30. Wir segeln bis Rocella Jonico an der Sohle des Stiefels

Gerdi schreibt am Sonnwendtag, 19. Juni 16

Tiefgrauer Himmel, das Cockpit regennaß. Gerhard schert um 5.30 Uhr die Vorleinen aus und löst die EOS von der Mooring. Der Silbermond ist untergegangen. Die Nacht war lautlos und ganz still das Meer im Hafenbecken. Um 5.40 Uhr verlassen wir Le Castelli, denn es liegen 50 Seemeilen, ca. 10-11 Stunden Seefahrt vor uns. Gleich vor der Mole Blitze und Gewitter, ungemütlicher Seegang, wer hätte das gedacht nach der ruhigen Nacht. Die EOS stampft, senkt sich nach links, nach rechts und wiegt sich wild. Ich bin ein bissele beleidigt, ich hatte eine ruhiger Überfahrt erhofft…. Bis um 8 leg ich mich auf die Steuerbord-Sitzbank, im Bug ist Achterbahn…

Frühstück mini.Seegang! Filter festhalten

 

SegelnachtansichtGerhard bittet den Autopilot zu Hilfe und macht trotz Schaukelei um halbneun Filterkaffee. Ich halte Kanne und Brühfilter fest, er klemmt den Topf nochmal am Herd in die Topfhalterung und kocht 2 Eier. Was für ein lieber Smutje. Wir essen unser kleines Frühstück, rutschfeste Matten am Tisch, altes Weißbrot aus Crotone, die Eier sind noch aus Ayos Stefanos,
Griechenland. Um 9.40 setzen wir das Großsegel noch dazu und hoffen, mit 5 Knoten Tempo in 6 Stunden am Ziel zu sein, die lange langweilige Sandküste entlang bis Rocella Jonico, da waren wir schon 3x. Ungemütlich diese italienische Tour, keine lockenden Ankerbuchten, in denen man träumen, schwimmen, grillen kann, im Cockpit die Sterne beobachten und Flöte spielen, Immer nur diese großen Strecken, diese langen Küstenlinien, der Seegang, der im Handbuch schon so kabbelig beschreiben wird für die Seestrecke zwischen Leuca und Messina. Die Hügel sind inzwischen braun, nur die Weinhänge sind grün. Die Getreidefelder sind geerntet, die großen Strohballen liegen wie Rieseneier auf den leeren Feldern. Wo die Halme noch Ähren tragen, sind die Flächen gelb. Gegen Mittag nähern wir uns dem Kap, und um 15 Uhr schwenke ich ganz vorsichtig ein Richtung türkisblaue, seichte Küste. Eine knifflige Einfahrt mit teils nur 1,2 bis 2,5 m Tiefe. Um 15.15 Leinen Fest an einem kleinen Ponton und da kommt auch schon der böige 5er Wind,der angekündigt war. Schwere graue Regenwolken über den Hügeln. An der hohen Hafenmauer liegen längsseits 2 riesengroße Luxusyachten. die kleinere tankt 6000 Liter Diesel…!!! So viel wiegt unser Schiff.

Aber ich putze unsere lieb kleine  EOS liebevoll, hole die nassen Ordner aus dem Schapp, wasche alle Beutel wieder salzfrei*), räume zurück. Gerhard holt in Kanistern Diesel, ich wasche alle Holzteile innen. Schön ist sie wieder. Neben uns eine neue Halberg-Rassy 310. 1 m höher als wir, alle technischen Hilfen an Bord, der Skipper alleine, er kam heute non stop aus Paxos. Ziel Sardinien. Jedem das seine.

Jetzt gehn wir die Meter-Pizza vorn essen, an die wir uns noch erinnern, die Bohnen gibt’s halt morgen. Man serviert auf einem Meterbrett, das sind 2×4 Portionen, das ‚Besondere ist, daß der Boden total knusprig ist und wir alle aus der Hand essen können.  Ca. 150 Leute sind da um 21 Uhr.


*) Die Werft am Bodensee hat einige Arbeitswochen zu tun mit unsrer schönen Yacht…

Löcher-zu lange Schrauben am Himmel (2) (700x525)
Diese türkischen Bohrlöcher bescheren uns allerorten Nässe, das Meer besucht uns in der Kajüte… So schade.

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