38. Scilla & Charybdis verschonten uns

Gerdi am 28.Juni 2016

Palmi hinter Str.v (2)Palmi hinter Str.v (3)

Heute gilt’s!!! Heute fahren wir durch die Meerenge hinter Messina, ab 11 soll der Strom „für uns günstig“ sein, also nordwärts Richtung Thyrrennisches Meer. Noch ein Frühstück mit frischem Brot aus Sizilien, dann lösen wir die Leinen am schaukeligen Kai. Der Wind brist auf, wir verlassen kunstvoll den Hafen, werden fast auf die andren Segelboote gedrückt. Auf dem hintersten steht ein Papa, das winzige Baby in seinem Arm ist 6 Wochen alt, an Land hüpft das 2 jährige Brüderchen. Dann schwenke ich die Pinne Richtung Meerenge, Gehrard hat am GPS die genaue Fahrrinne links vom Verkehrstrennungsgebiet. Container-Riesen, ein MSC-Kreuzfahrt-Giga-Schiff, die Schnellboote der Ustica-Line, die 4 Schwertfischerboote mit ihren Spießen vorn am Bug, doppelt so lang wie die Bootslänge, der Mast mit Ausguckkorb für 4 Männer 15 m hoch. Exotisch. Die Schwertfische schlafen tagsüber knapp unter der Meeresoberfläche, eine leichte Beute, die Menschen sind heimtückische Jäger. nachts schwimmt der schöne Raubfisch 30 m unter Wasser…

Schwertfisch-Fischerei

Gleich vor uns die weißen Gischtkämme auf spitzen Höckern, total kabbelig im blauen Meer, aufgepasst, Pinne festhalten, der Gegendruck durch die Currente (Strömung wie Gezeiten) ist enorm. Die EOS prescht mit fast 6 Knoten, geschoben vom Gezeitenstrom, voran. Wir halten uns zum linken Ufer der Meerenge, vor mir der gewaltige hohe Mast der ehem. Stromleitung über den Sund, ich nenn die beiden Erzengel, sie stehen da wie Wächter. Dem Eiffelturm sind die beiden Pylonen nicht unähnlich.

Am Sandstrand der schmalen Nehrung am Kap vorne baden die Touristen. Als wir „um die Ecke“ sehen können, gischtet das Meer draußen- ha, wir fahren nach rechts! Brausemeer, du kannst mich mal!!! Gleich sind Fock und Groß, noch gerefft, hochgezogen- und dann braust die EOS, als wär sie glücklich den Strudeln entronnen, mit 5,6 sm/h nach Nordosten. An der kalabrischen Küste sieht man schon die Felsen vor Scilla. Im Heikell-Führer steht, daß ein schweres Erdbeben 1783 „altered the local typography „und das mäßigte wohl auch den gewaltigen Strudel. Auch Charybdis zieht heuzutage keine großen Schiffe mehr in die Tiefe. Die 6 Häupter der Scilla geiferten heute nicht und wir durften unbeschadet raus ins freie Meer segeln.

WONNE-SEGELN

Seit 38 Tagen erhoffte ich solch einen Tag auf See: blaues Meer, segelbarer Wind ohne Reffs, kein Ölzeug, aber Bikini und auch mal an Deck auf dem Kajütdach sitzen und fotografieren. Heute erst gelang das, was für ein Wunder. Ich danke Gott, Neptund und Poseidon dafür. Drei köstliche Stunden lang genießen wir dieses Urlaubsgefühl, unsere liebe EOS ohne Schläge der harten Wogen und ganz ohne Wassereinbruch übers kobaltblaue Meer zu segeln.

Wonnesegeln bis Palmi (8)Wonnesegeln bis Palmi (9)

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Am Küstensaum leuchtet diese unbeschreibliche grünblau, das die Farbe der Eilat-Edelsteine hat, die Mutti aus Israel mitbrachte. Das kann man nicht fotografieren.

Wonnesegeln bis Palmi (1)

Wonnesegeln bis Palmi (6)
Die Autobahn benötigt bei den vielen steilen Tälern und Karen zahlreiche kühne Viadukte, mal aufgehängt,mal abgestützt…

Der Pylon der Meerenge zwischen Thyrrenischem und Jonischem Meer ist nur noch ein ferner Turm, auf zu neuen Ufern!

Die grüne Steilküste an Steuerbord erinnert an Irland! Wir steuern Palmi an, das wir von 2011 noch kennen. Leider erfahren wir gleich, daß der Biobauer und Azienda-Herr Trachini wohl nicht mehr zum köstlichen kalabrischen Abendessen einlädt. er ist nur noch Bauer, auch die Stege sind in neuem Besitz, heißen nach der Küste „Costa viola“. Ich geh zum 2. Mal in fast 40 Tagen im Meer schwimmen, auch wenn’s nur im Hafen von Palmi ist! Wun-der-bar.

