Die Flusskarte: Klick
Gerdis Memories: 29.-31.Juli 2014 hinter Inselchen Moldova/Golobac
Der Abend begann bürgerlich: rosa Kartoffeln, Rahmgeschnetzteltes vom Metzger daheim und Krautsalat…Dann briste es auf, es heult, es rauscht, die ruhigen Seerosenflächen beginnen zu wabern und sich in Hügel zu verwandeln… Weiß die zwischen den Schilfinseln durchscheinende rumänische „See“-Fläche, gischtsprühend…Die hohen Windflügler drehen sich wild, 6 bft, 7? Immer höher die Wellen, EOS überholt den eignen Anker, Gerhard bringt 2 Eimer an Tauen im Schlepp aus. Der Wind nimmt zu. Es wird eine schaukelige Nacht, im Bug rolle ich und ziehe lieber um in den etwas „stabileren“ Salon überm Kiel…
30.Juli: Viel Wind auch nach der stürmischen Nacht mit wenig Schlaf… Schaukelei wie 2010 im Hafen von Syros(Kykladen)!! Wenig Appetit. Meteo via Smartphone: weiter 7-8 bft, auch die Nacht wieder starkwindig. Wir werden bleiben… Der Anker hält, aucwenn es irritiert, daß er so wenig Zug auf der Kette hat…Alles verzurren, die Solarzelle wird mit 3 Seilen gebändigt gegen die starken Vibrationen, die große blaue Stoffpersenning, die um einen Ast gewickelt quer überm Mast schwankt und sich aufbläht wie ein Spinnaker, wird mit Seil umwickelt wie ein Paket. Die serbische zastava wird eingeholt und die deutsche Nationalflagge (11.Aug.2011 Palermo) wird eingerollt, die Clubfahne zerfasert zappelnd im Wind. Notessen mangels Einkauf: die letzte kleine Gurke mit Dill, eine Dose Fisch für Gh., wir haben kein Obst(gab keins in den Miniläden), wenig Wasser…
Heftiger Wind stürmt den ganzen Tag lang, weiße Gischwellen brettern über den aufgestauten „See“, das Wasser wird in Wogen getrieben entgegen der Strömung der Donau. Bei diesem Seegang können wir es nicht wagen, in die Katarakt-Enge zu fahren! Dösen, Lesen, Die 2. Nacht vor Anker im Starkwind, laut Meteo Romania wieder 7-8 Bft.
Am Abend gegen 20 Uhr wieder die große Versammlung der weißen Silberreiher auf der einen Baumgruppe einer Nebeninse im Flachwasser bei der großen Steinplatte. Wir beäugen aufmerksam kontrollierend unseren Ausblick, mal liegt die Eos längs dem Ufer, mal mit dem Bug rechtwinkelig im Wind… Gespenstisch. Abends macht sich Gh. 300 g Spaghetti mit Parmesan und Öl. Das Schiff rollt und schaukelt ohne Unterlass, aber man gewöhnt sich sohl allmählich an diese Un-Ruhe. Schon um 9 legen wir uns in die Koje, länger sitzt auch kein Schreibtisch-Angestellter! Liegen geht aber nur in Bauchlage bei dem Seegang… wir schlafen relativ gut, alle Stunde Ausguck und unsere „Ankerwatch“ ist an. Ganze Nacht wilder Seegang und Lärm von heftigen Donnerschlägen nach taghellen Blitzen, riesengroß über den ganzen Himmel. Starkregen prasselt aufs Schiff, es braust und schlägt am Bug. Um 5 Uhr hört das Brummen in den Zurrgurten am gelegten Mast auf, das Pfeifen wird stiller, Eos schweigt. Wurde ich bislang wie in einem zu schnell fahrenden Auto in die Matratze gepresst bei den schnellen Schiffsbewegungen,als wäre das Schiff in voller (Segel)fahrt, kiann ich nun auf der Seite liegen und sogar das Luk öffnen. Stille. Wir sehen uns an und können es kaum glauben. Nach vollen 36 Stunden Starkwind am Anker RUHE. Um 6 stehn wir auf, kleines Frühstück, violett-anthrazitgrau der Himmel hinter uns, wir wollen hier weg!! Um 6.45 Anker auf und Richtung Stadt Golubac und Katarakt. Doch dann verschwinden alle Windflügler in dicken Wolken und der 1. Regenschauer prasselt auf uns nieder. Blitze ringsum, auch in Rumänien drüben… Wir drehen ab und wllen das Gewitter im treibenden Schiff abwettern. Um 8.30 Uhr verbessert sich die Sicht und ich stuere zwischen die Felsenenge, beeindruckend die senkrecht neben uns aus dem Wasser aufragenden Naturfelsen unterm Kastell…
