20 Von der stillen Bucht Pagania ins Mercedes- Land

Letzter Ankerplatz in Griechenland, die albanische Grenze 1 km nah. Nochmals zieht kräftiger Wind die halbe Nacht an der Ankerkette. Bei Sonnenaufgang verlassen wir die Bucht, so früh um dem angekündigten Starkwind am Nachmittag zuvor zu kommen. Links die grünen Berge Korfus, rechts kahle, unbewohnte Hügel von Albaniens. Bei der kleinen Insel Peristerai verlassen wir die griechischen Gewässer, setzen den schönen schwarzen albanischen Doppeladler auf rotem Grund und darunter die gelbe Flagge, die beim Anlaufen eines anderen Landes notwendig ist.

Wir_bereiten_das_einklarieren_in_albanien_vor

Sarande, die Stadt in einer elegant geschwungenen großen Bucht ist das Ziel. Was wird uns erwarten? Bei früheren Reisen mußten wir einen Abstand von 12 Meilen einhalten. Das Gebiet vor der Küste war als vermint gekennzeichnet. Sarande war aus der Ferne eine graue Stadt und und bei der nächtlichen Durchfahrt zwischen Albanien und Korfu wurde unsere Marion von starken Scheinwerfern angeleuchtet.

Zuerst können wir den Hafen nicht finden. Das Hafenhandbuch beschreibt ihn im Scheitel der Bucht. Wir steuern ein Tragflügelboot an und bemerken eine winkende Person. An einem hohen Kai mit dicken Autoreifen gehen wir längsseits. Der Winker ist unser „Agent“ und will uns die Behördengänge abnehmen. Eigentlich möchte ich das selbst erledigen. Man lernt in den Behördenstuben Menschen kennen. Aber er ist so freundlich und versorgt uns mit nützlichen Hinweisen. Handbücher und Internet geben nur spärliche und teilweise völlig falsche Auskünfte. Er nimmt Bootspapiere und Personalausweise mit, kommt nach 1 Stunde wieder und gibt alles zurück. 50 Euro haben wir ausgehandelt. Freies Anlegen in allen Häfen des Landes inbegriffen (es sind nur 4 und eine Marina, die kostet extra) für ein Jahr. Wir dürfen den abgesperrten Hafenbereich verlassen und holen die gelbe Flagge nieder.

Im_hafen_von_sarande

Alles ist ganz anders. Wir sind herzlich willkommen, die Leute helfen wo sie können, die Stadt hat die graue Trauer abgelegt, Hochhäuser entstehen überall, modern und in lockeren Farben und dazwischen eine Moschee mit Muezzin- Ruf.

Sarande

 Lunapark, Bars, Restaurants säumen den Badestrand. Uns gegenüber ein Hotel nach dem anderen. Die jungen Leute sprechen uns an, „do you like Albania?“, sie wollen wissen woher wir kommen, wie wir reisen. Es wird am Abend flaniert wie in Italien, die Mädchen fein aufgemacht.  Verläßt man das Zentrum oder die Uferpromenade, dann macht sich Verfall und Armut bemerkbar. Zu den hohen Häusern führen unbefestigte, staubige Straßen, metergroße Kanaldeckel fehlen, neben dem Bürgersteig geht es ungeschützt 10 m senkrecht in die Tiefe. Telefon und Strom erreichen die Häuser durch abenteuerlich verlegte Leitungen.

Sarandes_auenbezirk

Auf unserem Ausflug nach Butrintit fallen uns Häuser auf, die wie gesprengt aussehen. Und sie wurden tatsächlich gesprengt und stehen als Betonruinen da. Die Bauherrn hatten nicht die nötigen „Papiere“ und schwarz gebaut. Auch fallen in der Stadt die vergitterten Fenster und Balkone der Erdgeschoße auf. Es wird und auch nahegelegt, abzusperren. Das haben wir in Griechenland nie gemacht.
Mit dem großen Hafenkran möchte ich am Masttop 2 neue Seile einscheren. Alles ist klar, aber der Kranführer möchte mich nicht hochziehen. Ich habe Verständnis. Es ist schon ungewöhnlich, einen Menschen statt einer Palette zu einem schwankenden Mast zu liften.
Zwei Polen haben hier eine Tauchbasis eröffnet. Bei einem Bier auf der EOS erfahren wir Nützliches. In einem fremden Land saugt man Informationen begierig auf.
Am gleichen Tag mit uns hat noch eine französische Yacht und ein Niederländer einklariert. Viele kommen nicht hierher. Die langen Jahre der Abgeschlossenheit und Feindseligkeit wirken nach. Im Gegensatz zur Stadt ist der Hafen nicht besonders einladend, zwar modern wegen der Touristenfähren von Korfu-Stadt, aber für unsere kleine EOS arg schauklig. Vor Anker und mit 5 Landleinen versuchen wir einerseits nahe an die Betonpier zu kommen, andererseits ihr nicht beim schaukeln zu nahe zu kommen.
Bei Fredi, einem kleinen schattigen Restaurant essen wir gut zu Abend, Fischsuppe,Muscheln, Scampi, Aal, zwei Tirana- Biere und einen halben Liter Wein. 1000 Lek, etwa 15 Euro kostet alles.

Erstes_abendessen_in_albanien

Warum Mercedes- Land? Ich habe etwas Statistik betrieben: Von 40 vorbeifahrenden Autos waren 25  Daimler Autos. Ein Taxifahrer führt das auf die robuste Federung und den dauerhaften Motor zurück. Die Straßen sind oft sehr staubig und schlecht. Darum auch viele „Lavazhos“, einfache Autowaschanlagen, ein Druckstrahler, ein Stoffdach drüber, Abfluß über die Straße.

Auto-wasch-platz_in_sarande

 

Und dann der Markt! Das pulsierende Herz der Stadt am Vormittag. Alles an Früchten und Gemüse was angebaut wird und reif ist. Jede Marktfrau preist ihre Waren an. Wir fragen nach dem Preis in Lek und decken uns für die nächsten Tage ein. Sogar Muscheln aus dem nahen Butrinit See will ich nicht widerstehen.

Muscheln_vom_butrintit_see

Der_markt_in_sarande

Die Bilder:

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