In der Marina Turgutreis: Fällt Ihnen an den Bildern die türkische Gastflagge an diesen Schiffen auf? Müsste sie nicht am Heck wehen?
Ist es möglich, dass so viele Gäste aus Amerika hier in der Türkei segeln? Die Heimathäfen Delaware, Rod Harbour, Willmington und die amerikanische Flagge am Heck lassen diesen Schluss zu. Das sehe ich bei der Hälfte der Jachten in türkischen Häfen. Dort wo die Gastflagge aufgezogen wird, flattert die türkische Nationale.
So beliebt sind türkische Gewässer bei den Amerikanern nun auch wieder nicht. Viel mehr steckt eine Optimierung der Bootssteuer dahinter. Das Boot „gehört“ auf dem Papier einer Strohfirma in Wilmington, Rod Harbour oder sonst einer Firma oder Person in einem dieser fernen Länder. Der erhält dafür eine Aufwandsentschädigung (ist ja nur eine Papier- Arbeit), der ferne Staat geht auch nicht ganz leer aus und der Bootsbesitzer braucht im Heimatland Türkei keine Steuern zu entrichten. Warum nicht so handeln, die Berufsseefahrt macht’s ja genauso? Der türkische Eigner braucht also ein Transitlog wie wir mit unserer EOS auch, verlängert das durch einen Stempel beim Zoll jährlich und muss allerdings alle 5 Jahre einmal das Land verlassen. Nur die 10 Seemeilen rüber auf eine griechische Insel, dort einklarieren, wieder ausklarieren und sich bei der Rückkehr ins Heimatland ein neues Transitlog für die nächsten 5 Jahre beschaffen. So einfach spart der sparsame türkische Bootsfreund Steuern.
Uns fällt das in den großen Marinas auf. Wir mit unserer 10 Meter langen EOS ordnen uns jetzt in der absoluten Kleinstklasse ein. Neben den ganz großen Megajachten fährt der „Normaleigner“ eine weiße Kunststoffjacht von 12 bis 17 Meter Länge oder einen entsprechenden Katamaran. Bugstrahlruder, Plotter, AiS, Funk, Warmwasser, Duschen usw. Gelegentlich treffen wir Segler unserer Art, aber selten.
Wir melden uns beim Anlaufen einer Marina über Funk an, ein „Mooring- Asistend“ nimmt uns mit seinem Schlauchboot in Empfang, geleitet uns zum Liegeplatz und buxiert uns in die Parklücke, befestigt die Mooringleine und ein zweiter „Asistend“ übernimmt die Leinen am Steg. Bei der Anmeldung erhalten wir einen Transponder mit dem wir den Zugang zu Strom und Wasser öffnen können. Alles außerordentlich professionell. Der Sanitärbereich klinisch sauber, großzügig, alles funktioniert. Kein Fetzelchen Papier am Boden, kein Schmutz, Mülltrennung.
Um den Hafen hat sich ein Gürtel von edlen Restaurants, Cafés und Boutiken angesiedelt. Man kann Schiffe und Ferienhäuser kaufen. Nachts erstrahlen Gebäude in bunten, wechselnden Farben. Dahinter beginnt das normale Leben. Geschäften, landestypische Restaurants, Kioske, die Moschee, wie man sich eben einen Ort in der Türkei vorstellt.
Umsonst bekommt man diesen Luxus nicht. Er ist teuer: 30 bis 50 € kostet der Bootsplatz für eine Nacht. Unsere Welt ist das nicht und wir meiden diese feinen Orte, aber gelegentlich sehnen wir uns doch nach einer warmen Dusche und einer ruhigen Nacht. Auf der Donau und im Schwarzen Meer haben wir das Gegenteil von Luxus kennen gelernt. Über diese Schere macht man sich schon seine Gedanken.
Liebe Gerdi, lieber Gerhard! Nun mußte ich herzhaft lachen, über eure Beschreibung der Flaggen und Fähnchen, die da so an manch einer Luxusyacht herumwedelt….und man fühlt sich in einer völlig verkehrten Welt….. und eigentlich ist es absolut Nicht zum lachen…… all die möchte-gern-VIP´s, die zurück gelassenen HIgh-Heels auf dem Bootssteg vor den Gangways und demonstrativen Sektkühler ….. wie armseelig!
Hoffentlich habt ihr bald wieder die idylle einer Bucht um euch, in der ab und zu eine Schildkröte ihren schrumpeligen Kopf aus dem Wasser streckt!
Tausend liebe Grüße! Vroni.