! Wie 2x in 2010…Die Berge wie ein Bikini , weite Bucht mit Sandstrand und am 1. Schulferien-Wochenende plötzlich am 2. Tag alles voller Sonnenhungriger und badender Kinder, die Liegen unter den Schirmen aus Weidengeflecht belegt, lustiges Treiben in den 4 Tavernen. Wer am Holzsteg die Mooringleine übernimmt und festmacht, soll am Abend hier auch zum Essen kommen. Alles ist vorbereitet, nur wer lamm aus dem Ofen will, muß das 2 Stunden vorher sagen. Man trinkt Chai aus den kleinen tulpenförmigen Gläsern, schwimmt im türkisenen Meer, tauchen, schnorcheln, Bikinis zeigen.

Kräuter anliefern 2

Kleine Boote legen an mit riesigen Säcken voller duftender gesammelter Kräuter, Origano, Ada-Tee, Pfefferminze, Salbei… Während wohl 15 riesige Säcke ausgeladen und auf die Schultern gehievt werden, unter Sonnenschutzplanen auf 2 andren Booten die Fischerfrauen Kalamare klopfen und Fische sortieren, werden manche feine  Yachten mit Proviant, Wasser, Cola in Unmengen und sackweise Orangen für den Morgentrunk beliefert.

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Kompass-Haube1 Kompaßhaube 2

Ich nähe  einen Hut für unsren guten alten Plath-Kompass mit dem Glas-Kuppelddach. Er leidet unter der sengenden Sonne, die er als Bremer nicht gewohnt ist;-). Aus 40%-U#v-Schutzstoff (wasserdichter Persenningrest) forme ich einen runden Hut, nähe alle Nähte doppelt, ziehe ein Gummiband mit Stopperknopf ein – und  nun sieht die Kappe aus wie ein ägyptischer FEZ 🙂 !!

Calamar v. Grill+Ezme
Ich esse butterzarte ganze Calamari vom Grill, Gerhard mag Lammkoteletts.
*Foto Wanderung Ciftlik

Am Morgen gehen wir um 6.30 Uhr an Land und wandern den Weg hoch mit Blick in die steil aufragenden Berge, die aussehen wie die Dolomiten. Dann zweigen wir ab in den schattigen Pinienwald, da geht es hinunter zum sicher im Winter Wasser führenden Fluß. Immer wieder sehen wir die Schlauchleitung für das Trinkwasser, dann finden wir die Quelle und das Pumpenhaus, wohlgepflegt, lebenswichtig für alle die hier wohnen oder urlauben.
• Foto Stachelschwein-Borsten
Hinter der Gärtnerei liegen plötzlich Stachelschweinborsten, 20 cm lang, am Weg. Wie Mikado, wieg Federkiele zum Schreiben, gestreift, schwarz-weiß,knochenhartes Horn.

Stachelschwein!
In der Taverne bei Joghurt und Honig zum Chai hören wir, daß die Stachelschweine groß wie ein Hund und ca. 8 kg schwer sind und die Melonen, Kürbis, Zucchini und Auberginen anfressen.
Gh entdeckte, daß aus dem Motor Kühlflüssigkeit rinnt. Erst nach langem Suchen findet er eine poröse Stelle am Spezialschlauch.
Wir segeln Richtung Marmaris, Netsel Marina. Die Volvo-Vertretung muß das Teil in Istanbul bestellen, also warten bis Donnerstag…
Einkaufen, neue Festmacherleinen, Sikaflex, Spezialschrauben, einen Haken für die neue Cockpitlampe… Wir gehen in einem nur von Einheimischen besuchtes kleines Lokal am Hafen. Casserole und Hähnchenbrust… Nachts Party ohne Ende, höllische Discomusik bis um 3 früh, Anpeitscher am Mikrofon… Fun total, klar!
Segeln vor dem Wind
Am Morgen verlassen wir unter Segeln die heiße Stadt. Wir haben böigen guten Wind, kreuzen durch die Bucht, nach 10 km fällt unser Anker in einer Bucht neben 70 m senkrecht aufragenden Felsen. Die Fotos sind beeindruckend. Lamkoteletts vom Grill am Heck bei starkem Wind, Bauernsalat, blaue Trauben. Urlaub.

12. (2) Ohne Ruhm (1) und Rum (2) segeln wir nur so rum (3)- v.Gerh.

(1) Zu Ruhm kommen Gerdi und ich sicher nicht, wenn wir hier an der Südwestecke segeln. Viele tun das Gleiche. Die meisten mit erheblich größeren, modernen Schiffen. Sie lassen sich leichter manöverieren (besonders rückwärts) und bieten den Seglern mehr Raum und Komfort. Moderne Schiffe sind auch viel breiter. Vermutlich sind über die Hälfte aller Boote gechartert. Man erkennt das an den Wimpeln der Firmen unter der Saling.
Manche finden unser Schiff schön (wie wir auch). Gepflegte Nostalgie ist immer schön.
Eine kleine Besonderheit war unsere Fahrt auf der Donau letztes Jahr. Das machen wirklich nur wenige. Dafür könnten wir ein klein wenig Ruhm ernten.

