Sonntag, 29. Mai, Orrikum adieu
Heute ist unser 13. Tag… der 13.?? Oh…
Gegen 15.30 Uhr treffen am Nachbarschiff, einem behäbigen belgischen Motorsegler, 5 auffällig geschminkte schöne junge Mädchen ein, Bikini, bald weinrote Lack-Badeanzüge, alle haben weiße lange weiße durchsichtige Chiffonmäntel an, im Wind wehen die langen Mähnen- aufreizend bewegen sie sich zur Discomusik. Am Heck ist eine Maschinerie von Filmkameras aufgebaut, alles spricht italienisch… Die EOS bleibt neidlos und ich steuere sie an den Nofretete-gleichen Schönheiten vorischtig aus dem Hafenmäander… Draußen frischt der Wind sofort auf. 4 ? Gerhard refft die Fock zwei Mal, ich laß mir die Öljacke bringen und den Südwester, schräg legt sich die EOS zur Seite, es spritzt bis ins Cockpit… Mein Käptn peilt die nahe Küste an, in 3 km Abstand ist die U-Boot-Werft, 3 graue Kriegsschiffe davor, eine Leichtmetall-Halle. Als wir in der Nähe einer vermeintlich verlassenen Militärbaracke einen Ankerplatz suchen, wirft ein kleiner Fischer genau vor uns sein Fischernetz aus. Also zurück. Am neuen Platz kommt ein andrer Fischer, sie grüßen freundlich, werfen wieder vor unsrem Bug ihr Netz ins Meer. Wieder drehen wir ab und fahren zurück Richtung Strandhäuschen. Auf 4 m WT fällt der Anker.
Da düst auf dem Strandweg mit Staubwolke und Motorgeheul ein Militär-Laster, ein Mannschaftswagen mit Plane, heran. Er stoppt ab, 2 Soldaten springen ab, bauen sich hinter ihrem Laster auf, gestikulieren mit beiden ARmen, pfeifen laut, rufen albanisch herüber… Mein Skipper steht am Bug an der Ankerkette, deutet an, daß er verstanden hat, zeigt mit beiden Armen über Kreuz „Stopp!“ „Verboten?“ Gerhards Daumen nach oben zeigt den Militärs: ok, verstanden, wir verschwinden!
Schon surrt die Ankerwinsch, die Kette knarrt, Anker frei! Ich lege sofort die Pinne hart nach backbord und lenke die EOS aufs offne Meer. Weg von hier. Langsam suchich mir einen Pfad zwischen den vielen kleinen „Bojen“, kleine Ölkanister oder Waschmittelflaschen. Dann fällt unser 24 kg-Bügel-Anker ein 3. Mal. Wassertiefe 3,5 m, ich fahre ihn mit 1500 U/min ein. Da uns beiden immer noch der Appetit fehlt nach Virus? Darmgrippe? – und ich seit 4 Tagen nix oder nur Suppe esse, koche ich nun eine in Butter braun geröstete Grießsuppe! Das macht einen guten Magen.
Wir stoßen mit einem Glas Retzina (Peter Schmidt sagt, der schmeckt nach Terpentin!) auf das kleine Abenteuer an und schlafen himmlisch bis um 7. -wir wollen einen weiteren Tag vor Anker vor dieser dicht bewaldeten Küste bleiben, in einer kleinen Ausbuchtung nahe bei einem Kai, der Polizist sagte, das sei gut zum Ankern für 1 Nacht…