GERDI am 8.Okt.2010, auf See rund um unser letztes Kap von Griechenland
„KURIOSES “
Steak „Kalamata KAKA“
Unseren 2. Abend in der Hauptstadt von Messenien, Kalamata, wollen wir mit einem guten Essen beschließen. Ich bereite einen schönen kleinen Blumenkohl und Salzkartoffeln vor. Gerhard kauft inzwischen im Regen und bei inzwischen 16° „Kälte“ 2 riesige Rindersteaks, blutrot und 20×10 cm groß. Die Dicke variiert von 1-2,5 cm , ein deutscher Metzger hätte das nicht als Steak verkauft. Mir „schwant“ Böses für die Bratzeit. Nach nur 4 Minuten ist der köstliche Blumenkohl im Drucktopf gar und die Butter-Zitronen-Soße mit Estragon duftet himmlisch.
Stoßgebet! Pfanne heiß! Öl rein! Mal zur Probe nur 1 Steak in 2 Hälften rein. dann beginnt der „Höllentanz“! Ein Spektakel auf meiner 1 qm-Pantry im Schein der Petroleumlampe: Es spritzt höllisch und siedend heiß jagen die Tröpfchen aus der Pfanne und in alle Richtungen. Das Fleisch explodiert geradezu. Auch das aufgelegte Spritzschutzsieb rettet wenig. Die Köchin wird gleich mit-frittiert. Mit bösem Blick auf das wild brutzelnde „Steak“ meutere ich: „Naja, Bio-Fleisch ist das keins! Und gut abgehangen auch nicht!“ Die letzten 2 Steaks dieses Törns, aus der Lende, auf der Halbinsel Chalkidike (Nähe Thessaloniki) Anfang Juni, waren nach 8 Minuten fertig und butterzart und saftig.
Als ich diese 2 kleinen Teufelsbraten nach 9 Minuten Gerhard zum Testen auf den Teller gebe, lehnt er ab:“Noch blutig, …!“ Es wandert zurück in die lärmende Pfanne, ich fühl mich wie in der Sauna, nur fettiger. Nochmals 8 Minuten. „Die werden zäh wie Leder!“ brumme ich. Der Blumenkohl und die Petersilienkartoffeln sind nur noch lauwarm im Topf. Wir speisen. Ich hab mehr Wut im Bauch als Appetit!
„Kaka! Sch….-Steaks!“ Über sowas vergesse ich schon mal meine gute Erziehung
Das Gemüse ist bißfest und lecker. Aber was tun mit dem 2. Riesensteak? Es starrt mich an, der ganze Edelstahlherd total verspritzt, die Geschirrschranktüren dahinter, die Lampe, der Teppichboden, sogar der Haltegriff am Niedergang zum Cockpit, in Kopfhöhe – alles fettig.
„Gib’s dem HUND!“ sag ich mit feurigem Blick, als sich das blutige Schauspiel nach 12 Minuten Bratzeit beim „Test“ wiederholt. Gerhard, der Geduldige, bleibt ruhig, läßt das Vieh erneut in die heiße Pfanne gleiten zu seinem Geschwisterchen, der 4.Hälfte Steak. Er weiß, daß mein aufbrausendes Temperament schnell abebbt. Wir essen wortlos in aller Stille Teil 2 des Mahls. Es bleibt ein kotelett-großes Stück Steak übrig. Ich lass es eiligst in einer Dose verschwinden! Ab in den Kühlschrank damit: „Mir aus den Augen, du Kaka-Steak!“
Das Wischen und Waschen des völlig verspritzten, ehemals spiegelblanken Herds und der ganzen Umgebung samt Abspülen vertilgt eine halbe Stunde, Stunde, 1/2 Rolle Papiertücher und 1 Eßlöffel Haka-Neutralseife. Das Festmenü mutierte zum Teufelsbraten samt Spülfest. Gerhard trocknet geduldig alles ab, die Ruhe selbst. Gerhard gönnt sich noch 1 Glas Messenien-Wein unter dichten Regenwolken im Cockpit.
