Gerdi am 28.Juni 2016
Heute gilt’s!!! Heute fahren wir durch die Meerenge hinter Messina, ab 11 soll der Strom „für uns günstig“ sein, also nordwärts Richtung Thyrrennisches Meer. Noch ein Frühstück mit frischem Brot aus Sizilien, dann lösen wir die Leinen am schaukeligen Kai. Der Wind brist auf, wir verlassen kunstvoll den Hafen, werden fast auf die andren Segelboote gedrückt. Auf dem hintersten steht ein Papa, das winzige Baby in seinem Arm ist 6 Wochen alt, an Land hüpft das 2 jährige Brüderchen. Dann schwenke ich die Pinne Richtung Meerenge, Gehrard hat am GPS die genaue Fahrrinne links vom Verkehrstrennungsgebiet. Container-Riesen, ein MSC-Kreuzfahrt-Giga-Schiff, die Schnellboote der Ustica-Line, die 4 Schwertfischerboote mit ihren Spießen vorn am Bug, doppelt so lang wie die Bootslänge, der Mast mit Ausguckkorb für 4 Männer 15 m hoch. Exotisch. Die Schwertfische schlafen tagsüber knapp unter der Meeresoberfläche, eine leichte Beute, die Menschen sind heimtückische Jäger. nachts schwimmt der schöne Raubfisch 30 m unter Wasser…
Gleich vor uns die weißen Gischtkämme auf spitzen Höckern, total kabbelig im blauen Meer, aufgepasst, Pinne festhalten, der Gegendruck durch die Currente (Strömung wie Gezeiten) ist enorm. Die EOS prescht mit fast 6 Knoten, geschoben vom Gezeitenstrom, voran. Wir halten uns zum linken Ufer der Meerenge, vor mir der gewaltige hohe Mast der ehem. Stromleitung über den Sund, ich nenn die beiden Erzengel, sie stehen da wie Wächter. Dem Eiffelturm sind die beiden Pylonen nicht unähnlich.
Am Sandstrand der schmalen Nehrung am Kap vorne baden die Touristen. Als wir „um die Ecke“ sehen können, gischtet das Meer draußen- ha, wir fahren nach rechts! Brausemeer, du kannst mich mal!!! Gleich sind Fock und Groß, noch gerefft, hochgezogen- und dann braust die EOS, als wär sie glücklich den Strudeln entronnen, mit 5,6 sm/h nach Nordosten. An der kalabrischen Küste sieht man schon die Felsen vor Scilla. Im Heikell-Führer steht, daß ein schweres Erdbeben 1783 „altered the local typography „und das mäßigte wohl auch den gewaltigen Strudel. Auch Charybdis zieht heuzutage keine großen Schiffe mehr in die Tiefe. Die 6 Häupter der Scilla geiferten heute nicht und wir durften unbeschadet raus ins freie Meer segeln.
WONNE-SEGELN
Seit 38 Tagen erhoffte ich solch einen Tag auf See: blaues Meer, segelbarer Wind ohne Reffs, kein Ölzeug, aber Bikini und auch mal an Deck auf dem Kajütdach sitzen und fotografieren. Heute erst gelang das, was für ein Wunder. Ich danke Gott, Neptund und Poseidon dafür. Drei köstliche Stunden lang genießen wir dieses Urlaubsgefühl, unsere liebe EOS ohne Schläge der harten Wogen und ganz ohne Wassereinbruch übers kobaltblaue Meer zu segeln.
Am Küstensaum leuchtet diese unbeschreibliche grünblau, das die Farbe der Eilat-Edelsteine hat, die Mutti aus Israel mitbrachte. Das kann man nicht fotografieren.

Der Pylon der Meerenge zwischen Thyrrenischem und Jonischem Meer ist nur noch ein ferner Turm, auf zu neuen Ufern!
Die grüne Steilküste an Steuerbord erinnert an Irland! Wir steuern Palmi an, das wir von 2011 noch kennen. Leider erfahren wir gleich, daß der Biobauer und Azienda-Herr Trachini wohl nicht mehr zum köstlichen kalabrischen Abendessen einlädt. er ist nur noch Bauer, auch die Stege sind in neuem Besitz, heißen nach der Küste „Costa viola“. Ich geh zum 2. Mal in fast 40 Tagen im Meer schwimmen, auch wenn’s nur im Hafen von Palmi ist! Wun-der-bar.
Am Abendlaufen wir am Strand hinter massiven Schutzmauern zu den ersten Häusern, finden einen sehr ordentlich aufgeräumten Laden, können bissele einkaufen, auch köstliche chili-scharfe grüne Oliven mit viel Prezzomolo (Petersilie), eine Melinzane viola, diese kugelrunden pinkrot-violetten Aubergienen der Costa viola, Parmaschinken und „hot!“ Chili-Salami. Als wir gegen 21 Uhr an der wohl einzigen kleinen Pizzeria vorbeikommen, baumeln dort 20 bunte Luftballone: Tanti Auguri. Ein kleines sehr hübsch frisiertes Mädchen im rosa Tütü-Spitzenrock ist wohl die Hauptperson: sie hat ihren 7. Geburtstag und sieht aus wie 12 mit der tollen Hochfrisur mit Glitzerperlen und Silberkettchen. Sehr sehr selbstbewußt, die kleine bella Alessia. Mindestens 20 Kinder sind da und Tanten, Opa, Oma- eine wohl 50 Personen-Gästeschar, sie essen Pizza mit Pommes und Ketchup. Wir eine knusprige schlichte Vegetariana und eine deftige Diabolo. Zurück im Seglerhafen noch duschen- dann zählen wir Sterne.
Hier Gerhards Flickr-Album mit den Bildern v. Geb.tag: Klick
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