Die Flusskarte: Klick
Mittwoch, 6.August: GERDI
Die EOS liegt vertäut am himmelblauen kleinen Capitania-Ponton. Gerhard kann den Kühlschrank-Klotz hochwuchten und zum Auto des Beamten schleppen. Gegenüber der finsteren niedrigen schmutzigen „Werkstatt“(!!!) reihen sich marode Plattenbauten aneinander, die Balkons hängen zerbrechend schräg herab, die Fenster teils zusammengekleistert. Aus den Küchen ragen dicke kaputte Rohre, über mehrere Meter mit Alufolie umwickelt. Ofen-Heizung?
Kleine Läden säumen die beidseitig von alten Bäumen gesäumten Straßen, das Wegpflaster ist lückenhaft, aufpassen!! Bei einer Metzgerfrau kaufe ich 500 g Hackfleisch, aber es ist wohl schon als Cevapcici gewürzt! Am Hafen erklärt mir eine in Deutschland lebende Rumänin, daß Pasta mista ganz fett ist und nur am Grill geröstet schmeckt, nie in der Pfanne gebraten. Ohne Würze heißt es Toccata.. Als ich erkläre, daß Toccata klassische Musik sei, müssen alle herzlich lachen. ( Ich esse übrigens nix am Abend, das Fleisch „müffelt“, ich hab da ein zu feines Gespür, wohl vom Hygiene-Vati( Milchwirtschaftler) als Gen vererbt.
Am Abend heiß-schwül, ich verpacke mangels Kühlschrank alles Gemüse in Dosen, dann duschen wir am Heck unter unsrer Kanisterdusche- und dann versuchen mich dicke schwarze Schnaken tot zu stechen. Flucht ins Vorschiff, voller dicker Beulen am ganzen Leib. Sch….ißmoskitos. Nachts wieder Regen…
Donn., 7.August
Früh um 9 suchen wir ein Internetcafé. Beim Saalbau klappts nicht, bei einer kleinen froschgrünen „Pensiune“ arbeiten wir 2 Stunden an Fotos und Blogberichten von 2 Wochen. Die visuellen Kontraste sind groß: Fassaden, prächtige Gebäude mit fast barocken Simsen, Balkons, Portalen und Stuck und Säulen, daneben verfallende kleine Häuser mit verwilderten Gärten, mal liebevolle Rosenrabatten an den Alleen, mal bröckelnder Verputz an kaputten Fenstern…Mich faszinieren die schmiede-eisernen filigranen Spiralen und Zinnen an den Flügeltoren! Die große Kirche St. Nikolaus mit ihren silberglänzenden Kuppeln steht nahe einem Saalbau, in dem die Galerie zum Feste-Feiern ein, unten hochglänzender Steinboden zum Tanzen unter Lüstern. Auch der Garten bietet eine Galerie über dem unteren Platz, wie mag man hier gefeiert haben, Hochzeiten, Geburtstage, Firmenjubiläen? An einem Kreisverkehr ein Schild, das es den Pferdegespannen verbietet, hier zu fahren! Wir begegnen 2x einem Karren mit Roma-Familie am Kutscherbock. Wir laufen die Alle bergab Richtung Hafen. Wie Berlins „Unter den Linden“ oder die Champs-Elyssées in Paris mutet der Boulevard an, nur fahren heute Mercedes und Lieferwagen statt feiner Droschken und Pferdekutschen auf und ab. Die saftig grünen Laubbäume spenden Schatten und erzählen von alten besseren Zeiten. Ich pflücke mir ein kleines rotes Röslein und steck’s mir hinters Ohr, ein Souvenir von Calafat.
Seht euch meine Fotos an und lest die Bild-Texte darunter!
Um 13 Uhr legen wir ab und ich steuere über den Fluß rüber zur bulgarischen Stadt Vidin. Bis 15 Uhr hat Gh. den undichten Lüfter über meinem Bug-Bett abgedichtet und die Gummistropps am Sonnensegel ersetzt, das auch als Regenschutz überm Vorschiffluk dient des Nachts. Ich koche von 3-4 mit dem nun un-gekühlten Gemüse vom Markt eine leckere deftige Suppe, viel Sellerie, Kohl, Lauch, Karotte, Petersilie…Um 17 uhr Insel Nebuna im Fluß, viele Untiefen und Wracks erfordern unsere Aufmerksamkeit, nach fast 60 km suchen wir uns einen Ankerplatz vor der bulgar.Stadt LOM. Kastell, Hafen, Plattenbau-Hochhäuser.
Gerdis Bilder: Klick