Am Abendlaufen wir am Strand hinter massiven Schutzmauern zu den ersten Häusern, finden einen sehr ordentlich aufgeräumten Laden, können bissele einkaufen, auch köstliche chili-scharfe grüne Oliven mit viel Prezzomolo (Petersilie), eine Melinzane viola, diese kugelrunden pinkrot-violetten Aubergienen der Costa viola, Parmaschinken und „hot!“ Chili-Salami. Als wir gegen 21 Uhr an der wohl einzigen kleinen Pizzeria vorbeikommen, baumeln dort 20 bunte Luftballone: Tanti Auguri. Ein kleines sehr hübsch frisiertes Mädchen im rosa Tütü-Spitzenrock ist wohl die Hauptperson: sie hat ihren 7. Geburtstag und sieht aus wie 12 mit der tollen Hochfrisur mit Glitzerperlen und Silberkettchen. Sehr sehr selbstbewußt, die kleine bella Alessia. Mindestens 20 Kinder sind da und Tanten, Opa, Oma- eine wohl 50 Personen-Gästeschar, sie essen Pizza mit Pommes und Ketchup. Wir eine knusprige schlichte Vegetariana und eine deftige Diabolo. Zurück im Seglerhafen noch duschen- dann zählen wir Sterne.

Hier Gerhards Flickr-Album mit den Bildern v. Geb.tag: Klick

https://www.flickr.com/photos/gerhards/albums/72157669358178600k

37. Messina

Gerdi am 27.Juni:

Aber: Seht euch die Bilder an, ich füge sie erst am 2. Juli ein, Internet am Anker ging nicht. Am Ende dieses Blog-Artikels.

Blauer Himmel, blaues Meer, weiße Schaumkronen. Der Hafenmeister wirft mir 2 frische Croissants zu, als ich um 9 die Vorleinen löse in Reggio Calabria. Ölhose, Lifebelt- und schon segeln wir die 8 sm in einem Haken weiter, erst die Küste hoch, gegen den Wind motoren, dann 90° zur bb-Seite abfallen, Fock und Großsegel mit halbem Wind segeln -quer über die Str. v. Messina, zwischen Containerschiffen, Fähren, Kreuzfahrtschiff und Schnellboot Ustica. Nach knapp 3 Stunden sind wir drüben und legen längsseits am Kai in Messina an. Schaukelig!!!60€ p.Nacht. 8 Fender und 5 Leinen sichern unsere schwimmende Wohnung gegen das wilde Auf- und Nieder. Nach dem allerletzten Ouzo und den 2 Croissants gehn wir einkaufen.

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Am Nachmittag brist es auf, die kabbeligen schnellen Wellen deuten auf schnellen Strom hin, der Current der Stretto della Messina…. Mich fegt es fast vom Ponton, denn die Wellen spülen voll drüber, als ich vom Duschen komme.

Beim Stadtbummel gefallen mir die schattigen Alleen, wie in Budapest und Belgrad bei unsrer Donau-Reise mit der EOS. Aber es gibt auch die in die Stadtmauer hineingebauten Notwohnungen… und übervolle Müllcontainer in Schmuddelecken. Heute aber ist Hochstimmung: Italien gewinnt das Europa-Spiel gegen Spanien 2:0. Vor dem Theater edel gekleidete Gäste…

Beim Stadtbummel gefallen mir v.a. die Alleen, wie die Champs Élyssées oder Unter den Linden…, wie Budapest und Belgrad, schattenspendende hohe Bäume, auch in den Wohnstraßen. Die Boutiquen extra-vagant, die Lokale immer leer vor 21 Uhr… Aber heute ist Hochspannung: Italien gegen Spanien, und dann hopt und schreit es überall: 2:0 siegt Italien beim Europa-Cup. Am Samstag geht’s gegen Deutschland.

