Gerdi schreibt…aber Gerhards Fotos kommen am Ende dieses Artikels 😉– 23.6./24.6.
Auch heute winselt der Wind und die nicht gebändselten Fallen schlagen klirrend gegen den Mast an manchem der Nachbarboote… Es dürften schon 200 da liegen, auch mit norweg., schwed. und belg.Flagge dran. Die Eos kuschelt sich mal links und rechts an so kleine Geschwister wie sie selbst, 31-35 Fuß kurz.
Dieses nette Grafik-Bild von Rent-a-car soll auch die Leser zum Schmunzeln bringen. aber unser kleiner weißer Ford war etwas länger:-)
Gestern haben wir einen kleinen Ford 2-Türer gemietet und dann „mußte“ ich 120 km die italienische Fahrweise ertragen die einem fast den Glauben an die eigne Fahrkunst raubt. Überall steht das Schild: 50 oder 30 und dazu der Schutzmann als Bild, der mit Kamera-Überwachung Strafen androht. Überall steht an der rechten Fahrbahnseite das absolute Halt- und Parkverbot, dazu das Bild mit dem Abschleppwagen und dem Auto am Kranhaken. Und alles alles ist total zugeparkt, auch mal quer in die Lücke oder ganz schräg, wenn einer in die Enoteka will und Wein braucht oder nen Kumpel sieht und ihn umarmen muß, subito-sofort.
Ich mußte mich durch engste Gassen eher wie eine Schlange durchzwängeln und wurde von hinten böse behupt, von vorne mit wilden Gestikulierungen für hoffnungslos unfähig erklärt, man deutete mit den Händen, daß es zu eng sei wo ich hin will, aber kein Ausweg bot sich an…Geschickt und damenhaft rücksichtsvoll wich ich allen Dränglern aus, gewährte Damen das Einfahren, ließ Stoßstangen ganz und beschimpfte keinen Macho, wenn ich rechts dem Parker auswich und leicht nach links steuerte, oft schoß ein Motorradfahrer oder Roller schneidig aufheulend und fast auf Tuchfühlung am Seitenfenster meines Leihautos vorbei… Daß nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder.
Dann folgte ich meinem Guide Gerhard und den vielen braunen Verkehrsschildern: ETNA SUD. Und schließlich begann der Berganstieg zum Vulkan! Steil, viele Kurven. Teils nur im 1. und max. im 2. Gang. Wohl eine Stunde höchste Konzentration am Steuer, dann erreichten wir wohlbehalten die Touristen-Ebene auf 1950m Höhe mit den großen Bussen (Kreuzfahrer, Urlauber aus Sizilien, lokale Busse), der Parkplatz voll von vielen Leih-PKWs. Stände mit Honig, Vino dell’Etna, Bibite… Alles wird vermarktet, sogar das Clo kostet 80 c.. Wir kaufen 2 Tickets für die Funivia, eine Kabinenbahn mit kleinen Gondeln für je 6 Personen. 30€/Person. Die Gäste sind international, alle in festen Schuhen,langen Hosen, Pullover, am Ausstieg auf 1930 m Höhe verleiht man Anoraks. Als wir zu der winzig kleinen Rifugia Sapienca laufen über schwarze Lava und braune erstarrte Brocken, lese ich erstaunt, daß die Skilift-Sesselbahn 2009 von Doppelmayer, Joachims Firma, erstellt wurde. Schon 3x wurde sie samt Touristenstation, Straße und Gondelbahn völlig verwüstet durch die Lavaströme, zuletzt 2001 und ganz schlimm 2002.Binnen weniger Tage war alles zerstört.
Das Panorama bis zum Meer ist atemberaubend, der Blick zurück zum Etna geht hoch hinauf auf 3350 m. Nur erfahrene Fahrer dürfen die Mercedes-Benz-Unimog-Geländewagen bis zur noch erlaubten Kraterregion lenken.
