Mehrmals am Tag schlucken die Fähren die Sehnsuchtstouristen für die Inseln Korsika und Sardinien und spucken die erholten Heimkehrer braungebrannt wieder aus. Am Mittwoch hat die Schaukelei für unsre EOS ihr Ende und wir verlassen den kleinen Hafen an den Hochhäusern.
Wir erleben einen der schönsten Segeltage dieses Törns! Blauer Himmel, schöner raumer Wind mit 3-4 kn Fahrt, Küste ganz nah, keine irren Raser mehr. Da unser liebes Schiff beim Anlassen immer mehr weiß-bläulichen Rauch /Dampf ausstößt, verzichten wir auf unsere Grillfreuden in einer Ankerbucht und suchen schon um 15 Uhr den sehr ordentlichen Hafen in Bandol auf. K4, ein Gastliegeplatz, und der Volvo-Monteur kommt um 5… Einspritzdüse? Zylinderkopf? Oder schlimmer…Kompression? Ob der 200 kg-Volvo aus dem Boot geliftet werden muß?
Es hat schon lange nicht mehr geregnet, aber wenn, dann spucken spassige Regenfallrohre das Wasser auf den Gehweg, in der 2. Reihe sind fast keine Touristen mehr. Da sind die Küchen der Promenadenlokale, die Sozialstation, die Hebammen, und hinter der Kirche am Hügel ein Lycée Maternelle, ein Institut für Erzieherinnen. Und Frisöre, Schuster…
Am Abend gibt’s mal ein schlichtes Vesper im Cockpit, Käse, Tomaten, Zwiebele. Dann bummeln wir die lange Promenade vor. Dort herrscht ein buntes Treiben, ein idealisierter Jüngling mit Flöte stellt wohl PAN dar, drei geölte muskulöse Brasilianer oder Jamaikaner trommeln wie eine Steelband vor einem Restaurant flotte Salsamusik und vollführen mit 30 m Anlauf Flicflacs mit Salto auf dem Gehweg… eine kleiner Mann jongliert mit 6-8 Bällen… eine Art Kulturufer mit zahllosen schön dekorierten Ständen lockt die Touristen mit Schmuck, geschnitzten duftenden Seifenblumen, Räucherstäbchen, Klangschalen, Tatoos, die wohl typischen frischen Leckereien wie Spritzgebäck gepritzte Teigschlangen, die in siedendem Fett fritiert werden, Chuccos/Chichis.
Auf einer großen Freifläche spielen 6 Gruppen im Sand Boule. Daneben 2 Lkws mit Marionettenbühnen. Ein Stand verkauft diese Folien-Steck-Lampenschirme, die Martin im Bad hat!
Die vielen riesigen hochglanz-polierten Motoryachten leuchten lila, pink, grün, rot, denn die hohen Straßenlampen haben wie Abakus mit vielen „Kugeln“(Leuchten) mit changierendem Licht. So erstrahlt am Hügel auch der Glockenturm neben der Kirche, die schon am Abend ihre Glockentürme in die Marina sandte. Ein großes Kinderkarussell erinnert sehr an unsre Nürnberger Volksfeste als Kinder, ich liebte die Schaukelpferde.
Mit einer Tüte gebrannter Erdnüsse melden wir uns beim Sécurité-Mann am Eingang zu den Ponton-Stegen. Bis 00.00 Uhr gibt es Live-Musik, dann singen alle ein Lied mit Text, wohl eine Art Regional-Hymne, und dann ist totale Ruhe…!!! Auch auf den Booten wird nicht gefeiert, laut gelacht oder geplaudert, absolut rücksichtsvoll, RUHE- unvorstellbar in Italien, Griechenland oder in einem deutschen Hafen… Kompliment den Franzosen!
Der Käptn hat wieder kurze Haare… er hat ja die Privat-Friseurin an Bord
Am Abend kommt der Monteur, er baut Teile des Motors aus, der Zylinderkopf muß neu sein… am Donnerstag stellt sich heraus, daß die Reparatur ca. 4000€ kosten würde… ein neuer Motor aber doppelt so viel. Hier gibt es den Kran, um den Altmotor (25 J. alter Volvo) herauszuheben. Wir prüfen die Posten der Rechnung, wägen ab… die Überholung in Deutschland wäre eh fällig. Ihr könnt erraten, welche Entscheidung wir trafen. Bis Mittwoch sind wir hier „gefangen“ im Hafen von Bandol. Am 1. Sept. setzen wir die Reise fort, die Calange lockt.
Noch etwas Text und ein Gerhards Bilder: Klick
Hier die Reisestrecke von Toulon hierher: Klick