Dann ändert sich die Landschaft, landwirtschaftlich bearbeitete Flächen breiten sich am rumänischen Ufer über die sanften Hügel, Mais, Kartoffeln, Heumandeln auf hohen Stöcken auf sehr steilen Wiesen, von Wald umgeben. Wohl noch viel Hand-Arbeit mit Sensen und Rechen und gebundenen Garben auf den kleinen Getreidefeldern, Obstbäume, kleine Rebhänge. Am rechten serbischen Ufer senkrechte Felswände wie in den Pyrennäen! Unsere elektronische Seekarte am Tablet zeigt die Enge der Durchfahrten und die doch schmale befahrbare Fahrrinne,mal rechts mal links, mal in der Mitte…Mal 10m, mal 62 m tief… DUNAREA steht da, wie das Segelboot von Micha und Vroni hieß(2011)! Wir fahren fast 60 km mit durchschnittlich 8,7 kmh im Strom. Wieder drohen dunkle Gewitterwolken am Himmel, so steuere ich um 13 Uhr die Stadt Donji Milanovac an! Am Anleger (altes Pontonschiff) hängt die Aida-riva. Gerhard erkennt kleine Pontons, ein neuer Hafen???? Nur 2 Schiffe, aber die Tiefe reicht aus, ein Mann hilft im Regen beim Anlegen. Gerhard holt mit dem kleinen Kärrele mit rädle Benzin, Wasser gibt’s an einem Brunnen überm Parkplatz. Und dann gehen wir ins Städtle, da regnet es schon, Es schüttet wie aus offnen Schleusen, 7 Stunden ohne Pause…Im Café Dionys schreiben wir Mails und Blog, die Straße wird zu einem braunen strömenden Fluß, die Randsteine überspült, die Autoreifen halb im Wasser… Fußgänger waten durch die Brühe, Schirme helfen nichts mehr. Wir staksen zu einer Taverne, essen Cebab und Raznici… Dann leiht sich Gh beim Wirt einen Schirm und „geht“ zurück zum Schiff, inzwischen hat sich ein Rinnsal in einen Sturzbach von 2 m Wassertiefe verwandelt. Rennend holt er mich, bringt mir Gummistiefel und Öljacke und 2 Schirme mit. Wir spurten zum Dorfende und durch strömenden Sand und wilde Wasser gelangen wir auf den Ponton. Die Nacht brüllt das vom Hang stürzende Wasser, das in den Bach fällt… Unheimlich das sich immer mehr steigernde Rauschen und Röhren. Naturgewalten. Wir hören, daß es in ganz Serbien so regnet. Am nächsten Morgen kann man wieder auf der Straße laufen… Keller werden ausgepumpt, die vielen vielen Rosen in den Gärtlein hängen triefnaß die wunderschönen Blüten… Die Kreuzfahrpassagiere laufen etwas ratlos herum, die Tischdecken und Stickereiblusen unter den Plastikplanen der fahrenden Händler finden wenig Absatz. Wir kaufen am Markt Gemüse. Am Ufer kocht heute ein Koch Serbische Bohnensuppe: ein tragbarer Holzofen mit Ofenrohr wird angeheizt, und dann köchelt die Suppe im 40 l-Kessel stundenlang. Es kommen 20 Motorboote, Regatta nennt sich dieses alljährliche internationale Treffen, alle kommen mit einem eignen Topf und bekommen Suppe geschöpft und Brot und Krautsalat. Nach dem Schmaus gibt’s einen Slobowitz! Sauber und picobello gespült in der Donau wird um 5 alles zum Auto gebracht, kein Müll, super! Leider regnet es schon wieder. Es ist schwülheiß, das Hemd klebt am Körper beim Stadtbummel, wir müssen die Suppe kosten, sie schmeckt köstlich!Fröhliches Gespräche an Bord der einfachen niedrigen kleinen Schiffe am Steg. Ein Erlebnis. Die Nachbarn kamen 6 Tage von Novi Sad!
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