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Als es dunkel wird, kehren wir ein im edlen Hafenrestaurant, fein, Slow Food. Ich wähle Spirelli+Pulpo-Ragout, Gerhard Schwertfisch-Röllchen. Das Bier kostet 8€ pro Tulpenglas, aber das haben wir dank LegaNavale-Rabatt schon gespart. Das Dessert ist exquisit für Auge und Gaumen: Cassata mit frisch gebackener Waffel und Sizilianische Limone-Käse-Torte, als Mäusle dekoriert:

 

 

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leckere knusprige Waffelblätter…

Morgen früh geht’s weiter, auf der Straße zw. Messina und Kalabrien. Wir sehen schon den Riesenmast, nachts blinkt er mit vielen roten Lichtern, wie ein Wäschter steht er an der Meerenge. Ab 11 setzt der mächtige Strom mit 5 kn oder schneller in unserer Richtung: nordwärts. Wir werden uns dem Strudel der Charybdis stellen und hoffen, auch an Scilla wohlbehalten vorbei zu segeln. Schon leuchten die nicht allzu fernen Lichter von Palmi, das hoch oben am Hügel liegt, drüben an der Gegenküste. Da waren wir schon 2011, im damals nagelneuen kl. Hafen der Taucherfamilie und Öko-Azienda Trachini! Wär schön, wenn wir nochmal so delikat dort oben im Olivenhain speisen könnten. Ob sie sich an die EOS erinnern??

ZumSchluß noch was Originelles: der Prospekt von Messina ist spiegelverkehrt gedruckt, auch die lateinische Zeile auf dem Wahrzeichen des Hafens:

Wer kann Lateinisch?

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Vos et ipsam civitatem benedicimus…-??? begnadete Bürger?

Hier Ghs Album + Text: Klick

Seht euch die Bilder an, ich füge sie erst am 2. Juli ein, Internet am Anker ging nicht.

36. Mit viel Seegang von Taormina in die Str.v.Messina- Reggio Calabria

Gerdi schreibt am 26. Juni 2016 nur kurz. Ich lass die Fotos sprechen:

Am Abend an der Boje vor dem Postkartenidyll der Felsen vor Taormina gabs köstliche Halsgrat-Steaks vom Grill, Kirschen, Aprikosen, aber den Wein nicht: Gerhard will früh im Morgengrauen los fahren, 8-9 Std. durch die Straße von Messina höher nach Nordosten. Ob wir Messina oder Reggio Calabria erreichen, sird der Wind uns vorschreiben.

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Straße v Messina Kalabrien/sizilien Meerenge 1
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Meerenge 2

Beide konnten wir ab 2 nicht mehr schlafen, Gewell, Dünung.

3 Uhr früh, nachtdunkel.Da höre ich Gerhards forsche Schritte Richtung Bug über mir:

„Du….I fahr los!“ Und dann slipt die Leine aus der Boje, die gegen meinen Bug vorn bollerte…

Gar nicht meine Zeit… ich hab lieber die Nachtwache von 21 bis 3 Uhr. Mein Captain sagt: „Bleib liegen… wenn’s geht!!“. Luke dicht, mit Deckenrollen eingekeilt…Immer heftiger braust der Seegang von vorn aufs Schiff. Ein Lärm, die 2 Reifenfender springen hoch und landen hart an Deck, mehr als 5 bft und kabbelige Wogen klatschen auf die EOS…, die Wellen schlagen Kiel und Bug aggressiv und lassen das blaue Meer über den Bug stürzen, daß es von innen aussieht wie ein Wasserfall. EOS, das Submarine… nur nicht Yellow 🙂 In Strömen läuft die See über die kleinen Kajütfenster. Ich fotografiere nur mal von innen, außen wär die Kamera futsch.

Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (1)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (3)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (4)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (5)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (6)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (8)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (9)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (10)Seegang bis Reggio Calabria. 26.6 (11)Seegang zunehmend (1)Seegang zunehmend (2)

seegangsmahl
Seegangsmahl

Ein Mitsegler am Morgen (2)

Ein Mitsegler am Morgen (1)
Der Halbwind-Kurs wär uns auch lieber gewesen!!!!

Ein Mitsegler am Morgen (3)

Das Vorschiffluk läßt etwas Seewasser ein, ich lege flugs die griechische Bärenhaut-Folie auf die Kojen. Frühstück entfällt heute, Gerhard mach ich Nescafé, ich malme trockne Cracker…

Dann rauscht ein größerer Mitsegler vorbei, stolz gebläht das Vorsegel. Wir ändern den Kurs und laufen nun Reggio Calabria an, nicht Messina auf Sizilien. Fender raus, Leinen anbinden, nach mehr als 10 Stunden haben wir den uns schon von 2011 bekannten Hafen erreicht. Tanken, 36 l Diesel, daran sieht man, wie der Seegang die Motorleistung fordert…Der kleine Pontonhafen der Lega Navale ist unruhig, es zerrt und rupft an den Moorings und Festmacherleinen. 50 € will man von uns!! Nur 5 € Nachlaß für Lega Navale-Mitglieder. Das ist schade…170€ Clubbeitrag lassen sich da nicht in 6 Wochen abarbeiten. Danach kommt Korsika!

