Gerdi, 21.-24.Okt.2010
21. Okt: Sami, Kefalonia,kleiner Fischerhafen: Ich bade vielleicht zum letzten Mal im Meer, 21° – herrlich. Es ist wie 2009: Wie der Okt.-Tag so die Wassertemperatur. Die Sonne scheint am blauen Himmel, vergessen fast die Regenfluten, nur die großen seen-artigen Pfützen unter den aufgebockten Kaiken an Land sind Zeugen des Unwetters der letzten Tage.
Um 10 Uhr segeln wir fast gemütlich in den warmen Morgen, Bikini, Shorts! An Backbord die dicht bewaldeten Hänge von Kefalonia, an steuerbord die Insel Ithaka, wo wir 1987 früh um 5 zum Kloster hochgefahren waren, um den prächtigen Sonnenaufgang mit den 2 Buben zu genießen (Erika kam erst 1 Jahr danach zur Welt). Ab 13 Uhr hebt und senkt sich die Eos in hohen langen Wellen, wie zwischen Sardinien und Sizilien vor einem Jahr! Ich sonne mich an Deck, viele Charteryachten begleiten uns. Meganissi, die Insel der Traumbuchten, wo wir dreimal waren. Der Kurs: Norden – leider! Noch ums Kap, dann zeigt sich die große Bucht vor Nidri: 17 Uhr – Anker ab in der Tranquil-Bucht. Viele ankern hier, manche den ganzen Winter, 3 Schweden, Engländer, die grünbemalte Alu_Yacht des Münchners Werner, der jede Yacht besucht, weil er einfach nicht „alloa“ sein kann!!!
Fr.,22.Okt., Ankerbucht vor Nidri/Lefkas
Ruhig war die Nacht. Vollmond. Gerhard rudert raus zum Bäcker. Frische Croissants, Brot. Nachsaison, aber noch englische Chartercrews,rote Sonnenbrandhaut, Kein Wunder nach dem miesen Sommer. Ich lese an Deck in der warmen Sonne. Ein Tief mit Starkregen und Wind 6-8 ist gemeldet, ab Montag.
Wir finden ein Internetcafé, lesen Erikas spannenden blog über die Bergsteigerwanderungen (und Hütten mit Schnee auch innen) in Tasmanien! Beeindruckend! Und sagenhaft die Fotos. Gerhard denkt über ein Baum-Roll-Großsegel nach. Abends grillen wir in der warmen Abendsonne zum letzten Mal 4 Souflaki-Spieße am Heck-Grill.
Samstag, 23.Okt.
Wir verlegen die Eos rüber vors Dorf an den Skropios 4-Kai, zur Dunarea. Wir holen das Großsegel vom Mast, legen es an Land wie eine Ziehharminika zusammen. 12 Meter sind da ein ewig langes Drum! Tapfer hat es dem Wind getrotzt, die Reffbändsel im 2. Reff haben zwei kleine Löcher hinterlassen. Das forest-grüne Bimini wird abgebaut, die Solarzelle verlegt, zum Mast. Vorbereitung zum Kranen am Montag! Gerhard duscht das Deck der EOS mit Süßwasser ab. Ich finde einen Metzger, kauderwelsche mit Händen und Füßen, bekomme 400 g Fleisch für eine Thai-Pfanne bzw. Wokgericht. Und zwei Steaks. Und eine neue 28cm-Pfanne! Als „Vor-Geburtstags-Mahl“ brate ich das fein marinierte, in 5×1 cm-Streifchen geschnittene Fleisch im Wok in 6 Chargen, dann nacheinander, rührgebraten, Zucchini-Aubergine-Paprika-Zwiebel mit Ingwer, Knoblauch, Curry und Thaigewürzen, Teriyakimarinade, Sojasoße, Sesamöl, Sesamsamen, Kokosflocken, Weißwein – Mmmmmh! Basmatireis dazu.
Um 24 Uhr : „Viel Glück und viel Segen…!“ und ein Zentimeter Ouzo zum Prosten auf Gerhards 63. Geburtstag.
Sonntag, 24. Okt., Nidri, Lefkas
Sonnenschein, 16°,aber kühl war die Nacht.
Der Pope singt lautsprecherverstärkt, von 7.30 bis 10! Schönes Geburtstagsfrühstück mit Kerze, blauen Windenblüten, Goldpralinen. Um 10 Leinen los. Wir motoren in der Sonne nach Lefkas, versenken auf 50 m die vom Seegang und Scheuern nun „teflonfreie“ alte Pfanne (und die schwimmt wie eine Flaschenpost!). Warm und sonnig ist es, wie am Lago Maggiore!
