EOS ist gut versorgt: Unterwasserschiff gestrahlt, Segel entfernt, innen sauber gereinigt von Gerdi, die Bordwand ebenfalls gereinigt und gewachst, den Motor eingewintert, das ganze Schiff mit einer Persenning abgedeckt, alle Schaps geöffnet und die Kleidung locker im Schiff aufgehängt. Dann bleibt nur noch, uns von den Nachbarn zu verabschieden, noch einmal zu schlafen und um 5:30 Uhr am nächsten Morgen auf das Taxi zur Schnellfähre zu warten. Wir tragen die Leiter vom Schiff und damit ist die Nabelschnur zwischen uns und unserer EOS getrennt.Das Tragflügelboot fährt uns im beginnenden Morgen nach Piräus, vorbei an Buchten und Häfen, die wir Tage vorher auf eigenem Kiel befahren hatten. Wehmütig ist uns schon zumute. Noch ein längerer Aufenthalt auf dem Athener Flughafen und dann düst das Flugzeug bei wenig Sicht München zu. Wir können wieder deutsch reden, verstehen Hinweise und Werbung und genießen ein erstes Dunkles mit Brezen. Das ist gut! Das griechische Mythos ( unsere Lieblingsbiermarke) war ja auch nicht schlecht. Eine etwas unbequeme Bahnfahrt im vollen Zug nach Eriskirch ,ein kurzer Fußmarsch und wir sind zu Hause, kurz vor Mitternacht. Anderntags kommen Erika, Joachim und Martin. Wir alle sind gesund und froh. Die Reise hat ihr glückliches Ende gefunden.Eos steht in guter Gesellschaft anderer Schiffe in Griechenland. Wir erbitten uns von unserem Herrgott Gesundheit und ausreichend Kraft für eine weitere Reise. Wie werden wir die EOS im nächsten Mai vorfinden? Holen wir sie nächstes Jahr zurück, über die Adria oder über die französischen Flüsse? Legen wir noch mal eine mehrmonatige Reise in griechischen und albanischen Gewässern ein? Unser Entschluss steht noch nicht fest. …………………Hier sind die letzten Bilder:
Monat: Oktober 2009
Ende einer Reise
Seit vorgestern steht EOS an Land, kein Schaukeln, kein Ausrichten nach dem Wind vor Anker mehr. Abschlussarbeiten stehen noch an, Motor konservieren, Außenholz streichen, Bordwand polieren und wachsen, Innenbereich reinigen und, und.
Fluss- und Kanalfahrt,
460 Seemeilen (850 km) 130Schleusen25. Mai bis 03. Juni:
Auf dem Meer mit Max
200 Seemeilenund Jörg04. Juni bis 23. Oktober: Reise mit Gerdi von Nizza ab 2802 Seemeilen(fast alles unter Segeln)Insgesamt 3462 Seemeilen (6412 km)
Im Regen an Land
Um 5 früh prasselt lärmend ein gewaltiger Wolkenbruch über uns hernieder, Blitz und Donnerschläge. In Bächen gurgelt das Wasser aufs Deck, es trommelt auf die Plane. Um 8 hagelt es schussergroße Eiskugeln. Der Shipyard ist im Nu ein lehmbrauner großer See, alle Schiffe stehen im 20 cm tiefen Wasser, der Wind kräuselt Wellen darauf. Alles ist eine riesige Wasserfläche, die Leitern versinken in der Brühe, unpassierbar die Wege zum WC. Manche Yacht ist unterspült unter ihren Holzbalken unter dem Stahlgerüst. Ein landwirtschaftliches Anwesen ergoss seine ganze Erde unter der Trennmauer hindurch in den Shipyard, es gibt fließende Flüsse, die sich in Kurven zwischen den Yachten ausbreiten. Weicher Schlamm. Stromausfall. Sirenen. Regen.
Ein wenig Trauer ist schon dabei
Wir schlafen wunderbar bei offnen Luken. Aber ja, ein wenig Trauer ist schon dabei, als wir zum letzten Mal im Meer schwimmen und um 7 frühstücken. Die Eos schaukelt uns sanft. Glitzernde Wellen. Manche Segler segeln raus.Ab 8 sind wir bereit – das Handfunkgerät bleibt eingeschaltet auf Kanal 8, die spanische Mascarell wird aufgerufen, die Geja Mare, die Manfred von der Ostsee um ganz Europa segelte, der Sturmvogel – und um 11 Uhr: „Kalimera, EOS, EOS, you can come now. It’s your turn!“Gerhard steht am Buganker, ich will ins Cockpit zum Schalthebel und den Motor starten und rums! – da ramme ich mein Schienbein an den Travellerbalken der Großschot. Bis wir am Kran sind, ist es ein dicker Bluterguß. Ein Souvenir besonderer Art.In nur 10 Minuten hängt die EOS in 2 dicken Schlaufen und schwebt aus dem Meer. Kiel und Ruder tropfen, als würde sie weinen. Nun ist Land unterm Kiel. Der Skipper befühlt ihre Wunde dort unten vorm Kiel. In der Rhône stieß sie sich im Mai amUnterwasservorsprung: eine Kuhle von 10×2 cm. Das wird eine fachmännische Gfk-Reparatur.Die EOS wird auf ein massives blaues Stahlgerüst gestellt, zu ihrem Winterparkplatz gefahren und gleich mit starkem Wasserstrahl aus dem Hochdruckreiniger am Unterwasserschiff abgestrahlt. Gerhard kratzt mit dem Spachtel die steinharten, winzigen Kalkmuscheln ab.Um 16 Uhr Erikas Rückmeldung von der Bewerbung :
SMS: „Bin dann mal für 5 Monate in Hamburg!!!“
Sie flog hin, kam, sah und siegte: Praxis-Semester in der Weltstadt am Meer. Wie schön! Ganz ohne „Vitamin B“ – Persönlichkeit und Charme, gute Zeugnisse, auch von jahrelanger Gastronomie-Praxis, hübsche Erscheinung, Gewandtheit, Witz und süddeutsche direkte Art?Für uns beginnt das Landleben am Shipyard. Eine 4 m hohe Leiter lehnt fast senkrecht am Heck. Rumpf neben Rumpf die Boote, kein Clo mehr an Bord, Strom und Wasser aus Kabel und Schlauch, Spülwasser in einem Kanister sammeln und wegschleppen, nur 2 WC’s und 2 Duschen 400 m weiter. Wir werden uns auch an dieses Campingleben gewöhnen für 6 Tage.Gerhard deckt die EOS vorsorglich schon heute mit der grünen großen Plane ab. Herbstlich wird es! Düstere Wolken bedecken den Himmel. Kein Stern mehr. Ich verpacke heimlich das Geburtstagsgeschenk, 20 goldenen Ferrero-Pralinen, und decke einen Geburtstagstisch mit Fotokarte und Brief und Kerze.Doch es kommt noch was dazwischen: Nachts um 2 fängt der angekündigte große Regen an. Und zwischen 3 und 4 braust ein kräftiger Wind über uns hinweg, hohes Pfeifen in den Stahlwanten erfüllt die Luft. Ob das ein Abschiedsgruß vom Windgott Rasmus ist?
Letzter Tag auf dem Meer.
Stille wundervolle Nacht. Sonnenmorgen. Joachim freute sich sehr über den gefüllten Geburtstagsbrief aus Piräus, mit dem süßen Sesamriegel. 28 Jahre ist er heute.Bei der Hafenpolizei erledigen wir den Papierkram fürs Winterlager. Dann ist Großputz vor Anker angesagt. Gerhard macht den Ölwechsel, nimmt die weißen Segel runter. Leer der tapfere Mast. Ich bringe alle Bodenbretter vom Salon raus ins Cockpit und schrubbe den aufgeklebten Teppichboden mit Neutralseife gründlich ab. Im Schiff reinige ich alle weißen Decken, der Petroleumkocher ist die Ursache des Grauschleiers. Alle Ritzen und Rillen findet mein Schwamm, Sonne und Wind trocknen alles. Die Ledersofas werden gesalbt. Gerhard baut die Solarzelle ab und bindet sie neu am Mast fest, damit die Decksplane Platz hat.
Luft: 14??C, Wasser: 22??C
Nach stark schaukeliger Nacht durch den Schwell von draußen freuen wir uns am Baden im Meer. 22° hat es noch, die Luft nur 14°C. Erikas SMS: „Es ist hundskalt.“ Wir empfinden den Morgen als Gnade.
Stille Nacht ohne Wind
Stille Nacht ohne Wind. Gerhard joggt. Ich fotografiere um 7 halb in der Nacht den tiefroten Morgenhimmel vor Sonnenaufgang. Noch vor dem Frühstück wandern wir flott hoch zu der orthodoxen Kirche und der Windmühle und genießen die Panorama-Aussicht über die weite Bucht. Wie ein Fjord.Um 11 segeln wir raus und gleich muß Gerhard wieder das Großsegel einreffen. 3-4 bft., das ist hier viel mehr als am Bodensee! Herrliches Segeln, die Eos läuft gerefft fast ohne Ruderführung. Hellblau schlichten sich die Hügelketten hintereinander wie eine moderne Multimedia-Installation! Zauberhaft öffnet sich vor uns die flache Ankerbucht vor Porto Cheli. Da soll unter Wasser eine versunkene Stadt schlummern. Viele Dauerlieger ankern hier winters frei an je 2 eigenen Ankern. Windgeschützt und kostenlos.Wir ziehen die Einsamkeit vor und ankern in einer kleinen bewaldeten Bucht hinter einem Felsenriff. Nur 3 Fischer besuchen uns. Sonnen. Baden. Abends brate ich ein halbes Huhn auf französische Art mit Paprikagemüse und Reis. Skippers Kommentar: „Mei, geht’s uns guat!“Erste wehmütige Gefühle in Herz und Seele. Ein un-gewöhnliches Halbjahr in Freiheit, aber auch abhängig von den Naturgewalten, neigt sich dem Ende zu. Leben zu zweit auf engstem Raum, oft bei viel Wind und starkem Seegang. Wir haben keinen Unfall erlitten, das Schiff meisterte die rauhe See und kam nicht zu Schaden, wir beide vertrugen uns gut. Wir schufen eine gemütliche kleine Welt an Bord, mit kleinen Ritualen, die auch bei Starkwind und Krängung gepflegt wurden: Gerhard war der Navigator und sorgte für geniale Routen und suchte schöne Ankerbuchten aus. Früh war er der Chefkoch für biologischen grünen Tee, Gunpowder, und zwei Tassen echten handaufgebrühten Filterkaffee für mich nebst schön gedecktem Tisch. Um 11 gabs einen halben Ouzo zur Captain’s hour. Mittags Salat oder bunte Brote. Gegen 3 gönnten wir uns fast immer eine Tasse Nescafé und ein Mini-Biscuit mit Canella, Zimtzöpfchen aus speziellen kleinen Bäckerläden.