Gerhard erledigt das Lenzen der Bilge, ich wische die salzwassernassen Teppichfliesen mit Neutralseife und Essig…Lüfte die Betten (meins kann ich an 2 Karabinern windsicher aufhängen kann, die ich in an den Bezug genähte Leder-Ösen einhängen kann.

Typisch Sonntag: die Italiener joggen und springen mit Bikini und Badetuch in die vielen kleinen Motorflitzer. Wir machen uns ein Sonntagsfrühstück mit weichen Eiern, Mortadella, Parmaschinken, Quittengelee, Filterkaffee, grünem Tee und Weißbrot von vorgestern.

kunst am mann
Kunst am Mann

Über die 2 Kunstfiguren der griechischen Geschichte, die mir der Mann an der Tankstelle übergab, muß ich schmunzeln. Hab grad das Planschefoto vom Enkelchen Emil gesehn, der ist genauso schön.

Bilder und noch ein wenig Text vom Gerhard: Klick

35. Schäumend via Naxos bis Taormina

Nachts dröhnt und brummt wieder mal von 2-4 der kräftige Wind. Man erklärte uns, daß die mächtigen furiosen Fallböen um den Vulkan, 3350 m hoch, herum strömen und dann von beiden Seiten Aufs Meer fallen, gerade der Porto Riposta ist davon betroffen..

Am Morgen besucht uns der Lega Navale-Offizielle Giovanni Musmeci an Bord. Er bringt uns einen blauen Wimpel des italienischen Segelclubs Lega Navale mit, in dem wir gestern endlich erfolgreich Aufnahme fanden. Nun also sind wir Membro della Lega Navale… In manchen ihrer Häfen bekommt man den Liegeplatz günstiger.

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Lega Navale

Giovanni gibt uns die Adresse zum Erfragen der starken Strömung in der berüchtigten Straße von Messina:

Corrente della strette di Messina:

http://www.correntidellostretto.it

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Sollte das extrem langsame Internet der Region mitspielen, werden wir erfahren, in welchen 5 Stunden wir diese und in welchen 3 Std. wir jene Strömung erwarten müssen.Wir bekommen excellente Beratung über die möglichen Lega-Häfen und Namen der Ansprechpartner in Palmi an der Kalabrienküste hinter der Str.v.Messina, gegenüber von Scilla.

Um 12 Mittag verlassen wir den Hafen von Riposto. Anfangs noch behaglicher Seegang, wir setzen sogar kurz Segel, aber wir müßten quer zum Ziel kreuzen. Kaum ist die eisgekühlte Honigmelone verzehrt, geht es wieder los: weiße Schaumberge rollen an, hohe Wellen preschen auf den Bug, die EOS bäumt sich am Bug auf wie ein weißer Lippizaner Hengst in der Wiener Hofreitschule… 1 Stunde stellt sich das Schiff dem Seegang, nur 2-3 Knoten laufen wir noch bei 2000 U/min….Motorleistung.

Wir steuern die Luxus-Küste an:

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Taormina bella?
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Taormina
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Gegen 14 Uhr kommt ein Schlauchboot auf uns zu: Do you want a Boje? 30€ for a night, because you are Lega Navale-member! (sonst 50!!!!) Der smarte Engländer und sein Helfer und Kassier hilft uns, im Seegang die beiden Vorleinen an die Boje zu binden. Danke…

Vor uns die pittoreske Kulisse der steilen Felsen des Kaps von Taormina, exclusive große Hotels, auch das braune runde, bei dem wir parkten vorgestern. Um uns etliche Luxusyachten, sofort nach dem Bojenstopp wird mit 100en von Litern Wasser jeder Salzwassertropfen weggespült, alle Scheiben mit großen Wischlippen gewischt, alle Chromteile blank gespült, alle Relingstäbe poliert. Die Damen fotografieren sich in extremen fotogenen „Haltungen“ sexy verenkt am hohen Bug der golden oder anthrazit-farbenen Yachten… Dann rasen mit Höchsttempo diese wahnsitzigen water-dodoos um uns herum, macho-Popos hocken auf den Sitzen und jaulen im Temporausch.

