Gerhard, Symi, Südliche Türkei, 23. Juli 2010
Der Unternehmer in der Bucht
Am frühen Nachmittag: Wir laufen in die Bucht Dirsek ein. Einige Yachten liegen vor Anker, mit der Landleine zum nahen Ufer. Auch wir werfen den Anker. Ein Boot nähert sich und bietet sich an, die Landleine entgegenzunehmen. Das nehmen wir gerne an und im Nu hat sie der freundliche Helfer an einer vorbereiteten Mooring befestigt. Ich drücke ihm ein Trinkgeld in die Hand. Als alle Abschlussarbeiten auf der EOS erledigt sind und der Motor ruht, nähert sich sein Boot wieder. Unser Helfer schlägt die Decke vom Boot zurück und bietet uns Souvenirs, Ringe, Kettchen, Tücher, handgewebte Decken und Kelim-Teppiche zum Kauf an. Wir haben wirklich keinen Bedarf, stellen aber im Laufe der Zeit fest, dass er bei anderen Ankömmlingen Geschäfte tätigt. Abends kommt unser Kaufmann noch mal und fragt, ob wir am Morgen Brot möchten.
Das wollen wir! Anderntags noch vor Sonnenaufgang –ich schlafe im Cockpit- ist die Frau des Helfers schon mit Brotbacken zu Gange. Alles ganz improvisiert, Die beiden leben unter einem einfachen Sonnendach, haben eine Liege für die Nacht und einen Backofen aus aufgeschichteten Steinen.
Das Brot, ein einfaches, gutes Fladenbrot, wird den Yachten an Bord gebracht. Es kostet 5 Türkische Lira, normal sind 2 TL. Ein ordentliches Saisongeschäft für eine Unternehmerfamilie!
GERDI, am 23.Juli
„Was macht ihr denn die ganze Zeit so am Schiff? Wird’s dir da nicht langweilig??“
Eine oft gestellte Frage. Ich guck mal ins Logbuch:
Kos am 18. Juli:
1.Ich moniere einen eindeutigen WC-Geruch, wo er nicht hingehört, im „Getränkekeller“ im Salon unter dem Tisch. Muss wohl ein winziges Leck am WC-Tank unter meinem Bett im Vorschiff sein, das läuft dann vom Bugbereich in die Bilge. Gerhard findet die kleine Undichtigkeit am Einfüllstutzen des Kunststofftanks, schraubt alles ab, säubert im Cockpit, igitt, die Teile und dichtet neu ab. Er sieht mit Gummihandschuhen aus wie ein Arzt! Alles im Bilgenfach wird gründlich mit Neutralseifenlauge und Essig gewaschen und mit Sagrotan eingesprüht. Ich mach mich gleich an den Hausputz innen. Alles frisch. Dann wollen wir um 10 Anker auf gehen.
2.Der Heckanker hat sich in den nach uns geworfenen Anker einer holländischen Yacht verkrallt. Tauchen auf 3 ½ m. Der Skipper als Sportler. Der Holländer geht Anker auf und umkreist uns. Dann aber hängt unser Anker wieder fest. Diesmal im einzementierten Mooring-Anker eines Einheimischen. Gerhard taucht erneut, hebt unseren Anker über dieses Seil, taucht wieder auf. Und los geht die Reise.
3.Wir bemerken, dass uns so eine türkische 30 m- Luxus-Segelyacht aus Bodrum beim Ausfahren aus der sehr engen „Parkbucht“die Bimini-Stange abgefahren hat. Deren Relingstützen waren höher als unser Sonnendach.
Wir segeln wunderschön an die türkische zerklüftete Küste und ankern ganz allein in einer traumhaften, smaragd-grün leuchtenden Bucht! Günaydin Türkei. Die rote Gastflagge mit dem weißen Halbmond flattert im Wind. Am Strand bimmeln die Glocken der 3 Kühe. Ziegen meckern. Sonst kein Laut. Erfrischend kühl ist die sternklare Nacht. Erstaunlicherweise haben wir Südwind statt Meltemi. Früh lege ich eine Putzschicht ein, säubere mit Herbosan alle Teppichfliesen auf den Bodenbrettern, wasche alle Chromteile und Fenster. Nach dem Frühstück segen wir mit Leichtwind vorbei an schroffen Felsen. Als wir um 14.30 Uhr ankern, erinnert uns mich die Umbebung an Südnorwegen, der Törn 1976. Wie in einem Fjord, grün, grün, grün. Unglaublich.
OVA Bükü. Bäume, eine Taverne, viele ganz fröhliche, aber nie laute Familien am Strand der runden Bucht.Die Väter spielen mit Engelsgeduld mit ihren Kindern, die Geschwister kümmern sich lilebevoll um die Kleineren… Die Tischdecken des Lokals sind bestickt, jede anders, es duftet nach frisch gebratenem Fisch und deftigen Köfte=Hackbällchen vom Grill. Sogar wireless Internet hat der liebenswürdige Wirt zu bieten…Nachts schaukelt es lebhaft, aber wir sind es gewöhnt… Vor 1 Jahr waren wir 3 Tage in Leuca, Starkwindphase, 40° Hitze…
Am 20.Juli ankern wir vor der Hafenstadt Datca, sprich Datscha, viele große „Gullets“ liegen hier bereit, sehr schöne gepflegte Segler aus Holz, 15 – 25 m lang. Man mietet sich ein für 1 Woche, es gibt Doppelkabinen, Duschen, Barbecue am Schiff, Fitness-Trimmgeräte an Deck. Aber sie sind „leise“! Keine laute Disco-Musik am Abend. Aber Wasser-Mopeds und Wasserski.
Nun sind wir 8 Wochen auf Segeltörn! Das ist ein Drittel unsrer geplanten Zeit. Langweilig ist es uns noch nie gewesen.
Aber heute, am 23. Juli auf der griech. Insel Symi, hat uns die Hitze erwischt: 41 °C. Die Frau im Supermarkt sagt, das bleibt nun so bis Mitte August: „Tagsüber kein Wind und alle bleiben drin, am Abend dann Wind, Meltemi.“
Als wir um 18 Uhr noch in der heißen Sonne zum Ende des Dorfes Pedi hochsteigen bis zur hochgelegenen Kirche, rinnt der Schweiß in Strömen. An die Hitze muß ich mich nun ganz schnell „gewöhnen“.
…und hier die Bilder dieser Reisestrecke