Döner im Salonu

Der  „ILHAN DÖNER SALONU „…

…so fügt sich der Name auf der elektronischen Werbetafel über dem Lokal zusammen. Größe des Lokals etwa wie ein übliches Wohnzimmer bei uns. Im Tresen, der das Zimmer trennt, machen die angebotenen Speisen den Mund wässrig: Verschiedene rohe Fleischsorten, Köfte, Spieße, Meatballs, ein paar Vorspeisen und natürlich die Schalen für Zutaten zum Döner. Ganz außen zwei Tagessuppen im Angebot. Hinter diesem Wall rotiert der Chef, stämmig, mit Kochmütze. Ganz an der Wand dreht ein Dönerkegel seine schleichenden Runden. Vor dem Tresenwall haben 2 Vierertische Platz. Sie sind bei dem windigen, kühlen Wetter gut besetzt. Alles setzen ein paar Neonröhren ins kalte Licht. Vor dem Lokal auf dem Fußweg haben noch einmal 3 Tische Platz. Passanten weichen auf die Straße aus. Genau gegenüber parkt immer ein Motorrad. Erst als ein Auto ganz nah vor dem Motorrad eine überaus enge Parklücke nutzt und der Kellner mit dem Chef darüber spricht, erkenne ich den Sinn. Das Motorrad hält die Straßenseite gegenüber dem Salonu parkfrei, damit die Autos nicht so nah an den Straßentischen vorbeifahren müssen. Als das Auto den Parkplatz verlässt, postiert der Kellner sein Motorrad strategisch noch günstiger. Jetzt schafft es auch der beste Parkkünstler nicht mehr zu parken.

Ich gehe am Mittag ins Lokal, sehe mir an, was schmecken könnte und entscheide mich für die Suppe, die gut aussieht. Da alles Schwere sinkt und mich ein Blind Date  mit ihr erwartet, hebt der Kellner eine Kelle voll hoch und bemerkt „Fleisch“. Ich bleibe dabei. Dazu noch Su (Wasser). Die elektronische Werbetafel formiert auch „Beer“,  aber das habe ich noch niemand hier trinken sehen. Vielleicht weil die Moschee nebenan steht. Ich sitze noch keine Minute an einem der Außentische, da steht die Suppe und ein Korb Brot vor mir. Rindfleisch, Kartoffeln und Gemüse zeigen sich. Schmeckt sehr gut. Ich erinnere den Kellner „Bitte Wasser“. Der Chef hinter dem Tresen verkleinert den Dönerkegel mit einem langen, dünnen Messer. Viele take away Döner sind gefragt. Das geht zack zack. Brot in den Röstapparat, Klappe zu, Döner dünn runtersäbeln, Brot aus Röstapparat, Zwiebel, Tomaten, Joghurt (?) Salat, 2 lapprige Pommes und dann viel Fleisch zwischen das Brot (sind eher übergroße Semmeln). Alufolie abgerissen, eingewickelt, alles in Plastiktüte, 3 TL (1€) kassiert, fertig. Bei mehr als 3 Döner hat der Säbel Pause, dann rattert das elektrische Dönermesser. Zwischendurch bemerke ich nochmals „Lütfen, Su“ (Bitte Wasser) und esse weiter. Sofort wenn der Teller leer gegessen oder zur Seite gestellt, oder man sich zurücklehnt, wird abgeräumt. Das ist überall so Sitte. Dabei steht der Kellner vor mir, verharrt, wirft den Kopf leicht zurück, erinnert sich und bemerkt „Su“. Er eilt ins Lokal und bringt die Flasche Wasser als Nachtisch. Türkische Kellner eilen, es ehrt, schnell zu bedienen.

Dieser Döner Salon brummt mittags. Handwerker, Männer mit Krawatte…- aber Frauen habe ich dort noch nie gesehen. Drei Gäste, ich sehe an ihren Händen, dass sie Hand-Werker sind, bestellen und setzen sich am Nebentisch. Mit eingezogenen Schultern, vorgebeugt und  mit aufgestützten Armen löffeln sie ihre Suppe. Da fallen mir die Ermahnungen meiner Eltern ein: „Sitz beim Essen gerade und stütz Deine Hände nicht auf. Sonst verbrennst Du dir die Nase in der Suppe.“ Die Handwerker, die den ganzen Vormittag mit einem schweren Hammer und über Kopf 10 cm lange Nägel in dicke Holzplanken geschlagen haben, dürfen gebeugt sitzen und die Hände auf der Tischkante abstützen! Kopfarbeitern sei das nicht gestattet.

Mittlerweile scheine ich als Stammgast zu gelten: weil ungefragt ein Glas Tee auf Kosten des Salonus vor mir steht.

PS.: Die Überholung unserer EOS geht dem Ende entgegen. Das Teakdeck schaut gut aus, Kajüte und Plicht sind frisch lackiert, nicht so super wie bei uns, das habe ich auch nicht erwartet. Die Decke im Salon hat einen schönen, weißen Unterzug. Die Fugen in der Plicht sind geschlossen, können aber erst nach 3 Wochen geschliffen werden, weil die Dichtmasse langsam trocknet. Alle Beschläge sitzen an Ort und Stelle. Das Unterwasserschiff habe ich heute abgeschliffen. Unterwasser- Farbe wird von den Bootsbauern im April aufgebracht. Und ein Teil der Decke im Vorschiff wird eingezogen sobald das Material angeliefert ist, voraussichtlich morgen. Alles Mögliche konnte ich während der Zeit hier in Ordnung bringen und – der Kühlschrank funktioniert wieder -!

Der Ausführungsstandard hat nicht die Klasse wie wir ihn in Deutschland gewohnt sind. Am Können liegt es wohl nicht, eher an der Einsicht, warum so exakt zu arbeiten. Es kostet Nerven, immer wieder auf saubere Ausführung zu pochen und es ist auch nicht angenehm, so als „Aufpasser“ die Arbeit zeitweise zu beobachten. Da gabs einige Diskussionen. Auch wurden einige Arbeiten plötzlich als zusätzlich angesehen  um den Preis zu treiben. Aber es kam alles wieder ins rechte Lot und wir waren eine fröhliche Truppe. Das Ergebnis wird sich sehen lassen können.

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