Hier die schönen Fotos: Klick
CRISAN. Wir fahren unter Motor aus dem Altarm von Mila 23 heraus und suchen eine Möglichkeit, unsere Blogs ins Internet zu senden. 3 vergebliche Anlegversuche, nirgends Wifi. Dann überqueren wir den Kanal und legen an einem hübschen einladenden überdachten Fischlokal-Ponton an. Freundliche Begrüßung, herzlich Willkommen!
Das Internet war extrem langsam, wir luden in 30 Minuten 8 Fotos hoch…L Gh. verkleinert daraufhin alle schönen Fotos und setzt sie in sein Flickr-Fotoalbum. Netter Besuch von Luka an Bord, er spricht fließend und akzentfrei Deutsch, ein ernsthafter Junge, der eine deutsche Schule besucht. Hervorragend auch das Englisch der Mama! Um 20 Uhr speisen wir in einem verblüffend schön ausgestatteten „richtigen“ Restaurant mit Holzmöbeln und deltatypischer Deko ganz frischen Fisch: Fischsuppe, im eignen Steinbackofen frisch gebackenes Brot, Fisch mit delikater Knoblauchsoße, Grillfisch-Scheiben… Am Tisch machen wir die Bekanntschaft mit der deutschsprechenden Diane, einer reizenden Gynäkologin, und ihrem künftigen Mann, einem Architekten serbischer Abstammung. Wir erfahren viel über Rumänien, über das mangelnde Bedürfnis, die Ukraine zu besuchen (Visumpflicht), über die Zeit nach Ceaucescu und den starken Willen, neu anzufangen. Deutschland interessiert, viele kennen Frankfurt, Nürnberg, Düsseldorf… Diane war sogar in Nürnberg und Konstanz. Sie lädt uns ein, am nächsten Tag mit ihnen eine Kahn-Expedition ins Schilf zu machen, um Pelikane zu sehen. Leider zeigte sich bei dieser Kahn-Fahrt keiner…aber Stork, der hellbraune Vogel, der auf den glänzenden Seerosenblättern stehen kann, Seeschwalben, große weiße Seereiher, graue Kraniche, Kormorane, die mit ihrem Kot die Brut- und Rast-Bäume zum Absterben bringen. Im Lipowaner- u.Ukrainerdorf steigen wir aus dem Boot aus und fahren nun in einem VW-Pritschenwagen weiter, sehen die kobaltblauen Häuschen der aus Rußland hergeflohenen tiefgläubigen orthodoxen Lipowaner, die leuchtend grün gestrichenen Giebelhäuser der ukrainischen Minderheit. Überall bestimmen dichte Zäune das Bild. Man wohnt in nur zwei Zimmern, die Küche befindet sich im Freien, gegen Regen überdacht, da bleibt der tägliche Fischrauch draußen! Es gibt Strom fürs Licht, aber keinen Komfort wie Waschmaschine oder Staubsauger. Eine kleine Schule, eine kleine Wirtschaft im Freien… Die landwirtschaftlichen niedrigen Scheunen sind wie die Wohnhütten mit 30 cm dickem Schilf gedeckt wie ein Reetdach in Mecklenburg oder Holstein. Kühe grasen, wir sehen frei laufende wilde Pferde. Kinder laufen barfuß auf den Sandwegen. Unsere Touristen-Autos empfinde ich als massive Störung in diesem Dorf, in dem die Menschen wohnen wie in alten Zeiten: 1907,1919, 1927 ist mit Holzbrettchen am verzierten kleinen Giebel der kleinen Häuser zu entziffern. Dann bringt uns das Auto an einen versperrten Zaun, das Naturreservat, Unesco-Kulturerbe. Hier erzählt der (ehem.Mathematik-)Professor über prähistorische Pflanzen, über die nur noch hier vorkommenden Lianen an riesigen Bäumen, führt uns zu einem 400Jahre alten mächtigen Stamm von 6 Metern Umfang, eine Eiche! Wir laufen durch die Waldpfade zu einer 15 m aufragenden Düne aus feinstem Sand, das sei typisch im gesamten Delta- Zeugen der Dunarea vecha, diese Dünen zeigen noch heute, wo die Ur-Donau vor allen menschlichen Eingriffen(Kanalbau, Deich, Damm…) ihre Flußrinnen zog, er zeichnet das Delta in den Sand, die 3 heutigen Hauptarme, die nach Osten strebenden Dünen wie ein Fächer. Auch endemische Urzeitpflanzen sind nachweisbar. Dann gibt’s Picknick, mit selbst gesammelten Pilzen und Ei einen Auflauf, in breite Sauerrampferblätter gewickelte Hackfleischbällchen, Tomaten aus dem eignen Garten, Fisch in Mehl-Ei-Hülle, Apfelstrudel.
Der Rückweg irritiert mich, denn das Boot „rast“ durch diese einmalige Idylle…die Möwen fliegen hysterisch und aufgeregt voraus… Herr Kersting vom Naturschutzzentrum daheim in Eriskirch am Ried wäre entsetzt… Am Abend kredenzt uns das Fischlokal nochmal Fischsuppe und Pfannenfische. Wir unterhalten uns mit Diane, ihr Mann ist fasziniert von Gh’s App mit den Sternennamen auf dem Smartphone. Das muß der seinem Vater zeigen, ein Professor, ein Astronom! Am Mittwochmorgen starten wir um 9 und suchen uns nach Seemeile 9 einen neuen Altarm der Danube. Schon nach 12 km fällt der Anker in zauberhaftem Seerosenland. Ein Fischer holt seine 15m-Reuse und bietet uns 2 noch sehr lebendige Hechte an… Sie landeten am Grill am Heck.Lecker.Viel Wind in der Nacht… Die Kunde vom Segelwind am Meer.