12. An der buchtenreichen Südküste der Türkei

GERDI’s Eindrücke von BOZBURUN

Samstag, 24.Juli 2010: Von Pethi auf der griech.Insel SIMI zur türkischen Bucht Bozburun

In knapp 4 Stunden segeln wir mit gutem Nordwest 4 die 13 Seemeilen rüber an neue türkische Ufer: Bozburun, eine kleine Hafenstadt, die heißt wie die Halbinsel.Es ist sehr heiß, das Thermometer zeigt zum 1.Mal 41°C (wie voriges Jahr in LEUCA / Südende von Kalabrien am Stiefel-Ende und auf Zakynthos), das Meer hat 28°C. Wie sagten Freunde in Bayern? „Antalya und Zypern im Juli-August? Hölle!“

Beim Landgang fallen gleich die wunderschön aufgebauten Obstberge auf: Dunkle große Kirschen, orange leuchtende duftende kleine feste Aprikosen mit pinkrosa Bäckchen, saftige rot-gelbe Nektarinen, vollreife große Pfirsiche, die nie den Transport bis zum Schiff überstehen, Druckstellen überall. Birnen, frisch aus der Schale geholte Mandeln, frische Feigen, rosa-violette kleine Auberginen der Region, Maulbeeren.

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Gerhard hat die große Bucht von Bozburun als Ankerplatz erwählt.

In „Turkish waters and Cyprus pilot“-Yachtmen’s guide von Rod Heikell – steht für diese Bucht: „The „meltemi“ will send strong gusts off Kizil Adasi“! Also sehr starke Fallwinde!

Ab 18 Uhr preschen urplötzlich brummende, heulende Sturmböen 7-8 in die Bucht, fegen über die viele vor Anker liegenden Yachten. Wie wild sausen die Schiffe 180° um ihre Anker, unheimlich diese wilde Jagd an ihren Fesseln. Ein Schauspiel wie am Bodensee beim Föhnsturm. Fast alle Skipper stehen nun am Bug vorne und wachen über ihre festgekrallten Anker, beobachten die schwere Kette. Wir haben 40 m draußen. Die EOS hält sich tapfer. Das Meer poltert gegen die Bordwand, rauscht in den Böen und schäumt weiß auf. Dann um 21 Uhr: R U H E! STILLE. Glatt die See. Nun tuckern die Schlauchboote eins nach dem andern an Land, landfein die Crews zum Essengehen in den Hafenlokalen.

Wir konnten natürlich nicht grillen am Heck! So schnitt ich die 500g Rinderkoteletts aus SIMI in 4mm-Streifen und brutzelte sie in 5 Chargen im Wok, in der Gluthitze der Kombüse, dazu habe ich fünferlei Gemüse nach Thai-Art zart „rühr-gebraten“ im heißen Wok, in Ingwer-Knoblauch-Öl, dazu gab es duftenden weißen Basmati-Reis. Wir speisten im Cockpit, stilvoll aus Schalen und mit Stäbchen, im warmen gelben Schein unsrer Petroleumlampe vom Salon. Der Vollmond versilberte die ganze Bucht. Dazu erklang von der Taverne 2 Stunden lang klassische Musik! Eine Sinfonie, ein Violinkonzert, dann Buena Vista-Kuba-Klänge. Ein Traum.

Von Martin eine SMS:“ Ich sitze gerade mit 6 bayer. Ministern am Podium in München, nach meinem Vortrag über Kunst und Wirtschaft, lab binaer kam gut an!“ Schön zu hören. Kompliment an den erfolgreichen Sohn + Unternehmer.

Sonntag, 25.Juli:Bozburun vor Anker: WINDSTILLE.

Wir holen Wasser am Dorfbrunnen. Abends paddeln wir rüber zur Laundry. Nein, die Wäsche ist nicht fertig. Am Abend gab es nicht genug Wasser und am Morgen fiel der Strom für den Trockner aus. Alles flattert auf der Leine. Im Holzofen backt man, wie Pizza, Teigfladen mit feinstem Hackfleisch, Pita und LAHMACUN. Wir essen eine mit Aubergine und viel Chili drauf. Es ist „Mäh und Muh gemixt“ – aha.

Abends bei Vollmond nutzen wir noch das Internet, lassen uns Köfte (Hackbällchen, gebraten) schmecken mit essigsauren Seegrasstengeln, Auberginen- und Bohnensalat, ich trinke kühlen Ayran (aufgeschäumte Buttermilch, sehr beliebt in der Türkei zum Essen). Man spielt andalusische Tango-Musik, wunderschön. Wir 2 tanzen Tango, Chachacha, Rumba, Waltz und Samba. Vor Mitternacht relaxen wirbeide im Liegestuhl auf dem Holzpaneel vor unserm Schlauchboot. Im Mondenschein tanzen im Seegang die Top-Lichter der vielen Yachten vor den schwarzen Bergen von Bozburun. Traumhaft schön.

Neben der EOS schwojt eine blaue alte Stahlyacht, die KATAMA, die Form ähnlich wie unsre gute alte MARION war, auch so „nah überm Wasser“ das Cockpit. Sie sei gerade von einer dreijährigen Weltumsegelung zurückgekehrt!

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Friedlich alle Schiffe. Wie Geschwister, mit allen Nationalflaggen. Ein Paar aus Südafrika, Kapstadt, gibt uns die Visitenkarte eines Persenning-Machers in Marmaris. Und sie kennen unser Schiff aus jungen Jahren: sie kannten den 1. Besitzer der EOS, den „Heinz“ aus Meersburg. So klein ist die Welt. Wir fanden nie heraus, wer der Edelstahlbauer war.

Dienstag, 27.Juli: GERDI

Zur Traum-Bucht INCE

Geruhsames Segeln bei 4 Bft durch wunderschöne, felsige, waldreiche Küstenlandschaft mit Hügeln, halber Wind, rum ums Kap und an die Südküste.

Dramatisch schön das Durchsegeln einer engen Stelle bei den Inseln und Untiefen auf 3 m Wassertiefe. Gegen 16 Uhr steuern wir den Bug der EOS in die schon im Hafenhandbuch als Luftbild einmalig gelegene INCE- Bucht, zwischen senkrecht aufragenden Felsen, eng wie ein norwegischer Fjord, die Felsnadeln wie im Elbsandsteingebirge oder bei Tüchersfeld in der schönen Fränkischen Schweiz bei Hersbruck. Gerhard klettert hoch und fotografiert diese einmalig schöne Bucht.

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3 kleinere Gulets mit Landleineteilen sie sich mit, 5 Seglern, am Abend kommen noch 4 Fischer und hängen sich alle an die einzige Boje. Die Paare hocken im Kreis im größten Boot und essen das in Edelstahl-Kasserolen vorgekochte Essen.

Dazu gibt es Wasser und Ayran, die zum Essen beliebte Buttermilch aus einem mitgebrachtenEimer. Vergnügt lachen sie beim gemeinsamen Mahl. Wir grillen Steaks am Heck. Im Schein des Vollmonds flöte ich Abendlieder. Das gefällt den Nachbarn. Der Fischer ruft: „Bravo!“

Der Fallwind fällt immer häufiger von den Felsen in die Bucht. Die Schiffe „geigen“ und die EOS macht sich auf in Richtung Fischerboote.

Die Windrichtung hat gedreht, die Landleine wird lockerer.

„Alaman!“ ruft ein Fischer rüber.“Bayan!“ (Frau!) Sie helfen mir, die EOS abzuhalten, die fast zärtlich die Nähe der behäbigen Holzboote sucht.Gerhard springt ins Schlauchboot, paddelt behände ans Ufer und zerrt die E
OS an ihrer Sicherungsleine am Land in die richtige Richtung, macht die 50 m Leine fest an einem Felsen am Ufer.

Alle Anker halten, aber die „gusts“, diese scharfen, brummend-heulenden Fallböen lassen keinen richtig schlafen. Fast jeder Skipper läuft im Mondschein immer mal zum Bug und prüft die Kette. Früh bei Sonnenaufgang sind wir alle müde, zu kurz waren die Schlafphasen. Ein junger Hirte kommt mit seinem Kahn in die enge Bucht, klettert an Land, lässt 4 schwarze seidig-glänzende Kühe und ihr Kälbchen frei. Die Fischer erwachen, sie schliefen auf Polstern mit Decken und Kissen auf Deck, kuscheln und schäkern nun wie auf einem Diwan, essen dann Joghurt und Tee. Um 8 Uhr gehen wir Anker auf, etliche Yachten folgen unserem Beispiel.

Mit guten 6 bft segeln wir an bewaldeten Hügeln die Küste entlang, zwischen kleinen Inseln durch, wir fühlen uns erinnert an den Bregenzerwald, an die baumlosen felsigen Gipfelregionen der Dolomiten.

Dann taucht die Touristenstadt MARMARIS auf. Sie wurde 1958 von einem Erdbeben heimgesucht. Blaue Umweltsiegel-Fahnen flattern an kleinen Stränden, dahinter Wald, Appartments im Schatten, große Hotels, Wasserrutschen-Areale von –zig Tausend qm. Dorado der Touristen aus Holland, England, Frankreich, Deutschland. Unser vorbestellter Liegeplatz in der Marina ist frei, es wird unsere 3. Marina in 10 Wochen Urlaub, und unsere 3. Dusche! Die kalte üppige Süßwasserbrause im Badekomplex ist eine Wonne. Davor ein Jasminbaum, dessen Duft vom Wind in das marmor-geflieste Gebäude trägt! Orientalischer Luxus. Sauber, duftend, winddurchblasen.

Schön sind die kleinen Häuser mit den Restaurants rund um den Hafen, sehr gepflegt die Gulets, die Spezialität der türkischen Ferienzeit.

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Dann kommt der herbeitelefonierte Persenning-Schneider an Bord: „Schwarze Wolke“ nennt er seine Firma, so heißt sein türk. Name auf deutsch. Er war lange in Fulda, spricht fließend deutsch, singt Folklorelieder, die er selber komponiert und textet! Er wird die in 35 Jahren durchgelegene Matratze mit einem neuen Schaumstoff füllen, die Sprayhood neu anfertigen und das Bimini mit grünem Stoff UV+50 beziehen. Der Nachbar der Näherei ist ein Plexiglas-Fachmann. Und als der deutschsprachige 30 j. Fachmann „Ibis“ an Bord kommt, werden wir uns schnell handelseinig: 8 neue wieder durch-sichtige Fenster für die EOS. Das seh ich mal als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk für Gerhards 63. an. Der Meister trennt gleich die alten blinden Fenster aus dem Mahagoni-Aufbau. Wir haben „Durchzug“ im Salon! Himmlisch!

Voller großer Pläne für diese Reha-Kur für unsere 36 Jahre alte Segel-Lady bummeln wir mit Tausenden fein gewandeten Touristen an der breiten Promenade entlang, entscheiden uns für einen winddurchblasenen, nur tisch-breiten Balkon im 1. Stock, essen als Vorspeise Mezzes (sauer eingelegte Gemüse), danach Beef Madras und gedünsteten Fisch mit Gemüse-Julienne, warten 1 Stunde geduldig auf dieses delikate Mahl mit Blick über die weite Bucht und die großen Gulets. Das i-Tüpfelchen nach dem Mahl: Ein feiner heißer Chai mit Würfelzucker im zierlichen, tulpenförmigen Teeglas auf kleinen Porzellan-Tellerchen mit Goldrand: Urlaub!

