Stille Nacht ohne Wind

Stille Nacht ohne Wind. Gerhard joggt. Ich fotografiere um 7 halb in der Nacht den tiefroten Morgenhimmel vor Sonnenaufgang. Noch vor dem Frühstück wandern wir flott hoch zu der orthodoxen Kirche und der Windmühle und genießen die Panorama-Aussicht über die weite Bucht. Wie ein Fjord.Um 11 segeln wir raus und gleich muß Gerhard wieder das Großsegel einreffen. 3-4 bft., das ist hier viel mehr als am Bodensee! Herrliches Segeln, die Eos läuft gerefft fast ohne Ruderführung. Hellblau schlichten sich die Hügelketten hintereinander wie eine moderne Multimedia-Installation! Zauberhaft öffnet sich vor uns die flache Ankerbucht vor Porto Cheli. Da soll unter Wasser eine versunkene Stadt schlummern. Viele Dauerlieger ankern hier winters frei an je 2 eigenen Ankern. Windgeschützt und kostenlos.Wir ziehen die Einsamkeit vor und ankern in einer kleinen bewaldeten Bucht hinter einem Felsenriff. Nur 3 Fischer besuchen uns. Sonnen. Baden. Abends brate ich ein halbes Huhn auf französische Art mit Paprikagemüse und Reis. Skippers Kommentar: „Mei, geht’s uns guat!“Erste wehmütige Gefühle in Herz und Seele. Ein un-gewöhnliches Halbjahr in Freiheit, aber auch abhängig von den Naturgewalten, neigt sich dem Ende zu. Leben zu zweit auf engstem Raum, oft bei viel Wind und starkem Seegang. Wir haben keinen Unfall erlitten, das Schiff meisterte die rauhe See und kam nicht zu Schaden, wir beide vertrugen uns gut. Wir schufen eine gemütliche kleine Welt an Bord, mit kleinen Ritualen, die auch bei Starkwind und Krängung gepflegt wurden: Gerhard war der Navigator und sorgte für geniale Routen und suchte schöne Ankerbuchten aus. Früh war er der Chefkoch für biologischen grünen Tee, Gunpowder, und zwei Tassen echten handaufgebrühten Filterkaffee für mich nebst schön gedecktem Tisch. Um 11 gabs einen halben Ouzo zur Captain’s hour. Mittags Salat oder bunte Brote. Gegen 3 gönnten wir uns fast immer eine Tasse Nescafé und ein Mini-Biscuit mit Canella, Zimtzöpfchen aus speziellen kleinen Bäckerläden.

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Über Ermouni
Fein gekocht hab ich sehr oft, es gab in 150 Tagen nur 6 mal Spaghetti mit Parmesan. Abgespült wurde zu zweit. Vor dem Schlafengehen saßen wir im Cockpit bei einem Glas Wein und Pistazien. Am Morgen schwammen wir im Meer.Wir durften unendlich viele schöne Buchten entdecken und Inseln ansteuern. Wunderbare Stimmungen am Morgen und am Abend boten sich unsrer empfindsamen Seele. Liebenswerte Menschen sind uns begegnet. Die 40°-Hitze im Juli und August haben wir unbeschadet überstanden. Wir sind flexibel gewesen bei dem einfachen Bordleben, haben die Aufgaben nach Begabung verteilt und erledigt. Wir erlitten keine Depressionen, keinen Kummer und keine Krankheiten. Wir waren ein gutes Team, als Segler und als Partner.So sind wir Gott dankbar, und auch uns gegenseitig. Viele Einhandsegler sind allein am Schiff, weil „die Frau nicht mehr mit will“ – doch die Paare auf Langzeit-Törn wirken ausgeglichen und gelassen. Ein Geschenk, wenn es gelingt – zu zweit gemeinsam!

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