Zauberhafter, einsamer Donau-Ankerplatz im Schilf, km 9, vor Sulina: 3.-6.Sept.2014
Wir tuckern friedlich bis zu „KM 9“ und biegen vom kanalisierten Sulina-Donauarm nach links ab in die alte Donau, die Dunarea veche. Schilf, Seerosen , gelbe Kugelblüten, weiße Zackenrosetten, Haine mit großen Weidenbäumen hinter dem rauschenden Schilf.
Möwen (die heißen Pescarus auf rumänisch) braungoldene Stork, weiße Reiher, Froschgequake…. Ende der Welt. Nur noch wenige Delta-Touristen, ein paar Kajakpaddler, Ruhe.
Fischer kommen und bergen ihre großen Reusen, golden-grün leuchtende Hechte…2 kaufen wir. Lebendig. Blutrote Kiemen… 30 cm lang…
Wir schlafen wunderbar. Früh startet der Großputz: Böden, Teppich, im Cockpit kommt die Teak-Gräting raus, Scheuermilch, Bürste, Schwamm. Hygiene mit Sagrotan im WC, alle Vorratsfächer ausräumen… Gerhard prüft alle Segel, Beschläge, Schoten, Fallen, Spibaumbefestigung, macht Motor-Check. Klarmachen fürs Meer, fürs Segeln, für die 1. Nachtfahrt nach Constanta….
Der Wind braust, er gewinnt an Stärke, wir schätzen 5-6. Wir „müssen“ hierbleiben, wie schönJ…Ein zauberhafter Platz zwischen den 3-5 Meter hohen Schilfrohrhalmen, die rascheln und rauschen und sich wiegen im Wind, sich niederbeugen und wie die großen alten Weiden sich fast demütig im Wind neigen.
Mein selbst gemachtes neues Moskitonetz am Bug-Luk bewährte sich im Wind, das zarte Gazenetz im Cockpit müssen wir aber nachts abmontieren. Husch – schnell rein, die Schnaken sind gierig.
Mittags gibt’s Suppe mit in Butter angeröstetem Grieß und tags drauf einfache Kartoffelsuppe mit Kohl, Zwiebeln, Tomaten und roter Paprika, dazu Salat und Ziegenkäse. Im Lipowanerdorf Mila 23 gab es in einem 4 qm kleinen Laden die ersten Pfeffernüsse mit weißem Zuckerguß, eine nette Abwechslung zum 3-Uhr-Nescafé – am 5. September!!!
Erika schickt uns ne SMS: 100 km nördlich vom Polarkreis am Weg zum letzten Ziel LOFOTEN. Noch 14 Tage bleiben von 7 Monaten im VW-Bus! Hurtigrouten bringt die 2 zurück in den Süden…Am 7.Okt. 1.Arbeitstag im Allgäu!
Unser letzter Abend im Fluß? Ich kann mich nicht losreißen von dem Idyll: Sonnenuntergang überm Schilf. Sooo schön die kleinen grau-blauen Schäfchen-Wolken, der orange-rote Schein am hohen Himmel über den windbewegten Wellen der Donau…Von 12 Fotos setze ich 5 in diesen Blog. Verzaubert.
Am Morgen wache ich um 6 vom 1. Fischerboot auf und erlebe so wie ein Gebet den pinkrosa Sonnenaufgang am 6. September, fast demütig vor Glück schaue ich auf Knien von der Koje aus dem Schauspiel der aufgehenden Sonne zu, singe leise ein Kirchenlied und genieße den Blick zum Himmel am Morgen … nun hinüber zum „anderen“ gegenüberliegenden Ufer. Die letzten Stunden am Fluß….
In 80 Tagen die Donau runter bis zum Meer
Mit tiefer Dankbarkeit bedenken wir die zurückgelegten 2525 Kilometer, 80 Tage unfallfrei… und all die Erlebnisse der letzten fast 3 Monate. Wir haben so viel Zeit gebraucht- und es war gut so. Wir beide haben einen Traum Wirklichkeit werden lassen. Dafür sind wir dankbar! Und reich beschenkt.
Die Bilder. Hier