Von Astakos, der angenehmen Stadt vor dem Berg nach Mythika treibt uns leichter Wind nordwärts. Rechts die hohen Berge, knapp 1000 Meter hoch, links die Insel Kastos und dahinter die Insel Kalamos.
EOS segelt vor dem Wind
Da kommen Erinnerungen an eine Segelreise mit unserem früheren Schiff MARION auf. Martin und Joachim waren in der ersten und zweiten Schulklasse, Erika, 1 ½ J., konnte gerade laufen. Marions Motor lieferte statt Kraft am Propeller nur schwarzen Rauch aus dem Auspuff. Keinerlei Wind und Marion wurde immer mehr zum felsigen Ufer getrieben. Schließlich waren es nur noch ein paar Meter dort hin. Ich ruderte den halben Nachmittag mit aller Kraft mit unserem Zodiac-Schlauchboot, um die 5-t-„Marion“ von den Felsen wegzuschleppen, bis uns ein wenig Wind erlöste. Dann brach die Nacht herein. Alle schliefen und ich widmete mich dem Volvo-Benzinmotor. Immer wieder versuchte ich zu starten bis zum Wummm. Die Benzindämpfe hatten sich bei einer Verpuffung entzündet, der Motor stand in Flammen. Er befand sich im Salon unter dem Esstisch!!! “Feuer im Schiff“ rief Gerdi. Alle waren sofort hellwach. Die Buben flüchteten mit Schwimmweste im Arm durchs vordere Luk am Bug nach draußen, Gerdi zerrte Klein-Erika am Füßchen aus ihrer Hunde-Koje. Ich riss den Feuerlöscher von der Wand und im Nu war das Feuer gelöscht. Es war schon kurios: Alle 4 standen mit schreckgeweiteten Augen in dunkler Nacht im Cockpit und im Salon sah alles weiß aus als hätte es geschneit. Es duftete nach Bratkartoffeln, denn unterm Tisch bewahrten wir in einem Netz die Kartoffeln auf , die angeräuchert wurden! Nach oberflächlicher Reinigung setzten wir die Segelei fort und liefen unter Segel in den nachtschlafenden Hafen von Kastos ein.
Diesmal haben wir mehr Glück. Ohne Probleme ankern wir neben dem kleinen Hafen Mytika. Wir hätten auch im Hafen Platz, aber ankern ist schöner. Die Luft zieht durchs Schiff, wir haben wechselnde Aussicht, weil sich die EOS bewegt und der Anker hält sicher. Wir drücken ihn mit 2000 Motorumdrehungen in den Schlickboden.
Die Kapelle im Fels
Anderntags wandern wir zu einer kleinen Kapelle im schneeweiß gekalkten Fels auf halber Bergeshöhe. Gläubige haben am Hang in früheren Zeiten eine kleine natürliche Felsenhöhle vorne zugemauert. Der sakrale Raum im Inneren ist arg verkommen. Die Sicht auf Berg, Stadt und Meer ist grandios.
Blick auf Mytika
Überhaupt gefällt uns diese typisch griechisch gebliebene kleine Stadt Mythika. Die Hauptstraße ist belebt, kaum Touristen und an 2 Seiten das azurblaue Meer. Ringsherum hohe Berge und hohe Inseln. Wie im Tessin! Erinnerungen treiben uns anderntags nur 2 Seemeilen weiter zum kleinen Hafen in Episkopi auf der Insel Kalamos, Hier segelte Martin mit der 2m-Klapp- Banana. Eine kräftige Böe ließ das Mahagoni-Schifflein auf die Hafenmauer zuschießen. Der kleine Steuermann rief um Hilfe, die BANANA kenterte rechtzeitig, der Bub fiel mit Schwimmweste ins Wasser. Papa eilte im Gummiboot zu Hilfe.
Nun, 24 Jahre später, geht alles glatt. Stephania und ihr Mann haben mittlerweile eine Taverne mit Mountainbike-Verleih (1 Stunde = 1 Euro) eröffnet, manche Häuser sind verfallen, manche dienen als Ferienwohnungen. Der Ort wirkt bescheiden, hat aber einen schönen Wald im Hintergrund, in den Gärten reifen Aprikosen, Mirabellen und Walnüsse, und morgens kräht der Gockel.
Aprikosenbaum in Episkopi
Wir lernen Joannis kennen, Chef der Marina in Mytilini ganz nah an der türkischen Küste. Er hat in Deutschland studiert. Er lädt uns ein. Bei griechischem Kaffee in seinem Ferienhaus bitten wir um seine Ansicht, wie er die Wirtschaftskrise seines Heimatlandes sieht und wie die Griechen derzeit zu den Deutschen stehen.
Im Garten bei Ioannis
Abends erfahren wir von der Ankunft einer Fähre anderntags ganz früh. Um Platz zu machen, drängen sich al
le drei Gastyachten in den hinteren Hafenteil. Die Fähre kommt aber nicht und die wenigen Fahrgäste ziehen mit Sack und Pack auf Schubkarre wieder ab. Wir wandern abends noch zu einem verfallenen Kloster und einer Quelle durch schönen, feuchten üppigen Wald. Anderntags legen wir noch einen Stopp in einer Bucht auf Meganisi ein. Charterjachten haben die Insel voll im Griff. Nichts wie weg. Mit beiden Segeln ausgebreitet wie ein Schmetterling steuert uns der Autopilot auf den Kanal von Levkas zu, einer schmalen ausgebaggerten Wasserrinne durch flaches Lagunengebiet.
Damals 1987,ankerten wir (unser Motor war ja immer noch kaputt) und nahmen Schlepphilfe durch einen holländischen Segler in Anspruch. Uns zieht heute der Wind mit maximal erlaubter Geschwindigkeit durch den Kanal und wieder ankern wir im Hafen von Levkas, der umtriebigen Stadt. Für Marions Motor kam hier damals ein Fachmann zur Hilfe: Der Verteiler hatte sich gelöst und die Zündkerzen lieferten zum falschen Zeitpunkt den Zündfunken. In 10 Minuten war alles erledigt.
Jetzt ankert EOS frei im Hafenbecken. Wir nutzen den Tag zum Tanken, Wäsche-waschen-lassen und Einkaufen. Abends sitzen wir 2 Stunden im Internet-Café für den blog und lassen uns Souflaki und Gyros- Pita schmecken.
Morgen möchten wir mit dem Bus ins Inselinnere fahren und von dort nach Nidri runter wandern.
Die Bilder:
Liebe Gerdi, lieber Gerd!Welch sch??ne Bilder! weiterhin gute Reise, mit soviel Sch??nem um euch rum!Herzliche Gr????e! Vroni
Bei der Geschichte mit dem kaputten Motor und dem Feuer an Bord wurde ich ganz aufgeregt ;)Ich w??rde mich jetzt gerne f??r einen Abend zu euch beamen. Bei dem gem??tlichen Schaukeln der EOS und dem Geruch nach Sommer in Griechenland einfach ein bisschen entspannt plaudern… Weiterhin alles Gute – ich freu mich schon auf den n??chsten Beitrag!Erika