118 Zum Scheitelpunkt der Flußreise, 341,5 Meter ü.M.+Montreux

Gerdi am Montag, den 17.Oktober

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Hinter der EOS ist ihre Spur im Wasser des Kanals

Heute sind wir nochmal 4 Schleusen „hoch“-gefahren, das war gemein: man muß bei einer 4,5 m hochschleusenden Kammer ganz wahnsinnig schnell (sofort wenn man hinter die Schleusenportale gefahren ist, vom Bootsdach aus ein ca. 16m langes Seil nach oben werfen und da soll es genau auf einem von unten gar nicht sichtbaren Poller landen und ohne Schlingen brav wie ein Kragen schön hinter dem Poller landen. Lassowerfen ist viel einfacher, da hat man vorn eine Schlinge, den beschwerenden Knoten und kann 3-4x kreisen damit und dann zielen. Bei uns aber hat Gh. in  j e d e r  Hand einige Kauschen Seil und muß das mittlere lose Teil als runde Bucht hochwerfen…(das zw. den beiden Seilhälften). Dann bleiben nur noch Sekunden, um das eine Ende, das vorher ja noch nicht an der Bootsklampe belegt ist, vorn am Bug rasch festzumachen, dann gehn schon hinter einem die Stahltore zu. Heute verfehlte das geworfne Seil 3x den Poller, das Boot schwingt nach hinten, die Portale beißen fast in den 2 m hinten am Heck überstehenden Mast mit Radarreflektor und Toplampe… Grausig. Gh warf nochmal, dann verhedderten sich oben 2 Schlingen hinterm Poller. Der Schleusenmann guckte gar nicht, er hätte gut herlaufen können(er stand auf den vor dem Schiff geschlossenen Toren…) und er hätte gut das Seil fangen und um den Poller legen können. Wenn die Schleusenkammer niedriger ist (3m) sieht man auf dem Bootsdach stehend die Poller, so nicht.

Bisher haben wir ca. 80 Schleusen per Fernsteuerung selbst geöffnet und halt erst die Tore geschlossen (da schiebt man eine blaue Stahlstange in der Mauer nach oben und löst die Schließung der hinteren Tore selber erst aus, wenn das Boot sicher vertäut ist.

Heute sind wir am Scheitelpunkt unsrer 800 km langen Flußreise angekommen, in Montreux vieux (vorher kommt die Stadt Montreux Chateau), 341,5 m sind wir durch die Schleusen hochgepumpt worden. Für die 800 km brauchten wir 29 Tage. Nun geht es abwärts, morgen und übermorgen wie auf Treppen 40 Schleusen nach Mulhouse „hinunter“. Ein Monsieur l’èclusier wird mit dem Auto neben dem Kanal vorausfahren und die Schleusen bedienen mit der Steuerung, es warten hier 7 Boote, teils Richtung Süden. Wir sind das einzige Segelboot und mit unsrem 13 m langen gelegten Mast ein Hingucker. Kaum einer dieser Flachlandbewohner kann sich vorstellen, daß wir vom Meer kommen… und gar schon 6 Monate am Wasser leben in dem kleinen Schiff- seit Mai.

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Am Ufer duftet es wunderbar nach dem letzten Heu, in großen Ballen gerollt wird das letzte gemähte Gras in Folie verpackt, wie Kugeln, als Winterfutter. Die Häuser sehen inzwischen „deutsch“ aus, schützende Walmdächer, oft mit kleinem dreieckigem Krüppel-Walmdach am Firstgiebel. Noch steht die Maisernte an, die Äpfel werden wohl oft zu Most verarbeitet, ich liebe den Cidre! Die Kartoffeläcker sind geerntet und umgepflügt. Es riecht nach feuchter brauner Erde, Herbst. Auch die schnell zunehmende Färbung des Laubs der Bäume verblüfft, gelb, orange, rot. Wir sind nach dem heißen Sommertörn doch erstaunt, daß dies fast winterlichen Vorboten uns einholen, die Spaziergänger haben Daunenjacken an und Mützen, Schal und Handschuhe, Stiefel…

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Immer wieder stolziert ein majestätischer Graureiher am Ufer, wartet auf die EOS, fliegt voraus. Ein Schauspiel. Welch ein rassiger Vogel, groß wie ein Storch, elegant auffliegend mit beachtlicher Flügelspannweite. So hübsch die Farbzeichnung am Kopf, kräftig der Schnabel zum Fischefangen!

Der Himmel ist bedeckt, kein Blau wie gestern am Sonne-Sonntag. Ich hol das Ölzeug, grau in grau nun der Fluß, das Ufer...Es regnet. Aber bisher hatten wir echt großes Glück, denn es hat nie so heftig geregnet, daß es innen wieder durch unser undichtes Teakdeck in die Kajüte reinläuft. Bis Mulhouse sind es nun nur noch 33 km.

Gleich nach dem Festmachen an der kleinen Anlegestelle (mit Stromsäule an Land) hab ich um 3 Uhr Pfannkuchenteig gerührt und meinen Käptn zum Kaffee mit leckeren dünnen Pfannkuchen mit Orangenmarmelade und Zimtzucker beglückt. Er nahm mir dafür den Einkauf ab: Im Regen mit Schirm tigert er ins Städtle, um Äpfel und Butter, Bier und Trauben, Cidre und Hackfleisch für Frikadellenzu holen. Heute abend gibt’s Spaghetti von gestern, ich mach eine Sahnesoße mit Steinpilzen, die ich schon „eingeweicht“ habe. Gut, daß der Heizlüfter läuft: sonst kriegte ich all die nassen Anoraks, Ölzeugjacken, Mützen, … gar nicht trocken. Leider ist das Internetguthaben aufgebraucht (jaja, die vielen Fotos hochladen…)- so können wir die schönen Bilder noch nicht senden.

Was ich vermisse? Eine klitzekleine Dusche mit Warmwasser zum Haarewaschen, einen Backofen zum Brotbacken, eine wärmere Zudecke für nachts (da schweigt der Heizer), Das Walking, die Sauna, das Fitnessprogramm, verfügbares Internet. Gh. vermisst eine Leberkässemmel. Und sein Fahrrad.

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eine Schleuse nach der andren
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Ah, gut, Strom für den Heizlüfter
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