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Wir trinken gemächlich unsren Kaffee, essen einen Keks und freuen uns, als ein Papa mit seinen 2 Kindern im Tender herkommt, um sich mit einer Schale Kirschen und Pfirsichen bei uns zu bedanken, daß wir im Seegang sein losgerissenes Schlauchboot aufgefischt, angebunden und ihm zugeführt haben. Auch er ein Lega Navale-Offizieller. Nett, er macht auch Kinderfilme, fürs Fernsehen. Ich dagegen warte auf eine Milderung des scharf-böigen Windes. Gerhard baut am Heck den Grill auf, ich kaufte gestern beim Metztger Halsgratscheiben senso osso-ohne Knochen. Er hatte auch einen Südtiroler Speck, selten an Bord. Ein Stückchen Heimat, wie von Frau Helm, eine 25 cm lange Scheibe…

Gegen 19 Uhr wird das Meer ruhiger, nun kann sich eine Steakscheibe vielleicht „halten“ auf dem Grillrost.

grill steaks taormina boje
grill steaks taormina boje
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Mit *****+Parkhaus im Fels…
Taormina, die 45m-Yacht
Der kann die große Klappe vorn öffnen!!!

 

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34. Auf den Ätna… und Taormina/Castellmola

Gerdi schreibt…aber  Gerhards Fotos kommen am Ende dieses Artikels 😉– 23.6./24.6.

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Auch heute winselt der Wind und die nicht gebändselten Fallen schlagen klirrend gegen den Mast an manchem der Nachbarboote… Es dürften schon 200 da liegen, auch mit norweg., schwed. und belg.Flagge dran. Die Eos kuschelt sich mal links und rechts an so kleine Geschwister wie sie selbst, 31-35 Fuß kurz.

Dieses nette Grafik-Bild von Rent-a-car soll auch die Leser zum Schmunzeln bringen. aber unser kleiner weißer Ford war etwas länger:-)

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Gestern haben wir  einen kleinen Ford 2-Türer gemietet und dann „mußte“ ich 120 km die italienische Fahrweise ertragen die einem fast den Glauben an die eigne Fahrkunst raubt. Überall steht das Schild: 50 oder 30 und dazu der Schutzmann als Bild, der mit Kamera-Überwachung Strafen androht. Überall steht an der rechten Fahrbahnseite das absolute Halt- und Parkverbot, dazu das Bild mit dem Abschleppwagen und dem Auto am Kranhaken. Und alles alles ist total zugeparkt, auch mal quer in die Lücke oder ganz schräg, wenn einer in die Enoteka will und Wein braucht oder nen Kumpel sieht und ihn umarmen muß, subito-sofort.

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Ich mußte mich durch engste Gassen eher wie eine Schlange durchzwängeln und wurde von hinten böse behupt, von vorne mit wilden Gestikulierungen für hoffnungslos unfähig erklärt, man deutete mit den Händen, daß es zu eng sei wo ich hin will, aber kein Ausweg bot sich an…Geschickt und damenhaft rücksichtsvoll wich ich allen Dränglern aus, gewährte Damen das Einfahren, ließ Stoßstangen ganz und beschimpfte keinen Macho, wenn ich rechts dem Parker auswich und leicht nach links steuerte, oft schoß ein Motorradfahrer oder Roller schneidig  aufheulend und fast auf Tuchfühlung am Seitenfenster meines Leihautos vorbei… Daß nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder.

2016-06-23

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Dann folgte ich meinem Guide Gerhard und den vielen braunen Verkehrsschildern: ETNA SUD. Und schließlich begann der Berganstieg zum Vulkan! Steil, viele Kurven. Teils nur im 1. und max. im 2. Gang. Wohl eine Stunde höchste Konzentration am Steuer, dann erreichten wir wohlbehalten die Touristen-Ebene auf 1950m Höhe mit den großen Bussen (Kreuzfahrer, Urlauber aus Sizilien, lokale Busse), der Parkplatz voll von vielen Leih-PKWs. Stände mit Honig, Vino dell’Etna, Bibite… Alles wird vermarktet, sogar das Clo kostet 80 c.. Wir kaufen 2 Tickets für die Funivia, eine Kabinenbahn mit kleinen Gondeln für je 6 Personen. 30€/Person. Die Gäste sind international, alle in festen Schuhen,langen Hosen, Pullover, am Ausstieg auf 1930 m Höhe verleiht man Anoraks. Als wir zu der winzig kleinen Rifugia Sapienca laufen über schwarze Lava und braune erstarrte Brocken, lese ich erstaunt, daß die Skilift-Sesselbahn 2009 von Doppelmayer, Joachims Firma, erstellt wurde. Schon 3x wurde sie samt Touristenstation, Straße und Gondelbahn völlig verwüstet durch die Lavaströme, zuletzt 2001 und ganz schlimm 2002.Binnen weniger Tage war alles zerstört.

Das Panorama bis zum Meer ist atemberaubend, der Blick zurück zum Etna geht hoch hinauf auf 3350 m. Nur erfahrene Fahrer dürfen die Mercedes-Benz-Unimog-Geländewagen bis zur noch erlaubten Kraterregion lenken.