Eine Nacht ankerten wir vor den Hotels an der Palmen-Promenade, frei in der Bucht, Blick auf die vielen Gulets und dahinter die bunt illuminierte Häuser- und Restaurant-Meile. Parasailing: da wird man am Seil hinter einem Motorboot hochgezogen und hängt unter einem halbkugelförmigen bunten Fallschirm. Dieser Spass geht bis um 20 Uhr, die Disco-Techno-Musik-Gulets ziehen ihr Kreise in der Bucht bis um 1 Uhr nachts.

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Eine fröhliche Stimmung an Bord, sie fahren ganz nah an unser Schiff heran und rufen tanzend rüber. Wir freuen uns über den uns fast kühl umschmeichelnden Nachtwind, der vom Land weht. Gerhard schläft an Deck am Bug vorne, beim Ankern also der komfortabelste, windluftigste Platz. Neben uns Spanier, Kanadier, alles Langzeit-Segler.

Zum Schluß noch ein Tip für Genießer der orientalischen Lebensart: Guckt mal im Internet nach, wie schön die alte Karavanserei in CESME wieder aufgebaut wurde, nun als Boutique-Hotel. Im blog schriebe ich bei Cesme am 8.Juli darüber, wir waren dort im Innenhof und auf dem zauberhaften Dachgarten mit Erika beim Essen:www.cesmekervansaray.com

Die Bilder als Show:

11. Wieder in der T??rkei

Gerhard, Symi, Südliche Türkei, 23. Juli 2010

Der Unternehmer in der Bucht

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Am frühen Nachmittag: Wir laufen in die Bucht Dirsek ein. Einige Yachten liegen vor Anker, mit der Landleine zum nahen Ufer. Auch wir werfen den Anker. Ein Boot nähert sich und bietet sich an, die Landleine entgegenzunehmen. Das nehmen wir gerne an und im Nu hat sie der freundliche Helfer an einer vorbereiteten Mooring befestigt. Ich drücke ihm ein Trinkgeld in die Hand. Als alle Abschlussarbeiten auf der EOS erledigt sind und der Motor ruht, nähert sich sein Boot wieder. Unser Helfer schlägt die Decke vom Boot zurück und bietet uns Souvenirs, Ringe, Kettchen, Tücher, handgewebte Decken und Kelim-Teppiche zum Kauf an. Wir haben wirklich keinen Bedarf, stellen aber im Laufe der Zeit fest, dass er bei anderen Ankömmlingen Geschäfte tätigt. Abends kommt unser Kaufmann noch mal und fragt, ob wir am Morgen Brot möchten.

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Das wollen wir! Anderntags noch vor Sonnenaufgang –ich schlafe im Cockpit- ist die Frau des Helfers schon mit Brotbacken zu Gange. Alles ganz improvisiert, Die beiden leben unter einem einfachen Sonnendach, haben eine Liege für die Nacht und einen Backofen aus aufgeschichteten Steinen.

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Das Brot, ein einfaches, gutes Fladenbrot, wird den Yachten an Bord gebracht. Es kostet 5 Türkische Lira, normal sind 2 TL. Ein ordentliches Saisongeschäft für eine Unternehmerfamilie!

GERDI, am 23.Juli

„Was macht ihr denn die ganze Zeit so am Schiff? Wird’s dir da nicht langweilig??“

Eine oft gestellte Frage. Ich guck mal ins Logbuch:

Kos am 18. Juli:

1.Ich moniere einen eindeutigen WC-Geruch, wo er nicht hingehört, im „Getränkekeller“ im Salon unter dem Tisch. Muss wohl ein winziges Leck am WC-Tank unter meinem Bett im Vorschiff sein, das läuft dann vom Bugbereich in die Bilge. Gerhard findet die kleine Undichtigkeit am Einfüllstutzen des Kunststofftanks, schraubt alles ab, säubert im Cockpit, igitt, die Teile und dichtet neu ab. Er sieht mit Gummihandschuhen aus wie ein Arzt! Alles im Bilgenfach wird gründlich mit Neutralseifenlauge und Essig gewaschen und mit Sagrotan eingesprüht. Ich mach mich gleich an den Hausputz innen. Alles frisch. Dann wollen wir um 10 Anker auf gehen.

2.Der Heckanker hat sich in den nach uns geworfenen Anker einer holländischen Yacht verkrallt. Tauchen auf 3 ½ m. Der Skipper als Sportler. Der Holländer geht Anker auf und umkreist uns. Dann aber hängt unser Anker wieder fest. Diesmal im einzementierten Mooring-Anker eines Einheimischen. Gerhard taucht erneut, hebt unseren Anker über dieses Seil, taucht wieder auf. Und los geht die Reise.

3.Wir bemerken, dass uns so eine türkische 30 m- Luxus-Segelyacht aus Bodrum beim Ausfahren aus der sehr engen „Parkbucht“die Bimini-Stange abgefahren hat. Deren Relingstützen waren höher als unser Sonnendach.

Wir segeln wunderschön an die türkische zerklüftete Küste und ankern ganz allein in einer traumhaften, smaragd-grün leuchtenden Bucht! Günaydin Türkei. Die rote Gastflagge mit dem weißen Halbmond flattert im Wind. Am Strand bimmeln die Glocken der 3 Kühe. Ziegen meckern. Sonst kein Laut. Erfrischend kühl ist die sternklare Nacht. Erstaunlicherweise haben wir Südwind statt Meltemi. Früh lege ich eine Putzschicht ein, säubere mit Herbosan alle Teppichfliesen auf den Bodenbrettern, wasche alle Chromteile und Fenster. Nach dem Frühstück segen wir mit Leichtwind  vorbei an schroffen Felsen. Als wir um 14.30 Uhr ankern, erinnert uns mich die Umbebung an Südnorwegen, der Törn 1976. Wie in einem Fjord, grün, grün, grün. Unglaublich.

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OVA Bükü. Bäume, eine Taverne, viele ganz fröhliche, aber nie laute Familien am Strand der runden Bucht.Die Väter spielen mit Engelsgeduld mit ihren Kindern, die Geschwister kümmern sich lilebevoll um die Kleineren… Die Tischdecken des Lokals sind bestickt, jede anders, es duftet nach frisch gebratenem Fisch und deftigen Köfte=Hackbällchen vom Grill. Sogar wireless Internet hat der liebenswürdige Wirt zu bieten…Nachts schaukelt es lebhaft, aber wir sind es gewöhnt… Vor 1 Jahr waren wir 3 Tage in Leuca, Starkwindphase, 40° Hitze…

Am 20.Juli ankern wir vor der Hafenstadt Datca, sprich Datscha, viele große „Gullets“ liegen hier bereit, sehr schöne gepflegte Segler aus Holz, 15 – 25 m lang. Man mietet sich ein für 1 Woche, es gibt Doppelkabinen, Duschen, Barbecue am Schiff, Fitness-Trimmgeräte an Deck. Aber sie sind „leise“! Keine laute Disco-Musik am Abend. Aber Wasser-Mopeds und Wasserski.

Nun sind wir 8 Wochen auf Segeltörn! Das ist ein Drittel unsrer geplanten Zeit. Langweilig ist es uns noch nie gewesen.

Aber heute, am 23. Juli auf der griech. Insel Symi, hat uns die Hitze erwischt: 41 °C. Die Frau im Supermarkt sagt, das bleibt nun so bis Mitte August: „Tagsüber kein Wind und alle bleiben drin, am Abend dann Wind, Meltemi.“

Als wir um 18 Uhr noch in der heißen Sonne zum Ende des Dorfes Pedi hochsteigen bis zur hochgelegenen Kirche, rinnt der Schweiß in Strömen. An die Hitze muß ich mich nun ganz schnell „gewöhnen“.

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…und hier die Bilder dieser Reisestrecke

10. Vom Palast des Sultans in Cesme zum Kloster des heiligen Johannes auf Patmos und zur Insel Kos

CESME – MARINA: 4.Juli

GERDIS RÜCKBLICK

Mit heftigem Wind 6+ segeln wir an Untiefen und einem mit Masten aus dem Meer ragenden Schiffswrack vorbei nach Cesme. Trutzig ragt die Burg der Ottomanen aus dem 17. Jahrhundert mit ihren hohen Mauern über die Hotelmeile. Wir sind überrascht: Ein adrettes neues Hafenareal liegt vor uns!

Zur Erinnerung:

– Cesme Ende September 2009 war ein leerer, ausgebaggerter Hafen, einige Pontons waren verankert, ein Clo-Container auf der großen freien Fläche, es regnete in Strömen.

– Cesme im Juli 2010: ein idyllisches Dorf mit vielen kleinen neu erbauten Häuschen und schicken Läden, Restaurants, Hafenamt!

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Cesme, Restaurant in der neuen Hafenmeile

Terracotta-rote Ziegeldächer, Blumen vor den Fenstern, reizvolle Kleeblatt-Öffnungen an den neuen Duschgebäuden, himmelblaue Tavernen neben rosa Cafés, ein Hafenamt mit würdevollen, Ehrfurcht einflößenden hohen Säulen, Marmorböden, golden beschrifteten Pflanzpötten, die Strom-Wasser-Stelen an den Anlege-Pontons mit effektvollen blauen Leuchten, überall wachhabende Security-Leute in weißer Uniform, auch Damen. Fotografieren im Hafen nicht erlaubt, dauernd fragt uns wer nach unsrem Schiffsnamen.

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Granatapfelbaum, Natur und handgemalt!

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Cesme, eine schön bemalte Decke am Portal

Wir trauen kaum unsren Augen! In nur 6 Monaten haben die fleißigen ehrgeizigen Türken ein Kleinod erschaffen, eine Création aus Kunst und Style, ein Produkt aus Tradition und historischen Bau-Stilen, zwischen Kunst und Kitsch. Jedes Lokal in einem eigenen Stil, unterschiedlichsten Stühlen und Polster-Möbeln, Sonnenschirmen, Bar-Theken, Laternen, innen Stehlampen und Lüster mit Murano-Glas!

Die Wege mit Naturstein gepflastert, die Treppen von Hand mit Blumenmustern bemalt, die Decken der großen Portale am Eingang zur Marina mit orientalischen Ranken und geometrischen Ornamenten, Blumen, Blattwerk. Das große schmiedeeiserne Tor zeigt lebensgroße Kolibris, die an aus Eisen nachgebildeten Blüten Nektar saugen. Naturgetreu gemalt „wachsen“auf den Hauswänden die Maulbeer- und Olivenbäumchen bis zum Dach, die davor in Tontöpfen gepflanzt stehen. Eine kleine Bogen-Brücke in der Form der Rialto-Brücke in Venedig führt über einen Meerwasserarm zu einem kleinen flachen Hafenbecken hinter dem Marina-Dorf. In allen Lokalen reges Treiben, die Ober in eleganten Schürzen, sehr jung alle, sehr bemüht. Das Défillé der bummelnden Besucher, dichtgedrängt, an den weltstädtisch dekorierten feinen Modegeschäften vorbeiwogend, ein Brennpunkt der Neugier, denn der neue Hafen ist erst seit 14 Tagen fertig und eröffnet.