Samstag, 8.Oktober 2010, auf See, vor METHONI, Peloponnes-Westküste
PARTYSALAT AUF SEE
Wir starten früh um 9. Windstärke 4-6 am Kap gemeldet, wohl auch hohe Wellen, nach 1/2 Stunde packen uns Seegang und Wind. „Kap-Effekt“ nennt das der Segler. Im Nu stecke ich in Ölhose, Öljacke, Südwester, Gummistiefeln, Schwimmweste und klinke mich mit dem Lifebelt fest am Schiff. EOS krängt heftig, 45° nach backbord, 45° nach steuerbord. Gerhard dreht ein Reff ein. Ich drehe ein Video, es sieht wie so oft „harmloser“ aus als der wirkliche erlebte Seegang. Das Geschirr in den Schränken rasselt, die Gläser klingeln, die Teller lärmen, obwohl alles gut verstaut ist in zum Geschirr passend angebrachten Holzfächern. Ich stopfe Tücher und Bierdeckel zwischen Krüge und Tassen, Servietten um die Trinkgläser. Eos wirft sich von einer Seite auf die andere. Bei normaler Segelei und Krängung (= Schräglage nach 1 Seite) hört man gar nichts von Flaschen, Tellern & Co! Wir runden das Kap am äußersten „Finger“ der Halbinsel Peleponnes, südlich von Koroni im Osten und Methoni im Westen. Höchste Aufmerksamkeit gilt den Felsinseln „Venetiko“, Shiza, Sapientia. Auch gefühlsmäßig ein Stück Abschiednehmen: das letzte Kap von Griechenland! Nun geht es nach Norden! Und aufs Ende unsres 6-monatigen Segeltörns zu. Es regnet. Es stürmt. Aber vor Methoni läßt der Wind nach, die kabbeligen hohen Wellen werden „machbar“ unter Vorsegel. Ich tauche ab in den Salon, beginne in der Ölzeughose und Gummistiefeln das restliche Rindfleisch zu schnippeln, 1/2 grüne Gurke, die restliche Kartoffel, 1/2 rote Spitzpaprika, rühre Mayonnaise (ein Geschenk von heimreisenden Charterseglern auf Santorini), Olivenlake, Balsamico-Essig, Worcestersauce, Pfeffer aus der Mühle an. Der „PARTYSALAT“ schmeckt auch um 2 am feucht-windigen Nachmittag im Cockpit gut.
AUF NACH PYLOS, Höhe von Syrakus, Algier, Tunis, Tanger/ Gibraltar, Zypern, Beirut
Wir beschließen, nicht mehr in die geplante Ankerbucht an der Ostseite der Insel Sapienza zu gehn für die Nacht, sondern gleich weiter zur großen Bucht von PYLOS zu segeln. Es naht ein Tief mit 2-3 Tagen Starkwind 6-7. Da wäre uns ein Hafenkai lieber. Vielleicht ein Landausflug wär mal wieder nett. Mit dem Zug nach Olympia? Da war ich 1971 zuletzt, von Loutraki aus.Grün sind die Hänge, wo die Kalamata-Oliven reifen.
Vorbei an bizarren Felsen mit Toren, durch die man auf die Gischtwellen des Meers dahinter sehen kann, dunstig ist es, die kleinen Fischerboote muss man vorsichtig ausmachen. Dann nähern wir uns Pylos, runden behutsam um das Leuchtfeuer des maroden halbfertigen Hafens von PYLOS. 40 Seemeilen, rund 80 km ist die Eos wieder mal gefahren, teils mit Motorunterstützung: Lob dem braven VOLVO! Schade daß die Sonne fehlt. Alle Liegemöglichkeiten an der Kaimauer, längsseits, belegt. Keine Moorings, gammelige Festmachemöglichkeiten, Rost, marode Seilreste, Stahlseilfragmente, Scherben, kein Wasser und Strom, der angeblich „immediately“ per Funk Kanal 12 anzurufende Hafenmeister „tot“, kein Mensch kommt. Wir machen unter sehr reparaturbedürftigen an Land harrenden Khaiken fest.
Gerhard spürt am Außenkai die deutsche DUNAREA auf, die wir von Monemvassia kennen. Der Skipper musste wegen Mittelohrentzündung per rent-a-car-Auto zur Klinik in Kalamata. (Er erlebte sie ebenso freundlich und problemlos, ohne Papierkrieg, hilfsbereit und schnell – wie wir mit Gerhard damals ca. 1999.) Im Dunkeln wirft Gerhard um halbacht den Grill an, die 4 Spieße gelingen, der griechische Salat mit den großen dunklen Kalamata-Oliven erfrischt.
Die Kinder der französischen Nachbarcrew springen mit Winter-Parkas, Stiefeln, Schal und dicken Wollmützen zwischen großen Pfützen am Leuchtfeuer herum. Kaum Licht am Hafen, ein einziger Scheinwerfer lässt die Masten schimmern. Kühl ist es abends. Duschen am Heck draußen? Nein danke.
Herbst. Bald lange Hosen und keine Sandalen mehr. Wir müssen „umschalten“ bei der Kleidung. Wo hängen eigentlich die langen Jeans? Was ist ein „Pullover“?
Am nächsten Tag machen wir mit dem Regenschirm einen Spaziergang und staunen, wie üppig die Alpenveilchen blühen und aus den ehemals
sandig-staubigen Plätzen alles grün sprießt und blüht!
Nachtrag und Empfehlung: Ich habe gerade das 2. Buch in englischer Sprache von Khaled Hosseini über Schicksale in Afghanistan gelesen und fand es sprachlich wunderbar , wenn auch aufrüttelnd:
1. The Kite Runner
2. A Thousand Splendid Suns
…darus ein so schönes Zitat aus einer Ode an Kabul vor der Zerstörung durch russische Invasion und Taliban, Afghan poetry:
„One could not count the moons that shimmer on her roofs,
or the thousand splendid suns hide behind her walls.“
Wer beginnt, Hosseinis Buch zu lesen, kann nicht mehr aufhören. „Impossible to resist!“ „Afghanistan has last found a voice“, „deeply moving“
Jetzt die Bilder als Show: