BEGEGNUNGEN mit Menschen andrer Sprache(km200 – vor BRAILA:20.-25.August, GERDI
Auf unseren bisherigen Segelreisen im Mittelmeer, ca. 12 seit 1981, hatten wir nie so viele Begegnungen mit einheimischen Menschen in den vielen durchfahrenen Ländern- es ist ein großes Erlebnis für uns, die so verschiedenen Mentalitäten aus persönlicher Begegnung zu er-leben, ganz besonders nett nun in Rumänien auf der doch längeren Donaustrecke. Selbst wenn wir kein Rumänisch sprechen, können wir uns wunderbar verständigen, mit Winken kommen sie her, mit Gestik laden wir sie ein, mit Zeichensprache ordert man einen Fisch, mit Skizzen auf einem Stück Papier verdeutlichen wir was wir brauchen oder dringend suchen(z.B. in einem Laden, einer Werft) oder beantworten“ die „Fragen“ der Leute: Wo kommt ihr her? Ah, Germania. Schiff euer eigenes? Ohoh, sicher sehr teuer. Euer Wasser hier am Wasserhahn gut? „Da! DA! potabile, si, buna!“ Ich grüße immer passend zur Tageszeit, das schafft sofort Kontakt und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht: Buna zijua! Buna diminata, nuopte buna, Salut heißt Hallo und noroc Prost. Immer fragen die Leute: Hast du Kinder? Sehen sie, daß ich 2 Söhne habe, kommt ein Kompliment! Oh, drei Kinder??!! Buna, buna!
In einem Supermarket erfuhr ich , daß die Frau nur 100 € im Monat verdient, es war ein französischer Carrefour….Ein Taxifahrer war Koch und Bäcker (auch Pizza), als er das Gehalt gekürzt bekam, hat er den Job quittiert und nun fährt er Taxi, aber seinen eignen Wagen! Stolz ist er.
In einem Flußarm der Donau Nähe BRAILA kamen Forstarbeiter längsseits, angelockt durch meine Musik mit der Flöte am Abend vorher, die sie bis an Land gehört hatten. Nun grüßte ich mit dem Spiel meiner Mundharmonika. Begeistert bat er, darauf spielen zu dürfen. Ein rumänischer Tanz! Er hatte dieselbe HOHNER ECHO daheim, nun zeigte ich ihm meine neue chromatische DIAMOND. Er war hingerissen. Er bat mich, ihm so eine aus Deutschland als Päckchen mit der Post zu senden. Er schrieb die Adresse auf, mit zauberhaft schöner Schrift, Kalligraph war er als Matrose auf See. Studiert habe er 4 Semester, dann habe der Vater das Geld gestoppt- und er wurde kein Ingenieur, sondern ein Forstarbeiter, für 900 ha ist er zuständig. Sein Herz pochte, er wollte unbedingt diese Harmonika. Und er spielt: I come from Alabama with my banjo on my knee…Oh Susanna!“ Und da legte ich sie ihm in die Hand und schenkte sie ihm.” Ja, sie ist dein!” Er schlug die Hände vors Gesicht und konnte sein Glück nicht fassen…. Ohne Sprache…wie soll man da danken?? Eine Umarmung, ein sanfter Bruderkuß. Balkan halt, er würde uns sofort wochenlang Urlaub machen lassen in seinem Haus, klar. Wir müssen weiter!
In Braila hat Gerhard Fieber, 38,8°, steigend. So geh ich zum 1. Mal allein an Land, Müll weg, Einkaufen! Aufregend. Wir sind weit weg von der City. Ich steuere auf 3 hübsche Mädels zu auf einer Bank am Hafen, vor dem Auto mit offnen Türen und Disco-Musik.Prima Englisch, College abgeschlossen, sie wird Dental Keramik als Job lernen. Da es zu umständlich ist, mir den ca. 3 km-Weg zu erklären, bietet ANNA mir spontan ihr Auto an! Alle 4 steigen wir ein und los geht’s!! Am Carrefour nimmt sie meinen Korb und bedeutet mir: I will join you and help you shopping. Come!
Ich finde Nescafé, Gasanzünder, Joghurt, die erste ¼ Melone(sie fährt mich ja zurück, bisher war uns das zu schwer bei den langen Fußmärschen. Sie räumt an der Kasse alles in den Korb, ich zahle 60 Lei, sie will keinen einzigen 10Lei-Schein, „No, no,no gift… never. It’s my adventure to help you, sure!“
ANNA, my little angel. Lilli und Elena sind begeistert, als ich sie an Bord bitte am Ponton, um einmal im Leben auf einem Segelboot gewesen zu sein. Herzliche Umarmung, großer Dank.
Gh. hat um 17 Uhr über 39° Fieber, in der Capetania ruft man ihm ein Taxi. Nach 3 Stunden ruft er an, jetzt sei er dran. Bluttest, Lunge geröntgt. Nach 4 Std. Entwarnung, keine gefährliche Entzündung, ein Virus vielleicht… Er bekommt (exakt wie Okt.2011 in Sardinien!!!) Ibuprofen, Parazetamol, Vitamin C verordnet. Ich mache ihm Wadenwickel mit Eis-Gel-Kissen und im Kühlfach gekühlten Waschlappen. Das Fieber sinkt auf 38,8°… Gott sei Dank.
Inzw. hatte ich mit einem Hühnerschenkel eine Hühnersuppe gekocht. Die ißt mein Schatz nun, zur 1. Medizin, und kann schlafen…Früh ist er fast „gesund“ mit 38.0°, ab zur Farmacia…
Um 14.30 brechen wir auf zu unserem letzten Trip mit horizontalem Mast, um 16 Uhr finden wir bei GALATI nach etlichem Fragen in einem alten Hafenbecken die Navrom-Werft, die sich den Platz mit der holländischen DAMEN-WERFT teilt.
Rostig der kleine Ponton, zerquetschte Altreifen, eine Ruine wohl ehem. Getreidespeicher dahinter. Keine Strömung, ich kann richtig lang schwimmen!!! Herrlich. Für meinen Rekonvaleszenten brate ich 16 Frikadellen, schon türkisch mit Sumac gewürzt, dazu Krautsalat.
Wir sehen erstmals große hohe See-Schiffe, mächtige Kräne. Am Montagmorgen (25.8.-in 4 Monaten ist Weihnachten!) heftiges Hämmern, Klopfen, Kräne fahren, es klingelt, ruft und man sieht Schweißarbeiten. Ich steuere die EOS an den himmelhohen Kran an den Kai. Und dann beginnt wieder dieses herrliche Kauderwelsch mit den Arbeitern, mancher kann Englisch, die es nicht können, fragen aber viel mehr. Einer kommt an Bord, so selig, so ein Schiffsinneres mit den wunderbaren Mahagony-Teilen zu sehen. „Thank you for your hospitality, I am glad“ Um 9 ist der Mast gehievt und an Land, ich löse unzählige sehr feste Zurrknoten von der Mastbefestigung, alle Schoten schieße ich ordentlich auf, Gerhard montiert RadarReflektor und Windex, tauscht eine Leuchte aus, bereitet alles vor zum Maststellen. Jungfräulich zitronengelb die breiten Gurte für Mast und Kranhaken. Jetzt hoffen wir, daß alles alles klappt und wir bald mit einem Segelschiff statt einem Lastwagen weiter fahren können. Wir wollen Galati ansehen.
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