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Handgeschmiedete Kolibris im Portal

Wir sind überrascht und voller Bewunderung – ein Kompliment den Planern, Camper&Nicholsons, Schiffsbau- und Marina-Designer. Kein konkurrierendes Land am Mittelmeer hätte das in dieser Zeit auf die Beine gestellt. Die Griechen sollten mal Erkundungsreisen hierher machen und nacheifern im Fertigstellen solcher Planungen!

Wir bummeln durch Cesme, an den Teelokalen vorbei, den Juwelieren, den kleinen Dönerlokalen.

In der Karawanserei speisen wir von edlem Geschirr, unter Arkaden mit im Wind wehenden Mousselinvorhängen auf der Empore, deren Decken reich ausgeschmückt sind von Ornamenten aus Suleimans Zeiten. Wir sitzen auf dem mit Glasscheiben abgedeckten Wasserbecken, gespeist von der Naturquelle zwischen Felsen…Fast gotisch anmutende Spitzbogentüren vor den Hotel-Zimmern, bunt und golden gemalte Ornamente an den Wänden, Palmen fächeln Wind mit ihren Wedeln.

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Cesme, vorzügliches Mahl in der neu eröffneten ehemaligen Karawanserei

Ayran, das für die Türkei typische Getränk, wird von silbernen, getriebenen zierlichen Metallkellen getrunken, ruhend in Silberschalen, die diversen Vorspeisen werden von 2 „Dienern“ auf kleinen Tabletts serviert. Auberginen-Mus, undefinierbare grüne Pflanzenstengel, Weizenkeime in Buttermilch, Ruccolablätter, Joghurt mit Dill und Knoblauch, Chili-Zwiebel-fPetersilile-Rohkost, frische Gurken und Tomaten mit Maiskörnern, dann Lammfleisch von einer heißen Stahlplatte, als Dessert Grießschnitte mit Zimt und eiskalte Kirschen.

DER SULTAN wäre entzückt gewesen. Auf der Visitenkarte der „Alten Karawanserei“ steht auch das Wort SERAIL, wir haben fürstlich gespeist. Für 45 türkische Lira, ca. 20 € pro Person. Die edel möblierten Suiten (wir sehen die Portale auf der luftigen Empore) – mit riesigen Himmelbetten unter Volant-Gardinen, prunkvollen Badezimmern und Blick übers Meer, wären wohl unbezahlbar.

Den Chai nehmen wir oben auf dem Dachgarten ein. Die Kuppel wird rot und blau angestrahlt, wir genießen den Blick über Marina und Castell.

Cesme, 6.Juli: ERIKA kommt.

Mit etlicher Mithilfe zahlreicher türkischer Bürger hangeln wir uns von Busstation zu Haltepunkt und mit Zeichensprache und englischen Wortfetzen der andren Wartenden an den Haltestellen finden wir schließlich zum internationalen Flughafen von IZMIR!!! Nach 2 Stunden geduldigen Wartens kommt Erika um 17 Uhr als erster Passagier mit Rucksäckle und ohne Koffer fröhlich durch das Gate am Arrival!! 1 Stunde im Bus über Land. Mosch
een, Wohnblocksiedlungen, Autobahn-Outlet-Monster, Auto-Anbieter,…das Meer.

Cesme.Wir führen Erika aus ins Serail, sie parliert auf Englisch perfekt und charmant mit dem Trainee, dem jungen Ober, der ebenfalls Hotelmanagement studiert, über Service, Erasmus-Auslandsstudium und Praktika in aller Welt. Und wir sitzen noch auf dem Roofgarden, eine eigens für uns gebrachte weiße Stola um die Schultern…der starke Wind ist kühl… Stolz sind wir auf unsre weltgewandte große Tochter.

Mittwoch, 7.März

Um 5.30 Leinen los, Ziel Insel Samos und SEGELN.

Gleich nimmt der Wind zu! Bis um 10 Uhr sind es böige 5 Windstärken. Die See stark bewegt, wir steuern abwechslend von Hand. Gerefft die Fock und das Großsegel. Unruhig wirft sich die Eos in den Wellen, Gottlob kommt der Wind achterlich und nicht von vorn.

Nach fast 12 Stunden Seefahrt in Ölzeug und Südwester bei stark böigem Wind und unangenehmem Seegang, Erika schläft viel im Salon und muß keine störrische Schwimmweste anlegen, tasten wir uns nach 17 Uhr in die Bucht Mourtia.

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Samos. Erika und ich steigen hoch zu einem Kloster

Anker ab, die Böen zischen pfeifend von dem Berg herab, unaufhörlich. Aber wir lassen uns den Spass nicht verderben, grillen am Heck unsre Lammfleisch-Spieße und essen Ruccola-Eisbergsalat.

Sternklar die Nacht, böengeschüttelt. Kein Abflauen, im Vorschiff ist es höllisch laut vom Windgeheul und von der knarrenden Stahlkette des Ankers, auf den voll der Wind steht. Dank Kurzwellenempfang ab ca. 22 Uhr kann ich das Halbfinale hören:

WM Fußball: Deutschland verliert 0:1 gegen Spanien.

Donnerstag: 8.Juli

Wir segeln bei kräftigem Wind und hohen Wellen bis Pythagorio Marina Samos. Auch in der Marina hören die scharfen Böen nie auf. Gerhard und ich laufen ins Städtle rüber und in der großen Bucht ankern Segler in fast friedlich im fast windarmen weiten runden Hafenbecken. Unglaublilch. Wir besuchen die üppig ausgemalte orthodoxe Kirche, vom Tonband ertönen die wunderschönen alten Mönchsgesänge. Wir entzünden 3 handgezogene Wachskerzen für unsre Kinder und eine dicke für den Vati-Opa, der nach 3 Wochen wieder heimkehrt von der Reha nach Nürnberg.

Freitag, 9.Juli: Zur Insel Fourni, südlichste Bucht.

Von 8.45 – 13 Uhr mittags sportliches Segeln! Die Eos kämpft tapfer, ob es 6 oder 7 bft sind, ist schwer zu schätzen.

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Rauschende Fahrt trotz schlecht gesetzter Segel

Rauschende Fahrt. Weiße Gischt fliegt über die hohen Wellenkämme, legt sich in Streifen aufs Wasser. Dazu Sonnenschein über wild bewegter See. Erika erlebt richtige Seefahrt – und es macht ihr Spass. Immer 6-7 kn Fahrt, schneller kann die EOS nicht. Nach 4,5 Std. tasten wir uns gegen 13 Uhr in eine von Böen gepeitschte Bucht unter steilem Hang. Es bleibt vor Anker stürmisch, Böen rasen übers Wasser, eine ausgebrachte Landleine reißt sich 1x los und die Kette slippt über den kleinen Felsvorsprung.

Wir lassen uns die Ferienlaune nicht nehmen: Erika wünscht sich mittags Spaghetti, o.k., und abends gibt es Hühnerbrust mit Thai-Gemüse aus dem Wok. Pfeifend und bissig röhrt der starke Wind die ganze Nacht lang.

Freitag, 9. Juli : GERHARD

Wieder bei rauschender Fahrt nur mit Fok steuern wir die zerklüftete Insel Fourni an. Diese kleine buchtenreiche Insel liegt zwischen der 1000m hohen Insel Ikaria und der 1400m hohen Insel Samos. Der Wind wird zwischen diesen Bergen „eingepresst“ und nimmt an Stärke zu. Das wird noch verstärkt durch zwei 400m hohe Berge auf der Insel Fourni. Hier dazwischen nimmt der Wind nochmals zu. Die Segelanweisungen im Handbuch würdigen den Wind in den Buchten dieser Insel auch entsprechend als außerordentlich bzw. „very strong, frequently frantic and with violent gusts“. Daher wähle ich die südlichste Bucht aus, in der ich mit den wenigsten Böen rechne. Erika und ich bringen in dem klaren türkisfarbenem Wasser eine zusätzliche Landleine aus. Gegen 18 Uhr nehmen die Böen auf etwa Bft 9 zu. Wir aber liegen sicher wie in Abrahams Schoß, während die Böen die Wellen wie kleine silberne Fischschwärme aufwerfen und ganz schnell an der EOS vorbeiflitzen.

Samstag:10. Juli:, GERDI

Zur Insel PATMOS

Ankern in der Felsbucht GRIKOS–SAMOS.

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Erika bewährt sich an der Pinne, Kompliment!

Erika steuert 4 Stunden sportlich und versiert alleine durch stark bewegte See, bei kräftigem Wind. Kompliment. Zuverlässig und unerschrocken bedient sie das Ruder. Unser im Vorjahr entdeckter kleiner von Felsen umgebener Ankerplatz in der Bucht vor GRIKOS ist frei! Anker fällt um 12. Oben die Johannesburg mit ihren 15 m hohen Mauern und die in der Sonne leuchtende Chora, die Oberstadt, in der sich die Dorfbewohner, die sonst in der Scala unten wohnen,
vor den Piraten verteidigten. Morgen werden wir um 6 hochwandern und den Morgen genießen.

Ich hole die Schwimmflossen und die Tauchermaske und geh vom Schiff aus schnorcheln. Herrliches Wasser.

Gerhard und ich wandern an der Felsküste entlang zum Badedorf GRIKOS.

Am Abend installiert der Skipper mit Mühe und viel Geduld einen neuen Elektrostecker für das Ladekabel der Solarzelle. Sieg! Er funktioniert nun wieder zuverlässig. In den vergangenen 7 Wochen waren wir völlig „autark“ und nahmen auch in Häfen nie Strom vom Land.

Sonntag, 11.Juli

Aufstehen um 6.30 Uhr. Ein sanfter sonniger, kühler Morgen.Nur ein weißes großes TUI-Kreuzfahrerschiff verlässt den Hafen drüben und zieht hinter dem wellen umtosten Riff vorbei. Wir wandern hoch zu der wie eine weiße Mütze auf dem Berg sitzenden weißen Stadt CHORA. Um 7.15 ist noch keiner wach. Nur in der Kirche singen die Popen, sehr festlich gekleidet in Schwarz-Weiß kommen erste Kirchgänger. Weiße Schleier an dicken Kerzen werden gebracht – eine Taufe? Eng die sauber gefegten Treppengassen, hinter den Fenstern Kerzen in großen Laternen, über den Türen überall das typische symmetrische Johannes-Kreuz in den Naturstein gemeißelt. Die Souvenirläden sind noch alle geschlossen, wunderbar diese Stille. Das hochgelegene Johanneskloster, eine Burgfestung, wird nur von weißen Tauben umflattert.

Wir trinken einen Kaffee auf der Terrasse hoch über der Bucht. Unten hat ein superfeines matt-schwarzes „kleines“ Kreuzfahrschiff angelegt. Levante. Erika guckt etwas „begehrlich“ und job-orientiert hinüber. Aber jetzt ist erst mal Segelurlaub und Australien im Programm.

