Segeln in unbekannten Gewässern

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Die geraden, offenen Küsten liegen hinter uns und wir fahren nun zwischen den Inseln Westestlands in geschützten Gewässern. Fremdartige Namen wie Saaremaa, Hiiumaa, Muhu, Vormsi.

Wir vom Bodensee, die wir häufig im Mittelmeer fahren, sind hohe, gegliederte Küsten gewohnt. Hier zwischen den flachen Inseln verschwimmen die Konturen. Ist da eine gerade Küste oder eine mit tiefen Buchten? Alles spielt sich gering über dem Horizont ab. Schon ein einzelner Hackschnitzelhaufen zum Verladen am Hafen erscheint vom Schiff aus gesehen wie ein Berg.

Gestern waren wir abends noch auf dem Wasser unterwegs. Der Wind ist eingeschlafen und die See war spiegelglatt. Die Sicht wurde immer klarer und die flachen Inselchen erschienen immer näher. Das kann doch nicht Silmkare sein, die ist doch viel weiter weg? Sie war es aber doch.

Heute haben wir Kuivatsu verlassen und wollen Haapsalu anlaufen. Das geht hier nicht direkt, das lässt die Wassertiefe nicht zu. Wir fahren viele Ecken und wechseln alle paar Seemeilen den Kurs um genügend Wasser unter dem Kiel zu haben. Manchmal markieren Bojen einen Fahrweg oder Richtbaken, deren beide Türme oder Lichter genau übereinander stehen müssen. Schon ein interessantes Fahrgebiet. Allerdings sind wir das beide von der 2200 km-Donaufahrt gewohnt. Da mussten wir ständig an der Pinne stehen, 80 Tage lang. Hier kann der Automat den Kurs halten. Wir geben vor Fahrtantritt auf dem GPS den Kurs als geknickte Linie vor, überprüfen ihn ganz genau, dass er nicht über eine Flachstelle führt und fahren ihn dann nach. Vorsicht beim Kreuzen! Wie gesagt, sehr interessant für den Navigator.

Noch etwas zu den lettischen Häfen: Um diese Zeit sind sie noch leer. Letzte Nacht waren wir wieder das einzige Gastboot unter 2 oder 3 anderen Schiffen hier. Die Häfen sind SPITZE. Klare Einfahrtbezeichnungen, sehr saubere, große Sanitärräume, eine Sauna, sparsam eingestellte Wasserbrausen, Mülltrennung, Strom und Wasser an den Stegen, WLan ohne Passwort. 20 Euro für unsere EOS. Verglichen mit Bodensee, Polen, Litauen: Überall noch Nachholbedarf. Jetzt segeln wir schon stundenlang und nur ein kleines Motorboot haben wir gesichtet.

Anderntags über flachem Wasser nach Rohuküla, dem Fährhafen zu den Inseln. 9 Km fahren wir auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke nach Haapsalu zum Einkaufen. In „Sofa“, einem Gasthaus in der Old Town (schmucke Holzhäuschen), speisen wir das allerbeste Thunfischsteak mit Beilage, mehr fürs Auge angerichtet, weniger für einen Wanderhunger. 9 km zurück mit vollbepackten Rucksäcken? Wir nehmen mal ein Taxi.

Mittwoch, 22. Mai: Unser Ziel ist Dirhami. Die erste Hälfte führt über ganz flaches Wasser. Tiefere Fahrwege sind durch Bojen gekennzeichnet und führen uns im Zickzack an Flachstellen vorbei. Segeln geht bei Gegenwind wie heute nicht. Dann verlassen wir die Inselgegend und fahren in den Golf von Petersburg. Schöner Wind aus Ost. Wir kreuzen mit gereffter Genua auf. Unser Freund der Automat steuert zuverlässig. In Dirhami ist für heute Schluss. Keine Gäste außer uns. Das Dorf: Ein paar Häuser und ein winziger Laden, voll mit allem, was der Bürger so braucht. Ein Kleinod!

Ein lässiger Tag sollte es werden…

Wir verlassen den Hafen bei Sonne. Der Wetterbericht sagt 3 Bft aus Nordwest voraus, also ideale Verhältnisse. Draußen empfängt uns Nebel und über uns scheint die Sonne. Mit GPS umfahren wir die Ansteuerungstonne ohne dass wir sie sehen. Trotz der dicken Suppe weht der Wind. Man meint, im Zentrum eines Kreises zu fahren. Nichts um uns, ein paar Meter Wellen, dann alles nur noch weiß vom Nebel. Bald vergrößert sich der Sichtkreis und dann taucht wieder die Insel gegenüber auf. Nix Nordwestwind, wieder Nordostwind, genau da liegt unser Ziel. ..Wie oft in der Ägäis wochenlang…Der Wind frischt auf und wir verkleinern die Genua. Hart am Wind. Wieder reffen. Die Genua wird immer kleiner. Ein Schlag nach dem anderen. Zick-Zack…Die 26 Meilen zum Ziel nehmen Meile für Meile viel zu langsam ab. Draußen werden die Wellen zu Wogen. EOS schaufelt kräftig Wasser. Jede Stunde wechseln wir uns an der Pinne ab. Die Freiwache kann es sich im Schutz der Sprayhood trocken und windfrei gemütlich machen. Die Genua ist mittlerweile nur noch ein kleines Dreieck wie eine Sturmfock. So kann das nicht weitergehen. Ich suche auf der Karte ein näheres Ziel. Der Industriehafen Paldiski liegt näher und in einer tiefen Bucht. Aber da ist nichts für Sportboote.

Davor liegt aber ein flacher Strand. Im Fernglas sehe ich eine sandbraune Steilküste, also müsste der Grund aus Sand bestehen. Unser Ersatzanker (der gute 24-kg-Hauptanker ging ja im Felsgrund verloren) greift einwandfrei und 40 m Kette stabilisieren. Leicht schaukelt EOS, richtig angenehm. Die nassen Sachen trocknen im Wind in der Plicht und wir genießen die Ruhe. Ein schöner Abend mit leisem Brummen der Wanten.

Anderntags ein Klacks, ein wenig Wind von vorne. Der Motor treibt die EOS und nach 6 Stunden schält sich die graue Silhouette Tallins aus dem Nebel. Anruf auf Kanal 14: Wir dürfen in den Hafen einlaufen. Vor uns bestimmen 4 mächtige Kreuzfahrschiffe das Stadtbild. Und über den Schiffen die Altstadt auf einem Hügel, den die Eiszeit nicht abgetragen hat.

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Der Mond geht auf (Copy) - Kopie
Vollmond in heller Nacht

Da darf man nicht hinein geraten (Copy) - KopieIm Fischerhafen (Copy) - KopieDie Kiefern blühen gerade (Copy) - KopieEin wunderbares Lädele (Copy) - KopieEr filmt (Copy) - Kopiebequemes Segeln - Kopie (Copy) - KopieBei viel Wind - Kopie (Copy) - Kopie

So leer der Hafen von Roomassaare (Copy)
die EOS ist fast immer allein…

Muss aufbereitet werden (Copy) - KopieMuseum (Copy) - KopieIm Fährhafen Rohuküla (Copy) - Kopie

Nebel am Morgen (Copy)
Nebel. Kein Gefühl mehr für Distanzen.

DSC07555 - Kopie (Copy) - KopieZum Trocknen (Copy)