Von Kalymnos via Insel Leros und in 6 Std. gegenan bis Insel Levita
Gerdi schreibt:
7.Juli: Mit den sanften Bildern der grünen Dorflandschaft beim Abendspaziergang in der engen Felsenklamm von Vathi (Kalymnos) , den Hühnern im Baum, der gebratenen Dorade und dem Duft vom blau-violett blühenden Thymian bei all den uralten christlichen Kirchlein…aber auch dem Bild der Flüchtlinge der Nacht…. gehen wir auf Segelfahrt zur Ankerbucht auf der Insel Leros,4 Stunden… Wir grillen zum 1. Mal Souflaki aus Schweinefleisch, nach 6 Wochen Abstinenz im Muslimland. Dazu dünste ich grüne Paprikaschoten von Jannis, dem Gemüsebauern.Halva als Dessert. –Das Meer hat kalte 19°C… Ruhige Nacht.
Mittwoch, 8.Juli: unser 50. Tag
Frühstück ohne Sorgen. In Deutschland hat es 38°C, anstrengend. Das schildern die Mails von Fabienne, Inge, Jojo- so schön mal was zu lesen von daheim. Ich male mit edding-Stift endlich den verblassten Namenszug „micro eos“ aufs Schlauchboot. Danach 2 Std. Arbeit mit dem Internet und dem 20.Blog und unsren Fotos im Café. Ich schneide die neu gekaufte Plastikfolie zu zum Abdecken für Vorschiff-Bett und Kleiderschrank… wegen des Eindringens von Meerwasser übers Deck….
Mit dem frisch geernteten Gemüse koche ich Ratatouille: Auberginen, Zucchini, Paprika, Tomaten. Dazu Reis.
Donnerstag, 9.Juli, Lakki/Leros
Ruhige Nacht, aber um 3 lautes Palaver an Land, vielleicht erneut Anlanden von Flüchtlingsbooten…
Noch vor Sonnenaufgang um 6 Uhr früh Anker auf. Poseidon Meteo meldet Wind 3-4, aber ab 8 Uhr müssen wir bei Westwind 4 heftig gegenan segeln! Genua gerefft, Hunger hat bei dem Seegang keiner…
Schräglage, die Eos wird stark gefordert, der Bug knallt in die hohen Wellen und teilt die Wogen, daß es 2-3 m hoch aufspritzt beim Eintauchen… Seitlich Flüsse an Deck, am Heck umkreisen mich Seen und brausen durch die Festmacherklüsen hinaus. Hart am Wind. Insel Levita in Sicht, aber wir können es so nicht erreichen. Innen im Schiff knarzt, ächzt und quietscht es laut, Pfeffermühle, Schere und Tee-Ei spielen hämmernd Schlagzeug, wenn der Bug auf die Wellen knallt…
+ Foto Gh Felswand? Levita
+ Foto Gh Bugwellen
Zunehmender Wind, 4-5, daheim wäre Sturmwarnung. Nach 4 Std. harter Segelei schalten wir den Motor dazu und stemmen uns gegenan … Wir biegen ein hinter die 1. Felsnase und gleich fegen stramme Fallböen von der Höhe auf uns herab, kaum kann ich die Pinne halten. Drinnen sind bereits 6 Segelyachten, zwar an Bojen, aber wild kreisend. Vorleinen am Bug belegen, Gerhard mit dem Enterhaken bereit, jetzt geht alles im Team, knappe schnelle Kommandos…Exakt gegen den Wind auf die rote Gasflasche zusteuern.. Dann kann Gh die freie Boje fassen(große Gasflaschen mit Ring und Seil)- Motor leichte Vorausfahrt… gegen den Wind und die Zugkraft… dann noch rausschwimmen und eine 2. Leine anbringen…
Ich koche Bohnenkaffee, grünen Tee, brate Spiegeleier mit der letzten türkischen Rindswurst, dazu grüne Gurken. Es faucht und braust… aber die Bucht leuchtet wie ein Smaragd: türkis-blau-grün… Wir sind hier „am Ende der Welt“: kein Handy-Empfang. Die griechischen Fischer arbeiten in ihren bunt bemalten Kaiken. Wenn noch offen, werden wir am Abend mit dem Beiboot an Land gehen und dort oben essen, 2010 gab es Bio-Lamm und Ziege, die Tiere laufen frei herum. Ein Idyll. Aber sturmumtost.
Wir liefen mit Stirnlampe hoch zu dem Biobauern, speisten gebackenen Schafskäse, griechischen Salat, „Casserol“ mit Lamm+Ziege, tranken das erste Mythos-Bier, eine kleine Kupferkanne Retsina… Den traumhaft hellen Sternenhimmel mit der Milchstraße und rechts vom Ende mein geliebter Skorpion…
Am Morgen noch ziemlich stille See, also los um 5 und dann segelten wir 11 Stunden weiter…bis in die südliche Bucht von Leros.
Gerhards Foto folgt demnächst…