Wir bewundern die Marienkäfer auf den federleichten Lavasteinchen, die Korbblütler in weiß und rosa, die kreisrunde Blüh-Inseln bilden, die pinkrosa Blüten der Steingartengewächse wie Steinbrech &Co. Am ganzen Lavahang blühen diese bis 1/2 Meter hohen zauberhaften Blüten. Ich bring sie unsrer EOS mit an Bord;-)

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Dann nimmt uns die Gondel wieder auf zur Talfahrt. Ein Espresso, ein Stückchen Birnenkuchen in einer Bar am Nebenkrater von Vulkano Silvestri… Dann heißt es wieder aufpassen, denn die Leitplanken, die vor dem gnadenlosen NICHTS retten an den engen Kurven, fehlen auch an manchen Stellen…

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Im Tal wenden wir uns nordwärts, um an die malerische Hügelstadt Castelmola zu gelangen. Mörderisch die super engen, steilsten Serpentinen, autobreit die Durchfahrt zwischen Planke und Autoparkern. 13% Steigung – und keine Serpentine macht Hoffnung auf ein Ende dieser Höllenfahrt zum Gipfel-Dorf. Kein einziger Parkplatz zu finden, also mutig umkehren und runter- puh!!! Ein geradezu „irre“ an den Hang gepresstes Hotel-Konglomerat schmiegt sich braun wie Fels um den natürlichen Hang.. Riesige rund um die Klippe gefügte *****Paläste, Appartements mit nur 2m breiten  Betonterrassen mit Kunstrasen – hoch über dem Meer. Unten eine fast runde Bucht hinter den pittoresken Felsen: „Isola Bella“!! Wie Capri! Aber die Badegäste müssen steilste Treppen vom Strand-Rund hochsteigen und dann wie wir an der stark befahrenen Straße entlanglaufen…  Wir wandern unter einer schweizerisch anmutenden Steingalerie (Straße im Fels) zurück zum Parkplatz. Hier kann man senkrecht hinab sehen auf die Ankerbucht. Einer unser Mitsegler (Rüdiger mit Seepferd III) kommt von Roccela Jonico grade mit geblähten Segeln rein, ein Katamaran hängt an einer Boje und hat einen gebrochnen Mast und das Großsegel hängt vom Stumpf an Stb. ins Meer… Oje. Zu spät gerefft…??

Wir sind froh, bald wieder normal-breite Fahrbahnhälften zur Verfügung zu haben. Drei Autobahnen werben um uns, Palermo, Siracusa, Messina. Ich fahre lieber die kleine Landstraße…Endlich fand sich eine Farmacia, die mir für meinen inzw. auf 8 cm Durchmesser geschwollenen halbzentimeter-hohen Insektenstich am Arm(und 2 ähnliche am Bein) eine Salbe mit 0,5% Cortison verkauft…

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Zurück in Riposta: Juhuu! …ein freier Parkplatz vor dem frischen Obst und Gemüse. Stopp!!! Ich kaufe rote Ciliegii (Kirschen), goldgelbe albicochi(Aprikosen), Nektarinen, karminrote Äpfel, violett-rosa 12 cm große längliche Zwiebeln, Zucchini, kleine längliche Tomaten…

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Daneben würde der frische Fisch locken(Ghs Fotos ansehen!!! Toll! Unten auf das Wort Klick clicken.), aber jetzt um 8 haben wir keine Lust auf Pfanne und Kochtopf. So suchen wir noch die Lavanderia, man bringt die Wäsche um 9 und bekommt sie fertig nachm. um 4 pomeriggio.

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Ein ausgedehnter Spaziergang durch fast ausgestorbene Gassen, von orangenen Straßenlampen wenig erhellt, führt uns an geradezu barock verzierten alten Prachtbauten vorbei, wohl Villen aus reichen Zeiten von Handel und Wohlleben. Vergangen, 80% stehen leer, Gerhard fotografiert in ein offnes Fenster hinein, wunderschöner Stuck und reiche Deckenverzierungen- wie in Florenz in den Palästen der Medici…

In Hafennähe betreten wir ein Restaurant, fein gedeckt mit echtem Tuch. Sehr gut besucht ist die überdachte Terrasse direkt am Sandstrand. Gh. bekommt eine 30cm-Calcone, mir genügen Linguine alla Scampi-ich schaff nur die Hälfte. Dazu ein Vino bianco della Casa. Armomatisch wie ein Frankenwein! Dann bläst uns ein kalter Nordwind zum Boot zurück, eine köstlich Dusche (mit 20cm-Regen-Brausekopf wie in der Sauna in Meersburg)- es schwankt, draußen ist wieder Squillace-Seegang…

Wir bleiben noch 1 Tag, nicht nur um unsre Wäsche waschen zu lassen.(Hier liegen 100 dickste Winter-Zudecken, auch mit Schaffell:  frisch gereinigt in gr. Tüten zum Abholen. Die haben wohl keine Heizung im Winter in den Häusern?)

