26.Juni… (bis 28.Juni 2015)
Gerdis Blog, in Bozburun, beim Kap „Graunase“
Kumlu Bükü, 25.+26.Juni…durschstehend starker Wind, schlechter Ankergrund, nur die Schiffe draußen, die auf 20m Wassertiefe ankern können, blieben in der Bucht. Also verholten wir an die Mooring der Taverne „Laryma Beach“und „müssen“ dafür auch 2x dort zum Essen gehen. Nachts kommt noch ein monstergroßes Motorboot, haushoch, rückt an den kleinen Holzsteg, Anker vorne, hinten zwei 4cm dicke Festmacher-Taue quer zu einem Felsen am Ufer, über den Steg, Blinkleuchte dran- die weißgekleidete Crew mit Mannschaft geht fein speisen…
Wir bleiben bescheiden, essen 1 Vorspeisenteller, gemischt, Gemüsetopf und Lammcasserole, einen Chai. Als wir gemütlich an Bord im Cockpit sitzen, hopst mir plötzlich mit scharfen Krallen die Schiffsratte, plumps, auf den Schoß und über beide Hände, ich springe auf: Die Maus!!! Aber wir sehen sie nicht mehr, muß wohl die Flucht ergriffen haben und über die Landleinen an den Steg geflohen sein. Gut so, dann folgt sie uns nicht nach Bozburun!
Freitag, den 26.Juni: unser 40. Tag seit dem Flug
Um 6 Uhr aufstehen, gleich um 7 heftiger Seegang.
Volles Ölzeug, Südwester auf den Kopf…, Lifebelt, Schwimmweste, von Hand steuern… -die EOS taucht mit ihrem Bug heftig schlagend in die hohe Dünung, Wind voll von vorn, die Wellen gegenan… 2-3 Meter hoch spritzt es zu beiden Seiten, prescht über die Sprayhood, bis ins Cockpit. Weiß legt sich die Gischt auf die kabbelige See… Gh notiert Windstärke 6…Sportliches Steuern und Dagegenhalten an der Pinne, heute kann ich mir die Gymnastik mit dem Thera-Band für meinen Mitte März gebrochenen Oberarm sparen…. Als ich mal ins Vorschiff klettere, ist vorn viel naß… Das Meer dringt ein, es rinnt über die Schwalbennest-Ablage, Strickjacke, Ersatzbettbezug, Rucksack, Schlafhemd, Brillenetui- das war bisher trocken geblieben… Der Kleiderschrank ist besser… Gerhard vermutet, daß noch immer jene 1. Relingstütze an Steuerbord nicht richtig dicht ist…. Das Fach vorm Ankerkasten faßt Wasser… Trotz der Entdeckung genießen wir das Segeln, unser Schiff schlägt sich tapfer, um 8.35 Uhr können wir die Genua gerefft zu einer Sturmfock setzen. Per GPS kontrolliert der Skipper unsere Route. Wir hoffen, nach der Rundung des zweiten Kaps besser segeln zu können – und um 9.45 können wir das Vorsegel ausreffen… Vor uns die Werft, bei der die EOS ihr neues Holzdeck bekam. Blaues Meer, scheinheilig die Wellen, Wind flaut auf 2-3. Typisch für die schöne Bucht von Bozburun. Es ist 9.30 und die ersten Charteryachten segeln gemütlich in der Morgensonne los… na, da draußen werden sie staunen und sich was über den Bikini anziehen müssen. 7 Seemeilen sind wir in 4 Stunden gesegelt, als der Anker in „unsrer Bucht“ fällt- neben den schönen Gulets, hinterm Hafen. Der warme Wind wird alles trocknen, der Rest kommt zur Laundry im Dorf.
Gemeinsam dichten wir die verdächtige lecke Relingstütze überm Teakdeck mit Sikaflex ab… eigentlich wär das die Sorgfaltspflicht der türkischen Werft gewesen….
Via Telefon vereinbaren wir einen Termin mit dem Motor-Mann für die Endkontrolle des Volvo- nach 14 Tg Fahrt- für morgen früh.