Bummel durchs Hafenstädtchen, im Bus zurück. Spanien wird Fußball-WELTMEISTER , 1:0 gegen Niederlande.

Ruhige Nacht. Sternklar.

Montag, 12. Juli 2009: GERDI

Ein goldener Morgen. Baden im Meer. Frühstück mit Ei. Und dann eine flotte Segelei mit über 6 kn und 5 Windstärken nach LIPSI.

Sehr gepflegt und einladend! Tiptop die Studios und Appartement-Häuser. Üppig grün eingewachsene Terrassen mit Blütenpracht. Alle Wände weiß gekalkt, die Treppenstufen farbig abgesetzt, ordentliche Schilder an den Tavernen, Mülltrennung Plastik-Papier-Metall-Glas (aber kein einziger Restmüll-Container!), ein Helfer gibt am Hafen jedem Skipper jene 4 Tüten! Rosa, gelb, grün, blau.

Am Abend finden wir ein sehr ansprechendes Lokal, der Wirt singt beim Auftragen der Gerichte, empfiehlt uns mit schnalzender Zunge den „octopus-boiled“ (warm, in Essig-Sud gekocht, wundervoll drapiert und verziert kommt er auf einer 45 cm-Platte. Endlich gibt es mal die von mir so geliebten Dolmades, Reis in Weinblätter gehüllt! Die Moussaka (Hackfleisch-Kartoffel-Schafskäse) kommt im Tontopf überbacken und die Kalamari vom Grill sind ebenso lecker. Köstlich der weiße Hauswein im braunen Tonkrug. Da ich auf griechisch ein Lied singen kann, haben alle einen Ouzo frei. Gut gespeist! Bei sehr ansprechender Musik. Erika geht noch bis um 3 „ins Internet“ um mit den Freunden zu kommunizieren. Früh entdecken wir, dass die neben uns liegende deutsch „BLUE PEARL“ nach 3 Jahren von einer Weltumsegelung zurückkehrt, via Samos, Thailand, Rotes Meer,…und nun geht’s heim über die Biscaja an die Ostsee. Interessiert? Probiert’s mal: http://www.sy-blue-pearl.de/

Wir telefonieren mit der Marina KOS, da wir am „überlaufenen“ Freitag einen Liegeplatz benötigen, um Erika am Samstag zum Flughafen zu bringen. Puh! Voll ausgebucht. Man habe eine Groß-Regatta mit zahlreichen Yachten. Man merkt die EOS mal vor. Daumen drücken! Sonst ankern wir aim alten Hafenrund an der Bastion, neben den traditionellen türkischen Dickschiffen für die „Daily tour Bodrum!“

Gerhard

Gläubiges Lipsi

Lipsi, die kleine Nachbarinsel, 10 sm östlich von Patmos:

Von unserem Liegeplatz zähle ich 11 Kirchen und Kapellen, alle in und um das Dorf.

Auf der flotten Herfahrt ist mir eine Kapelle mitten in den Bergen aufgefallen. Da es Seglern an ausreichender Bewegung mangelt, will ich diesen Ort aufsuchen – wenn ich den Weg finde. Eine Autostraße führt zuerst auf dem Bergrücken, dann auf der Nordseite unten am Meer in den westlichen Inselteil. Ein Abzweig windet sich den Berg hoch, an der Sperrmüllkippe der Insel vorbei zu einem besonderen Ort. In einem ummauerten Gelände stehen 3 Kapellen, verschiedene kleine Häuschen, man sieht einfach ausgerüstete Küchen durch die Fenster, Geräte liegen auf den Tischen, als wären die Bewohner nur kurz weg. Draußen stehen Denkmale oder sind es Grabsteine (?) mit Büsten von Soldaten und griechischen Inschriften. Einige Ställe beherbergen Tiere und sogar ein Pfauenpaar. Das Rätsel bleibt ungelöst.

Ein Bergpfad zweigt ab in Richtung des Kirchleins am Berg. Er wurde erst vor kurzem gründlich ausgebessert. Frische Meißelspuren an den Steinen zeigen das. Nach 2 km stehe ich vor der Kirche mit einer überwältigenden Aussicht auf Berge, Meer und Inseln. Angebaut an die Kirche ist eine winzige „Wohnung“ mit einem offenen Herd, einem Stuhl und einem Klapptischlein, aber ohne Schlafstelle. Hier hat, vermute ich, ein Einsiedler gelebt. Jetzt sind die Gegenstände verkommen, Müll müsste entfernt werden. Die Kirche aber erstrahlt, wie alle, an denen wir vorbeikommen, in strahlendem Weiß-Blau. Über einen vollkommen gepflasterten Weg mit kräftiger Mauer zum Abgrund hin verlasse ich diesen besonderen Ort. Der kilometerlange Weg muß erst im letzten Jahr mit viel Aufwand (und Kosten) erstellt worden sein.

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Lipsi: Ein komfortabler Weg zur ehemaligen Einsiedelei

Warum? Er führt doch nur von einer unbedeutenden Bucht zu diesem schönen aber verlassenen Ort. Auch an dieser Bucht steht eine Kapelle mit einer noch winzigeren Wohnung. Alle Geräte, die man zum Leben braucht sind vorhanden, Teller, Gläser, Besteck.

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Lipsi: Als wäre die Einsiedelei bewohnt

Ein Gaskocher mit gefüllter Gasflasche. Einige Bilder zeigen einen uralten bärtigen Mönch. Ein Stall mit Streu hatte wohl noch kürzlich ein Tier beherbergt. Alles verlassen und offen. Eine kleine Quelle tröpfelt auch. An diese einsame Bucht führt eine breite Straße, gleichfalls ganz neu. Die Bucht selbst bietet aber nur Platz für ein paar Badegäste. Gerne hätte ich gewusst, was sich hinter diesen eigenartigen Orten verbirgt, wer und warum diese erheblichen Baumaßnahmen veranlasst (und wer sie bezahlt). Wohl steckt ein tiefer Glaube hinter all dem Rätselhaften.

Kalymnos

Wieder mit 6 Bft- Meltemi südwärts, entlang den gebirgigen wilden Westküsten der Inseln Leros und Kalymnos, sehr beeindruckend. In der kleinen Bucht Vlycharia im Süden von Kalymnos zeigt uns der Meltimi seine Kraft, wenn er von 500m hohen Bergen herunterprescht. Die EOS zieht mit aller Kraft an ihrem Anker, doch der krallt sich unerbittlich im guten Sandgrund fest. Die ganze Nacht heult er in den Wanten. Ich schlafe außerhalb um immer mal wieder den Standort zu peilen. Am anderen Morgen hält uns nichts mehr in dieser Düse und wieder geht es mit hoher Geschwindigkeit und gerefften Segeln südostwärts. Der Volvo kann sich ausruhen. Diesmal ist Gerdi von 9 – 13 Uhr die Steuerfrau, bewegte See! Kos Marina ist belegt und so parken wir im runden, schönen Hafen mitten in der Stadt Kos. Diese Stadt mit ihrem mächtigen Bollwerk ist Fährhafen und viele Gäste bevölkern die engen Gassen mit den vielen Tavernen und Souvenirläden. Mir scheint es, als wären diese von Touristen so vielbesuchten Inselorte allsamt austauschbar. Kos, Mithymna, Hydra, alle Ortsstraßen und Bazargassen

gleichen sich.

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Kos: Unser Ausflug mit dem Auto

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Kos: Kap Daphne, von Erika fotografiert
Anderntags mieten wir ein kleines Auto und fahren über die Insel. Die Westseite besticht mit ihren Kirchen und Klöstern oben in den trockenen Bergen. Den großen flachen Mittelteil durchziehen wilde Sandsteinschluchten und im Gebirge hält sich Tannenwald. Das Örtchen Zia inmitten dieser alpenähnlichen Felslandschaft mutierte zum Touristenort. Die Tavernen werben mit dem Sonnenuntergang. „Enjoy the sunset“ Der Blick ist allerdings auch atemberaubend! Auch hier warten Straßen voller Figuren, Olivenölprodukte, Schals, Schmuck und anderem Tand auf Käufer. Wer kauft nur das alles? Morgen verlässt uns Erika. Wir genießen den letzten Abend in einer baumbestandenen Taverne bei feinem Essen im Kerzenschein und mit gutem Inselwein. Morgen werden Gerdi und ich wieder alleine auf der EOS wohnen. Am Samstag fahren wir Erika noch zum Flughafen und dann bleiben wir- anfangs doch traurig- zu zweit zurück. Neue Küsten rufen.Und hier die Bilder:

9. Vom Marmarameer wieder nach S??den

G E R D I : Rückblick von Marmara bis Cesme

Montag, den 28.Juni 2010

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So kocht man auf der EOS

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Lamm-Fleischbällchen und Gemüse. Abschiedsessen in Marmara

13 Stunden auf See! 65 Seemeilen.

Um 5 startet Gerhard, starker Schiffsverkehr, Frachter, nur 3 Segler am ganzen Tag!

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Begegnung mit der Großschifffahrt

Wunderschönes Segeln mit raumem Wind. Die Landschaft zieht gemächllich vorbei, gelbe Getreidefelder, dunkelgrüner Wald, sanfte grüne Wiesen, leuchtend grüne Weinhänge, silbern schimmernde Olivenhaine.

Die Strömung schiebt uns geradezu vorwärts … Sonnenschein, weiße gewaltig hoch aufragende Wolkentürme, Kreuzfahrer-Riesen, schneeweiße Monster. Gegen 19 Uhr erreichen wir zum 2.Mal die große Stadt Canakkale, neben uns russisch sprechende Ukrainer, Wodkaflaschen in der Hand, Zigaretten: “Can you give me 50 Lira, Mister? The Western Union Bank opens tomorrow at 9. I bring it back, sure!!”

An der Promenade entdecke ich erst dieses Mal das Riesen-Pferd aus Holzplanken, ein Original-Requisit aus dem TROJA-Film mit Brad Pitt, 2005.

Ich brate die asiatisch marinierte Hühnerbrust im Wok, dazu Basmatireis in Sesamöl mit Kokosflocken. Beim Nachtbummel finden sich viele Gäste in den Ufer-Lokalen, meist nur vor einem kleinen Glas Chai, dem türkischen Schwarz-Tee mit Würfelzucker. 1/3 der Frauen trägt Kopftuch, aber diese bodenlangen Kutten und Mäntel wie in Deutschland sieht man kaum.

Mittwoch, 30.Juni: VON TÜRKISCHEN KÜSTEN ZUR GRIECHISCHEN INSEL LESBOS

Die Ukrainer bringen 50 € + Flasche Wein zurück. Start wieder früh morgens, um 6,30 Uhr. Gleich hinter Canakkale surft die EOS fast mit zeitweise 8 sm/h (x 1,85 km!) auf der nordwestlichen Fahrstraßenhälfte. Um 9 Uhr verlassen wir die Dardanellen!

