Vorab:
Die erste Zeit mit Rainer und Günter war fröhlich, problemlos. Wir haben uns gut verstanden. Zu dritt war auch niemand an der Pinne überfordert. Eine Stunde steuern, zwei Stunden frei. Jeder hat selbstständig die Kurse gefahren.
Gerdi kam in Budapest an Bord und wir hatten eine sehr sehr schöne gemeinsame Abenteuerzeit. Die Anlegemanöver im Strom waren gelegentlich knifflig. Gerdi hat sie meist gesteuert und ich band an. Nie gabs Schäden. Essen war immer eine Freude. Eine Stunde steuern, eine Stunde frei. Da war auch niemand überlastet. Wir waren ein gutes Team und haben besonders gegen Flussende die Tagesstrecken kurz gehalten. Wir wollten die Reise genießen. Die Ankerabende waren trotz Mücken ein Genuss.
- Start am 12. Juni in Saal bei Kelheim, Ende in Sulina am 8. September
- 16 Fahrtage auf der oberen Donau von Saal bis Budapest
- 64 Fahrtage mit Gerdi von Budapest bis Sulina
- Insgesamt 80 Fahrtage und 2543 km, das ergibt einen Durchschnitt von ca. 42 km/Tag (Paddler, die wir in Sulina trafen, „schafften“ ca. 70km/Tag (ab Ulm!).
- Längste Tagesstrecke 110 km von Osjek an der Drau nach Backa- Palanka an der Donau
- 340 Liter Diesel verbraucht, das ergibt einen Durchschnitt von 11,2 Litern/100 km bei einer Drehzahl von 1200 upm (mit Strömung von ca. 3-7 km/h)
- Größte Stromgeschwindigkeit bei Deggendorf an der Isarmündung und bei Hainburg mit ca. 7 km/h
- Störungen: Echolot ab Belgrad neu, Kühlschrank defekt
- Mücken wären im Juli+ August+ Anfang September eine Plage, hätten wir nicht ein Netz übers Cockpit und den Niedergang und überm Bug-Luk. Vor Sonnenuntergang geht die Plage los und endet nach Sonnenaufgang noch nicht ganz!
Das fiel uns auf:
- Betonnung im Ober- und Mittellauf sehr gut, im Unterlauf weniger Bojen, aber nie Orientierungsprobleme mit dem älteren Papierkartensatz in 9 Spiralbuchbänden: „Donau“ von Pierre Verberght. Unsere elektronische Karte der „DORIS“ war hilfreich. Das Buch „Die Donau“(Haselhorst/Dittmann) ist gut und anschaulich bei der täglichen Routenplanung.
- Ausnahmslos freundliche und hilfsbereite Leute, kein schlechtes Gefühl beklaut oder übervorteilt zu werden. Keiner nahm je Geld als Backschisch an!
- Ab Belgrad kaum Infrastruktur für Sportboote im EOS- Format. Anlegen, wo es günstig erscheint, teils an wackeligen, rostigen Anlegern, meist Pontons. Aus- und Einsteigen erforderte manchmal sportliches Geschick, auch Klettern über 4-5 Frachter usw. Ab Belgrad selten Strom in der Nähe.
- Ankern im Strom, wir hatten im Mittel- und Unterlauf hohen Wasserstand durch die Überschwemmungen im ersten Halbjahr 2014, Wassertiefe beim Ankern ca. 5- 10m. Außer im Oberlauf bei Kiesgrund immer bestens haltender Lehm oder ähnlichen Grund. Kein Bewuchs. Schwimmen wegen der Strömung auch in Flussarmen selten möglich und bei 4-6 kmh Tempo der Donau richtig gefährlich!
