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Auf dem Strom hier, einige Hundert Kilometer vor seiner Mündung und nur mehr 20m über dem Meer fühlen sich ungeduldige Menschen nicht wohl (Ausnahme, wer mit einem schnellen Flitzer Zeit und Strom durchmessen will). Wir sind den Landverkehr gewohnt, Autos eilen, Radler auch, Züge ebenso.
Wir liegen hier abseits der Fahrrinne an einer der seltenen Sandinseln (Der Strom führt gerade Hochwasser).
Träge, im Fußgängertempo wälzt sich das braune Wasser vorbei. Auch draußen im Strom treiben Äste, Wurzelwerk, ja, ganze Bäume vorbei. Aber alles langsam.
Dennoch ahne ich die Kraft, die hinter dieser Gemächlichkeit steckt. Wehe dem Skipper, der auf Grund gerät. Sein Schiff wird erbarmungslos auf Sand gedrückt. Kommt ein Bergauf- Fahrer um die Kurve, dann scheint es, er würde stehen. Aber er verschiebt sich ganz langsam gegen den Hintergrund. Besonders eindrücklich erscheint mir das bei einem Schubverband. 3, 4, oder gar 6 flache Schuten nebeneinander! Das macht bis zu 66m! In der Mitte hinten das Schubschiff. Das sieht aus als käme eine riesige Pistenraupe auf mich zu.
Es kann eine Stunde dauern, bis er wieder verschwindet. Anders die Talfahrer: Gegenüber dem Bergfahrenden eilen sie. In ein paar Minuten sind sie den Blicken wieder entschwunden. Dennoch spielt sich alles ganz langsam ab.
Gesten habe ich einen Verband mit 3 Schuten, hochbeladen mit Schrott beim Wenden beobachtet. Auf meiner Höhe hat er durch Rückwärtsfahrt gebremst. Ca. 300m weiter hat er sich zu drehen begonnen und in etwa 1 km Entfernung hat er das Manöver beendet. Der Vorgang hat etwa 20 Minuten gedauert. Das anschließende Anlegen dann nochmals fast eine Stunde.
Auch EOS darf beim Anlegen keine Eile zeigen. Erst mal am gewählten Anleger zweihundert Meter vorbei, Leinen und Fender vorbereiten, dann einschwenken und sich gegen den Strom dem Anleger nähern. Fast parallel zum Anleger mit 1 oder 2 Meter Abstand auffahren und nun gaaaanz langsam sich fast quer dem Ponton nähern. Vorsicht. Der Mast steht 3m vorne über dem Bug vor! Leider haben wir vorgestern zu spät bemerkt, dass unmittelbar am Ponton der Strom gegen die Flussrichtung steht. So schnell konnten wir gar nicht reagieren und schon hat die Mastspitze die EOS wenig sanft an einem Holzpfosten des Anlegepontons abgebremst. Rainer, danke für die stabile Mastverzurrung!
Hier, 500 km vor dem Meer, verbreitert sich die Donau auf 1 bis 3 km. In unserem Handbuch steht die Anmerkung “ Hier wird die Navigation spannend!“ Das stimmt. Der Strom verzweigt sich und bildet viele große Inseln. Die Kilometermarken am Ufer werden selten, die Bojen ebenfalls. Sie sind oft nur mit dem Fernglas auszumachen. Uns kommt aber der hohe Wasserstand zugute(danke für den tagelangen Regen im Nordwesten).
So ists auf unserer Reise. Wir wissen nicht, was uns hinter der nächsten Kurve oder am nächsten Anleger erwartet.