9.Okt: Unsere Berg-Wanderung über BOZBURUN (Gerdi)
Morgenbad im Meer… Frühstück… um 10 machen wir uns auf zum Wandern. Mit dem Schlauchboot tuckern wir beide in den nahen kleinen Hafen, in dem viele Mietboote und Gulets ankern. Oleander blüht, in pinkrosa Kaskaden hängen die Bougainvillea-Blüten an den Häusern. Kürbisse liegen schwer in den Gärten, Ziegen meckern, in ihren Harems krähen die stolzen Gockelhähne… Die Oliven sind reif und werden von Frauen geschüttelt. Auf Planen lagern sie unter den ausladenden Baumkronen und zupfen die dunkelblauschwarzen Früchte ab… Meraba! Günaydin!
Dann wenden wir uns auf die rotbraune sandige Bergstraße, auf der die Mopeds der Bauern im Leerlauf herunter rasen. Ein Hirt treibt seine 50 Ziegen zum Stall zum Melken, groß sind sie, schlank, mit gedrehten Hörnern! Weiße, schwarze und kastanienbraune herrliche Tiere, so genügsam im Futter. An den Hängen der Berge sehen wir horizontal angelegte Felder, schmale Terrassen mit Naturstein-Mauern, wohl früher Brotgetreide. Ich erkenne einige kreisrund von Stein eingefasste Dreschplätze, die wir vom Peloponnesurlaub kennen. In der Mitte wurde ein Ochse angebunden und im Kreis geführt, so wurden die Ähren gedroschen.
Wir wandern bergan und können uns nicht satt sehen an den Ausblicken auf Fels und Meer, auf immer neue Hügelketten und Küsten… Dann wieder weit unten Bozburun, die ankernden großen Gulets. So friedlich das Bild, fast biblisch… An Farben nur felsweiß, sandbraun und grün von den Distelbüschen und Olivenbäumen, meterhoch aber unzählige Zwiebelblütenstengel, die weiß blühen wie bei uns die Lupinen. Diese Wege werden als Berg-Rad-Wege ausgeschildert und ein Radler würde wohl an unsrem Rastplatz unter der rieseigen Krone einer Steineiche (mit Eicheln) hinab ins andere Tal fahren, zu einem Fischerdorf in einer andren Bucht. Stumm vor Begeisterung versinkt mein Blick in diesem friedvollen Berg-Ketten-Rund, zu beiden Seiten menschenleere Flächen, einst Kulturland, teils auch mit neuen Ölbäumen.
Die Glöckchen der Ziegen bimmeln, sie stürzen sich wie Gemsen die Felsen hinunter auf der Suche nach frischen Gräslein, die nur eine Ziege findet in der trockenen Wüste hier… Nach 3 Stunden Aufstieg wenden wir uns zurück und alles sieht wieder ganz neu aus aus der „umgedrehten“ Perspektive. Ein wunderbarer Ausflug… Im Tal unten beschließen wir, noch einen Tag zu bleiben. Weil es so schön ist…. Sommer. Schlafen mit offnem Luk, Gh sogar an Deck unterm Sternenhimmel. Vollmondschein. Herz, was willst du mehr. Morgen schreibt Gh den Vertrag fürs neue Teakdeck. Eine Sorge weniger.
Im Frühtau zu Berge… (Gerhard)
Es liegt Tau auf der EOS und ich rudere mit dem Schlauchboot an Land um auf einem der Hügel die Gegend von oben zu sehen. Vielleicht 300 oder 400 Höhenmeter liegen vor mir. „Mein“ Berg scheint nicht steil zu sein, wohl bewachsen mit niederem Gras und von vielen Felsen durchsetzt, in der Karte ohne Namen.
Ich laufe durch Bozburun, nur wenige Leute sind unterwegs aber von überall her gackert es. Kleine Hühner auf langen Beinen picken vom Boden. Bergwege gibt’s hier nicht, so verlasse ich die Strasse und laufe querfeldein dem Gipfel zu. Die grünen Büsche erweisen sich als hartes Gesträuch und die Grasflächen stellen sich als stacheliges Gestrüpp heraus. Auf dem rauen Fels haben die Schuhe prächtigen Halt. So komme ich immer höher, den harten Büschen und dem stacheligen Sträuchern ausweichend, so gut es geht. Der Blick weitet sich immer mehr. Ich erreiche den Grat und unerwartet fällt die andere Bergseite fast senkrecht bis ins Meer abwärts. Klettern ist das jetzt noch nicht, ich muss nur beide Hände benutzen, denn der Grat wird steiler. Ein angenehmer Wind kühlt. Oben blicke ich in die Runde.
Buchten, Inseln, das Dorf, ringsum trockene Berge und unter mir eine wilde, felsgerahmte Bucht mit einem kleinen Bootshafen.
Schön, hier zu sitzen. Der Wind schmeichelt der Haut, kein Laut, kein Tierchen. Irgendwie ausgestorben. Nur scheinbar, denn Losung und braune Erde auf den Steinen lassen die Anwesenheit von Ziegen vermuten. Menschen kommen wohl ganz selten hoch, nicht die kleinste Müllspur. Abwärts geht’s leichter als rauf. Vorsichtig steige ich von Fels zu Fels. Weiter unten steht noch Stachelbusch- Gürtel im Weg, dann bin ich unten beim kleinen Fischerhafen. Noch die Strasse zurück und ich bin wieder im Ort bei den Yachten und unserem Schlauchboot.
Alle Fotos: Hier
Gerade habe ich ein bisschen in euren Reiseberichten gelesen, ihr berichtet so wunderbar, dass man meint man sei selber dabei.
die mail-adresse von Ivan Trtanj lautet: info@historische-schiffsmodelle.com
ich habe ihn auch schon informiert, wegen den Schiffsbauplänen