Sonntag, 18.9.(+Montag 20.9.)
Stürmisch ist der ganze Flußtag!
Am 1. Geburtstag vom Emil, unsrem Enkelkind, erreichen wir Avignon. Schwere Wolken hängen über der Stadt, der Mistral peitscht die Rhône, es ist gemein kalt! Anorak, Kapuze, Faserpelzjacke…kalte Pfoten bekomm ich bei meiner Wache an der Pinne, von 9.45 bis um 11. Dann kommt die 5-fächrige Schleuse! Das Schweizer Lustschiff Amacelli kriecht vor uns in die Kammer. Um 12 Uhr taucht kulissenhaft die mittelalterliche Kulisse der Stadtmauer und Dompaläste von Avignon auf, die Gold-Marie segnet mit liebevoller Geste die Stadt. „Sur le pont d’Avignon“ tummeln sich zahllose Touristen, die Smartphones knipsen eifrig unsere EOS, als wir den Torso seitlich umfahren. An der nackten Kaimauer findet sich zwischen einigen hier festgeleinten Booten ein freier Platz. Nicht ganz einfach, in der Strömung und bei dem bissigen Wind anzulegen… Der Mast steht vorn und hinten gefährlich weit über. Aber „wir schaffen das“.
Auch Manuel+Julitha sind da! Wie komm ich an Land??? Mit dem irgendwo verletzten Sturz-Arm kann ich mich nicht wie sonst an der Mauer hochziehen, ca. 1 m. Mein Retter Gh. legt unsere Gangway vom Kajütdach waagrecht auf die Kaimauer-Ebene und so kann ich rauskrabbeln…Avignon, wir kommen. In Faserpelz, Anorak u. Schal…

Wir steigen hoch zum Papst-Palast. Viele Busse sind da, Schülergruppen aus D, Spanien, Schweden, Italien. Ich will den Pomp der katholischen Kirche nicht sehen!!! Wir setzten uns auf nen Caffè und eine Menthe à l’eau auf den Domplatz, das Lokal heißt „Senfmacher des Papstes“, und beobachten die Leute, unterhalten werden wir von einem Jazztrompeter und einem Tango-Akkordeonspieler, der aus Bukarest kommt. Endlich esse ich mal eine der hiesigen Spezialitäten, eine süße Crèpe mit Zimtzucker. In den Schaufenstern sehe ich die alten Trachten der Provence-Landsleute…
Im Windschatten der Häuser bummeln wir in den Gassen, überall wird Seife in allen Farben verkauft, es duftet allerorten nach Lavendel. Schürzen, Tischtücher, Frottées und Lavendelsäckchen kauf ich nicht, aber eine Spieluhr mit Kurbel und der Melodie „Frères Jacques“-unser 1. Souvenir seit den 4 weißen Kieseln von Albanien hinter Orricum…
Am Abend meiden wir noch einmal den Blasewind und laufen in die Altstadt, essen in einem Lokal am Hôtel de ville(Rathausplatz) das überall auf Schiefertafeln angeschriebene Gericht „Magret de canard“(Entenbrust) und die 1. Dorade vom Grill. Eine Brasilianerin übersetzt-aber Leber, die sie zeigte, war das nicht!;-) (das hieße auch foie!)
Starkwind, Wellen und weiße Gischt auf dem Fluß… Stärke 8? Wir beschließen am Montagmorgen, doch noch eine 2.Nacht zu bleiben.Unser Internetguthaben ist mit 4 MB aufgebraucht, der Laden hat Montags zu. Wir gehn einkaufen.Beim Rückweg sind wir zwei Last-Esele:-)…Mit dem kostenlosen Elektro-Fährboot lassen wir uns ans andre Ufer bringen, rüber zur Promenade, das feine Restaurant „Le bercail“ hat eine große Gruppe auf der windverblasenen Terrasse, wohl vom Kreuzfahrtschiff. Ein ausgedehnter Campingplatz hat nur noch Wohnmobile zu Gast. In der Auberge des Jeunes kommen gerade junge Schweden an, im T-Shirt, Top und Shorts, ein Schock, der eisige Wind beim1. Aussteigen aus dem Bus…Nach unsrem windigen Marsch nehmen wir wieder die kleine Fähre zurück zur EOS.
Am Abend koch ich selbst: Eine große Schüssel mit Salat Lollo Rosso, Champignons mit Zwiebel, Knoblauch, Crème Fraîche und Bandnudeln d’Alsace. Beim Essen fegt der Mistral kalt in unsre Kajüte… Dann besuchen uns Manu und Julitha, es gibt Cidre und Tacco-Chips. Sehr interessant, was die beiden schon erlebt haben!! Manu sucht nun eine Stelle, nach 2 Jahren Pause nicht so einfach, er ist sooo vielseitig, spricht englisch, spanisch, französisch, hat so viel Erfahrung in allen möglichen Arbeitsfeldern, in Afrika, Venezuela,.. Auch Julitha …liebenswert, sie wollte als 4.Kind der Familie Ärztin werden, zu teuer, also „nur“ Krankenschwester… Pharma-Vertreterin? Wir wünschen den beiden einen Entdecker, einen Förderer,… Im „Bercail“ sind nachts um 1 Filmaufnahmen im Stockfinstern, Models oder Hochzeit? Mit 1 beweglichen Scheinwerfer im dunklen Altbau, romantisch.
Am Di-Mittag verlassen wir(:-) nach einer warmen Dusche in der Capitanierie ) den Kai in Avignon und steuern bei immer noch viel Wind weiter nach Norden, Un 14,30 mach ich leckere Brote und einen großen Obstteller. Um halbzwei fahren wir mit Gischtwellen in die in die Schluese Île d‘ Avignon, um halbfünf in die 7m hohe Écluse de Corderousse. Das Atomkraftwerk Marcoul stört meine Ruhe… , die _Windflügler versöhnen ein wenig.
PS: 21.Sept. Heute fuhren wir nach urigem Ankerplatz an einem Schwimmponton, bei dem in den Altreifen-Fendern Bäume wuchsen, zur 23m hohen Schleuse von Bollène, und weiter, insg. 35 km im Kanal bis Nähe Viviers, aber der Anker hält nur unsicher im Kiesgrund im Original-Fluß. Vor uns kommt dann gleich die Schleuse.
Hier kommen Gerhards Fotos!
http://www.flickr.com/photos/gerhards/albums/72157672973308980