Auch die Aufnahme in die Lega Navale geht voran. Um 17 Uhr kommt ein Offizieller des edlen Clubs an Bord. Wir fragten in Englisch: Honest Mr. President… Heute half eine deutschsprechende Italienerin beim Vermitteln eines Vertragsgespräches samt Bargeldübergabe…. Als Dank schenken wir ihr natürlich ein „Regalo“: Lemoncello, den gelben Limonen-Likör.

Zitat aus der Email:

Gentile sig.Gerhard, abbiamo ricevuto il suo interesse per L’iscritione alla Lega Navale….Cordiali saluti, Antonio Messina, Tesoriere

Hier kommt Gerhards-Foto-Album: Klick

Unbedingt anschauen, schon der Fische wegen!

Ein Brief an Erika – Rückblick

Gerdi zum 21.+22.Juni

Aus Mamas Sicht: Segeln von Kalabrien nach Sizilien

Ein himmlischer Segeltag ließ uns wonnig schön von Roccela Jonico bis zu einem Ankerplatz vor einem langen Sandstrand vorm Kap segeln. Cananello: beliebt bei Wohnmobilisten, 20 stehen dort. Wir wollten grillen, aber gleich nach dem „Anker ab“ schaukelte sich die EOS in der Dünung so auf, daß daran gar nicht mehr zu denken war… Mir genügte ein Marmeladebrot, Gerhard gönnte sich sein Selbstmach-Lieblingsgericht: eine Dose Thunfisch mit viel Zwiebeln. Bald waren wir in der Koje, die EOS führte einen wilden Tanz mit mindestens 30-40° Ausschlägen nach beiden Richtungen aus… Als der Wind einschlief, wurde diese Schaukelei nur noch schlimmer. Ich machte zwar „ein Auge zu“- aber geschlafen hab ich nicht. Ich lag inzwischen quer im Vorschiff, später mit dicken Rollen mit Decke und Duschtuch neben dem Körper… keine Chance zu schlafen. Als es vor 4 Uhr sanfter wurde, kündigte Gh. im Schein des Leuchtturms vor uns an: „Ich fahr los!“ Und schon rasselte die Ankerkette. Tatsächlich konnte ich im mit Motor fahrenden nicht so stark schlingernden Schiff etwas schlafen. Um 8 Uhr sah ich gleich die weiße Wellenfront. Gh. unkte: Da kommt was auf uns zu. Jaja, die Straße von Messina, die Ungeheuer Scilla und Charybdis lauern schon!…. Statt Frühstück sprang ich ins Ölzeug, in die Gummistiefel, Südwester, Schwimmweste, Lifebelt-alles Gewohnheit, seit 40 Jahren… Ich wage es nicht zu beschreiben, welche Wellen und welcher Wind uns bis kurz vor 14 Uhr jagten… Gerhard machte ein Erinnerungs-Video, das ungefähr zeigt, was wir 5 Stunden da draußen erlebt haben.Kunstvoll sucht sich das Schiff den besten Weg durch die angreifenden hohen Wellen, die Gischt legt sich in langen Streifen auf die Wellentäler, die Kämme schneeweiß bekrönt…. Es lärmt, es tönt in der Luft wie Pfeifen. Eos rauscht mit 7 sm/h voran, ihre maximale Geschwindigkeit. Das GPS kündet: Noch 3 Stunden…!!!

Schnell legt der Wind zu, die Segel müssen zum 3. Mal verkleinert werden, das Boot krängt stark, rauscht mit der Seite durchs Wasser. Am Polster der Ledersitzbank läuft bereits wieder Salzwasser rein…bräunlich, durchs neue Deck… Beim Reffen muß ich (mit Motorhilfe) die arme EOS mitten in den Wind drehen, ein wahres Kunststück bei den hohen Wellen. Das Rollreff ist doch etwas tückisch, Gerhard kann das inzwischen aber, wenn es mir gelingt, das Boot trotz Wellen mit Hilfe des Motors zum Auf-Kurs-Halten genau im Wind zu halten, Schwerarbeit, Akkuratesse ist gefragt….bald waren beide Segel stark gerefft und die Fenster der Backbordseite blieben dank Reff knapp ÜBER den Seen. Fast chaotisch wühlte sich das Schiff durch die weißgischtige Dünung, wir konnten den erhofften Platz in einer Bucht zum Ankern nicht anlaufen. Also Kurswechsel und weiter an Taormina vorbei. Ich bete, singe in den Wind:

Herr, wir bitten, komm und segne uns,
lege auf uns deinen Frieden.
Schützend breite Hände über uns,
Rühr uns an mit deiner Kraft.

