Gerdi am 24. Okt.2016
Unser letzter Tag am Schiff. Noch einmal sich waschen mit der kleinen Schüssel, noch einmal den Petroleumkocher rauschen hören beim Kaffeekochen, noch einmal Frühstück am Salontisch-heute am Geburtstag mit Kerze und Aquarell (EOS im Fluß mit Graureiher:-) Ich male immer am Ende eines Törns ein Bild…
Noch ist es dunkel, der Regen hat nachgelassen, unser nasses Ölzeug hängt in der Kajüte… Um 7 ruft der Transporteur an, er steht vorm Tor… Ölzeug an, Rucksäcke raus, … Dann kommt der Kran, ein fachkundiger Syrer ist bei den Fachleuten dabei…. Und schon bald schwebt die EOS aus dem Fluß, am Kiel tropfen Wassertränen, als würde sie weinen….



Als sie auf den Sattelschlepper gesenkt wird, kann man die Schäden am „gerupften“ Kiel betrachten. Die Kanäle hatten 1,80 m , aber die Felsen im teilweise flacheren Doubs haben ihn arg geschrammt, das Geräusch vergesse ich nie mehr… Kann repariert werden! Der Rumpf hat kaum Bewuchs! Die Meeresmuscheln sind wohl im Süßwasser abgestorben und abgefallen in der Rhône.

Eos wird fest verzurrt, wir bezahlen den Kran, ein Taxi bringt uns zum Bahnhof in Mulhouse, die Rucksäcke haben ihre bunte Regenhaut übergestreift bekommen… Wer schafft es schneller nach Friedrichshafen? Der LKW mit Start um 10.30 oder wir mit dem Zug ab 11.19 Uhr via Basel und Badischer Bahnhof?
Ich nehm in FN den Bus um 14.57 nach Eriskirch-Schlatt, Gh. erwischt den Zug zum Hafenbahnhof. Und als er dort ankommt, schwimmt unsere EOS schon im Bodensee!!! Der Motor springt zäh an, Gh. kann sie aber die paar Meter zum Steg fahren. Ich kaufe beim Heimlaufen eine erste schwäbische Breze für Gh und Obstkuchen zum Kaffee. Der Neubau der Schulerweiterung ist wirklich schön geworden, die Mensa luftig und hell. Alles aus Glas zum Innenhof (mit jetzt rotem Ahornbaum) und freiem Blick auf den Fußballplatz.Gemütlich ist es daheim, R., die liebe Haushüterin, hat die Heizung aufgedreht. Ich hole meine Pflanzen vom Treppenhausgeländer, lüfte alle Zimmer, packe die 2 Rucksäcke aus, packe neu für die Zugreise nach Augsburg, lege die Rumbakugeln für E. bereit… Etwas wehmütig ist mir ums Herz… 6 Jahre auf dem Boot, zuletzt 3 Jahre von Regensburg ins Schwarze Meer, die Ägäis.. . Italien…. Messina… und alles bis Frankreich und heim…. fast 18000 km! Gh. läuft die 4 km heim, er schnuppert Riedwiesen, sieht die Berge, die Kirchen… Ich erwecke das Notebook am Schreibtisch mit festem Internet zum Leben und merke, daß die PC-Mouse am Schiff blieb. Dann lese ich einige Tageszeitungen querbeet, die seit 7. Okt. schon kamen! Peu à peu heimkommen… Anrufe erledigen, den Enkel anschaun, so nett… Nach 6 Jahren Törn mit fast 18000 km auf dem Meer und Fluß ist das normale Leben noch nicht Routine… Es gibt Spaghetti mit griechischem Olivenöl und Parmigiano aus Sizilien. Ein Glas Sekt zum Anstoßen auf den Geburtstag. Ich kann nicht schlafen… das Schaukeln fehlt mir, es ist ungewohnt warm nach den kalten Tagen zuletzt am Boot. Ich sprech ein Dankgebet… alles ging gut… _Der Regen trommelt seit Stunden auf die Dachflächenfenster… aber es läuft nicht mehr durchs Deck 🙂 Jetlag. Ein wenig Heimweh… Das vergeht. Wie die Sommerzeit, die nun gar nicht mehr passt!!
Schön, dass Ihr wieder da seid! 🙂
Nun sind wir wieder am Festland, 3 Jahre lebten wir immer halb am Meer. Ab jetzt gibt’s wieder täglich eine Blog-Notiz auf meinem kleinen privaten Blog: http://gerdi-geschichten-daily.com/ Willkommen!