21.-24.Sept.: CANAKKALE und bis zur 1.Insel! Bozcaada. (Gerdi)
Cannakale und die Marina kannten wir schon von unserem 1. Mal, 2010, als wir von Kilada GR via Euböa, Sporaden-Inseln, Halbinsel Chalkidiki, Insel Thassos und I.Samothraki durch die Dardanellen segelten. Diesmal also von Osten, und wieder tummelten sich Delfine um uns bis in die weite Bucht vor der lebendigen Stadt Canakkale, das heißt Krug, Kanne-so rund ist die Bucht. 2014 erwischten wir die Festwoche, es gab täglich gute Life-Musik oder Straßenkünstler, Amerikaner mit ihren Einrädern, Jongleure und Feuerschlucker. Kopf an Kopf promenierten viele viele Leute am Ufer, alle Altersklassen, auch öfter mit Kopftuch als 2010!
Das kolossal große Pferd aus Holzbalken stand am Troya-Platz, die Stände mit den gekochten Maiskolben, der pinkrosa Zuckerwatte, den Sesamkringeln, den Holzpferden und Souvenirs, den Perlenketten, dem Eis. Ein Fischer bot seine noch lebenden (!) Fische in flachen Schalen am Hafenrand an, umzingelt von 8 hungrigen geduldig wartenden Katzen!!!!
Wir suchten die engen Gassen auf, in denen so viele Döner brutzeln und inzwischen auch Mc Donalds und Pizza-Lokale um Kunden werben. Unbeschreiblich, wie viele Leute hier „auf der Straße essen“, vor winzigen Kneipen 2 Tischle, ein paar Holzstühle…Auch wir kehrten 2x im „London Restaurant“ ein, Kebab chicken und Köfte am Teller, köstlich. Es gibt einige Buchhandlungen, und ein deutschsprachiger Buchhändler läßt uns in das Buchgeschäft auf der andren Straßenseite führen und da in den Keller, in dem vor lauter hohen Bücherstapeln in allen Sprachen kaum Platz zum Stehen ist. Aber doch erstaunlich, was sich da alles findet beim deutschen Regal. Grammatik, Geschichte, Philosophie, Gedichte, Kant und Marie Louise Fischer nebeneinander, Bertelsmann-Romane, Reiseführer. Wohl aus Wohnungsauflösungen. Die 20 Lira zahlen wir aber nicht, nur 40 für 4 Bücher, alle an Bord sind ausgelesen J!! Neues muß her, am Morgen bringt Gh. unsere zum Buchladen und er bekommt noch ein 5. ,geschenkt.
Ihr fragt euch, was wir denn 2-3 Tage in Canakkale wollten? Eigentlich nur einkaufen, und mal Fleisch für ein Thai-Gericht aus dem Wok, Rinderlende oder Huhn. Und wieder mal duschen, sogar warm. Der Hauptgrund aber war der WIND: Stärke 6,7,8…wir hörten, im östlichen Schwarzen Meer hatte es 12 Windstärken. O Graus….
Im Hafen trafen immer mehr große Katamarane ein, riesige Zweirumpf-Schlitten, einer fast 50 Fuß aus Sotschi…Wo die Winterolympiade war.
Ein Abenteuer muß aber noch erzählt werden: 2 junge Franzosen kamen am Abend mit ihrem kanari-gelben Zweier-Kajak in den welligen Hafen reingepaddelt. Sie sind 14 Monate unterwegs, waren in Gibraltar, paddelten die Adria hoch um Venedig zu sehen, besuchten Italien, Albanien, Griechenland und nun wollten sie ordentlich auch in der Türkei einklarieren. Aber die Polizei und Zöllner gaben ihnen kein Transitlog. Es sei nicht erlaubt, mit einem Boot ohne Motor die Dardanellen usw. zu befahren, zu gefährlich. Die beiden Studenten aber hatten nun Zeit-Not: Douglas erklärte uns, am 2. Okt. müssen sie in Istanbul sein, der Sponsor erwartet sie, die Familien kommen mit dem Flugzeug, der Rückflug ist fest gebucht und v.a. sie müssen pünktlich zum Studienbeginn vor Ort sein in Frankreich. Sie schliefen mal auf einem Fischerboot, wurden bei uns zum Frühstück eingeladen, alle fragten dauernd, ob’s voran geht. Nichts…
Bei einem Abendspaziergang sahen wir unsre Schweden-Familie (Sulina/Donau neben uns) mit ihrem Katamaran ankommen. Sie ankerten frei. Früh kam der papa mit dem Dinghi an Land und kam zur Marina, er hatte die EOS gesehn. Nun kam die Idee, daß er die beiden samt Kajak im Schlepp auf seine Yacht mitnimmt… und auf offnem Meer außerhalb des Hafens zum Weiterpaddeln entläßt. Welch eine Erlösung für die 2 und uns alle. Die Stempel zum Nachweis, daß beide sich ordentlich am Hafenamt polizeilich korrekt gemeldet hatten, bekamen sie nun schließlich doch-dann nix wie weg.