Ein traumhaft schöner Bilderbuch-Segeltag, meist mit raumem Wind, das Großsegel mit einer Bullentaille ausgebaumt. Adieu Marmara und Dardanellen, schön war’s. Ein Erlebnis besonderer Art.

Bald steigt aus dem Dunst die Insel LESVOS auf. Wir setzen die blauweiß-gestreifte griechische Gastflagge in der Steuerbord-Saling! Ca. 750 Seemeilen haben wir hinter uns. Bis der Anker fällt auf Lesbos, werden es wieder fast 60 Tages-Meilen sein!

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2 Kontinente

2 Küsten passen nun aufs Erinnerungsfoto: Links die türkische, rechts das Kap Moulivos der 1. griechischen Insel. Beide brüsten sich mit stattlichen, wehrhaften Kastellen, ja richtigen großen Forts, quadratisch angelegte hohe Burgmauern, mit Zinnen bewehrte Türme. 2 Kontinente begegnen sich hier, nur das Meer trennt sie, die doch noch so verschiedenen Volksgruppen, Traditionen, Glaubenslehren. Hier die Minarette mit dem Halbmond, und an Steuerbord grüßen nun wieder die schneeweißen Kirchlein mit dem lieblichen hellblauen Kuppeldach und Apsis, oben das Kreuz, daneben oft freistehend der kleine Glocken-“Turm“.

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Die Burg über Mithymna

Um17 Uhr fällt unser Heckanker im kleinen Hafen vor dem malerischen Mithymna, einer Hügelstadt mit Fort. Selten haben wir etwas so Harmonisches gesehen. Wir wandern hoch zur Burg, viele Treppen, sauber gefegt, alle Häuser mit burgunderwein-roten Fenstern und Türen!!

Umwerfend der Duft von Jasmin, süßem Oleander, blau leuchten Clematis-Blüten, dichte Weinlaubranken spenden den Pergolen Schatten und köstliche Kühle. Gemauerte kleine Brunnen in den Gassen, spielende Kinder, Fröhlichkeit.

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Die Touristengasse

Zinnien lassen ihre langen blau-violetten Blütendolden herabhängen, eine kleine Bazargasse, eng, dicht bestückt von Goldschmieden, Juwelieren, Läden mit Olivenöl-Produkten, Honig, Sesam…

Im sehr gut restaurierten Burghof eine Bühne und Stühle für Theaterbesucher. Vor den Tavernen am Hafen liebevoll und mit säuberlichster Schrift geschriebene Speisekarten auf Tafeln…Wir machen uns eine große Schüssel griechischen Salat mit Feta und schwarzen Oliven, dazu Retzina. Wir genießen dieses pittoreske Idyll.

Sternklar die Nacht, fast noch Vollmond. Das Dorf den Hügel hoch illuminiert, prachtvoll gekrönt von der mit gelben Scheinwerfern angestrahlten Burganlage.

Donnerstag, 1.Juli: 45 Seemeilen, 10 Stunden Fahrt, an Lesbos’ Ostküste entlang

Der Morgen im romantischen Städtchen Mithymna ist kühl, Nebelschwaden um 7 Uhr. Wir gehen hoch zu dem kleinen Supermarkt, die Dame klagt über ausbleibende Gäste, die Krise. Sonst seien schon viel mehr hier im Juli. Die MwSt. ist bei 8%, das ist für griech.Verhältnisse horrend hoch. Wir laufen runter zum Hafen, über mit Natursteinen gepflasterte Gassen. Erwachen. Erste Türen gehen auf: Kalimera, Kalimera! So freundlich alle die uns grüßen.

10 Stunden geht es mit wunderbarem seitlichen Wind, von 10 bis 14 Uhr. Blaues Meer. Nicht zu heiß. Zauberhaft die Ankerbucht kurz vor 20 Uhr: Mersinia. 2 schmucke weiße Häuschen, Weinlaubterrasse, Blumen im Garten, Feigen vorm Eingang…Ein strahlend weiß gekalktes Kirchlein am Felshang. Frieden. In Deutschland ist Hitze: 36° und Schnakenplage. Bei uns hier: Paradiesisch schön. Baden im Meer.

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Abendstimmung in der Bucht

Am Morgen wandert Gerhard durch struppige Macchia den Hügel hoch. Ich warte mit dem Schwimmen bis die Sonne um 8 über den Bergrücken steigt. 24° hat das kristallklare Wasser. Ich flöte nun wieder christliche Morgenlieder! Großer Gott wir loben dich. Morgenglanz der Ewigkeit. Geh aus mein Herz und suche Freud. Lobet den Herren. Die güldene Sonne voll Freude und Wonne.

Wir paddeln ans Ufer, gehen zur Kapelle rein und entzünden 4 Kerzen für Kinder und Vati-Opa. Ich spiele auf der Mundharmonika „Nun danket alle GOTT!“.

Aufbruch um 10. Wechselnde Winde, 3,4,5. Um 17 Uhr Gischtkämme, kabbelige meterhohe Wellen, ich steuere von Hand. Flotte Fahrt 5-7 kn!

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Flotte Fahrt vor dem Wind

Um 19 Uhr tasten wir uns bei kräftigem fast wütendem Wind zwischen felsigen Inselkaps hinein in die Nordöst-Bucht der zerklüfteten Insel Panagia, teils nur 2-4 m Wassertiefe. Große Lachmöwen kreischen auf, Brutnester, kotweiße Felsen. Heftige Fallböen. Launisch der Anker oder der Ankergrund. Gerhard paddelt mit 80 Metern Leine an Land und legt eine Kette um den Fels, der uns zusätzlichen Halt geben soll in diesem stürmischen Eck. Der Wind tobt weiter, die EOS schwankt hin und her, ist das nun schon der MELTEMI vom Vorjahr? Ich koche im Wok das restliche Gemüse unsrer türkischen Bauernfamilie von Pasalimani. Scharf! Peperoni!

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Die Gemüsebauern von Pasalimani

Gegen Mitternacht wird der Wind allmählich müde und raunt nur noch in den Böen. Wir schlafen wunderbar und am Morgen ist es leichtwindig, blaue See. Am anderen Tag fahren wir nur 3,5 sm bis nach Inoussa auf der Nachbarinsel. Hier: Fußball kieken Ger. gegen Arg. 4:0. Besonderheit: Fernseher in der Bar ohne Ton, 5m nebenan Liveband pustet mit voller Verstärker-Lautstärke griechische Musik in den Ort. Abendessen: Bohnen von der Insel als Gemüse. Sehr gut.

Sonntag, 04. Juli, nach Çeşme 19 sm, Meltimi Bft 5 von achtern, nur unter kleiner Fok.

In September letzten Jahres waren wir hier. Damals: Ein schöner Hafen, 2 Container, einer Büro, der andere Sanitär. Sonst leere Fläche. Und jetzt: Eine komplette Hafenstadt. Bürogebäude, Sanitärtrakt wie im besten Hotel, Restaurants und Bars aller Art, Shops für jeden Bedarf, Supermarkt, alles vom wirklich feinsten. Die Gebäude passen in ihrer Verschiedenheit zusammen. Der Prospekt asgt: „Aegeans finest Yacht Destination“. Für meinen persönlichen Geschmack übertrieben. Wir liegen in guter Gesellschaft mit Megayachten. 25€ für unser Schiffchen. Als Ausgleich ankern wir dann wieder in kostenlosen Buchten.

Abends der nächste Höhepunkt: Essen, sorry, speisen in einer ehemaligen Karawanserei. Letztes Jahr noch Baustelle, jetzt Hotel mit Restaurant im Innenhof. 3-stöckig, bogenförmige Laubengänge zu den Zimmern, Tische auf glasgedecktem farbig ausgeleuchtetem Wasserbeckem, Dachgarten. Sanfte, passende Musik. Türkisches Menü, bestens, sehr reichlich, serviert immer von 2 Obern. Eröffnet vor 2 Wochen. Schön, gelegentlich so verwöhnt zu werden.

Was die Türken hier in einem halben Jahr erreicht haben, unglaublich, Respekt!

Hier die Bilder. Einfach auf die folgende Zeile klicken

8. Griechische Tänze, türkische Küche, sagenhaftes Troja

Insel SAMOTHRAKI. Gerdi

Wir haben es hier ganz gemütlich, wenn auch oft stürmisch. Der 1611 mhohe Berg wälzt die Windmassen und lenkt sie ab oder wirft sie aufs Meer hinaus. Mit 5-7 bft. ist das Meer weiß begischtet und schäumend. Draußen ein Dorf, viele Bäume und Blumen, viele Menschen, sehr junge Mamis beim Ausfahren ihrer Kinderwagen. Sie treffen sich an der großen Fähre, um Ankommende zu begrüßen und small talk mit den (ledigen) Jungs zu pflegen.Das Dorf gefällt uns: lebendig, kleine Tavernen (mit Hendl, Schweinshaxe oder Ziege am Spieß). Es gibt nette Bars, besonders die mit dem Internet, ganz Italian style, orange und weiß die leichten Nylonstoff-Stühle, klare Linien, filigrane kleine Tische dazu, alles auf Holzpanneelen, mit Spots vertikal von unten sanft bestrahlt. Mittelpunkt ist ein Riesenbaum: Ein Gigant von Platane, der Stamm 3-armig hochgewachsen, unten 3 m Durchmesser, die „Arme“ je 50-70 cm!

Die Mädels, die bedienen, sind alle schick gestylt, Make-up, Frisur, modischer Schmuck, gewagte Décolletées an knappen Shirts mit vielen Pailletten,die Jungs in knackigen Flower-Bermudas in türkis, flieder und pink, dazu freche Muskelshirts. Am Abend kamen Helfer und stellten im Nu ca. 200 weiße Stapelsessel auf den großen Platz, wo schon die Bühne stand. Mikrofone, eine große bauchige Laute und eine Bouzuki, ein Geiger, ein Keyboard spielender Sänger. Gegenseitig flochten sich die Mädchen die langen Haare zu dicken Zöpfen im Nacken, steckten die kleinen runden Käppis mit Band aufs Haar über der Stirn, ein Amulett an den Ausschnitt. Gekonnt zupfte man die reich bestickten Folklore-Schürzen zurecht. Die Männer der Tanzgruppen tanzten in Hemden mit weiten weißen Blousonärmeln, mit schmalen schwarzen Westen, dazu ganz weite Pluderhosen, knielang, drunter weiße Strümpfe über schwarzen spitzen Halbschuhen, vorne die Spitzen hochgebogen.Die vielen Tanzgruppen führten sehr unterschiedliche Volkstänze vor (zu Live-Musik mit schon ziemlich türkisch-orientalisch anmutenden klagenden Geigentönen und Gesang. Ab 23 Uhr reihten sich immer mehr Zuschauer in die tanzende Menschenkette ein, jedes Alter, von 4 bis 90, Männer und Frauen, kleine Mädchen und Buben, gut verteilt. Es war unglaublich, die tanzten mindestens 30 Minuten ohne Pause, alle beherrschten die nicht einfache Schrittkombination mit Vor-Rück-Seit-Schritten, Wiegeschritt und schnellen Laufschritten. Echte Begeisterung zeigten da auch die disco-mäßig gekleideten Mädels, die Pailletten glitzerten und die goldnen Sandaletten der ganz Kleinen wirbelten tempo-richtig zwischen den großen Füßen, es gibt da ja kein Halten bei so einem in Schlangenreihen getanzten Kreis- oder Reihentanz. Keinerlei Ermüdung, die tanzten gemeinsam in heller Freude – und als der Geiger seinen Bogen senkte,waren die Tänzer richtig enttäuscht, aber nicht erschöpft! Die große bunte Menge aus Volk undFolklore-Trachten-Tänzern löste sich auf – aber die fröhliche Feierstimmung ging so weiter bis um 4 Uhr früh.