- Maststellen problematisch, da nur weit überdimensionierte und dadurch teure Krane da sind. Bei uns mit 100 to- Kran und 600€. Es wär vielleicht unter der Hand auch billiger gegangen
- Bulgarien ist noch kein Schengen-Staat, hat aber gemeinsame Grenze mit Rumänien. Seitenwechsel korrekt nur mit Aus- und Einklarieren möglich
Einige Ereignisse:
- Viele Abendessen, Grillen, Suppen von Gerdi, Gerdis Schweinebraten in Sulina und ihre Gemüsesuppe in der Dunarea Veche. 2 lebendige Hechte aus der Reuse bei den Lipowanern. Fischsuppen in Serbien und Ungarn
- Durchfahrt durch das linke, engste Joch der Steinernen Brücke nur mit voller Kraft möglich. Ganz langsam, war spannend
- Strecke von Straubing nach Deggendorf ist naturbelassen und kurvenreich. Wir hatten ca. 0,2 bis 0,5m Freiwasser und 3 Grundberührungen
- Krems und Hainburg: Sehr nette Rädlewirtschaften mit bestem Wein und guter Brotzeit
- Nach Bezdan in Serbien. Sehr starkes Gewitter mit Wolkenbruch und schwieriger Orientierung. Mussten ankern
- Belgrad: Anlegen und Verweilen längsseits bei Ducan, dem Stand-up-Paddler. Neues GARMIN-Echolot gekauft
- Drau- Abenteuer. Unerklärlich, warum wir die Policja stundenlang nicht fanden und „flüchten“ mussten. Kein Einklarieren in Kroatien möglich.
- Eisernes Tor, 2 Abschnitte, eindrückliche felsige, bergige Flusspassage. Muss früher der Horror für Steuerleute gewesen sein
- Donji Milanovac: Wolkenbruch, Dorf überschwemmt, Dauerregen 1 Tag lang und dadurch Wasser im Schiff, auch auf Gerdis Koje. „Regatta“: Sehr liebenswerte Serben mit ca. 20 teilweise einfachen Motorbooten kamen die Donau runter –stundenlang kochten 2 Männer für sie typische serbische (weiß)Bohnensuppe!
- Im Unterlauf werden die Schubverbände immer größer. Rekord an Breite: 6 Schuten mit je 11m ergibt über 60m Breite. Länge bis 3 Schuten + Schubschiff 3 x 80m + 40m = 280m und bis 3 Schuten nebeneinander. Es hat aber alles Platz zum Begegnen.
- Ghindaresti: Ankern und m.d. Schlauchboot ans Ufer: Besuch des Lipowanerdorfes(russ., blond, blauäugig, streng orthodox gläubig) und 6 höfliche Burschen zum Springen vom Bug an Bord
- Ich wegen 39,2° Fieber ambulant im Krankenhaus. War aber anderntags weg.
- Aufregend und politisch brisant: entlang der ukrainischen Grenze, die in der Mitte der Donau eingezeichnet ist, unter Segeln, aber am Ufer all die Wachtürme, Gewehre, Ferngläser, freundliches Winken hinterm Stacheldraht
- Tulcea, Eingang zum Delta. Starkes Schaukeln durch enormen Bootsverkehr. Grundberührung beim Anlegen neben vollbesetztem Passagierschiff. Hilfe durch Freischleppen von freundlichem Motorbootfahrer.
- Unsere Ankerplätze, unsere Schlauchbootfahrt mit der kleinen „micro eos“ zum Seerosen-See, die geführte Bootstour nach Letea und das Gasthaus in Crisan mitdem köstlichen Essen und im Steinbackofen gebackenem, warmem Brot. Herrliche Natur bei der geführten Exkursion zu prähistor.Wald, feinsandiger Donaudüne und den Wildpferden bei den Dörfern mit den Minderheiten aus Rußland und Ukraine mit den winzigen Häusern in strahlendem Blau und Grün
- Das Flötenspiel am Abend und bei Sonnenaufgang lockte immer wieder Fischer in ihrem Kahn heran, sie kauderwelschten mit uns, musizierten mit unsrer Mundharmonika, schenkten Wein, Honig und Sardinen
- 3 Tage abwarten in der alten Donau wegen Starkwind einsam beim Schilf der alten Donau!
- Und Sulina, die Stadt „am Ende der Welt“.
- Zum Schluss an der Ausfahrt ins Schwarze Meer doch noch ein Pelikan.
- Die einfache Lebensweise der Donauleute färbte auf uns ab, wir aßen wie sie Krautsalat, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika+Chili, Weißbrot, Fisch, nur selbstgekochte Suppen, rosa-gekochten Speck, Käse, Honig – und nur 4x Spaghetti J
- Sprache: wer etwas Italienisch und Französisch kann, versteht viel in Rumänien. Englisch ist im Kommen, die Jungen können es oft verblüffend gut und akzentfrei, viele sprechen Russisch.