Um 13 Uhr tuckern wir behutsam durch die extra für uns geöffnete Klappbrücke vor wartenden Autos, erreichen um 16.30 Preveza Marine. Gleich legen wir die abgenommene Fock an Land fein zusammen, wollen gerade das Schlauchboot an Deck heben.
Da mach ich 1 Schritt nach hinten und versinke! Mein rechtes Bein rutschte in den 12 cm-Spalt zwischen 2 Betonteilen des Schwimmpontons. 8×6 cm fast hautlose Aufschürfung, aber kein Bruch. Das Schienbein ist noch ganz. Betaisadonasalbe drauf, großes Cutiplast-Pflaster. Die tröstende, fachkundige Krankenschwester Vroni von der „Dunarea“ hilft uns. Glück gehabt. Am letzten Tag. Naja, Schwimmen ist jetzt nicht mehr dran.
Gedanken am Ende unsres Segeltörns
Einsam – zweisam – gemeinsam…
Zu zweit auf einem 10-m-Boot auf dem großen weiten Meer…Ja, manchmal fühlte ich mich freilich etwas ein-sam, aber gem-einsam haben wir diese lange Zweisam-keit gemeistert. auch bei Starkwind und hohem Seegang, in dem die Eos ächzte und stöhnte…
Mein Lieblingsspruch in der Bibel steht im 2. Brief des Paulus an seinen Sohn Timotheus(2.Tim,1,2):
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
So hielt ich mich daran, die Furcht auf See nie zu groß werden zu lassen, an die Liebe zu glauben und Gerhards Besonnenheit zu bewundern, die er fast immer bewahrt, wenn bei mir schon mal die Adrenalinstöße ein Gebet explodieren lassen: „Bitte nimm 1 Windstärke weg, lieber Gott…“
So bin ich am letzten Tag auf See voller Dankbarkeit und tief empfundener Freude. Die zweiten 6 Monate dieses Segel-Lebens sind gelungen, 2010 über 5000 km gesegelt, viele traumhafte Landschaften erkundet, Meere besegelt, und wir sind bewahrt worden. Dank sei Gott – so oft etwas gedankenlos gehört, hier wird es zur Gewißheit. Voller Zuversicht blicken wir ins Jahr 2011, wo wir unsere Eos ab Mai zurücksegeln über Italien, Sardinien, Korsika und ab Marseille durch die Kanäle heimbringen an den Bodensee.
Wir haben mit Freude, auch Zeitaufwand und Anstrengung, diesen Blog geschrieben, 40 Artikel, haben Euch Leser mit den Fotos teilhaben lassen an unseren Erlebnissen. Dabei fühlten wir uns verbunden mit euch in nah und fern! So freuen wir uns nun auf daheim, mit Schnee inzwischen! Und auf unsere 3 Kinder. Erika aber erst am 3. Advent.
Zu den Gedanken am Ende unseres Segeltörns
Auf dem Handy, das meine Verbindung zu den Kindern war, speicherte ich Erikas sms vom Beginn der Reise und die von Joachim am Ende. So trefflich, dass ich es zitiere:
12.Mai 2010: Liebe Eltern! Heute geht es also wieder los!! Ich wünsche euch alles Gute, dass ihr euch gut versteht und dass ihr gesund bleibt. Genießt es, jemanden zu haben, der solche Aktionen mitmacht, das ist soo viel wert.Habt eine unvergessliche Zeit. Ich hab euch lieb. Erika
25.Okt. 2010: Guten Morgen. Man kann also sagen, daß ihr den größten Teil eurer großen Segel-Reise geschafft habt. Gratuliere! Jetzt kommt noch heil wieder heim. Aber genießt jede verbleibende Minute! Auch das gehört noch zum Abenteuer. Alles Gute. Joachim.
Ja, nachdenklich werde ich. Und auch ein paar Tränen kommen vor Rührung. Und aus Dankbarkeit.
Im Logbuch steht am Anfang: Psalm 139,5:
Von allen Seiten umgibst du mich, und hältst deine Hand über mir.
...und aus Psalm 121,2:
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Und auch der Satz in Logbuch Nr. 2 stimmt:
„Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst!“ Das haben wir, zwei mal sechs Monate, 11000 km!
Die Bilder:
Alles Gute nun f??r die Heimreise und einen guten Start am sch??nen Bodensee. Genie??t das Heimkommen! Das ist mit das Sch??nste am Reisen 😉 Ich freu mich schon drauf!
Alles Gute nun f??r die Heimreise und einen guten Start am sch??nen Bodensee. Genie??t das Heimkommen! Das ist mit das Sch??nste am Reisen 😉 Ich freu mich schon drauf!