EINHEIMISCHE LOKALE KÜCHE:

AUF SAMOTHRAKI/ GRIECHENLAND

… entdeckten wir eine Taverna, in der große leckere Hühner am Spieß gebraten wurden. Bei uns wäre so was Feines ein „Bio“-Huhn. Unvergleichlich gut, nicht fett. Neu für uns war, dass die Köchin es mit Senf einreibt, und Rosmarin mag sie gar nicht. Man kann es auch nirgendwo kaufen! Nur den typischen „Rigano“, den wilden Majoran, Origano.

Vor dem Tanzfest drehte sich eine junge Ziege über den Holzkohlen. Das war genau das Richtige für den Bergwanderer: Ziege! Goldbraun und rösch die Haut, zart das Fleisch. Dazu gab es Weißkrautsalat, auch mit Senf und Kreuzkümmel.

IN CANAKKALE / TÜRKEI am Anfang der Dardanellen

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… blieb mein Blick beim Abendbummel im Regen an einem winzigen Lokal hängen: 2 Frauen mit blütenweißen Kopftüchern an der Kochstelle, Mehl am Tisch, Schüsseln voller kleiner Tortellinis vor sich: Die beiden formten mit flinken Fingerspitzen aus hauchdünnem Teigfladen eine Art Tortellini, 1 cm winzig. Zu dem warmen einfachen Tellergericht reicht man Ayran, die türkische Buttermilch, gemischt mit einem Schuß rot färbendem Tomatensaft und Schwarzkümmel.

Ich konnte auch zusehen, wie geschickt sie Teig hauchdünn ausrollten: mit einer Stange ca. 1,5 cm dick und 40 cm lang, wellten sie auf Mehl den Teig mit lockerer Bewegung und fast ohne Druck, dann Mehl drüber und – schwups – rollten sie diese Teigplatte um das Wellholz, rollten alles wieder auf ,legtenund die Stange 90° gedreht auf den Teig, alles ca. 20 mal. Gebacken wurde auf einer von 2 Gasflämmchen erhitzten runden Blechscheibe.

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Man stellte uns mangels Sprachkenntnissen voller Freude und Gastfreundschaft alle möglichen Speisen auf geblümten Tellern auf den Tisch: zarte Blättchen in Joghurt (wie Radieschensprossen), reisgefüllte Weinblätter (Dolmes), gebratene Paprika- und Auberginenscheiben, gefüllte rote Paprika, gegrillte Tomaten. Als Nachspeise „typisch türkisch“ gab es Reisbrei mit Zimtzucker. Ein kulinarisches Erlebnis für uns zwei Segler, die gerade auf Kleinasien, einem neuen Kontinent angelandet sind. Ein wenig kauderwelschten wir noch mit dem Opa, der 18 Jahre lang in Ulm bei Magirus in der Fertigung arbeitete.

IM „ALEMTA“ -am andern Ufer von Canakkale

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Mit der Fähre fuhren wir rüber und bestiegen die martialische Bastion, 10 Meter hohe Festungsmauern, kreisrund, gewaltig. In einem ganz schlichten Fischlokal kehren wir ein. ALEMTA (das heißt Fahne oder auch Spitze der Moscheekuppel). Von der vierseitigen Speisekarte verstehen wir kein Wort, außer „Sardinen“, die dann auch köstlich frisch in der Pfanne gebraten mit grobgeschnittenen Zwiebeln und Schwarzkümmel gebracht werden. Gerhard wählte etwas, das im Langenscheidt „Brei“ übersetzt wurde. Es entpuppte sich als jene chilischarfe Rohkost, die wir 2009 nach dem Moscheebesuch in Kusadasi kosteten: Feingeschnittene Zwiebeln, Petersilie, Chilischoten, rote Paprika – sehr scharf! Dazu gab es noch diese
winzigen 5 mm dünnen Rindfleischhack-Teilchen vom Grill, das berühmte „Köfte“, also gut bekannt von Mc Donald’s Rindfleisch-Burgern, nur viel kleinere Portionen. An Fastfood-Kneipen gibt’s diese flachgedrückten Dinger auf Holzspieße gesteckt, vom Gasgrill in die Hand.

TROJA – EIN AUSFLUG IN SAGENUMWOBENE VERGANGENHEIT

Mit dem kleinen Truva-Bus rasen wir über dem “Weltkulturerbe“ nicht ganz gemäße schlechte Straßen 35 km ins Hinterland. Eine fruchtbare, baumreiche Agrar-Landschaft mit Äckern, gelben Stoppelfeldern, Strohballenmauern, Tomatenfeldern, Zucchini, Olivenhainen, Weinhängen, Rosengärten, Gladiolen, leuchtend rosé-farbenen Malven (2-3 m hoch vor jedem Haus), ausladenden Feigenbäumen, Steineichen!!

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Gleich nach dem Entrée ein hölzernes Pferd, das Symbol für die Kriegslist der Hellenen.

Ein Modell der Ausgrabungen, Triumph der Archäologen. Über die Geschichte in Zahlen und Abläufen möchte ich hier nichts (Falsches) schreiben, das kann jeder bei Homer, im Lexikon oder bei Wikipedia nachlesen.

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Dank der Sponsoren-Gelder von Mercedes-Benz und Siemens konnte man vor Ort Ausgrabungen sichern, bedachen, einen wunderbaren Weg anlegen mit großen Stelen, auf deren Text-Tafeln eindrücklich und in vollendeter deutscher Sprache (neben türkisch und englisch) alles erklärt wird. Vom Stadion hat man einen Blick über die Felder und Wiesen bis zur hoch aus dem Meer ragnenden Insel Samothraki, dessen Kult mit Troja eng verflochten ist. Ein süßer Duft der Feigenbäume liegt in der Luft, Stille, Schmetterlinge, eine vor Tausenden von Jahren schon gefasste Quelle, Frösche quaken, Bienen summen und holen Nektar ein.

Diesen Ausflug möchten wir jedem empfehlen. Ein unvergessliches Erlebnis.

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7. Mit 7 Knoten durch die Dardanellen: Samothraki> Canakkale> Marmarameer

MIT 7 –8 KNOTEN RAUSCHT DIE „EOS“ DURCH DIE DARDANELLEN

Samothraki, Sonntag 21. Juni 2010 – GERDI

Für Dienstag werden von Meteo Poseidon 6, in Böen 7 Windstärken vorausgesagt. Also nix wie weg und rüber in die Türkei.

Um 5.30 Uhr Kettenrasseln am Kai, Gerhard löst die 5 Festmacher und gibt der Eos ihre Freiheit wieder.

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Wir verlassen Samothraki

Wir haben Wellen und Wind gegenan und motoren aufs Meer hinaus. Südwind, er soll auf West drehen. Um 9.30 können wir segeln, das Groß gerefft , 3-4 Bft, Wind zunehmend. Wir reffen auch die Fock , denn die EOS schiebt kräftig Lage, pflügt mit dem Bug durch die Wellen, das Meerwasser rauscht 10 m am Süll entlang und bildet im Heck Seen. Unser kräftiges Schiff schafft das aber gut, es erfreut das Seglerherz, wie sie den aufbrisenden Wind und die Wellen meistert. Ich steuere als „1.Offizier“ von Hand und der Käptn lobt seine Segelfrau, die zuverlässig Stunde um Stunde Kurs hält auch in starkem Wind und sich auftürmenden Wellen. Heute mal in vollem Ölzeug. Die Wellen spülen über den Bug bis zur Sprayhood.

Kabbelige See. Unruhig das Schiff, stark gekrängt, viel Schräglage also: Blickt man als Steuerfrau vom Cockpit hinunter in den Salon, sieht es aus, als hätte man das Schiff gekippt auf die Seite gelegt. Das Meer lärmt, in den Wanten pfeift der Wind, mittags gibt es „nur“ Käsebrote. Flotte Fahrt, immer 6-7 kn, Eos’ Rumpfgeschwindigkeit. Ich steuere mit Kraft die Pinne, der elektronische Autopilot schafft es nicht mehr gegen die Wellen.

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5 Bft

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Kap Mehmetcik, der Eingang zu den Dardanellen

Gegen 14 Uhr haben wir Kap Mehmetcik, den Eingang in die Dardanellen querab, ein eleganter Leuchtturm, ein britisches und ein türkisches Kriegerdenkmal. Wir verkleinern die Fock erneut, heftig wird das Schiff von den nun von achtern anrollenden hohen Wellen gejagt. 8, sogar 8,4 kn Fahrt, dabei surft der Rumpf. Von hinten kommt uns ein Großsegler immer näher, Typ „Gorch Fock“, 4 mächtige Masten, zig sauber aufgetuchte Segel auf den waagrechten Rahen. Ein Bild aus früheren Zeiten.

Spürbar die Strömung, der Wind achtern und immer günstig zum Durchsegeln. Ein Abenteuer! Wir schieben uns wachsam zwischen den großen Frachtern und Tankern der Großschifffahrt durch. Wegen des starken Schiffsverkehrs und des engen Fahrwassers müssen sie in den Dardanellen einen Lotsen an Bord nehmen.

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Ein Stückgutfrachter

Das Meer leuchtet mit einem unbeschreiblichen kräftigen Smaragd-Grün.

Steigt im Heck die Welle höher als das Deck steigt, kann man fast „durch-sehen“ durch das Grün des Wassers, wie grünes Glas – und husch, stürzt die 2m-Welle mit unsrem Schiff hinab ins Wellental, Die Wellen immer höher, geschätzte 6 Windstärken, nach Kursänderung aber nun mit Bremskraft der starken Gegenströmung, denn die EOS läuft inzwischen bei geborgenem Groß und doppelt gereffter Fock zeitweise nur noch 1,5 kn.

Wir steuern Canakkale an. Das wird übrigens am Anfang mit „tsch“ gesprochen (Canak heißt Topf, Schüssel). Die große Stadt breitet sich vor uns aus wie ein buntes Häusermeer – vom Strand den Hang hinauf, Die Wohnblocks in leuchtenden Pastellfarben: viel rosa, hellgrün, himmelblau, orange, violett. Fährbetrieb zur anderen Küste. Wir tasten uns bei viel Wind heran, bergen die Fock auf Höhe des Leuchtturms, steuern vorsichtig in den engen Hafen.

Dankbar sind wir! Heil angekommen.