(2) Rum bewahren wir im Barfach nicht auf. Statt dessen Gilbey’s Gin. Wir fühlen uns auf der EOS üblicherweise gesund und wohl. Nur gegen 11 Uhr befällt uns immer ein Anflug von Unwohlsein. Dann öffnen wir diese Medizinflasche und nehmen ein Stamperl. Das hilft. Und hat auch schon früher auf Britischen Schiffen geholfen.
(3) Rumsegeln
Gestern sind wir nur so rum gesegelt. EOS‘ Motor verliert Kühlerflüssigkeit, weil ein Schlauch gebrochen ist. Ich habe einen neuen bestellt, der hier nicht vorrätig ist und aus Istanbul am Mittwoch Abend kommt. So überbrücken wir die Wartezeit mit Segeln bei steifer Briese in der herrlichen, großen Bucht von Marmaris. Als Ankerbucht für die Nacht wählen wir eben diese Kumlu Bükü am Ende eines wilden, mit Kiefern bewaldeten Tales mit einem Dorf hoch und nah über einer senkrechten Felswand. Die ganze Zeit wechseln Windstille und starkwind- Böen ab. Dann brummt es für eine Minute in den Wanten und EOS wird am Anker von einer Richtung in die andere gezogen. Im Sandboden hält der Anker sehr sicher. Nachts schlafe ich draußen und lasse mich vom warmen Wind umwehen, bis dann um 6 Uhr die Sonne über dem östlichen Bergzug explodiert.

Der Morgen strahlt Segeln vor dem Wind

12. (1) Segeln im türkisblauen Meer (Gerdi)

Gerdi, am 12./13.Juni

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Am Morgen verlassen wir mit schnurrendem Motor unsere Lieblingsbucht, unser „Zuhause“ für 3 Wochen. Ein Schwenk nach Steuerbord… ganz vorsichtig tasten wir uns über teils nur 2,5m Wassertiefe vorwärts über hell leuchtendem weißem Sand, das Meer leuchtet wie echter Türkis-Edelstein… – dieses sagenhafte helle türkisblaue Meer habe ich seit 2 Jahren als auf dem Mobiltelefon…!! Und dann der Ruf: „Heiß auf Großsegel!“ Mit Worten kann ich es nicht beschreiben, dieses Gefühl, als wir nach 7 Monaten endlich wieder die rote Großschot ergreifen und das Groß zum Masttopp hochziehen. Wir setzen die Genua und die Winschen quietschen lustvoll ! Schon blähen sich die weißen Segel im Wind! MOTOR AUS! Nur noch das Rauschen der Wellen an der Leeseiote des Schiffsbauches, wenn die EOS sich durch die hier royalblaue über 150 m tiefe See wühlt, weißer Schaum gischtet über den Bug… – stolz nimmt die EOS Fahrt auf: endlich darf sie wieder das tun, was sie am besten kann: durch die Wellen pflügen, nur mit der Kraft des Windes vorwärts jagen, zu neuen Buchten mit türkischen Namen und altgriechischen wie Apolotheka, Loryma, Phalarus (Chiftlik, unser 2. Ziel) oder Physkos, wie Marmaris zu alten Zeiten hieß. Im Mobiltelefon meldet sich „Cosmote“, der Grieche! Aber nur zeitweise. (Billig, statt 50cent nur 7Cent nun SMS-EU-Land!) Wir umrunden das Kap unter der stolzen Citadelle, bergen die Segel und lassen am Nordende der tiefen, fjordartigen Bucht den Anker in Bozuk Bükü fallen, fahren ihn mit 1500 U/min ein. Zu allen Seiten Felshänge wie in den Dolomiten, 10 Yachten schwojen wie wir um den Anker, andere machten an den Holzstegen der kleinen Restaurants fest, deren Wirte fahnen-schwenkend locken… Gulets haben lange Leinen an Land fixiert… Ein Esel ruft- es riecht streng nach Ziegenbock. Schafe mähen, Zicklein meckern. Nachts schaukelt uns der Schwell ohne Pause, Sternenhimmel ohnegleichen… Am Morgen Schwalben am Bug, um 6 geht das 1. Gulet Anker-auf, die 20 (!) Solar-Zellen der Loryma-Taverne warten auf die ersten Sonnenstrahlen. Im Bordradio kommt griechische Bouzuki-Musik. Urlaub….IMG_9280

Hier seht Ihr unsere gesegelte Strecke: Klick