Als Geschäftsführer (einer von drei) einer kleinen Firma lebe ich täglich mit einer besonderen Portion Verantwortung. Um das einigermaßen im Griff zu haben müssen wir ziemlich akribisch in die Zukunft planen, keiner der zahllosen parallel laufenden Aufgaben darf in Vergessenheit geraten und nur im Ausnahmefall ist mal irgend etwas »weniger wichtig«. Ich muss offen zugeben, dass seit drei Jahren »lab binaer« unsere geschäftlichen Ergebnisse das Maß aller Dinge sind. Ich habe weniger das Gefühl, dass das Privatleben zu kurz kommt, es ist nur kein nennenswerter Unterschied zwischen Geschäft und Privatleben vorhanden. Meine Kollegen hassen es, wenn ich Methaphern bemühe, aber es ist in etwa so: Ein Flugzeug, fällt ohne ordentlichen Vortrieb wie ein Stein zu Boden. Man kommt schnell ans Ziel, kann aber auch nicht eben mal kurz aussteigen. Es kostet viel Energie, ist aber ein spektakuläres Erlebnis. Man muss die Strecke gut planen, damit man nicht in ein Unwetter gerät. Und man kann den Laden nie ganz alleine am Laufen halten, es muss einen geben der die Technik des Fliegers kennt, einen Piloten, jemand der sich um die Passagiere (die nicht vergessen!) kümmert und verlässliche Leute am Boden.
Ich glaube, ich kann für Luci sprechen wenn ich behaupte, dass es bei ambitionierten Angestellten nicht anders ist. Wir beide hatten keine Zeit und kaum freie Denkkapazität um einen Sommerurlaub zu planen. Vielleicht hatten wir aber auch keine Lust zum planen (siehe oben). Einzige Grundlage: Unser Flieger »lab binaer« hat einen 3-wöchigen Zwischenstop eingelegt und Luci hat zur selben Zeit Urlaub. Ende September. Sowas-von-Nebensaison. Jemand hat gesagt: Buch Hin- und Rückflug nach Athen – nehme den Bus X96 zum Fährhafen Piräus – buche die nächste verfügbare Fähre auf irgendeine Insel – setz‘ Dich aufs oberste Deck. Drei Wochen später wieder aufwachen. Inselhopping auf den Kykladen, mehr hier. Nach 5 Minuten auf der Fähre, als der Dreck von Piräus, der Straßenlärm, die brüllenden Ticketverkäufer allmählich leiser als die Schiffsmaschine wurden, war uns klar was gemeint war. Wir haben auf der Stelle alles vergessen und sind erst vorgestern, in München, 20 Grad kälter, unsanft geweckt worden aus – ist mir Wurscht wie schmalzig das klingt – einem Traum. Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr ausführlich am Mittelmeer: Ich hatte nicht vergessen dass Griechenland nach Thymian riecht, dass die Haut kratzt nach dem Baden oder wie dieses Sesam-Anis-Gebäck schmeckt. Aber ich habe vergessen wie es wirkt. Ich war mit Luci drei Wochen auf Serifos, Sifnos, Paros, Ios, Folegandros: Ich habe gelernt, dass es dort unglaublich sauber ist, dass tadellose Zimmer um 20€ kosten können, dass man niemals Angst um sein Gebäck haben muss. Und dass das alles für Athen nicht gilt.Mit Lucia habe ich noch einige Tage mit meinen Eltern in Paros und Ios verbracht, unzählige Erinnerungen aufgefrischt und mich an diesem sonderbaren Zustand erfreut, der hier im Blog vielleicht kaum rüber kommt: Wer so lange segelt wie meine Eltern ist längst kein Tourist mehr, aber auch alles andere als ein Einheimischer. Meine Eltern sind Reisende. Danke für die schöne Zeit! Leinen los!
Gr???? Dich Martin, danke f??r den Blogteil und die Fotos. Gut gelungen! Ihr beide wart auch angenehme Gastsegler!Machts gut, Ihr Werkt??tigen.Papa um 7 Uhr im Hafen von Monemvasia
Ja, ja… Eindeutig ein K??nstler am Werk. Sch??ne Bilder! Alles Gute und genie??t auch die angenehmen Seiten Deutschlands. Eigener K??hlschrank, Freunde in der N??he, eine Waschmaschine, Prinzenrolle…
Auf diesen Bericht hab ich sehns??chtig gewartet. Und er kommt am Ende dieses anstrengenden Tages gerade zur rechten Zeit. Sch??n geschrieben!Gru??,Joachim
7.Okt., nach einer wilden Nachtfahrt von 23 Uhr bis 13 Uhr am andern Tag…vorbei an unsren Sommer-Ferien-Landurlaubsd??rflein Chrani, Dimitrios, Stupa, Pirgos…ging es in wildem See-Galopp, bis nach Kalamata-Marina. Ein Gewitter hat uns nach knapp 2 Stunden aus dem Schlaf geholt! Binnen 5 Minuten hie?? es auf 2,5 m Wassertiefe Anker auf gehn und lospreschen, raus aus der Felsenbucht Kaio, kurz vorm Kap der Mani, im S??dwesten des Golfs von Lakonien…..Faserpelz, ??lzeug, Lifebelt, angeleint.B??se Wellen….Fr??h um 4 l??st mich Gerhard am Ruder ab, schlaflos, genaue Navigationsarbeit an der Karte,…Ihn erwischt der prasselnde Regen… 9 Uhr Fr??hst??ck auf See. Nur minutenweise fand man Schlaf.Sonniges Ankommen unter den restlichen Gewitterwolken… Sch??n, Martin, dein Sinnieren ??ber das Loslassen und Pause machen. Einfach mal weg, von Gesch??ft, Alltag, Stress und Verkehrsgew??hl. Ja, die Nachsaison, herrlich. Die Tavernen zwar meist "L??den dicht" und geschlossen, kein Liegestuhl und Parasol(Sonnenschirm) am Strand…aber wunderbar die Ruhe. Wir genossen das auf Sikinos bei einem Morgenspaziergang hoch zur Chora……Ein TRAUM. Aber das hast du mit Luci ja genauso erlebt. Und nachempfunden. Diese Gabe des Genie??ens hast du dir bewahrt. Du warst 1983 beim 1. unserer 4 Dreimonatst??rns ein Baby von 3 – 6 Monaten. Immer fr??hlich. Auch als Erstklasskind beim letzten T??rn 1990. Ich w??nsch dir Kraft f??r die Pause zwischen dem Kykladenurlaub 2010 und dem n??chsten 2011, vielleicht mit uns auf der EOS irgendwo bei Sizilien,Sardinien, Korsika?? Herzlich eingeladen seid ihr beide. Mama