Wird der Mast auf dem eigenen Schiff aufgerichtet, ist das immer eine spannende Angelegenheit. So auch diesmal.
Wir fahren in das alte Hafenbecken bei Galati ein Große, aufgelassene Speichergebäude, rostige Schwerlastkräne und in einer Hafenecke 3 Schwimmdocks, ein mächtiger Schwimmkran und einige Schubschiffe. „Ja, das ist die Navrom Werft“, informiert uns ein Fischer. An einem kleinen Ponton verbringen wir die Nacht.
Früh wecken uns Werftgeräusche, laute, hohle Hammerschläge, das Surren fahrender Kräne und die gewohnt laute Unterhaltung der Arbeiter. Man erwartet uns und wir sollen direkt am 100t- Schwimmkran anlegen. Ich geh hoch zum Direktor, der stellt mich dem Meister und dem Kranführer vor. Wir legen fest, wo der Mast zum Vorbereiten liegen soll. Dazu gesellt sich noch eine Gruppe Arbeiter. 2 neue gelbe Heißstrops ( Tragkraft 50 t, unser Mast wiegt mit allem 0,2t) legen wir um den Mast und der riesige Arm des Krans schwenkt unseren Mast auf das neu verlegte Holzdeck des Schwimmkrans. Sehr souverän und ruhig verläuft alles. Da liegt er nun und ich entschnüre ihn. Die Leute packen überall mit an, fachgerecht aber doch zu viele. Auf der Reise fiel uns immer auf, dass alles mit vielen Personen erledigt wird, zu vielen, für unsere Begriffe. Gerdi klart in der Zwischenzeit das nun wieder wunderbar leere Deck unserer EOS auf. Der Radarreflektor erhält seinen Platz am Masttop, alle Wanten werden sortiert und die Wantenspanner an Deck befestigt. Wir prüfen die Funktion von Anker- und Dampferlicht und die Beleuchtung des Windpfeils. Das alles sitzt für später unerreichbar ganz oben im Mast. Kurze Aufregung weil das Dampferlicht dunkel bleibt. Entwarnung, nur ein Stecker hat sich gelöst.
Jetzt nimmt der Kranführer wieder seinen Platz hoch oben in der Kanzel ein. Wir legen eine Schlinge um die Saling und wieder hebt sich der Mast. Ich staune über die ganz feinen Bewegungen des riesigen Auslegers. Ich habe etwas ruckartiges, grobes erwartet. Jetzt kommt Bewegung in alles. Rufe, Anweisungen, die Kranhupe, wenn sich der Führer oben bemerkbar machen will. Wir versuchen das Rollreff des Vorsegels im Bugbeschlag zu fixieren. Dabei fällt mir ausgerechnet der Spezialbolzen ins 10m tiefe Hafenwasser. Eine Schraube wird zum Ersatz. Jetzt findet der Mastfuß seinen Platz an Deck. Hin und her eilen die Leute. Nun befestigen wir die Wanten an den Spannern und jetzt steht der Mast. Kleines Problem noch beim Ablassen der Seilschlinge von der Saling. Das lässt sich aber mit unserem 5m- Bootshaken lösen. Die ganze Gruppe beruhigt sich wieder. Gerdi und ich trinken ein Glas Schnaps auf die gelungene Arbeit. Aber fertig sind wir noch lange nicht. Den Mast richtig verspannen, alles aufräumen, nimmt noch Stunden in Anspruch. Im Büro bei der Bezahlung gibt’s noch eine finanzielle Überraschung. Den Schwimmkran bekommt man nicht für einen Apfel und ein Ei. Aber ich habe auch nirgends einen kleineren Kran so wie am Bodensee gesehen.
Noch eine Nacht verbringen wir zwischen Kran und Schwimmdocks. Eines davon wird geflutet und ein Passagierschiff schwimmt auf. Nachts fährt ein Schubschiff ein und wird angehoben. Ganz langsam hebt sich sein Unterwasserschiff aus der Donau. An dieser Art von Schiff vermissen wir jede Eleganz. Wie ein Boxer mit der flachen Schnauze, ein reines Arbeitstier. Ein Mitarbeiter flitzt in dem ablaufenden Wasser und fängt Fische mit der Hand, die sich nicht mehr ins Tiefe retten konnen. Als er alle Hände voll hat, nimmt er den letzten am Schwanz in den Mund. Lustig, dem zuzusehen. Dann ist endlich Stille, um Mitternacht. Nur die grellen Scheinwerfer tauchen alles in ihr weißes Licht. Anderntags verabschieden wir uns, drehen noch eine Runde im Hafenbecken. Die Arbeiter winken uns. Eine etwas aufregende, aber angenehme und fachgerechte Arbeit ist zu Ende.