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Regenwolken über Canakkale

Marina Canakkale. Man weist uns einen 11m-Platz längsseits am Kai an. Leinen über, 2 Springs gegen den angekündigten Starkwind, schwere Regenwolken über uns. Am Kai hinter dem Abtrenngitter viele Spaziergänger, meist europäisch sommerlich gekleidet, aber auch Kopftücher und diese langen weiten Orient-Hosen mit dem „Schritt“ auf Wadenhöhe…Heute muss ein Festtag sein, vielleicht ein Studienabschluß oder Abiturzeugnis-Tag. Junge Männer mit speziellen schönen Umhängen und seidenen Schals um den Hals, oft uns unbekannte Kopfbedeckungen. Fotoshooting und Treffs am Molenkopf mit Lunch-Paketen. Keinerlei Alkohol, keine Bierdosen, kein Raki, nur Wasserflaschen. Originell das türkische Wort für Mineralwasser: „Maden su“!

Ich koche mit Tomaten, roten Spitzpaprika, Zwiebeln, Gurke, Knoblauch und viel Chili eine gute Soße zu Pasta Tagliatelle.

Draußen Pärchen Hand in Hand, auf den Bänken aber keinerlei Zärtlichkeiten. Fröhliche leise Unterhaltungen.

Hätte es nicht um 22 Uhr mächtig geregnet, wäre der Abend wohl länger gegangen mit feiern. Wiederholt höre ich den Eurovisions-Sieger-Song von der deutschen LENA – und alle singen mit.

Dienstag 22. Juni bis Samstag, 27.Juni: GERHARD

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Vorbereitung zum Einklarieren

Einklarieren, in der Türkei, etwas umständlich aber interessant. Zum Hafenkapitän, der kassiert umgerechnet ca. 45 Euro, dann zur Gesundheitspolizei, jetzt mit dem Bus zur Hafenpolizei, 7 km außerhalb im neuen Fährhafen. Es war ein Erlebnis, ohne Türkisch-Kenntnisse den richtigen Bus zu erkennen und am rechten Ort auszusteigen! Und dann: Ich habe meinen Personalausweis noch in der Joggingtasche statt im Geldbeutel! Wieder zurück, Ausweis holen, mit dem Taxi nochmals zur Hafenpolizei, wieder zurück, noch mal zum Hafenkapitän und zum Zoll. F-E-R-T-I-G.

So lernt man Stadt , Menschen und den Busverkehr kennen. Alle, Beamte in den Amtsstuben, Leute im Bus sind außerordentlich freundlich und hilfsbereit, immer wird jemand geholt, der Englisch spricht, wartet man länger, wird Tee angeboten. Dann bekommen wir in bestem Englisch Tips für Häfen an der türkischen Küste: Vom Nachbarskipper, einem Armenier mit Großeltern aus Istanbul, fahrend unter französischer Flagge, Gäste aus Italien, in USA als Geschäftsmann gewesen, jahrzehntelang in Venedig gelebt.

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Alter Friedhof neben der Moschee

3 Tage streifen wir durch diese lebendige Stadt fast ohne Touristen und gewöhnen uns an die türkische Lebensweise. Wir besuchen Troja mit der Dolmusch, einem preiswerten Kleinbus, streifen durch die engen Gassen und fahren mit der Fähre ans gegenüberliegende europäische Ufer nach Kilibahir mit seiner außergewöhnlichen runden Festung. So bewegen wir uns in den Dardanellen an der Grenze zwischen Europa und Kleinasien. Das Wetter hat abgekühlt auf 19° und es regnet und gewittert zwischendurch kräftig.

Am Donnerstag entschließen wir uns weiterzufahren. Der griechische Wetterbericht meldet Nord 4, in Böen 5. Wir halten uns im östlichen Drittel ca. 10 km von der Küste, um der starken Gegenströmung und dem regen Verkehr der großen Frachter auszuweichen.

Im Strömungsbereich vermindert sich die Geschwindigkeit auf 3 Knoten, geraten wir aber in einen Neerstrom eilen wir mit 7 kn dahin. Segeln ist bei diesem Gegenstrom und Gegenwind nicht möglich. LAPSEKI hat einen Hafen, der eine Marina werden sollte. Die Arbeiten sind aber seit Jahren eingestellt und so versandet dieser geräumige Hafen. Wir finden aber mittendrin einen Ankerplatz.

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Lapseki, ein geräumiger Hafen, aber leider versandet

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Eintrag ins Logbuch, täglich nach Reiseende

Dieser Reiseabschnitt erinnert sehr an die Ostsee: Auf beiden Seiten bewaldete Hügel und große fruchtbare Felder bis zum Meer. Das kühle Wetter und der bedeckte Himmel verstärken diesen Eindruck. Gerdi fühlt sich an die Abiturfahrt mit dem Schiff von Linz nach Wien auf der Donau erinnert. Im Marmarameer verlässt uns der Wind, der Motor schiebt uns die Südküste entlang, vorbei an einer mächtigen Industrieanlage von der wir nicht wissen, was dort hergestellt wird. Dann wird das Land felsiger. Voraus erscheinen die Inseln Marmara und Avsa.

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Kap Karaburun, fast wie Kap Arkona auf Rügen

Wir fahren noch etwas weiter, steuern durch das betonnte Fahrwasser die geräumige Bucht vor der Insel Pasalimani an. Anker fällt, Motor aus und uns umfängt himmlische Ruhe. Die Insel hat nur eine Straße und die kleine Inselfähre ist mit 2 Pkws voll beladen. Nur die Stimmen der Menschen und das Gackern der Hühner dringt zu uns. Wir genießen diesen Frieden und bleiben an Bord.

26.Juni: GERDI

PASALIMANI

Wir bergen die Segel vor der Kulisse der sanften grünen Hügel und dem kleinen Dorf, gleiten geräuschlos auf die 3 kleinen Kaik-Fischerboote zu, steuern den stämmigen kleinen Turm des Minaretts neben der niedrigen Moschee an. Im Garten der Taverne sitzen Männer beim Tee unter ausladenden Baumkronen.

Wir waren mit unsrer EOS heute 10 lange Stunden unterwegs, als Motorfahrt in der Strömung. Lob unserem VOLVO-Motor, ein 100% funktionierender technischer Helfer. Und nun: Motor aus!

Absolute Stille, kein Wellenschlag. R U H E !!! Der Augenblick hat etwas Magische. Es lässt sich wahrhaftig schwer mit Worten beschreiben. Diese Geräuschlosigkeit nach einem langen Tag unter Motorengebrumm.

Die überwältigende Stille, wie die Erfüllung eines Traums, die ewige Sehnsucht nach Frieden! Wir schweigen. Beide. Lauschen in dieses Er-leben hinein.Vermissen nichts. Trinken die feierliche Einmaligkeit dieser Minute. Glück.

Eigentlich wollte Gerhard gleich das Schlauchboot aufpumpen, an Land, Brot holen, Wasser am Brunnen, der dort am Ufer sprudelt. Ich halte ihn zurück. „Bleib! Mach gar nichts. Schau einfach!“ Ich will überhaupt nicht an Land. An diesem wunder-baren Abend nicht. Morgen erst. Wir sehen voller Zufriedenheit in die rötlich angestrahlten Wolken, genießen die Farben des Lichtbandes auf dem Meer, als die Sonne in die Wolkenwand sinkt, ganz langsam.

Dann bereite ich im Wok das geschnetzelte Rindfleich zu, mariniert in Ingwer, Knoblauch, Tiriakisoße, Wein, Zucker, Sojasauce. In 3 Minuten ist es fertig. Dazu heißer duftender Basmati-Reis. Wir essen bedächtig wie die Asiaten mit Stäbchen. Und in dieser kühlen Nacht schlafen wir himmlisch.

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Ein vorzügliches Essen: Rind, Bohnen, Basmatireis

Am Morgen paddeln wir an Land, fragen nach „ekmek“= Brot. Der Ofen des Bäckers ist bereits gefegt und kühl, das Weißbrot noch warm. „iki! Zwei!“Dann versuchen wir zu erfahren, wo wir Melone, Tomaten, Gurken, Bohnen, Zucchini kaufen können. Sofort führt uns ein Mann hilfsbereit zum Nachbarhaus, die Frauen verstehen sofort: Aha, die wollen Gemüse kaufen. Wir folgen 200 m zu einem eingefallenen niedrigen Natursteinhaus, ein kleiner Hund springt uns entgegen, die Gemüsebauern zeigen uns voller Stolz all ihr frisch geerntetes Gemüse: Köstlich! Hier mangelt es nicht an Gießwasser, auch die Geranien blühen in koralleroter Pracht, gleich steckt mir der Mann die größte Blüte ins Haar, die Frau drückt mir einen schweren Erdetopf mit duftendem Basilikum in den Arm, ein älterer fröhlich lachender Bauer häuft kleine knackige grüne Peperoni in die andere Hand und dann bekomme ich einen Büschel frischer Pfefferminze unter die Nase gehalten.

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Das Geschenk der Bauern: Ein Basilikumtopf

„Nimm. Geschenk!“ Gurken („Nein, nein, nicht 5! 1 Kilo!“) eine Tüte reife rote Tomaten, eine voller hellgrüner Paprika, Bohnen. Alle lachen glücklich, stellen sich auf zum Foto! Wange an Wange, umarmt, als wären wir verwandt! Ein herzlicher Abschied, ich singe noch ein Lied und als ich mit dem Rucksack wie ein Esel rufe, ist man begeistert.

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Die Gärtnerei in Pasalimani

Beim Weiterlaufen findet sich erneut ein Mann (er arbeitete bei den Düsenjägern als Ingenieur), der uns bereitwillig ins Dorf führt zum kleinen Supermarkt. Wein, Bier, Käse, Wurst, (und Oliven und Honig geschenkt), Erdnüsse. Herrlich. Alles kommt per Paddelboot an Bord, und nach einem Vesper segeln wir noch 2 Stunden rüber zum nächsten Dorf, Ilhanköy, kleiner Hafen. Man sieht niemanden. Alle gucken TV: Fußballweltmeisterschaft!!!

Hier die Bilder:

6. Von Insel zu Insel: Von Thassos nach Samothraki

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17. Mai 2010, Insel Samotraki

Zufall?

Längseits am Kai in Thassos Stadt: Hinter uns liegt die UBENA aus Regensburg. Dieses kleine Schiff kommt mir irgendwie bekannt vor. Anderntags treffen die Besitzer aus Deutschland ein (Die UBENA hat hier überwintert). Im Gespräch ergibt sich, dass ich bei Würzburg auf diesem Schiff gesessen bin. Ich hatte einen Lehrgang dort gehalten und die UBENA kam über die französischen Kanäle und Flüsse vom Mittelmeer zurück nach Regensburg. Dem früheren Besitzer habe ich bei dieser Gelegenheit die Flusskarten für Frankreichs Wasserstraßen abgekauft. Das ist aber noch nicht genug: Dasselbe Schiff segelte früher auf dem Bodensee in Friedrichshafens BSB-Hafen, wo auch mein Eichenholzschiff „Louisa“, Baujahr 1929, lag. Und ich hatte damals ein Auge darauf geworfen: Ich wollte es kaufen. Daraus wurde nichts, andere Interessenten haben es vom Bodensee weggekauft. Zufall, oder? Nun segelt ein Regensburger, der durch die Donau schipperte, die UBENA nach Marseille und durch die Rhône zurück.