Am Abend bringt uns unser kleines Schlauchboot an Land. Wir kehren auf ein Glas Saft im „Buena Vista“ ein, hören gute Musik unter schönen Schwarzweißfotos, tauschen unsere gelesenen Bücher gegen 10 neue aus, die Auswahl an deutschsprachigem ist viel kleiner als in Englisch. Beim Migros kaufe ich Pilic -10 kleine Hühnerkeulen für einen Hühnereintopf, Gh findet diesen Paprika-Rinderschinken, den Angora-Wein, den einzigen, den mein Magen verträgt, Butter, Brot und Käse, Kekse, Nüsse, Nescafé…
Unser Ritual: Besuch bei Nilüfer, der Wirtin am Ende der Promenade: „Wie immer“ bestellen wir frisch gepressten Apfelsinensaft… genießen den kalten Vitamintrank unter Jasmin und Sonnenschirm…-neben dem Schalenbrunnen mit den Seerosen.
Mein Hühner-Paprika-Essen wird köstlich, mit Rotwein, Kräutern der Provence, Zwiebeln, Peperoni, Zitrone. Das reicht auch noch für morgen. Als Nachtisch gibt es im Kühlschrank gekühlte Herzkirschen!
27.Juni. Bozburun. RAMADAN-Beginn!
Im Internetsender „BR Heimat“ erklärten uns Kinder einer 4.Klasse in Landshut am Morgen, dass der Ramadan begann! Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang darf nichts getrunken und gegessen werden, nichts Böses getan, denn die Paradiestore stehen 1 Monat lang offen für die, die beten und sich an die Regel halten. (Unser Motormann Tunc hatte einen Hitzschlag und mußte nach Marmaris in die Klinik… Aber er kam tags drauf mittags und checkte den Volvo.)
Ganz still war es am Morgen, graue Wolken über uns, es regnete sogar ein wenig! Wär das Schiff dicht, wär es jetzt 100% Wonne-Törn. Gh bringt die Sprayhood-Druckknöpfe am Holzrand am Kajütdach an, mittags gibt’s den Rest Hühnerpott, danach Joghurt mit Orangenmarmelade.
Hier mal ein Tipp für Campingköche: Pfefferminze-Pfannkuchen!
2 Eier, 1 Tasse Mehl, 1 T. Milch, Salz, Zucker….-geschmeidig schlagen m.d.Schneebesen. 1 Bund frische Pfefferminze ohne Stiele grob schneiden und unterheben. In Sonnenblumenöl beidseitig backen.5 Stück. Schmecken gut auch kalt zum Kaffee
Am Abend bringen wir die Post zum Briefkasten, holen unsre Wäsche ab, tanken alle kanister voll Frischwasser, kaufen beim Dorfmetzger Scheiben der Lammkeule, mit Haut dran, Rokkosalat.
Nur etwas Gyros-Kräuter, Knoblauch, Olivenöl tupfe ich auf die kleinen Teile- Gerhard grillt sie am Heck, aber erst nach Sonnenuntergang, als der Imam von der Cami, der Moschee sang. Der Duft soll nicht die Muslime stören. Nachts ab 2 bis halbfünf aggressive Böen und starker Wind. Der Anker knarrt, die Schiffe wirbeln im Kreis- und mein Käptn liegt schlafend hoch oben vorm Mast an Deck und seine Decke flattert waagrecht im Wind. Der englische Nachbar verlegt sein Schiff, Gh vertraut unsrem Anker.
Sonntag, 28.Juni, Sonniger Morgen, ich schwimme und dusche am Heck, während Gh mit der Micro Eos frisches Brot holen geht (und den Müll wegbringt, denn das ist die Routinearbeit eines Langzeitseglers: Brot+Wasser, Müll+Wäsche, einkaufen+kochen, Reparaturen, Streckenplanung, Logbuchführen. Mittags dichtet Gh die Wasserablaufschlauch-Öffnung am Deck ab, die mir das Meerwasser auf die Handtasche tröpfeln läßt, ein Erbstück vom Vorbesitzer. Feilen, Sägen, Glätten, Schrauben, Rohrklemmen an den Gummischlauch- eine kleine Werkstatt und der Ingenieur, vorher hat er seinen 6 cm „fetten“ Ken Follett „Winter der Welt“, 1050 Seiten fertig gelesen…
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