Wir bewundern die Marienkäfer auf den federleichten Lavasteinchen, die Korbblütler in weiß und rosa, die kreisrunde Blüh-Inseln bilden, die pinkrosa Blüten der Steingartengewächse wie Steinbrech &Co. Am ganzen Lavahang blühen diese bis 1/2 Meter hohen zauberhaften Blüten. Ich bring sie unsrer EOS mit an Bord;-)
Dann nimmt uns die Gondel wieder auf zur Talfahrt. Ein Espresso, ein Stückchen Birnenkuchen in einer Bar am Nebenkrater von Vulkano Silvestri… Dann heißt es wieder aufpassen, denn die Leitplanken, die vor dem gnadenlosen NICHTS retten an den engen Kurven, fehlen auch an manchen Stellen…
Im Tal wenden wir uns nordwärts, um an die malerische Hügelstadt Castelmola zu gelangen. Mörderisch die super engen, steilsten Serpentinen, autobreit die Durchfahrt zwischen Planke und Autoparkern. 13% Steigung – und keine Serpentine macht Hoffnung auf ein Ende dieser Höllenfahrt zum Gipfel-Dorf. Kein einziger Parkplatz zu finden, also mutig umkehren und runter- puh!!! Ein geradezu „irre“ an den Hang gepresstes Hotel-Konglomerat schmiegt sich braun wie Fels um den natürlichen Hang.. Riesige rund um die Klippe gefügte *****Paläste, Appartements mit nur 2m breiten Betonterrassen mit Kunstrasen – hoch über dem Meer. Unten eine fast runde Bucht hinter den pittoresken Felsen: „Isola Bella“!! Wie Capri! Aber die Badegäste müssen steilste Treppen vom Strand-Rund hochsteigen und dann wie wir an der stark befahrenen Straße entlanglaufen… Wir wandern unter einer schweizerisch anmutenden Steingalerie (Straße im Fels) zurück zum Parkplatz. Hier kann man senkrecht hinab sehen auf die Ankerbucht. Einer unser Mitsegler (Rüdiger mit Seepferd III) kommt von Roccela Jonico grade mit geblähten Segeln rein, ein Katamaran hängt an einer Boje und hat einen gebrochnen Mast und das Großsegel hängt vom Stumpf an Stb. ins Meer… Oje. Zu spät gerefft…??
Wir sind froh, bald wieder normal-breite Fahrbahnhälften zur Verfügung zu haben. Drei Autobahnen werben um uns, Palermo, Siracusa, Messina. Ich fahre lieber die kleine Landstraße…Endlich fand sich eine Farmacia, die mir für meinen inzw. auf 8 cm Durchmesser geschwollenen halbzentimeter-hohen Insektenstich am Arm(und 2 ähnliche am Bein) eine Salbe mit 0,5% Cortison verkauft…
Zurück in Riposta: Juhuu! …ein freier Parkplatz vor dem frischen Obst und Gemüse. Stopp!!! Ich kaufe rote Ciliegii (Kirschen), goldgelbe albicochi(Aprikosen), Nektarinen, karminrote Äpfel, violett-rosa 12 cm große längliche Zwiebeln, Zucchini, kleine längliche Tomaten…
Daneben würde der frische Fisch locken(Ghs Fotos ansehen!!! Toll! Unten auf das Wort Klick clicken.), aber jetzt um 8 haben wir keine Lust auf Pfanne und Kochtopf. So suchen wir noch die Lavanderia, man bringt die Wäsche um 9 und bekommt sie fertig nachm. um 4 pomeriggio.
Ein ausgedehnter Spaziergang durch fast ausgestorbene Gassen, von orangenen Straßenlampen wenig erhellt, führt uns an geradezu barock verzierten alten Prachtbauten vorbei, wohl Villen aus reichen Zeiten von Handel und Wohlleben. Vergangen, 80% stehen leer, Gerhard fotografiert in ein offnes Fenster hinein, wunderschöner Stuck und reiche Deckenverzierungen- wie in Florenz in den Palästen der Medici…
In Hafennähe betreten wir ein Restaurant, fein gedeckt mit echtem Tuch. Sehr gut besucht ist die überdachte Terrasse direkt am Sandstrand. Gh. bekommt eine 30cm-Calcone, mir genügen Linguine alla Scampi-ich schaff nur die Hälfte. Dazu ein Vino bianco della Casa. Armomatisch wie ein Frankenwein! Dann bläst uns ein kalter Nordwind zum Boot zurück, eine köstlich Dusche (mit 20cm-Regen-Brausekopf wie in der Sauna in Meersburg)- es schwankt, draußen ist wieder Squillace-Seegang…
Wir bleiben noch 1 Tag, nicht nur um unsre Wäsche waschen zu lassen.(Hier liegen 100 dickste Winter-Zudecken, auch mit Schaffell: frisch gereinigt in gr. Tüten zum Abholen. Die haben wohl keine Heizung im Winter in den Häusern?)
Auch die Aufnahme in die Lega Navale geht voran. Um 17 Uhr kommt ein Offizieller des edlen Clubs an Bord. Wir fragten in Englisch: Honest Mr. President… Heute half eine deutschsprechende Italienerin beim Vermitteln eines Vertragsgespräches samt Bargeldübergabe…. Als Dank schenken wir ihr natürlich ein „Regalo“: Lemoncello, den gelben Limonen-Likör.
Zitat aus der Email:
Gentile sig.Gerhard, abbiamo ricevuto il suo interesse per L’iscritione alla Lega Navale….Cordiali saluti, Antonio Messina, Tesoriere
Hier kommt Gerhards-Foto-Album: Klick
Unbedingt anschauen, schon der Fische wegen!