Unsere Bergtour auf der Insel Thassos

Der erste Ausflug führte uns zum Amphi-Theater, mit Nachtigallengesang.

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Sonnenaufgang vor der Busabfahrt um 6 Uhr

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Thassos - entdecken Sie die smaragdgrüne Insel

Thassos ist eine “grüne Insel“ mit viel Wald und schönen Wegen in der Natur. Gerdi und ich lassen uns um 6 Uhr früh mit dem Bus nach Agios Georgios fahren. Das ist eines dieser malerisch gelegenen Bergdörfer, die abseits der Küste erbaut wurden, um sich vor Piratenüberfällen zu schützen. Noch umfängt uns die Kühle des jungen Morgens. Wir suchen den Weg, finden ihn nicht und erst eine freundliche Bewohnerin zeigt uns den Startpunkt und die Abzweigung „nach der 2. Marmorfabrik“. Nun ist alles klar. Die Fabriken sind nicht zu übersehen, sie zersägen den hier abgebauten rein weißen Marmor zu Blöcken und Scheiben. Umgeben von dichten Laubbäumen, Platanen meist, hallt der Wald hier vom vielkehligen Gesang der Nachtigallen! Ein Zauber…

Es geht 2 Stunden leicht aufwärts und nach der Pause am höchsten Punkt sollte es wieder abwärts nach Thassos / Stadt gehen.

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Pinien oft mit vom Waldbrand verkohlten Rinden

Der Blick schweift weit über die Bergdörfer und in die hohen Berge, und auf der Nordseite gegenüber über liegt im milchigen Dunst das Meer und die Thrakische Küste.

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Das Bergdorf Rachoni

Der weitere Weg wird immer mühsamer. Die Sonne brennt. Eine Kurve folgt der anderen, was in der Landkarte als gerader „Karrenweg“ eingezeichnet ist, entpuppt sich als Sträßchen, das jedem Taleinschnitt folgt. Immer wieder Ziegen, die zu einer der Quellen kommen. Am Wegrand stehen Imkerkästen für die berühmten Bienenvölker mit dem Thassos-Honig.

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Ein liebevoll gestalteter Brunnen

Die Gegend ist sehr vielfältig, riesige Platanen breiten ihre Kuppeln über uns, Pinien oft mit vom Waldbrand verkohlten Rinden, aber oben grün austreibend, blühende Büsche und viele bunte Blumen, aber kein Wasser (wir haben genügend mitgenommen). Langsam wird aus dieser Wanderung ein echter „Hatsch“, der kein Ende nimmt. Eine Abzweigung führt uns endlich ins Tal und von dort dürfen wir noch kilometerweit auf der belebten Straße laufen, nur unterbrochen durch eine Einkehr auf ein kühles Helles in einer kleinen Strandbar am Meer. Also: Manche Wanderungen dauern länger als geplant und werden langweiliger als gedacht und billige Karten lohnen sich nicht.

Abends belohnen wir uns mit einem Teller Souflaki bei unsrem netten Wirt der kleinen Faros-Taverne, dessen Sohn hervorragend Deutsch spricht. Spezial-Sprachenschule.

Unser Ausflug mit der Fähre nach Kavala

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Unser Ausflug mit der Fähre nach Kavala

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Die Insel, der Berg und das Meer

Manche der nördlichen griechischen Inseln, wie Thassos, Samothraki oder auch die Halbinsel Ägion Oros mit dem Berg Athos erreichen eine Höhe von über 1500m. Hört man den Wetterbericht, dann liest man derzeit von schwachen Winden um 2 Bft aus unterschiedlichen Richtungen. Als wir um 7 Uhr von Fanari zur Insel Samothraki starten, wundere ich mich über eine Dünung aus Südost. Schon die ganze Nacht vor Anker war eine Schaukelei.

Wie kann das sein? In der Nordägäis sind überall schwache Winde vorausgesagt. Auch auf der Überfahrt nutzen wir zeitweise den Motor.

Um 13 Uhr etwa zeichnet sich vor uns im Dunst die Insel Samothraki ab und die Dünung wird immer heftiger. Jetzt nimmt auch der Wind zu und wir binden ein Reff ein. Das Wasser wird richtig ruppig. Hohe Berge stören den Wind auf seinem Weg über das Wasser, er wird eingeengt, folgt der Inselküste und nimmt an Stärke mächtig zu. Das Wasser vor der Hafenmauer ist mit Schaumkämmen übersät und ich bin überzeugt, dass 10 Meilen von der Insel entfernt nur eine Dünung an den starken Wind hier erinnert.

GERHARD

18. 6. Samothraki

Von Gerdi:

Wir sichern das Schiff mit 5 Leinen, legen Kette vor, um ein Durchscheuern an der Kaimauer zu verhindern, bringen 7 Fender aus, setzen 2 Springs, und die EOS zerrt an ihren Fesseln. Am Abend dreht der Wind um 180°, aber er bläst angenehm kühl durch die Kajüte. Wir folgen beim Landgang im Dorf dem köstlichen Duft: am Spieß drehen sich 6 prächtige Hühner, sicher 2 kg schwer. (13 €)

Wir laden CHRIS, den 2.Segler von seiner britischen kleinen Westerly zum Essen ins Cockpit ein und er erzählt, dass er seit 15 Jahren hier segelt und im Winter Englisch unterrichtet und viel mit dem Rad fährt. Spannend. Er segelt allein, war schon im Libanon.

Am Freitag, 18. Juni fahren wir 2 mit dem Bus hoch in das idyllisch am Berg liegende Dorf Chora, kühl und vom Wind durchpustet, unglaublich viele Blumen vor den kleinen Häusern in den engen Gassen, rosa Horthensien, üppige Geranien in Pötten, rankende orangene Trompetenblumen, Kletterrosen, Dahlien, Jasmin, mal eine Quelle mit Platanen und wildem Wein, Oasen in schattiger grüner Laube, die Stufen der Steintreppen weiß gekalkt oder mit Marmor belegt, kleine Gemischtwaren-Läden, die keinen Schimmer einer Ähnlichkeit mit einem Supermarkt haben, ein buntes unüberschaubares Sammelsurium, dazwischen der Ladenbesitzer und seine kleine Rechenmaschine für den Verkaufsbon.

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Schattiges Plätzchen an der Quelle

Gegen 10 Uhr treffen sich die Dorfleute, auf einen griechischen Kaffee oder einen Frappé, mit der Gebets-Perlenkette in der Hand. Die Frauen kehren die Blätter und Knospen weg vorm Haus, alles soll blitzsauber sein. Und überall Katzen in allen Farben. Das Castell, auf Felsen errichtet. Dahinter noch weit rauf bis zum Bergeskamm. Wir genießen den Ort, die Kühle, das Fehlen der touristengemäßen Ferienwohnungen, die original belassenen Häuser.

Wunderbar die Ausblicke, gelbe abgemähte Felder, teils noch die im Wind bewegten Ähren vom Weizen. Grün aufleuchtend auch Weinfelder, Olivenbaum-Gärten, mitten im Feld eine große Schule.

Das Meer auch mittags noch weiß schäumend, die Wellen preschen mit langen Schaumkronen vom Wind gejagt zur Hafenmauer. Die EOS unruhig am Kai, Gerhard legt noch einige Ketten an die Leinen. Ich geh einen Laden suchen, keine Urlauber, nur Dorfbewohner. Die Tavernen gut besetzt.

Mit Orangen, Tomaten, Basmati-Reis für unseren Rest Huhn von gestern laß ich mich vom Wind zum Schiff „blasen“.

Samstag, 19, Juni, Gerhard

Top of Samothraki

2 Tage liegen wir hier im geschützten Hafen von Kamariotissa auf Samothraki und ich vereinbare mit dem Solo-Engländer Chris vom Segelschiff hinter uns eine Bergtour auf den Fegari, den höchsten Inselberg mit 1611m Höhe.

Anderntags um 5 Uhr früh bringt uns ein Taxi nach Therme an der Nordküste zum Ausgangspunkt. Wir folgen der Karte und einer Ortstafel und finden den Einstieg nicht. Nach 2 Versuchen kehren wir um und erfahren den rechten Weg von einem Bewohner. Tatsächlich 200 m über dem Dorf beginnt plötzlich eine hervorragende Markierung mit „E6“- Täfelchen und roten Punkten und Steinmännchen. Ihr folgen wir zuerst durch Maccia, dann durch lichten Steineichenwald und später wandern wir unter mächtigen, uralten Steineichen.

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Die uralte Steineiche

Vogelgezwitscher begleitet uns. Teilweise umgeben uns Wolken und ein angenehmer kühler Morgenwind umfängt uns. Trotzdem schwitze ich gewaltig und unsere Wasservorräte schrumpfen. Wir rechnen mit der Kalamithiriaquelle, in der Karte verzeichnet. Auf ca. 1000 m Höhe wendet sich der Pfad einem Tälchen zu und tatsächlich hören wir Wasser plätschern.

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Eine Quelle: Köstliches, kühles Wasser!

Aus Steinen springt es hervor, kalt. Jetzt wünschen wir uns nichts anderes, als daraus zu trinken. Wie wenig man doch braucht! Kein Bier, keine Cola nur dieses reine, kühle Wasser. Wir rasten und füllen unsere Wasserflaschen auf. Und ich schaue beeindruckt, wie das Wasser aus dem Stein fließt. Der Himmel bringt es, der Fels gibt es angereichert mit Geschmack wieder zurück. Jetzt verlassen wir den Wald und laufen durch Farnwiesen, dann sind auch diese zu Ende und über große Steinblöcke kommen wir langsam höher. 1600 Höhenmeter kosten Kraft. Da ist der Grat und wir sehen nach Westen zum Hafen, wo unsere Schiffe liegen. Noch ein paar Meter und wir sind am Gipfel.

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Auf dem Gipfel des Fegari, 1611m

Braungraue schroffe Grate umgeben uns, ganz, fast wie in den heimatlichen Bergen. Hier ist die Brotzeit fällig, ich mit Wurst und Brot, Cris mit Paximadi, das steinhar
te, getrocknete Brot, das erst mit Wasser zu essen ist.

Der Abstieg auf gleichen Pfaden zieht sich, 2 Biere unten in der Taverne schmecken wunderbar und eine Dose trinken wir auf dem Rückweg. Heute ist Wochenende und da fahren keine Busse. 12 km Rückmarsch oder Taxi oder Autostop warten auf uns. Wir entschließen uns für letzteres und schon der erste Autofahrer nimmt uns zu seinen Fischen auf der Pritsche mit. Glück gehabt.

Noch eine Anmerkung:

Cris vom Nachbarboot hat nur ein geliehenes Gummiboot als Tender. Wir haben ihm unsere MARONI geschenkt und er hat sie mit Freuden in Empfang genommen.

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Die MARONI, unser selbstgebautes Klappboot hat den Eigner gewechselt: Chris aus Southampton

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