Und Gott hilft!

Vor uns der mächtige Vulkan Ätna… Nun mit achterlichen Seen, teils als Butterfly mit beidseitig ausgestellten verkleinerten Segeln…- wie gehetzt düste die EOS immer noch mit 6 kn voran. Gepeitscht von anrollenden Wogen. Kein reines Vergnügen, immer ist da die Angst, daß etwas zu Bruch geht…aber wir waren stolz auf das Boot und auch auf uns. Gegen 15 Uhr, nach 11 Stunden Segeltag, bog ich um den roten Poller mit dem Leuchtfeuer am Hafen von Riposto dell’Etna. Still das Meer, hinter der hohen Mauer keine Welle zu spüren. Ölzeug aus, ein Boot kommt und hilft uns mit Mooring und Vorleinen. Uff- geschafft. Unser Schiff liegt ausnahmsweise mal mit ähnlich kleinen Geschwistern, 31-35 Fuß(10-12m) am Ponton. Gh. verhandelt erneut für den Beitritt in die Lega Navale. Hoffnung.

Im Hafen liegen ganz große luxuriöse Motoryachten… Blau bescheinen unzählige Unterwasserlichter ihren Liegeplatz, es duftet nach Waschmaschinen und Trocknern. Die Mannschaft hat zu arbeiten, von den edlen Gästen ist nichts zu sehen in den 3-4 Etagen dieser Glanzriesen.

Soweit das Stimmungsbild, Segeln ist nicht immer nur romantisch…

Euch daheim wünsch‘ ich einen bald kommenden schönen Sommer.

Deine Mama

33. Im Eiltempo über die Straße von Messina

Gerhard schreibt zum 22.6.2016

Die Aussicht vom Ankerplatz gefällt. Der Strand, die kleinen Örtchen, ab und an rauscht ein Zug vorbei. Dahinter die Berge aus beigem Sandstein. Leider lässt eine Dünung aus Südost EOS arg schaukeln. Das Grill-Event entfällt, Hunger hält sich eh in Grenzen. EOS knarzt und die Dünung schaukelt uns in einen unruhigen Schlaf.

So richtig wohlig  fühle ich mich nicht, deshalb stehe ich um 4 Uhr auf und hole den Anker hoch.  Es geht noch 2 Stunden der Küste längs. Der Leuchtturm am Kap Spartivento sendet  seine 2 Finger waagerecht in die Luft und lässt 2 Lichtpunkte über die Hügel wandern, in stetem Gleichmaß.

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Kap Spartiventa
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Der Ätna, noch 100 km entfernt

Eine Bucht, eher nur eine Felsnase auf der anderen Seite der Straße von Messina soll unser Ziel sein, ca. 90 km entfernt. Langsam tritt das Land zurück und aus Nordwest wälzen sich immer größere Wellen entgegen. Auweh, das deutet auf kräftigen Wind vor uns hin. Über eine Stunde hüpft EOS über die kurzen, hohen Wogen und schaufelt mächtig Wasser. Dann erreichen wir das Windfeld. Hoch die Segel. Und mit schneller Fahrt fährt das Schiff von Welle zu Welle. Der Volvo hat Pause. Dann wird ein Reff im Vorsegel fällig und kurz darauf eines im Großsegel und dann nochmal beide Segel verkleinern. Unter kleinen Segeln läuft EOS über 7 Knoten. Uns bleibt nur im Schutz der Sprayhood zu sitzen und dem Spiel zuzusehen. Überall weiße Gischtkämme, es heult hell in der Takelage. Man merkt: EOS fühlt sich wohl. Immer mehr dreht der Wind.

Die Felsnase hinter der wir ursprünglich Schutz suchen möchten bietet vermutlich keine ruhige Ankernacht. Noch einmal so ein nächtliches Geschaukel? Wir drehen ab und steuern vor dem Wind den Hafen Riposta an, 10 sm weiter südlich. Er liegt direkt am Hang des Ätna und bietet alles was der moderne Segler glaubt zu brauchen. Die Preise sind entsprechend. Aber EOS liegt sehr sicher und wir können uns morgen ein Auto mieten, um zum Vulkan Ätna zu fahren.

Am Ende des Flickr-Albums kommt ein Video von der kabbeligen Squillage-Überfahrt und einige Fotos der chrom-glänzenden „Schönen(?) der Nacht“: riesige Motoryachten im Hafen Riposta.

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