Seit 3 Tagen liegt die EOS in Glifada, einer Vorstadt von Peiraius und Athen. Erika ist gestern mit dem Flugzeug in die Heimat entschwebt. Sie fehlt uns. Es war etwas leer, als Gerdi und ich ans Boot zurückkamen. Für Minuten ist es still, dann pfeift wieder eine Böe von den Bergen in den Hafen und legt EOS leicht schräg. Nur nachts gönnt sich der Wind eine Pause.
Die Ägäis ist mit Wind geschlagen oder gesegnet, wie man’s nimmt. Die 51 Seemeilen von Hydra nach Serifos erledigt der Motor. Das Meer ist spiegelglatt. Die Bucht auch. Sie beschert uns einen ruhigen Abend, wir sind das einzige Wasserfahrzeug vor Anker. Wir baden im 24° kühlen Meer!Anderntags gehen wir mit Maroni, dem Mahagoni-Klapp-Beiboot an Land und spazieren durch das Ende der Welt, ein paar Häuser, ein Restaurant, ein Badestrand mit wenigen Besuchern. Die Strecke von Serifos nach Kythnos, nur 20 Seemeilen, spurten wir unter Segeln, Kaiserwetter. Seit Tagen fällt das Barometer gleichmäßig. Es liegt etwas in der Luft. Der Wetterbericht sagt 4 Bft. voraus, segelbares Wetter, aber aus unserer Zielrichtung. Draußen brist es auf, das Großsegel reffen wir 2 mal, die kleine Fock auch. Wir fahren schnell, kommen aber dem Ziel nur langsam näher, wir können „keine Höhe“ mehr laufen. Wir nehmen den Motor zur Hilfe. Die Wellen werden immer unangenehmer, wir steigern die Drehzahl um vorwärts zu kommen. Die EOS springt wie ein Bock, kommt vorwärts und stampft sich in den nächsten Wellen wieder fest. Es ist weit und breit kein besseres Ziel in Sicht. Noch 6 Stunden bis zum Ziel zeigt unser GPS an. Unmerkbar langsam gleitet die Küste der Insel Kea vorbei. Das Deck taucht ständig in die Wellen und schaufelt Wasser. Der Ankerkasten füllt sich, weil der Abfluss verstopft ist, das Wasser drückt über eine undichte Stelle ins Schiff und wird von der automatischen Lenzpumpe wieder nach außenbords gefördert. Keine Gefahr. Je weiter wir nach Norden schleichen, umso heftiger wird der Seegang. So etwas hat EOS und die Besatzung noch nicht erlebt. Alles hängt vom Motor ab, und der arbeitet einwandfrei. Erika bewährt sich bestens. Supermädel! Dabei ist sie nur als eineinhalb- Jährige auf Segeltörn mitgefahren, vor 19 Jahren!Endlich können wir in die Bucht Vourkari einbiegen, die Wellen sind nicht mehr und wir gehen längseits an einen Schlepper. Kein besonders schöner Liegeplatz. Nachts beruhigt sich der Wind etwas, schickt aber immer wieder heftige Böen. Anderntags, als wir früh am Morgen aufbrechen, weht der Wind wieder kräftig, aber doch nicht mehr so bissig. Wir vereinbaren, wenn uns eine Fahrt wie gestern bevorsteht, umzukehren und Erika nimmt die Fähre nach Piräus um ihren Flieger zu erreichen. Wunderbarerweise wird es eine angenehme Reise, kaum eine Welle will das Boot von der Plicht aus sehen, Mit halbem Wind 2x gerefftem Groß und stark gerefftem Vorsegel sausen wir dem Festland entgegen. Die Nerven aller entspannen sich, keiner will umdrehen. An Kap Sounion lässt der Wind nach und die Wellen werden harmlos. Noch ein paar Stunden nach Nordost und wir machen hier in Glifada an 2 Moorings fest.Anderntags fahren wir mit der Straßenbahn nach Peiraius, um ein Schlauchboot zu kaufen. Die klappbare. Maroni ist für 2 Erwachsene doch etwas klein Das bisherige Segel ist den Böen nicht gewachsen; es riß ein. Julian aus Kalamakki näht ein Neues.Der Wind hier stellt an Mannschaft und Schiff wesentlich größere Anforderungen als am Bodensee. Wenn 4 Bft angegeben werden, kommen wir mit der 10 Meter- EOS nicht mehr unter Segel gegenan. Das scheint aber hier normal zu sein. Diese echten 4 Bft. würde man am See wohl als 6 oder 7 „Clubhaus- Windstärken“ sehen. Mit halbem Wind oder leicht am Wind klappt das gut. Wir werden unseren Kurs darum ab jetzt wohl nach Südosten in die Türkei richten, da haben wir halben Wind und können an der türkischen Küste mit den vielen Buchten nördlich segeln. Im letzten Teil der Reise möchten wir südwestlich wieder zurück nach Mesalongion fahren und dort die EOS den Winter über lassen. Dort wird seit April eine neue Marina für 250 Yachten in die Lagune gebaut.Gerhard