Unsere Erika in den fernen LOFOTEN meldete auch SOS: der Camelbak mit 3 l Wasser hatte ein Loch und das Wasser ergoß sich im Rucksack beim Umsteigen vom Bus ins Fährschiff auch in den Schutzbeutel mit dem kostbaren Laptop…mit allen Norwegenfotos…. Stoßgebet. Jetzt ist sie auf der Hurtigrouten Kong Harald, Richtung Süden, Bergen. Dann in die Heimat nach 7 Monaten Kletterurlaub quer durch Europa zw. Pyrenäen und Norwegen mit dem VW-Bus!
Mitttwoch 24.Sept. können wir nach 3 Tagen endlich weitersegeln. Um 10 Uhr blähen sich die beiden Segel im Wind, das Meer hat dieses tiefe Blau, das alle Sehnsucht stillt. Südkurs, herrlich. Um 16 Uhr machen wir die Leinen fest am Kai der ersten türkischen INSEL in diesem Urlaub: Bozcaada Türkis leuchtet es ringsum die EOS. Nach 5 Minuten schwimme ich im glasklaren, sehr salzigen Meer-paradiesisch, 22°. Wie die Lufttemperatur. Wir wandern hoch auf die Festung, eine zinnenbewehrte Mauer und runde Bastionsanlagen. Drinnen spielen 6 Mädchen Verstecken zwischen den griechischen Säulenresten und Ausgrabungen. Von dieser Basis aus wurde der griechische Feldzug nach Troya geplant. Der alte griechische Name ist TÉNEDO – Stadt des Apollo. In byzanthinischen Zeiten waren hier riesige Getreidespeicher, um Getreide nach Konstantinopel zu verschiffen! Das Dorf Bozcaada ist voller Pensionen und kleiner Hotels, viele in griechisch-blau und weiß, auch blühende Blumen in Pötten vor den Haustüren, es erinnert uns an griech.Inseln, an Agathonisi, Sigri, Hydra.
Das Lycee liegt hoch oben am Berg mit einer zauberhaften Aussicht auf 2 Meer-Seiten. Im Klassenzimmer 7-8 Einzeltische, ein Mathematikbuch liegt da. Blumen im Garten. Das Militär nicht weit davon. Die Lokale am Hafen haben noch Hunderte von Stühlen draußen, aber kaum einer verweilt. Die in Reih und Glied stehenden Liegestühle flattern wie wild im Wind… Die Saison endet. Die Schulen haben nach 4 Monaten am 15. Sept. mit dem Unterricht begonnen, die meisten Türken arbeiten wieder, die Touristen sind nur noch spärlich zu Gast, es ist nachts kühl, der Wind unberechenbar. An brutzle ich die in Teriyaki und Ingwer mit Knoblauch fein marinierte Hühnerbruststücke im Wok, danach Zwiebeln, Aubergine, Zucchini, Paprika, Peperonischoten, Tomate, Zimt, Thai-Gewürz, Curry mit Soja-Sauce. Basmatireis dazu, ein kühles Bier. Als Nachspeise Halva! Nachts dreht der Wind auf Ost, die Eos rupft und reißt an Mooring und Vorleinen, schlafen ab 5 nicht möglich. Eine Yacht nach der andern verläßt den ungemütlichen Wellenbrecher (ein Hafen ist es eigentlich nicht, es gibt halt Festmacheringe und Moorings)-nach 1 Schüssele Joghurt lassen auch wir die EOS um 6.45 frei! Hinaus aufs Meer. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, es ist eisig kalt, ich zieh die Ski-Unterwäsche an, das Finkenwerder Fischerhemd, den Faserpelz, Wollsocken, die Wollmütze… und nach 5 Minuten sogar drüber noch die Ölzeug-Jacke. Von Jojo kam die SMS: „Flieger nach Kreta in Genf gerade noch erwischt!“ Die Abenteuer begleiten uns Spenglers. Wir aber segeln in den Morgen, drüben diese malerische Küste, diese geliebte Aussicht auf graue hintereinander geschlichtete Hügel vor rosa Wölkchen am Himmel… und dann kommt die Sonne. Feuerrot kriecht sie hinter dem vordersten Berg hoch. Noch wärmt sie nicht. Aber sie strahlt. Und irgendwie ist es wie der Traum vom Segeln in Griechenland. Das muß aber noch warten bis 2015. Wir werden die EOS an türkischen Gestaden überwintern. Mit viel Glück bekommt sie ein neues Teakdeck. Das wär dann optimal und ohne Zeitverlust zwischen den Saisons. Im Herbst oder im Frühjahr….Im Süden…bei Bodrum oder Marmaris, wo die schönen großen hölzernen Gulets gebaut werden.. Daumen halten!!!
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